10. Januar 2016: Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Gott sieht nicht auf die Person, nicht auf das Antlitz, das Äußere eines Menschen, sondern ihm ist jeder willkommen, der auf ihn hört und tut, was in den Augen Gottes gut ist! – ruft Petrus aus. Der Heilige Paulus könnte das fast genauso geschrieben haben.

Das müssen wir uns zu Herzen nehmen:
Gott sieht nicht darauf, ob jemand in Deutschland geboren und getauft worden ist, oder in Japan und Shintoist geworden ist.
Gott will einzig, dass die Menschen ihn fürchten und tun, was in seinen Augen recht ist!

Was in Gottes Augen recht ist – hat Jesus uns vorgelebt – ganz so wie es schon der Prophet Jesaja von dem Menschen sagte, der als Gottes Knecht gelten kann: also als einer, der Gottes Wesen und Willen in der Welt ausdrückt:

Allen Gutes tun, heilen, Gefangene befreien, blinde Augen öffnen, die im Dunkeln sitzen, aus ihrer Haft befreien.

Das ist das, was die Bibel „barmherzig“ nennt: sich im Herzen berühren lassen, vom Mitmenschen und seiner Not; und dann das tun, was das Herz gebietet: Heilen, wo und wie es möglich ist.

Heilen bedeutet: wer krank ist, wird gesund. Eine Wunde schließt sich, eine Entzündung wird überwunden.

Wir sollten „heilen“ nicht nur auf Medizin beschränken:
Es gibt viele kranke Zustände, die nach Heilung verlangen:

Die ausgebeuteten Menschen, die im Elend gehalten werden;
die Kinder und Jugendlichen, die Analphabeten bleiben, weil es keine Schule gibt;
die Menschen mit Depressionen, die das Leben kaum ertragen;
die Menschen mit Essstörungen;
die Menschen, die mutlos geworden sind, die Angst haben, die sich selbst verurteilen, denen Gewalt angetan wird …
die Kinder, die kaum noch Zeit zum Spielen und mit ihren Eltern haben,

Jesus hat es uns vorgemacht: er hatte das Herz und die Augen offen:
er hat die Not gesehen – die kleine und die große Not und sich berühren lassen und geheilt: Er hat anderen gut getan.

Der Geist Gottes hat ihm dazu die Kraft gegeben;
der Geist Gottes hat ihn dazu angetrieben.

Schwestern und Brüder,
in der Taufe und in der Firmung haben wir den Geist Gottes empfangen.
Den Geist der Barmherzigkeit, damit er uns antreibt, Gutes zu tun und wie Jesus alle zu heilen, die in der Gewalt des Teufels sind:
Die also den Glauben an das Gute aufgegeben hatten,
die nicht mehr sehen konnten, dass Gott Sehnsucht hat nach ihnen,
dass er ihnen sein Heil schenken will.

Wir stehen in einem außerordentlichen Heiligen Jahr, dem der Papst das Motto gab: „Barmherzig, wie der Vater!“

Nehmen wir uns also Jesus zum Vorbild,
Er hat allen Gutes getan und alle geheilt;
Er hat jedem gezeigt, dass Gott Sehnsucht hat nach ihm,
dass Gottes Liebe nie zu Ende ist,
dass jeder Augenblick der rechte Augenblick ist, um das zu tun, was in den Augen Gottes gut ist.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig mit uns ist, die wir oft kalt sind und uns nicht berühren lassen, die wir vorbeigehen an der Not und Urteile über andere fällen.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig ist und uns annimmt
und lassen wir unser Herz berühren, dass wir sehen, wie wir dem anderen Gutes tun können und es mit Freude tun.

24. Januar 2016: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern! Liebe Brüder!
„Der Herr hat mich gesandt, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!“

Schon im Buch Exodus steht die Regel, ein sogenanntes Jubeljahr zu halten. Ein Jahr, in dem die Schulden erlassen werden, die Felder ruhen.

Alle Sieben Jahre hielten die Israeliten so ein Jubeljahr.

Franziskus hat dieses Kirchenjahr ebenfalls zu einem Jubeljahr, einem Heiligen Jahr bestimmt: „Barmherzig wie der Vater“ ist es überschrieben!

