27. Juli 2014: 17. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Warum laufen Kinder um die Wette?
Warum entwickeln schon Kinder immer neue Wünsche:
Das will ich haben?
Warum haben Kinder schon den Ehrgeiz, sie möchten besser sein, im schöneren Haus wohnen, die schönere Kleidung haben?

Sie spiegeln darin oft das Denken der Erwachsenen wider.

Es ist eine urmenschliche Eigenart: Wir wollen es besser. Wir wollen mehr. Wir wollen es größer!

Und diese menschliche Eigenschaft ist sehr erfolgreich und sinnvoll:
Das ist der Antrieb des Fortschritts: Deshalb können heute so viele Krankheiten geheilt werden. Deshalb gibt es Fabriken.
Deshalb gibt es unsere Zivilisation:

Besser, größer, schneller, weiter, mehr!

Das treibt den Menschen an – auch jene beiden Männer, die Jesus in seinen kleinen Geschichten beschreibt:
Der Mann geht auf den Acker, um durch seine Arbeit Brot zu verdienen,
der Kaufmann sucht schöne Perlen, um damit zu handeln und zu verdienen.

Der Schatz und die Perle, die sie finden, setzen ihrem Streben ein Ende:
Das ist das Größte, beste, meiste, wertvollste – das ist nicht steigerbar!
Dieses eine zu besitzen genügt. Dann hört der Handel auf, der Landmann muss nicht mehr aufs Feld!

Der Schatz, die Perle ist genug. Mehr geht nicht!

Das, Schwestern und Brüder bedeutet es, das Himmelreich zu finden. Mehr gibt es nicht. Schöneres und Besseres – ist nicht vorstellbar!
Das möchte Jesus den Jüngern sagen.

Woher weiß er das?

Er weiß es, weil er selbst diesen Schatz, diese Perle gefunden hat. Er weiß es, weil er selbst so voller Freude darüber ist, dass er nichts anderen anstreben will: Ich habe es gefunden sagt Jesus – glaubt mir, das mach so glücklich, die Freude ist so unbändig groß und vergeht nie wieder.

Wer das Himmelreich gefunden hat, für den hat die manchmal quälende, ewige Mühe, das ewige „noch einmal“, die ständige Suche nach etwas Besseren ein Ende:
Jesus sagt: Wenn du das Reich Gottes gefunden hast, dann hast du das größte denkbare Glück gefunden.

Ich erinnere mich an die Einladung Jesu:
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten auf euren Schultern tragt: Ich werde euch Ruhe verschaffen! Nehmt mein Joch auf euch, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele:

Jesus befreit uns vom Leistungszwang, vom Konsumzwang und vom Druck des immer mehr, immer schnelle, immer größer, immer besser.

Er schenkt uns das Himmelreich, also jene Erfahrung, die uns Frieden schenkt:

Jeder Mensch ist von Gott um seiner selbst willen geliebt.
Jeder Mensch ist Gott unendlich wertvoll.

Diese Erfahrung ist besser als alles, was wir sonst in der Welt leisten und schaffen können: Es ist gut, dass es mich gibt.
Ich darf sein – so wie ich bin – weil Gott mich so liebt.

Das ist das Himmelreich.

 

13. Juli 2014: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,
wie gehen Sie mit Ihrem Geld um?
Kaufen Sie überflüssige Sachen, die später nur im Schrank stehen oder hängen?
Kaufen Sie Sachen, die es woanders viel billiger in gleicher Qualität gibt?

Verschwenden Sie Geld?

Die Maßstäbe sind dabei sehr verschieden: was der eine als Verschwendung empfindet, ist für den anderen eben eine Annehmlichkeit, ein kleines bisschen Luxus.

Aber Geld ausgeben und einsetzen ohne dass irgendetwas dabei herauskommt, das empfinden die meisten als ärgerlich –
wenn staatliche Stellen zu teure und überflüssige Anschaffungen oder Baumaßnahmen tätigen – dann ist das Verschwendung von Steuergeld.

Schildert Jesus in dem Gleichnis einen Sämann, der unfähig ist,  weil er seinen Samen dahin sät, wo es nichts zu ernten gibt?

