Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Schwestern und Brüder,
Das haben sie sicher schon erlebt: Man sitzt abends zusammen, man plaudert, es ist gemütlich, allmählich wird es dunkel – irgendwann schaltet jemand das Licht ein – es ist wie eine kalte Dusche! Die Gemütlichkeit ist dahin.
Wir haben gerade gehört: „Das Licht kam in die Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“
Das Licht ist Christus, der das Leben in sich hat, das Leben, das durch Gottes Wort wurde und wird.
Finsternis, das ist die Welt für sich allein. Angefüllt mit Gewalt, Feindseligkeit und Tod. Finsternis, das ist der Kampf der Lebensformen um Lebensraum. Wer ist geschickter, wer ist schneller, wer ist stärker in der Fortpflanzung, in der Fähigkeit, sich auf die Lebensbedingungen einzustellen.
Christus, das Licht, der das Leben in sich hat, kam in die Welt. Er fand nicht viele Freunde in der Welt. Man hatte für ihn keinen Platz – nur das Kreuz!
Christus kam nicht vergebens in die Welt. Sein Licht hat andere erleuchtet, die durch ihn selbst zu leuchten begangen – und davon will ich heute am Weihnachtstag sprechen:
Schwestern und Brüder; die ihn aufnehmen, werden durch ihn Kinder Gottes, sie sind – ebenso wie Christus – aus Gott geboren, weil Gottes Leben und Licht in ihnen ist.
In uns ist das Licht, in uns ist sein Friede, in uns ist seine Herrlichkeit und Vollkommenheit!
Zählen wir einmal die Gnaden auf, die wir als Kinder Gottes empfangen und die durch uns in die Welt kommen:
Die erste große Gabe ist das Teilen: Gott teilt sein Leben mit uns.
Das Teilen ist unsere Wesensart: wir teilen das Brot mit denen, die keines haben, wir teilen die Freundlichkeit mit denen, die am Rande stehen, wir teilen die Geborgenheit mit denen, die in Unsicherheit leben. Wir teilen das Leben!
Die zweite große Gnade und Gabe, die wir empfangen haben ist die Hoffnung: Gott lässt seine Schöpfung, der er das Leben einhaucht, nicht zugrunde gehen. Die Welt, die Menschen habe Zukunft. Zuletzt ist Gott selbst die Zukunft für jeden einzelnen, denn Gott vergisst keinen und für Gott ist keiner gestorben.
Die dritte große Gabe und Gnade, die Gott uns schenkt, ist die Freude:
die Freude der Kinder Gottes über all das Schöne und Gute, das wir in dieser Welt finden und erleben dürfen: über jedes neu geborene Kind, über die Vielfalt der Tiere und Pflanzen in all ihrer Schönheit, über die Wärme der Sonne und das Leuchten der Sterne – Wir Kinder Gottes freuen uns an der Schöpfung und über die Schöpfung.
Die Gaben und Gnaden sind so vielfältig, dass sie nicht aufgezählt werden können, umso weniger je mehr wir einzelne Beispiele erwähnen:
Doch eine vierte Gabe und Gnade will ich noch nennen:
die Barmherzigkeit! Gott sagt JA zu jedem Menschen. Er sagt JA zu dieser Schöpfung und er zieht sein Ja niemals zurück.
Alles darf sein! Gott schließt niemanden aus. Was immer auch ein Mensch tut, wie sehr er sich auch verfehlen mag, wie schwach und gebrechlich er auch ist – Gott sagt JA zu dir!
Die Barmherzigkeit dürfen wir in der Welt vor den Menschen leben und sichtbar machen, indem wir uns für das Leben einsetzen und uns besonders denen zuwenden, die im Wettstreit um die besten Plätze das Nachsehen haben.
Die Barmherzigkeit bewahrt uns davor, andere zu verurteilen und den Stab über sie zu brechen: So hat Christus es uns vorgelebt:
Er hat niemanden gekreuzigt, sondern ließ sich ans Kreuz schlagen, um denen zu vergeben, die ihn verurteilten und die das Urteil vollstreckten.
Schwestern und Brüder, „aus seiner Fülle haben wir alle empfangen“ ruft das Johannesevangelium begeistert in die Welt hinein.
Nehmen sie sich doch Zeit – wenn Sie mögen – und denken sie nach:
Was haben sie alle empfangen, weil sie Christus aufgenommen haben und ihm nachfolgen.