Franziskus hat dabei Anordnungen getroffen, die deutlich machen, dass es ihm wirklich darum geht, dass die Menschen in diesem Jahr in ganz besonderer Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren können:

Zum Beispiel hat er den Frauen, die ein Kind abgetrieben haben – oft auch unter dem Druck ihrer nächsten Umgebung – ein deutliches Signal gegeben, dass sie eingeladen sind, um in der Kirche Versöhnung zu finden und ihren Platz.

„Ein Gnadenjahr des Herrn“ hat Jesus ausgerufen:
Beschrieben ist es so: den Armen eine gute Nachricht bringen – das kann nur heißen, dass Ihre Armut gelindert oder beseitigt wird;
den Gefangenen wird Entlassung verkündet; die Blinden sollen wieder sehen  und die „Zerschlagenen“ sollen frei werden.

Dieses Gnadenjahr ist nie zu Ende gegangen –es dauert bis heute an:
Gottes Barmherzigkeit ist uns und verwandelt uns zu barmherzigen Menschen.

Wir sind doch „arm“ – ob wir nun viel oder wenig Geld haben:
wie flüchtig ist die Gesundheit, wie empfindlich unser Leben.

Wir sind doch gefangen und verfangen in den Unrechtsstrukturen dieser Erde: unseren Wohlstand bezahlen viele Menschen mit bitterer Armut:

Wie sind doch oft blind für das, was die Liebe gebietet,
für den Mitmenschen und dafür, wie wir ihm gut tun können.

Unser Vertrauen in das Gute und in den gütigen Gott ist doch angeschlagen und manchmal zerschlagen, weil sich das Böse, das Unheil so breit macht in der Welt.

Wir armen, gefangenen, blinden und zerschlagenen Menschen dürfen Gottes Barmherzigkeit erfahren: er nimmt uns an. Er teilt unser Leben und teilt sein Leben mit uns.

Immer wieder nimmt er uns an der Hand: Er gießt seinen Geist in unsere Herzen ein, er weckt den Glauben an Liebe und Güte, und bewegt uns dazu, dass wir uns einsetzen für die Menschen,

die jeden Tag ihre Armut bitter spüren,

die scheinbar in einer Spirale gefangen sind
und daraus keinen Ausweg finden;

die blind geworden sind für die Mitmenschen, weil sie nur noch sich sehen und ihre Krankheiten, Sehnsüchte, Erfahrungen, Leistungen und Erfolge;

Gott schenkt uns seinen Geist, seine Gnade, damit wir uns denen zuwenden, die aufgegeben haben, die den Mut verloren haben, die nur noch schwarz sehen und das schreckliche Ende kommen sehen und erwarten.

Liebe Schwestern und Brüder, wer skeptisch ist, ob denn ein solches Jahr etwas ändert, mag dafür gute Gründe anführen können.
Es gibt tatsächlich keinen Automatismus der Gnaden.
Der Papst hat keine Gnaden zu verteilen hat, die auf die Menschen herabströmen und ihr Leben besser machen.

Doch: wir können das auch mit anderen Augen sehen:
Es ist doch ein bereits ein Geschenk, dass dieses Jahr der Botschaft gewidmet ist: Gott ist barmherzig! Er hat Sehnsucht nach uns Menschen.
Der Friede wird kommen. Die Menschen werden den Weg in die Zukunft finden, Gerechtigkeit und Frieden werden die Menschen erfreuen.

Es liegt an uns, dass wir uns der Botschaft der Barmherzigkeit öffnen, dass wir weitergehen, um immer mehr barmherzige Menschen zu werden: Menschen, die dafür leben, dass es dem anderen gut geht.

Bußgottesdienst im Advent 2015: Im Licht der Barmherzigkeit

Nach der Vorlage des Deutschen liturgischen Instituts

 

 

Lied                 O Heiland reiß die Himmel auf                                    GL 231

Begrüßung:
„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“ Sagt Jesus zu seinen Jüngern. Wir glauben, dass Gott barmherzig ist: Jesus hat dies in seinem Leben in vielen, vielen Beispielen sichtbar gemacht – und gerade dafür wurde er heftig kritisiert und angegriffen: „Er ist bei einem Sünder eingekehrt!“ empörten sich diejenigen, die sich für fromm und gut hielten.