Mitnichten – Jesus beschreibt, was jeden Tag geschieht:
Auch heute fallen Samenkörner vom Anhänger auf Wege und Straßen.
Jeder Koch weiß, dass ab und an ein Ei zu Boden fällt.
Jede Ingenieurin weiß, dass manches Produkt fehlerhaft die Fabrik verlässt,
jeder Lehrer weiß, dass seine Bemühungen nicht bei allen Schülern fruchten.

Aber was kommt häufiger vor?

Der Misserfolg, das Scheitern der Bemühungen, der Fehleinkauf –
oder der Erfolg, das Gelingen, der erhoffte Nutzen.

Schwestern und Brüder,
vor diesem Gleichnis Jesu erzählt das Evangelium von einer schwierigen Periode in seinem Leben: Die Pharisäer stellen sich gegen ihn;
wegen einer Heilung am Sabbat beschließen sie ihn, umzubringen.
Sie bezichtigen ihn nach der Heilung eines blinden und stummen Mannes, er stünde mit dem Satan im Bund.

Ich kann mir die Stimmung unter den Jüngern vorstellen:
Jesus, wie geht es weiter! Das hat doch keinen Erfolg.
Siehst du nicht, dass sie Dir übel wollen.
Glaubst Du wirklich, dass das Reich Gottes kommt?
Glaubst Du wirklich, du kannst das Reich Gottes zu den Menschen bringen?

Dieser Zaghaftigkeit setzt Jesus die alltägliche Erfahrung entgegen:
Jeder vernünftige Mensch wird sein Werk, sein Bemühen auch nach einem Misserfolg weiterführen.

Es wäre völlig unangemessen, nicht mehr zu arbeiten, weil man einen Fehler gemacht hat, oder weil etwas nicht angenommen wurde.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Sämann wird reiche Frucht ernten können, trotz der Körner, die neben den fruchtbaren Boden fielen.
Die Lehrer werden den Erfolg ihrer Bemühungen sehen können.
Und die Familie wird essen können, was in der Küche zubereitet wurde.

Und so ist es auch mit dem Reich Gottes,
wenn wir Versöhnung bringen,
wenn wir kranke heilen,
wenn wir der Macht der Liebe trauen,
wenn wir Gottes Güte in die Welt bringen,
werden wir die Früchte ernten können.

Darauf dürfen wir vertrauen.

Jesus macht uns Mut,
dass wir den guten Kräften trauen und uns einsetzen für Freiheit und Frieden, für Gerechtigkeit und Wahrheit
und dass wir vor allem barmherzige und tätige Liebe üben. 

6. Juli 2014: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

1. Mühe und Plage gehören zur Schöpfungswirklichkeit

Nachdem Adam und Eva ihren Platz im Paradies verloren haben, heißt es, dass sie nun unter Mühsal den Boden bebauen müssen, um Ackerfrüchte zu ernten. Im Schweiße seines Angesichts muss der Mensch sein Brot essen, bis er zurückkehrt zum Ackerboden; Staub ist der Mensch und zum Staub kehrt er zurück.

Mühe und Plage gehören zum Leben. Wer könnte nicht davon berichten!
Ohne Fleiß kein Preis. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!

Ich habe diese Sprichwörter im Ohr – die geradezu eine Überzeugung daraus machen: DU musst dich mühen und plagen, wenn du etwas erreichen willst.

2. Die Mühe des Menschen braucht gerechten Lohn

Seit Papst Leo XIII stellt sich das kirchliche Lehramt auf die Seite der Menschen, die ausgenützt werden, die unterdrückt werden, die für ihre Arbeit nicht den gerechten Lohn erhalten.

Der faire Handel, der seit 40 Jahren von der Kirche entwickelt und Aufgebaut wird: vom Bund deutscher kath. Jugend, von MISEREOR und anderen kirchlichen Gruppen, ist ebenfalls ein Beispiel dafür:
Es geht darum, dass die Menschen, die Kaffee und Schokolade, Gewürze und Früchte produzieren dafür gerechten Lohn erhalten und nicht von Großgrundbesitzern, multinationalen Konzernen und Zwischenhändlern ausgebeutet und ausgenützt werden.

