12. Oktober 2014: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
für mich ist der Schluss dieses Gleichnisses schockierend und rätselhaft: Alle möglichen Leute wurden von der Straße geholt, damit sich der Festsaal füllt – und dann wird einer hinausgeworfen, nur weil er kein Hochzeitsgewand anhatte. Wer hat schon ein Hochzeitsgewand im Beutel, wenn er von der Arbeit kommt – möchte ich fragen.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die anderen Gäste alle ein Hochzeitsgewand hatten.

So wie ich Jesus aber aus den Evangelien kenne, geht es ihm nicht um kleinliche Kleiderordnungen.
Was also will mir das Evangelium mit diesem Ende der Geschichte sagen?

Dazu frage ich mich:  Wodurch mag sich der eine, der hinausgeworfen wird, von den anderen unterscheiden – wenn es nicht um Textilien geht?

Die Antwort ist mir wichtig:
Denn, als getaufter Christ gehöre ich zu den vielen, die von der Straße geholt wurden – und ich möchte nicht wieder hinausgeworfen werden.

Dass es bei dem Hochzeitmahl um das Reich Gottes geht, um das ewige Leben bei Gott im Himmel, liegt auf der Hand.
Offenbar gibt es nicht nur die Möglichkeit, die Einladung gleich zu verweigern, sondern man kann auch – obwohl man schon im Saal ist – wieder hinausgeworfen werden.
Man kann das Leben wieder verlieren, das einem schon geschenkt war.

Was könnte daran schuld sein?

Jedenfalls nicht das Leben, das ich geführt habe, bevor mich die Einladung erreichte – das scheint egal zu sein. Gute und Böse füllen den Festsaal.

Vielleicht aber hängt es damit zusammen, ob ich mich angemessen verhalte:

Statt in Freude die Hochzeit mitzufeiern, verbreitet der Mann vielleicht Missstimmung: Stößt die Nachbarn an, versucht für sich die schöneren Stücke vom Teller zu fischen und auch etwas mehr als die anderen?

Schwestern und Brüder, etwas anderes kann ich mir eigentlich nicht vorstellen: Der Mann verhält sich nicht so, wie es der Hochzeitsfeier entspricht.

Das Evangelium mahnt mich:

Die Taufe, die Firmung, keine Kommunion würden nichts nützen, wenn ich nicht so lebe, wie es dem Reich Gottes entspricht.

Wenn ich an Gott glaube, der das vergängliche Leben mit Unvergänglichkeit bekleidet,
Wenn ich glaube, dass Gott der Gute ist,

dann muss auch ich gut sein und gut werden.