ERÖFFNUNG
Zur Eröffnung: Macht weit die Pforten in der Welt GL 360,1
Einführung: Schwestern und Brüder!
Vielleicht haben Sie auch Schwierigkeiten mit dem Wort Buße?
Buße tun – das hört sich nach etwas Schlimmen an, das ich auf mich nehmen muss, um eine Schuld abzubüßen.
Darum geht es nicht. Buße ist eine tägliche Übung, in der wir versuchen uns beständig auf den Willen Gottes auszurichten.
Etwa wie ein Radfahrer, der durch kleine Gewichtsverlagerungen und Ausgleichsbewegungen dafür sorgt, dass er das Gleichgewicht behält und in der richtigen Richtung bleibt.
Heute Abend geht es auch um Versöhnung:
Um Versöhnung mit meinem Leben; um Versöhnung mit mir selbst; um Versöhnung mit den Mitmenschen und um Versöhnung mit Gott.
GEBET
Hilf uns, Gott, dass wir in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes voll Freude erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Besinnung
Hinführung:
Ich lade sie ein unter drei verschiedenen Richtungen auf das eigene Leben zu schauen. Nach einem kurzen Impuls haben wir jeweils 3 Minuten Zeit zum Nachdenken im Gebet:
Das, was uns persönlich bewegt und beschäftigt hat, bringen wir dann im gemeinsamen Psalmgebet vor Gott.
- Was mich bedrückt und mir Kummer macht
Schauen wir auf unser eigenes Leben, auf uns selbst – als Person:
Es gibt vieles, was gut ist bei jedem von uns.
Worüber wir froh sind, dass es so ist:
Das sollte bitte nicht anders sein: ob es ein geregelter Tagesablauf ist oder die gesicherten Lebensverhältnisse.
Aber es gibt auch manches, was einem bekümmern kann:
Krankheit, die Krankheit eines lieben Menschen;
die nachlassenden Kräfte; Sorgen um die Altersversorgung;
Ein Übermaß an täglichen Aufgaben.
Machen wir uns bewusst:
Was ist gut in meinem Leben? Was tut mir gut?
Was macht mir Sorgen? Was bekümmert mich?
Was tut mir Weh oder was macht mir Angst?
Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel
Auch wenn wir viel Gutes erleben. Manches bedrängt uns, macht uns unruhig, wir haben Angst.
Unsere Not dürfen wir vor Gott bringen und mit dem Psalm 71 beten:
Psalm 71 Gott, die Zuflucht bis ins Alter
V: Herr, ich suche Zuflucht bei dir. * Lass mich doch niemals scheitern!
A: Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, * wende dein Ohr mir zu und hilf mir!
V: Sei mir ein sicherer Hort, * zu dem ich allzeit kommen darf.
A: Du hast mir versprochen zu helfen; * denn du bist mein Fels und meine Burg.
V: Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, * meine Hoffnung von Jugend auf.
A: Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, * du aber bist meine starke Zuflucht.
V: Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, * verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.
A:Manche reden schon über mich. / Sie sagen: „Ach dem geht es schlecht. * Dem kann niemand mehr helfen.“
V: Gott, bleib doch nicht fern von mir! * Mein Gott, eil mir zu Hilfe!
A: Auch wenn ich alt und grau bin, * o Gott, verlass mich nicht,
V: damit ich der Nachwelt verkünde, * mit welcher Kraft du mich gerettet hast.
A: Mein Gott, Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. * Belebe mich neu, / führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!
V: Bring mich wieder zu Ehren! * Du wirst mich wiederum trösten.
A: Ich will deine Treue preisen; *mein Gott, du Heiliger Israels,
V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist
A: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen
Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,1+2
- Wer mir Kummer bereitet und über wen ich zornig bin.
Zum Glück gibt es Menschen um uns herum, die uns achten und mögen und die gut mit uns sind.
Wir dürfen Anerkennung Erfahren
und oftmals die Hilfe einer guten Seele.
Wir freuen uns über Gemeinschaft und Zuwendung.