3. Jesus schenkt dem Menschen Ruhe in seinem innersten Bedürfnis nach Angenommen sein

Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch müht und belastet. Ich lasse euch ausruhen. Lernt von mir: denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Schwestern und Brüder, das klingt so verheißungsvoll, das klingt einladend und freundlich. Jesus will nicht wieder etwas von mir, sondern er gönnt mir Ruhe; er will mich Ruhe finden lassen:

Wie kann ich und warum kann ich bei Jesus Ruhe finden?

Er befreit mich von der Last, die mir andere auferlegen:
Ich muss mir seine Zuneigung nicht verdienen.
Ich muss nicht perfekt sein, um seine Anerkennung zu finden.
Ich muss nichts leisten, um mein Dasein zu rechtfertigen.

Jesus ist gütig und demütig:

Er stellt sich nicht als Richter über mich.
Er stellt mich nicht bloß für das, was schief gelaufen ist
und was ich nicht schaffe.

Im Gegenteil:
Er schenkt Zuneigung und Anerkennung,
er versteht und übt Nachsicht.
Er öffnet die Türen, statt sie zu verschließen.

Deshalb können wir bei ihm zur Ruhe kommen!

Er lässt uns erkennen:
Wir sind nicht wertvoll, durch das, was wir leisten und uns leisten können.
Wir sind ihm wertvoll, weil wir da sind.

Schwestern und Brüder, das brauchen wir:
ihn, der uns einlädt und aufnimmt um unser selbst willen – nicht wegen unserer Leistung. So schenkt er uns Ruhe und Frieden,

 Er nimmt alle Joch von unserer Schulter: den Leistungszwang, den Geltungsdruck, den Konsumzwang, den Erfolgsdruck.

Der Mensch ist wichtig und wertvoll um seiner selbst willen.
Jeder einzelne – sie und ich.

19. Juni 2014: Fronleichnam

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist toll! Ein Blumenteppich vor dem Altar! Die Fahne! Blumenschmuck! Birkenzweige und –bäumchen in der Kirche.
Das sieht schön aus! Das macht gute Laune! Es ist etwas Besonderes.
Es ist ein Fest!

Wir feiern das Fest des Herrenleibes! Das Fest der Eucharistie!

In gewisser Weise ist dieses Fest – wie so manches Fest – überflüssig.
Es gibt ja schon den Gründonnerstag, an dem wir das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern feiern: da hat Jesus dieses Sakrament begründet. Am Tag vor seinem Tod am Kreuz hat er uns den Auftrag gegeben, dass wir dies zu seinem Gedächtnis immer wieder tun: das Brot brechen und aus dem einen Kelch trinken.

Fronleichnam hat einen anderen Charakter:
Wir feiern es 10 Tage nach Pfingsten. Die Eucharistiefeier gehört in die Zeit der Kirche, in die Zeit, da der hl. Geist in uns wirksam ist: er führt uns jeden Sonntag zur Eucharistie zusammen.
Wir beten in jeder Eucharistie vor der Wandlung um den Geist, damit Brot und Wein, die wir miteinander teilen, zum Sakrament der Liebe Gottes werden, die Jesus und geoffenbart und geschenkt hat.

Die Eucharistie ist die Kraftquelle für uns Christen.

In dieser Feier stärken wir unseren Glauben an Jesus und seine Botschaft vom Bund des Lebens, den Gott mit uns geschlossen hat.

In der Eucharistie beleben wir unseren Glauben an die Auferstehung.

In der Eucharistie vertrauen wir uns der vergebenden Liebe des barmherzigen Vaters an. Denn wir gleichen dem verlorenen Sohn, der alles hinter sich ließ, was sein Vater ihn gelehrt und gegeben hatte und der sich selbst an den Rand des Todes brachte.

In der Eucharistie erneuern wir unseren Willen und unsere Entscheidung nach dem Vorbild Jesu zu leben: dass wir die Liebe zum Vater im Himmel und die Liebe zum Mitmenschen in die Mitte des Lebens stellen.

Wie kann ich Gott, dem Vater, wie kann ich dem Mitmenschen Liebe schenken? – das ist die wichtigste Frage in jedem Augenblick und bei allem, was wir tun.

Schwestern und Brüder,
die Eucharistie ist der größte Schatz, den wir Christen haben,
das heiligste Geschenk, das Jesus uns machen konnte.

Deshalb feiern wir zu Recht dieses schöne und große Fest der Eucharistie.