Heute Abend wollen wir uns prüfen. Wir denken über uns nach und scheuen nicht davor zurück, uns zu erinnern, dass wir Böses getan und gesagt und gewollt haben. Gleichzeitig wollen wir uns erneut darauf ausrichten, nach Gottes Willen zu handeln und Gutes zu tun, zu sagen und zu wünschen.
Im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit können wir dies beginnen.

GEBET

Gott, du bist uns nahe, noch bevor wir zu dir kommen.
Schau auf unsere Sehnsucht nach Glück,  unseren Willen zum Guten.
Wir verbergen nicht unser Versagen. Habe Erbarmen mit unserer Armut.
Fülle du unser Herz mit deiner Freude, mit deiner Liebe, mit deinem Licht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Verkündigung

 Lesung aus Psalm 139

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.

Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen.

Würde ich sagen: „Finsternis soll mich bedecken,
statt Licht soll Nacht mich umgeben“,
auch die Finsternis wäre für dich nicht finster,
die Nacht würde leuchten wie der Tag,
die Finsternis wäre wie Licht.

Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht                                        GL 450

Evangelium        Lk 15,1-3.8-10  (Lektionar III, 352)

Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:

Wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet?
Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.
Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Gewissenserforschung

Wir haben das Beispiel gehört von der Frau, die ihre verlorene Drachme sucht. Denken wir nun über uns nach, um uns zu erinnern, wie wir manchmal Gottes Willen missachtet haben.
Zwischen den einzelnen Impulsen halten wir immer wieder eine kurze Zeit der Stille.

  1. Suchen: Die Frau merkt, dass sie eine Münze verloren hat. Diese eine Münze schätzt sie nicht gering ein. Der Verlust schmerzt sie. Deshalb beginnt sie, nach dem Geldstück zu suchen.

Manchmal verlieren wir – nicht nur Sachen, Dinge, sondern noch viel Bedeutenderes:

die Gesundheit ‑ die Achtung vor sich selbst ‑ einen Freund ‑ die Liebe – die Freude am Leben ‑ den Bezug zu Gott – einen lieben Menschen durch den Tod – die Fähigkeit mich zu begeistern – die Fähigkeit loszulassen und zu entspannen

Was habe ich verloren?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

  1. Bewahren: Die Frau hat zehn Drachmen gespart – als Reserve vermutlich. Es ist ihr kleiner Schatz. Deshalb hat sie sich vergewissert, dass noch alle 10 Drachmen da sind. Die restlichen 9 Münzen hat sie sorgfältig auf den Schemel gelegt.

Manchmal vergessen wir, dass wir uns um das, was uns wertvoll ist, kümmern: Wir nehmen uns keine Zeit ‑ wie nehmen zu wenig Rücksicht – wir zeigen kein Interesse – wir meinen, es sei selbstverständlich – wir pflegen die Freundschaff zu wenig.

Was möchte ich wieder besser machen?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

  1. Leuchten: Die Frau zündet eine Lampe an. Mit dem zusätzlichen Licht hofft sie, ihre Münze wieder zu finden. Das Licht fällt auch auf die Frau, die sich bückt und sucht.

Uns geht manchmal ein Licht auf und wir verstehen etwas, oder wir nehmen etwas wahr, was wir bisher nicht gesehen haben.
In dieser Stunde wenden wir uns Gott zu, damit sein Licht in unser Leben fällt und wir wieder klarer sehen.

Jesus bringt mit seiner Botschaft ein Licht in unser Leben: Orientierung und Hoffnung und eine ganz besondere Freude.

Was bedeutet mir der Glaube an Gott den Vater für mein tägliches Leben?
Was bewirkt der Glaube an Jesus und seine frohe Botschaft in meinem Tun?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

  1. Schatten werfen: Im Licht der Lampe wirft die Frau einen fast furchterregenden Schatten an die Wand des Zimmers.
    Wer hinter ihr steht, steht ziemlich im Dunkel.

Manchmal stehen wir anderen im Weg und verdunkeln ihr Leben.
Wir sind ungeduldig – unfreundlich – rechthaberisch – legen schonungslos ihre Fehler offen – machen die Schwächen der anderen groß ‑
wir stellen uns selbst im besten Licht dar.
Habe ich das Leben anderer dunkel gemacht?
Was kann ich, was muss ich  ändern?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

  1. Helfen: Wir als Betrachter des Bildes sehen mehr als die Frau: in einer kleinen Spalte zwischen den Steinplatten liegt die Münze versteckt. Am liebsten würde man zu der Frau sagen: Schau, da ist das Geldstück, das du suchst.

