18. Januar 2015: 2. Sonntag im Jahreskreis (LJ B)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Schwestern und Brüder im Glauben an Christus,

versuchen wir uns einmal in die Lage des Evangelisten zu versetzen.
Er hat Stoff gesammelt, um ein Buch über Jesus zu schreiben, um ein Buch von seinem Glauben an Jesus zu schreiben.
Er fängt seine Erzählung an mit der Taufe Jesu im Jordan:
Er richtet es so ein, dass Johannes zwei seiner Jünger auf Jesus als Lamm Gottes hinweist. Die beiden Jünger folgen ihm und Jesus fragt sie:

„Was wollt, was sucht ihr?“

Was könnte Johannes als Antwort der Jünger schreiben?

Wir wollen mit dir reden? Wir wollen dich etwas fragen?

Die Jünger fragen: Wo wohnst du? Oder besser: Wo bleibst Du?  Wo bist du zuhause?

Schwestern und Brüder,
eine Wohnung sagt viel aus über einen Menschen – aber ich glaube nicht, dass es um die Wohnung Jesu geht.
Es geht nicht darum, ob Jesu Wohnung aufgeräumt ist, ob er einfach lebt oder komfortabel.

Wo bleibst Du? Diese Frage sollten wir – aus der Sicht des Johannes – hintergründiger, tiefsinniger verstehen:
Was gibt dir Halt? Was ist dein Glaube?  Was bewegt dich und wo findest du Kraft und Ruhe?

Jesu Antwort ist ebenso tiefsinnig: Kommt und ihr werdet sehen!

Jesus macht kein Geheimnis daraus. Die Jünger dürfen es sehen – er zeigt ihnen, was ihn hält und Kraft gibt.

Und sie blieben – an jenem Tag ‑ bei ihm und sahen, und erlebten, wo er seine Bleibe hatte:

Liebe Schwestern und Brüder,
damit möchte ich Worte aus der Abschiedsrede Jesu am Ende des Johannesevangeliums verbinden:
Jesus sagt zu den Jüngern:
Wer mich liebt, wird meine Worte bewahren und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm bleiben.

Das Johannesevangelium spannt einen Bogen von Anfang bis Ende:

Jesus ist die Einladung Gottes an uns:
So wie der Vater Jesus ganz erfüllt und in ihm ist,
so wie der Geist Gottes in Jesus ist und bleibt,
so wie Jesus ganz aus dieser Offenbarung lebt,
so dürfen wir auch wir erkennen, dass Gottes Geist in uns ist.

Wir, die Jünger Jesu werden so wie Jesus selbst immer im Vater bleiben.
Wir werden eins sein mit ihm und mit uns selbst und untereinander.
Der himmlische Vater ist unsere Bleibe, unser Zuhause.
Er ist unser Halt und die Quelle unserer Kraft,
er macht uns fähig, die Welt und alles in ihr so zu lieben, wie Gott.

Schwestern und Brüder.
„Kommt und ihr werdet sehen, wo ich bleibe.“ sagt Jesus zu uns,

Das ist kein Tipp, wie wir noch besser unsere täglichen Aufgaben, Freuden, Probleme bewältigen. Das ist kein moralischer Anspruch, kein Gebot, keine Weisung- es ist eine Einladung:

Wenn wir das ganze Evangelium mit offenem Geist und Herzen lesen, werden wir immer besser verstehen und sehen und erkennen, wo Jesus bleibt und woraus er lebt.
Wir werden selbst immer mehr bei ihm sein und unsere Bleibe da haben, wo er sie hatte:
Wir werden immer mehr verankert sein im Bewusstsein, dass Gott in uns ist.
Seine Freiheit, sein Friede, seine Liebe werden in uns sein.

Und wir werden in unseren täglichen Freuden und Sorgen, Ängsten und Hoffnungen einen Halt haben und eine Sicherheit: wir werden immer besser darin werden, in der Liebe Gottes zu bleiben.

Kommt und ihr werdet sehen, wo mein Friede ist! Ruft Jesus uns zu.