Liebe Kommunionkinder,
nach dieser Messfeier gehen wir mit der Monstranz durch ein paar Straßen unserer Pfarrei: bis zum Altenheim und wieder hierher zurück.

Erinnert ihr euch noch an eure Erstkommunion vor ein paar Wochen am 18. Mai? Mit Jesus auf dem Weg – das war euer Thema!

Heute dürft ihr das richtig erleben:
In dem hl. Brot erkennen wir Jesus, der uns Kraft gibt, der uns stärkt, der in uns die Liebe entzündet.

Wir tragen das Brot mit uns, weil Jesus immer bei uns ist, weil er immer mit uns geht, weil er uns den Heiligen Geist gibt,
damit wir gute Werke tun und
damit Gottes Liebe den Menschen bekannt wird – durch uns.

21. Juni 2014: 12. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
sind ihnen die Gegensatzpaare in diesem Abschnitt des Mt. Ev. aufgefal­len?

Verhüllt – enthüllt; dunkel – hell; flüstern – verkünden; Leib töten – Seele verderben; bekennen – verleugnen

Nach den 40 Tagen der Fastenzeit, nach den 7 Wochen der Osterzeit und den darauffolgenden Festtagen setzt das Kirchenjahr nun die Reihe der Sonntag im Jahreskreis fort.

Von diesem Sonntag an bis zum Advent hören wir der Reihe nach Abschnitte des Matthäusevangeliums –mit einigen Auslassungen und zufälligen Unterbrechungen: zum Beispiel, wenn am nächsten Sonntag das Patrozinium trifft.

Der Abschnitt, den wir gerade gehört haben, gehört zu einer Rede Jesu, in der er die 12 Apostel aussendet. Sie sollen verkünden: „Das Himmelreich ist nahe!“

Dabei gibt ihnen Jesus bestimmte Regeln mit auf den Weg:
„Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Sie sollen kein Geld mitnehmen und keine Vorratstasche – nicht einmal Reservekleidung, keine Schuhe und keinen Wanderstab.

In unserem heutigen Abschnitt geht es darum, dass die Jünger ihre Botschaft von den Dächern verkünden sollen – also so, dass sie von jedem gehört werden. Und sie sollen ohne Angst verkünden – sie sollen nicht einmal Angst vor dem Tod haben!

Liebe Schwestern und Brüder, es geht ums Ganze:
Es geht um Himmel und Hölle, um Leben und Tod.

Schlimmer ist es, wenn die Seele stirbt, als wenn der Leib stirbt – weil es eine Zukunft gibt, die Gott schenkt!
Eine Zukunft bei Gott, in der wir Gott sehen werden, wie er ist – in der wir also keinen Leib mehr brauchen, sondern wie Gott leben und sein werden.

Die Botschaft Jesu ist eindeutig: Wer zu ihm hält, wer ihm treu bleibt,
der darf gewiss sein: Gott wird ihm Platz geben in den himmlischen Wohnungen.

Diese Münze der Hoffnung hat auch eine zweite Seite:
Unser Leben steht unter dem Anspruch der Wahrheit und des Guten.

Es geht nicht nur um das Wohl und Wehe in dieser Welt:
es geht nicht nur um Gesundheit und Krankheit, um Armut und Wohlstand.

Wichtiger als das Wohl des Leibes ist das Wohl der Seele:

Wichtiger ist, dass ich das tue, was ich als gut erkenne,
als dass es mir gut geht nach weltlichen Gesichtspunkten.

Deshalb werden Menschen die an Gott glauben, lieber auch ein ungeplantes Kind annehmen – und ihre Lebensplanung ändern.

Deshalb werden Menschen, die an Gott glauben, lieber ihrem Gewissen folgen, als sich dem Druck einer Autorität zu beugen.

Denn wir wissen:
Entscheidender ist, dass unsere Seele lebendig bleibt.
Entscheidender ist, dass wir tun, was in Gottes Augen gut ist.

Es gibt eine Wahrheit, die am Ende offenbaren werden wird. Nichts wird verhüllt bleiben, alles wird ans Licht kommen,
dann soll sich zeigen, dass wir für Frieden und Wahrheit, für Gerechtigkeit und Freiheit und vor allem für die Liebe zu Gott und zum Menschen gelebt haben.