Doch es gibt auch schlechte Erfahrungen mit anderen:
Angehörige lassen den Kontakt zueinander abreißen.
Jemand zeigt uns die kalte Schulter.
Wir werden allein gelassen und keiner ist da, der hilft.
Manchmal erleben wir auch Feindschaft
und es fügt uns jemand tatsächlich Schaden zu.
Es gibt böse Worte, die die Ehre kränken
und Verachtung zum Ausdruck bringen.
Wagen wir es, auch diese Erfahrungen anzuschauen:
Welche Menschen machen mir Freude.
Mit wem bin ich gerne zusammen.
Wer ist für mich da und hilft mir?
Wer hat mich verletzt?
Wer hat mich traurig gemacht oder zornig?
Wer hat mir Schaden zugefügt – vielleicht sogar mit Absicht?
Wer macht mir das Leben schwer?
Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel
Auch wenn es nicht viele sind, so gibt es doch die Menschen, die uns nicht gut sind, die es nicht gut mit uns meinen, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen. In unserer Not beten wir mit dem Psalm 17.
Ps 17 Gebet in der Verfolgung
V: Herr, ich suche Gerechtigkeit, * achte auf mein Flehen, ich lüge nicht!
A: Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; * denn deine Augen sehen, was recht ist.
V: Du kennst meine Gedanken. * Heute Nacht wirst du kommen,
A: du wirst mein Innerstes durchforschen * und nichts finden, was du tadeln müsstest.
V: Ich befolge deine Gebote * ich weiche nicht davon ab.
A: Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. * Habe ein offenes Ohr für mich, höre auf meine Worte!
V: Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, * birg mich im Schatten deiner Flügel
A: vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, * vor den Feinden, die mich wütend umringen.
V: Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, * sie lauern mir auf, sie haben gegen mich Böses im Sinn.
A: Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, * vor denen, die im Leben schon alles haben.
V: Du füllst ihren Leib mit Gütern, / auch ihre Kinder werden satt * und sogar ihre Enkel beerben sie.
A: Ich aber will keine Schuld auf mich laden. / Vielmehr sehne ich mich danach, * dass ich dein Angesicht schaue,
V: Wenn ich wach werde, * will ich mich satt sehen an Dir.
A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist
V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen
Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,3+4
- Wie ich es an Liebe fehlen lasse
Im Alltag versuchen wir nach unserem Gewissen zu handeln: Wir machen unsere Arbeit, wir gehen zur Kirche und beten zu Gott. Wir versuchen hilfsbereit zu sein und Verständnis zu haben.
Wir sind auch nicht geizig, sondern spenden, wie es uns richtig erscheint.
Wir wollen in Frieden leben und gut miteinander auskommen.
Doch nicht immer gelingt es uns.
Wir halten manchmal unsere Zunge nicht im Zaun.
Leicht finden wir Ausreden, dass wir nicht helfen müssen.
Wir wollen unsere Wünsche erfüllen und sind blind für das, was andere wollen.
Wir urteilen über andere und erzählen von ihren Fehlern.
Wir könnten vielleicht noch großzügiger Spenden.
Gerne sehen wir unsere Vorurteile bestätigt.
Es kann sein, dass wir etwas sagten oder taten und deshalb jetzt noch ein schlechtes Gewissen haben.
Fassen wir Mut und sind wir ehrlich gegen uns selbst. Denken wir über uns nach:
Wer hat Grund, über mich verärgert zu sein und warum?
Wann war ich egoistisch?
Habe ich jemand Schaden zugefügt oder jemanden gekränkt?
Habe ich ein Versprechen gebrochen?
Was muss ich mir vorwerfen?
Zeit zum Nachdenken – 3 Minuten Orgelspiel
Es ist eine echte Not, wenn wir merken, dass wir selbst lieblos oder ungerecht oder teilnahmslos waren. Bringen wir auch diese Not vor Gott mit dem Psalm 51
Psalm 51 Ein Lied Davids.
V: Gott, du bist reich an Liebe und Güte; / darum erbarme dich über mich, * vergib mir meine Verfehlungen!
