31. August 2014: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Mir ist das Gegensatzpaar aufgefallen, das Jesus aufstellt:  Die Welt zu gewinnen setzt er in den Gegensatz zu das Leben verlieren!

Danken wir nicht genau anders?: Die Welt gewinnen – das heißt das Leben auskosten und es genießen.

Wer möchte nicht gerne – wenigstens hin und wieder – Leben wie Gott in Frankreich?
Wer möchte nicht, wenigstens etwas von den schönen Dingen des Lebens genießen können: Musik, Theater, Bilder und Kunstwerke ‑ jeder das, was ihm gefällt?

Die Welt gewinnen – das wäre schon erstrebenswert, weil sie so vieles bieten kann, was das Leben lebenswert macht.

Jesus hingegen sagt: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt.

Stellen wir die Worte in ihren Zusammenhang, damit sie verständlich werden: Petrus hat Jesus als Messias bekannt und erkannt.
Jesus hat ihm daraufhin als Fels seiner Kirche bezeichnet: Was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

Seither spricht Jesus davon, dass man ihn in Jerusalem töten wird.
Petrus möchte sich diesen Ahnungen in den Weg stellen:
Herr, das darf nicht geschehen. Wir lassen das nicht zu. Gott soll das verhüten.

Dann sagt Jesus diese Worte: Was nützt es einem Menschen, was nützte es mir, wen ich die ganze Welt gewinne, dabei aber mein Leben verliere.

Jesus ist klar geworden: sein Weg führt ihn in die Konfrontation mit denen, die meinen an Gottes Stelle darauf achten zu müssen, dass die Ordnung erhalten bleibt.
Würde er diese Konfrontation meiden, würde er sich, seinen Glauben und seinen himmlischen Vater verraten. Er würde sich selbst verlieren.
Und dasselbe wäre es, wenn er sich mit den Mitteln der Kraft und Stärke verteidigen würde oder gar die angreifen würde, die ihn für gefährlich halten.

Liebe Schwestern und Brüder,
sie alle kennen diese Situationen, in denen sie unangenehmes tun, ertragen, auf sich genommen haben, weil ihnen das Gewissen sagte:
jetzt kommt es darauf an, dass ich für den anderen da bin;
jetzt kommt es darauf an, dass ich meine Überzeugung vertrete;
jetzt kommt es darauf an, dass ich die Schwierigkeiten überwinde;
jetzt geht es um mehr als um Annehmlichkeit und Wohlbefinden.

Nicht immer folgen wir der Stimme des Gewissens:
wir versuchen uns durchzuschlängeln und sind innerlich gespalten.
Wir versuchen den Schein zu wahren, und dennoch die größten Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

In solchen Situationen, wo es um mehr geht, wo es um die Liebe geht, um Wahrheit und Gerechtigkeit, wünsche ich uns den Mut und die Stärke, das zu tun, was uns das Gewissen sagt.

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