8. Juni 2014: Pfingsten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn sie heute am Weg zur Kirche von einem Zeitungsreporter gefragt worden wären: „Was feiert Ihr Christen an Pfingsten?“ – hätte Sie sicher die Auskunft gegeben: „Dass die Jünger Jesu den Heiligen Geist empfangen haben.“

Sie sind nämlich die Ausnahme: die meisten Christen können dies nicht erklären.

Pfingsten hat mehr Bekanntheit verdient.
Der Heilige Geist ist Gottes beste Gabe an seine Schöpfung, denn durch ihn ist der Schöpfer in der Schöpfung gegenwärtig und wirksam –  in jedem Geschöpf.

Vom allerersten Anfang an, drängt die Entfaltung der Materie darauf hin, dass Leben entsteht: von den kleinsten lebendigen Zellen bis hin zu den komplexen Pflanzen und den Tieren aus denen wir Menschen herausragen, weil wir über uns selbst nachdenken, weil wir nach unserem Ursprung fragen, weil wir versuchen, unseren Ursprung zu erkennen:

In all dem ist Gottes Geist, der Heilige Geist am Werk.

Von allen unseren Mitgeschöpfen unterscheidet uns – so weit wir das beurteilen können –  Verstand und Vernunft und die Fähigkeit über uns selbst nachzudenken.

Ein Löwe, der eine Gazelle tötet – tut nichts Böses: Denn er sucht sich seine Nahrung – ebenso, wie die Gazelle es tut, wenn sie Blätter frisst.

Wir jedoch unterscheiden Gut und Böse:
Gut ist es, für seine Kinder zu sorgen,
Gut ist es, Kranke zu heilen,
Gut ist es Trauernde zu trösten.

Böse ist es, einem anderen Schaden zuzufügen,
durch Gewalt oder Betrug, durch Ungerechtigkeit oder Beleidigung.

Wir unterscheiden Gut und Böse, weil wir entscheiden, wie wir uns zum anderen, zum Mitmenschen und zum Mitgeschöpf verhalten.
Wir unterscheiden uns von den Mitgeschöpfen, weil wir unser Verhalten steuern können.

Wir haben – in größerem Maß – die Fähigkeit, die Welt zu gestalten – und werden dadurch zu Mit-Schöpfern mit dem einen Schöpfer.
Wir wollen und sollen „gut“ sein – wie der Schöpfer der Welt:

Wir Menschen haben die Freiheit, in unserem Verhalten auf den Geist Gottes in uns zu hören – auf den Geist, der uns Gott ähnlich macht
Wir haben auch die Freiheit uns dem Geist Gottes zu verweigern  und unseren Mitgeschöpfen Böses zu tun.

Jesus Christus selbst, war erfüllt vom Heiligen Geist:
Er war erfüllt davon, dass Gott sein Vater ist – sein Vater und der Vater aller Menschen.
Jesus Christus war erfüllt vom Vertrauen, dass sein Vater jeden Menschen liebt und dass die Menschen untereinander Schwestern und Brüder sind.
Durch unseren Glauben an Jesus Christus werden auch wir uns bewusst, dass der Heilige Geist, der Geist Gottes in uns ist und in jedem Menschen.

Keinem ist die Stimme des Heiligen Geistes fremd:
Alle verstehen sie, weil der Geist Gottes in jedem Menschen wohnt, weil jeder Mensch sich nach Liebe sehnt und nach Versöhnung.

Der Heilige Geist drängt uns, dies in der Welt zu bezeugen:
dass alle Menschen Kinder Gottes sind und den selben Schöpfer haben;
Dass alle Menschen deshalb einander Schwestern und Brüder sind und nicht Feinde und Gegner.

Diese Botschaft ist uns anvertraut – obwohl wir selbst immer wieder dagegen verstoßen. Wir dürfen dennoch der Welt die Botschaft verkünden, die alle Menschen verstehen:

Ihr seid Gottes geliebte Kinder! Gottes Geist ist in Euch!
Seid barmherzig und arbeitet mit an Gottes Schöpfung – damit Gottes Friede in dieser Welt ist.