A: Nimm meine ganze Schuld von mir, * wasche mich rein von meiner Sünde!
V: Ich weiß, ich habe Unrecht getan, * meine Fehler stehen mir immer vor Augen.
A: Nicht nur an Menschen bin ich schuldig geworden, * gegen dich selbst habe ich gesündigt;
V: ich habe getan, was du verabscheust. / Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst; * deinen Richterspruch kann niemand tadeln.
A: Ich bin verstrickt in Verfehlung und Schuld * seit meine Mutter mich empfangen und geboren hat.
V: Das war mir verborgen; du hast es mir gezeigt. * Dir gefällt es, wenn jemand die Wahrheit erkennt.
A: Nimm meine Schuld von mir, dann werde ich rein! * Wasche mich, dann werde ich weiß wie Schnee!
V: Lass mich wieder Freude erleben und mit deiner Gemeinde jubeln. * Du hast mich völlig zerschlagen; richte mich doch wieder auf!
A: Sieh nicht auf meine Verfehlungen, * tilge meine ganze Schuld!
V: Gott, schaffe mich neu: / Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, * und einen Geist, der beständig zu dir hält.
A: Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, * entzieh mir nicht deinen Heiligen Geist!
V: Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe * und gib mir ein gehorsames Herz!
A: Gott, du bist mein Retter! Ich habe den Tod verdient, * aber verschone mich! Dann werde ich laut deine Treue preisen.
V: Herr, nimm die Schuld von mir und löse mir die Zunge, * dann kann ich deine Güte vor allen rühmen.
A: Du willst kein Bußübungen, die doch nur dafür gedacht sind, * vor den Menschen wieder Ehre zu erlangen.
V: Aber wenn ein Mensch dir Herz und Geist hingibt, * wenn er sich dir nicht mehr verschließt, dann weist du ihn nicht zurück.
A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem Heiligen Geist
V: wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit. Amen
Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, GL 231,5+6
Evangelium: Die Heilung eines Gelähmten Lk 5,17 -26
Ansprache: Liebe Schwestern Liebe Brüder,
ein Politiker wurde zum Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten Albrecht befragt und dabei auf dessen Entscheidung für Gorleben als atomares Endlager angesprochen. Der SPD Mann sprach ins Mikrofon: „Auch solche Fehlentscheidungen gehören zum erfüllten Leben eines Politikers.“
Er hatte ein erfülltes Leben – das ist ungefähr das Beste, was man über einen Menschen sagen kann. Was ist ungefähr damit gemeint?
Erfüllt hat gelebt, wer in seinem Leben etwas hatte, wofür er lebte und was ihn ausfüllte. Erfüllt war das Leben eines Menschen, der im Großen und Ganzen im Einklang mit sich selbst leben konnte. –
Ein Leben im Einklang mit uns selbst – das wünschen wir uns – Frieden.
Kummer und Schmerz, Hilflosigkeit und Schwäche sind dafür eine arge Herausforderung: Wir klagen darüber und können uns nicht damit abfinden: wir finden es ungerecht. Wir sind in Gefahr, verbittert zu werden und unser eigenes Leben nicht akzeptieren zu können.
Wir liegen im Streit mit uns und unserem Leben.
Jesus reicht uns die Hand: Er hat sich besonders der Kranken angenommen. Viele hat er geheilt – wie diesen Gelähmten.
Jesus selbst hat die Schmerzen seiner Folter ertragen und am Ende seiner Qual gebetet: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.Von ihm können wir lernen, dass wir Gott vertrauen können –auch in der Krankheit ist ER uns nahe. Gott ist auch dann der Ursprung unseres Lebens und unser Ziel. Jesus gibt uns die Zuversicht, dass Gott uns Heil schenken wird wenn wir zu ihm kommen.
So können wir uns mit unserer Lebensgeschichte versöhnen: Wir können unser ganzes Leben annehmen – mit all seinen Beschwerlichkeiten – weil auch Gott uns annimmt und mit seiner Liebe bei uns bleibt.
