19. Juli 2015: 16. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Ruht euch ein wenig aus! Das klingt gut. Richtig wohltuend.
Jemand gesteht uns zu, dass wir auch mal Ruhe brauchen und sieht, wie beansprucht und vielleicht sogar überbeansprucht wir sind.

Manchmal wünschen wir uns ja eine einsame Insel, einfach nur Ruhe haben! Oft aber laufen wir immer weiter, um ja nicht zur Ruhe zu kommen. Haben wir vielleicht Angst davor, was uns in der Ruhe bewusst werden könnte?

Wechseln wir die Perspektive in der Geschichte:
Schließen wir uns in Gedanken den vielen Menschen an, die Jesus und den Jüngern vorausliefen und sogar noch vor ihnen da waren:

Jesus hatte Mitleid mit Ihnen – so wie vorher mit seinen Jüngern – denn sie waren wir Schafe, die keinen Hirten haben!

Schafe, die keinen Hirten haben sind stark gefährdet:
Sie verlaufen sich, geraten an gefährliche Stellen, von denen sie den Weg zurück nicht mehr finden, sie sind leicht3e Beute der Raubtiere, die ihre Nahrung suchen, sie finden kein Wasser, verwahrlosen.

Was ist mit Menschen, die wie Schafe ohne Hirten sind?

Sie verlieren die Orientierung – sie wissen nicht mehr, was sie wofür tun.
Sie werden empfänglich für Botschaften die Heil versprechen, aber in Wirklichkeit die Menschen von sich selbst entfremden.
Die Hoffnung schwindet, das Vertrauen in das Leben und in die Zukunft,

Geben wir den Menschen, die zu Jesus gekommen sind, eine Stimme:

Welche Fragen haben sie wohl gestellt?
Welche Not hat sie geplagt?
Was haben sie gesucht und erhofft?

Gehen wir noch einen Schritt weiter und nehmen wir unsere eigenen Erfahrungen und Nöte und Fragen mit:
Was würden wir fragen wollen?
Was erhoffen wir zu hören? Welche Nöte plagen uns selbst?

Jesus, wie soll ich mich entscheiden?
Oder: ist es richtig, wie ich entschieden habe?
Warum komme ich mit diesem und jenem nicht zurecht?
Wie werde ich zufrieden und glücklich?
Es macht mich so traurig …; Ich kann bald nicht mehr ….
Wie soll es weitergehn?
Was kann ich tun, damit wir uns wieder verstehen?

Mit welchen Fragen und Nöten und Sehnsüchten kommen wir selbst, um Jesus zu hören?

Und welche Antwort hören wir?
Es ist die Antwort, die uns weiterbringt. Die uns stärkt, herausfordert, tröstet, die uns den Weg zeigt, wie wir zu uns selbst finden und wie wir die Kraft des Lebens in uns spüren, die Kraft, die von Gott selbst kommt.

In Wirklichkeit haben wir diese Antworten in uns.
Doch Jesus ist der, der uns hilft, dass wir sie finden, dass wir sie tun:
Seine Klarheit und sein Verständnis machen uns selbst fähig,
zu verstehen und zu tun, was der Weg zum Leben ist.

Schwestern und Brüder,
am Ende ist es nicht so wichtig, ob wir wie die Apostel von Jesus zu dem einsamen Ort eingeladen werden, oder ob wir wie die Menge Jesus dorthin folgen:

ER, Jesus unser Bruder und Herr, ist der einsame Ort: In ihm und durch ihn finden wir zum Frieden in uns und zu der Weisheit, die uns erkennen lässt, wie der Weg zum Leben weitergeht und welcher Schritt der Nächste ist.

12. Juli 2015: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: Schott

Amos klagte das Unrecht und die Ungerechtigkeit an, die er bei seiner Reise nach Israel beobachtete. Er brachte die Herrschenden gegen sich auf: den König und seinen Hofstaat und auch die Priester im Tempel.

Es schimpfte und wetterte gegen die Missstände, di da herrschten, mit groben Worten wie diesen:

5. 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie /
und kann eure Feiern nicht riechen.

22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, /
ich habe kein Gefallen an euren Gaben /
und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.

23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! /
Dein Harfenspiel will ich nicht hören,

6,4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein / und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde /
und Mastkälber aus dem Stall.

5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, / ihr wollt Lieder erfinden wie David.

6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, /
ihr salbt euch mit dem feinsten Öl /
und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.

Mich erinnert das an die Worte, mit denen Franziskus den ungebremsten Kapitalismus anprangert: Er spricht von einer Wirtschaft, die tötet!

Das klingt hart: aber was ist mit den Menschen in den Nähereien,
was ist mit den Feldarbeitern, die den giftigen Nebel einatmen, wenn Flugzeuge über ihnen giftige Pflanzenschutzmittel sprühen?
Was ist mit den Kindern, die aus engen Schächten die seltenen Rohstoffe aus der Erde holen ….

Diese Liste ließe sich noch lange fortführen: Zigtausende Menschen sterben an der Weltwirtschaft, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat – besonders seit dem Globalisierungsschub, der seit den 80er Jahren von multinationalen Konzernen betrieben wird.

Johannes Paul II forderte schon damals dass der Mensch und die Arbeit Vorrang haben müssten vor den Interessen des Kapitals.

Wenige Konzerne reißen die Güter der Welt an sich, in dem unersättlichen Bestreben, das eigene Kapital zu vermehren:
Es gibt ein paar Menschen, die könnten die Schulden Griechenlands bezahlen, ohne deshalb arm zu werden.

Schwestern und Brüder,
Jesus sandte die Apostel aus und gab ihnen Vollmacht, die Menschen von den unreinen Geistern zu befreien: diese inneren Stimmen treiben uns dazu an, uns über andere Menschen zu stellen und uns auf deren Kosten einen Vorteil zu verschaffen.

Wenn man nicht auf sie hört, dann sollen die Apostel ihnen sogar den Straßenstaub zurücklassen, um sich nicht anstecken zu lassen von dem Egoismus und der Hartherzigkeit.

Immer wieder trifft uns der Ruf: Kehrt um! Glaubt an das Evangelium! Glaubt an das Heil, das von Gott kommt!

Halten wir uns fern von der Heuchelei, die behauptet, die Armen wären selbst schuld an ihrer Armut;
Lassen wir uns von Jesus immer wieder von den unreinen Abergeistern befreien: dass wir den anderen ebenso wichtig nehmen, wie uns selbst,
dass wir der Wahrheit den Vorzug geben vor der Lüge,
dass wir den Frieden höher schätzen, als unser Streben zu bestimmen, was gemacht wird.

Pirmin Spiegel ist der Geschäftsführer von MISEREOR: er weigert sich, einen vergoldeten Kelch zur Messe zu benutzen, weil er gesehen hat, durch welches Unrecht und durch welche Unmenschlichkeit das Gold gewonnen wurde.

Hören wir nicht auf, immer wieder den nächsten Schritt zu tun und umzukehren zum Himmelreich, das von Gott kommt.