Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Muss ich Angst haben? Vor Gott? Vor seinem Urteil? – Ist das die Botschaft dieser Gleichnisgeschichte?
Im Mt- Evangelium folgt auf diese Geschichte die Rede vom Weltgericht.
Danach fasst der Hohe Rat den Beschluss, Jesus zu töten – nicht zuletzt aufgrund einer Mahnrede gegen die Schirftgelehrten und Pharisäer, durch die Jesus die Führenden Juden erzürnt hatte.
Aber: Was kann und will dieses Gleichnis uns hier und jetzt sagen?
Der Anfang ist einfach: Ein offenbar sehr vermögender Mann vertraut sein Vermögen an, während er selbst auf Reisen geht.
Damit ist offensichtlich der Auftrag und die Vollmacht verbunden, das Vermögen zu verwalten.
Der Diener mit dem einen Talent – um ihn geht es in der Geschichte – hat Angst, er könnte es verlieren und legt es deshalb in den Tresor. Er verweigert sich dem Auftrag seines Herrn.
Dass der Herr ihn dafür tadelt, kann ich verstehen.
Er bestraft ihn aber sehr hart: Äußerste Finsternis, heulen und mit den Zähnen knirschen. –
Ist das nicht zu streng? Bewahrheitet sich so die angstvolle Einschätzung des Dieners?
Möchte Jesus uns Angst machen?
Doch genau die Angst lähmt ja den Menschen! Aus Angst vergrub der Diener das Talent – statt damit zu wirtschaften.
Das Gleichnis sagt eigentlich das Gegenteil: Nimm das Vertrauen an! Baue darauf und wirtschafte mit dem, was Dir anvertraut ist.
Dennoch bleibt dieser erschreckende Schluss: Heulen und Zähneknirschen in der äußersten Finsternis. Ein zu hartes Urteil?
Gut, nehmen wir uns die Freiheit und denken wir uns einen anderen Schluss für die Geschichte aus:
Wie würden wir die Geschichte enden lassen?
Vielleicht so?
„Zu dem dritten Knecht sagte der Mann:
Habe ich Dir so viel Angst gemacht? Das tut mir leid. Du musst keine Angst haben. Ich gebe Dir nochmal dein Talent – wirtschafte damit.
Selbst wenn Du es verlierst, musst Du keine Angst haben. Ich kann es verschmerzen.“
Oder so?
„Nun, ich sehe,“ sagte der Herr, „dass ich von Dir zu viel erwartet habe. Es tut mir leid, dass Du dadurch Angst bekommen hast. Gut, dass Du das Talent vergraben hast. So ist es wenigstens nicht verloren gegangen. Ich werde Dir eine andere Aufgabe zuweisen, die dir nicht Angst macht.“
Schwestern und Brüder, ohne Zweifel wäre der Herr dann freundlicher. Der Schluss wäre nicht so erschreckend. Doch zugleich wird spürbar, dass die eigentliche Pointe der Geschichte verschwindet. Es geht gar nicht um den Herrn und seine Reaktion auf den dritten Knecht.
Es geht um uns. Es geht um die Einsicht, dass wir die frohe Botschaft nicht begraben dürfen. Die Hoffnung Jesu soll in uns wirksam sein!
Seine Liebe soll uns anstiften zu Taten der Liebe! Sein Vertrauen zu uns soll uns Vertrauen geben in ihn und in seine Botschaft.
Wenn wir die frohe Botschaft vergraben,
wenn wir schweigen von der Hoffnung und von der Freude,
wenn wir anzweifeln, ob das Reich Gottes wirklich schon mit Jesus gekommen ist?
wenn wir aus Angst vor dem Belächelt werden unseren Glauben verstecken
– dann ist uns nicht zu helfen!
Dann haben wir die Freude der Botschaft Jesus, die Gnade der Erlösung, den Sieg der Liebe versteckt und verborgen.
Dann leben wir nicht in seinem Licht, sondern in der Finsternis.
Schwestern und Brüder!
Das ist der Zusammenhang, auf den das Evangelium hinweist.
Es geht nicht darum, ob der Mann in den Himmel oder in die Hölle kommt.
Es geht darum, dass wir Jünger Jesu die Welt beschenken mit der Liebe, der Hoffnung und der Freude, die Jesus uns geschenkt hat.
Die Alternative dazu ist Angst einflößend: Es regieren Selbstsucht und Lüge, Angst und Misstrauen, Krieg und Gewalt.
Liebe Mitchristen, das darf nicht geschehen.
Lasst uns die Liebe Gottes in die Welt tragen in Wort und Tat, damit der Friede zunimmt und die Freude.