So finden wir auch die Kraft, um die Gesundheit zu kämpfen und aus jeder Situation das Beste zu machen.
Im Einklang mit uns selbst zu bleiben, wird besonders schwer, wenn uns ein Unrecht geschieht: Es stellen sich Gefühle ein von Niedergeschlagenheit, Demütigung, Schwäche, Zorn, Wut und Hass und auch Rachegelüste.
Wie können wir da wieder Frieden finden?
Es mag gehen, wenn der der uns Unrecht tat, sein Unrecht anerkennt und die Verantwortung auf sich nimmt. Wenn er um Vergebung bittet.
Aber wenn nicht?
Wenn Versöhnung und Annäherung unmöglich erscheinen?
So wie es bei Jesus war, der dem Hass seiner Feinde zum Opfer fiel?
Jesus hoffte, dass Gott Gerechtigkeit schafft. Vor Gott ist das Unrecht offenbar, vor Gott kann niemand etwas leugnen. Gott steht auf der Seite der Opfer und setzt sie wieder ein in ihrer Ehre, ihrer Unversehrtheit.
So wird bei Gott Versöhnung möglich: Wenn wir wiederhergestellt sind, können wir denen vergeben, die uns Unrecht taten. Dann können wir Wut und Rache hinter uns lassen. Im Blick auf die Versöhnung bei Gott können wir uns bereits jetzt nach Versöhnung sehnen und danach, dass wir niemandem Böses wünschen – auch denen nicht, die uns Böses getan haben.
Wir selbst haben viele verschiedene Wege, um unsere Augen davor zu verschließen, dass wir selbst Unrecht tun: Wir sagen: „Es ging nicht anders“ oder „Sie ist selbst schuld.“ Wir entschuldigen uns mit Missverständnissen; wir sagen, dass wir an diesem Tag überfordert waren …
Doch wissen wir genau: Ich will das Gute und tue es nicht.
Ich will den Frieden und kämpfe doch mit Worten und Winkelzügen.
Ich habe Unrecht getan. Diese Erkenntnis kann uns für lange Zeit den Frieden rauben. Wir stehen nicht im Einklang mit uns selbst.
Das verursacht schlimme Gefühle: man verachtet sich selbst, hat Angst vor dem, was die anderen sagen, bedauert es vielleicht ein Leben lang. Wir müssen erkennen, dass wir auf Vergebung angewiesen sind.
Jesus hat eine tröstende: Umkehr ist möglich. Gott vergibt. Gott kann auch das wieder gut machen, was wir verschuldet haben.
Das verleiht Mut und Kraft, um Verzeihung zu bitten
das gibt uns Mut und Kraft, uns selbst wieder anzunehmen.
Buße und Versöhung
Schuldbekenntnis – Vergebungsbitte
Liebe Schwestern und Brüder, Jesus schenkt uns Versöhnung und Frieden durch seine Leben, durch sein Vorbild, und ja, besonders durch sein Sterben und Auferstehn.
Gott will unser Heil. Er will, dass wir im Einklang stehen, mit ihm, mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen.
Deshalb wollen wir Gott und einander unsere Schuld bekennen und miteinander und füreinander um Vergebung bitten.
Wir sprechen das Schuldbekenntnis:
Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. – A: Amen.
Lied: Singet Lob unserm Gott GL 829,1-3
VATERUNSER — FRIEDENSGRUSS
Durch Jesus haben wir jene Freiheit erlangt, in der auch wir Gott unseren Vater nennen dürfen. So wollen wir nun beten:
A: Vater unser im Himmel …
ABSCHLUSS
Gebet
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du ja zu uns sagst.
Du bist eins mit deinem Sohn und mit dem Heiligen Geist.
Eins im Wollen, eins in der Liebe, eins im Vollbringen.
Hilf uns, dir immer ähnlicher zu werden, und in Einheit zu leben.
Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen
SEGEN
Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
Er segne und heilige euch durch das Licht seiner Gnade.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. –
A: Amen.
