02. November 2013: Allerseelen

Bayern 5 – der Nachrichtensender – brachte gestern mehrfach eine Kurzreportage über Allerheiligen und die katholischen Bräuche an diesen Tagen. Die Journalistin sagte: „Wer in diesen Tagen Friedhöfe besucht, erlebt ein zu Herzen gehendes Spektakel: viele hundert Kerzen, die Grablichter, flackern an den Gräbern.“
Es war ein sehr positiver Bericht – nur das Wort Spektakel passt nicht zu den Kerzen an den Gräbern. Wir führen kein Spektakel auf, wenn wir Kerzen an den Gräbern entzünden!

An den Gräbern beten wir: „Unseren Verstorbenen leuchte das ewige Licht!“ – Wo Licht ist, kann Leben entstehen – wo es dunkel ist, da ist kein Leben, da ist nur Tod!
Wenn wir beten: „Unseren Verstorbenen leuchte das ewige Licht!“ dann beten wir darum, dass sie in diesem ewigen Licht leben dürfen!

Wir zünden an den Gräbern Lichter an, weil wir den Verstorbenen ein Licht bringen wollen und auch, damit in unserer Trauer ein Hoffnungslicht leuchtet.

Schwestern und Brüder, so gerne möchten wir glauben, dass unsere Verstorbenen leben, dass sie im Himmel sind – doch das stärkste Argument dagegen ist, dass wir uns dieses ewige Leben im ewigen Licht Gottes nicht vorstellen können. Alle Bilder, alle Wörter entstammen der menschlichen, der irdischen Phantasie und sind – nur Spekulation.

Und doch beten wir: „Das ewige Licht leuchte ihnen, oh Herr!“

Das ewige Licht ist das Licht Gottes, das Licht in dem Gott ist und das von Gott ausgeht. Jesus spricht davon, wenn er sagt: „Ich bin das Licht des Lebens!“
Das Bild vom ewigen Licht geht also auf Jesus und seine Verkündigung zurück. Deshalb ist es für mich ein Bild, das wirklich etwas sagt, über das, was uns nach dem Tod erwartet: Nicht Dunkelheit, sondern Licht.

Wer Licht sehen kann, der lebt im Licht Gottes – der steht nicht auf der Schattenseite des Lebens sondern auf der Sonnenseite.
Das ist mir wichtig, wenn ich daran denke, welche Dunkelheiten zu unserem Leben gehören: Schmerzen, Ängste, Misserfolge, Versagen, Schuld, Mangel – Dem das ewige Licht leuchtet, für den gibt es keinen Mangel mehr, keine Dunkelheit, keinen Schatten.

Das ewige Licht durchdringt uns durch und durch und alles in uns wird zu Licht, ja wir werden selber Licht, werden mit dem Licht Gottes, dem ewigen Licht vereint.

Schwestern und Brüder, der Glaube an Gott, der das Licht erschaffen hat und der selber Licht ist, und der Glaube an das Ewige Leben im Licht Gottes gehören untrennbar zusammen.

Durch unseren Glauben an Gott, leben wir jetzt schon in dem Licht und haben Anteil am Licht Gottes, so wie Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt.
Jesus ging noch weiter und sagte: 
„Ihr seid das Licht der Welt!“

Das Licht Gottes strahlt schon in unser Leben mit seinen Dunkelheiten hinein. Wenn wir Hoffnung fassen, wenn wir Gemeinschaft erfahren, Zuneigung und echte Menschlichkeit, spüren wir das ewige Licht schon jetzt in diesem Leben – jenes Licht, das uns einmal durchdringen wird, wenn uns einmal das ewige Licht leuchtet.