Im Alltag gibt es so viele genutzte und ungenutzte Gelegenheiten, um anderen zu helfen: am einfachsten sind die kleinen Gesten: sich für jemanden bücken, jemand die Tür aufhalten, jemand den Vortritt lassen.
Geld zu spenden für Menschen in Not oder für eine gute Sache – das fällt manchen leicht, für manchen ist das aber auch sehr schwer – manchmal könnten wir auch Verantwortung übernehmen und jemandem beistehen, Verständnis zeigen und immer wieder für ihn da sein.

Konnte ich helfen? War ich bereit dazu?
Könnte ich noch aufmerksamer dafür sein, wann jemand meine Hilfe braucht, wann ich helfen könnte?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

  1. Danken: Wenn die Münze gefunden ist, ruft die Frau ihre Freundinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir! Sie freut sich dass sie die verlorene Münze wieder gefunden hat.

Immer wieder gibt es kleine und große Freuden in unserem Leben. Kann ich mich freuen? Erkenne ich die Anlässe, um mich zu freuen?
Teile ich meine Freude mit anderen? Wofür bin ich dankbar und erleichtert? Wie kann ich meinen täglichen Dank Gott sagen?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157 – 2mal)

Versöhnung

Schuldbekenntnis
Wir haben nun über uns nachgedacht. Wir haben danach gesucht, was uns an Gutem noch fehlt. Wir haben nachgedacht, was wir verloren haben. Bekennen wir nun miteinander und voreinander, dass wir gesündigt haben und bitten wir Gott, dass er uns seine Barmherzigkeit schenkt: dass er uns annimmt, dass er unseren guten Willen und unsere Bereitschaft stärkt, dass er uns seinen Frieden schenkt.

Wir sprechen das Schuldbekenntnis

Vergebungsbitte
Gott ist barmherzig. Er verzeiht uns unsere Sünden. Er sieht voll Liebe auf uns als seine geliebten Kinder. Er stärkt uns im Entschluss, gleich ihm barmherzig zu sein. So führt er uns durch das Leben, bis er uns aufnehmen wird in seiner Herrlichkeit und sein ewiges Licht.

Amen.

Friedensgruß

Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch

Lied                 Nun danket alle Gott                                             GL 405,1+2

Vater Unser

Segen

Lied                 Tauet Himmel den Gerechten                                    764,1-3

 

 

31.12.2015: Jahresschluss

Die Lesungen für diesen Gottesdienst:
Lsg: Jes 32  – Ps 85,9-14 – Phil 4,6-9  – Ev: Joh 14,23-29

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leben in unruhigen und gefährlichen Zeiten: die Stichworte sind:
Klimawandel, Kriege im Nahen und mittleren Osten, in der Ukraine, in Afrika, die Gefährdung der Idee eines zusammenwachsenden Europas als Friedenskontinent, weltweit nimmt ein Kapitalismus überhand, dem egal ist, ob Menschen dadurch sterben müssen; all diese Krisen bringen Millionen Menschen zu dem Entschluss, ihre Heimat zu verlassen und in fremden Ländern Zuflucht und Schutz zu suchen.

Was kommt, wenn diese Probleme vorüber sind?

Wollen wir glauben, dass die Menschheit im Chaos versinken wird?
Wollen wir erwarten, dass halbe Kontinente unbewohnbar werden?
Wollen wir mit der Vorstellung leben, dass mordlustige, pseudoreligiöse Banden und mit Furcht und Schrecken die Herrschaft an sich reißen?

Müssen wir in Angst ersticken und dem Unheil so freien Lauf zu lassen?
Glauben wir an den Frieden oder an den Krieg?
Glauben wir an die Freiheit oder an die Unterdrückung?
Glauben wir an den Lebenswillen der Menschheit oder an ihre Zerstörungswut?

Was hindert uns daran, jetzt nachzudenken, wie es gut werden kann?

Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Barmherzigkeit und Liebe können das Zusammenleben der Völker prägen und auch das Leben der einzelnen Nationen.
Denn der Krieg ist doch für alle ein Schrecken – für Araber und Syrer, für Europäer und Afrikaner. Die Not und Armut ganzer Völker kann doch uns, die reichen Nationen, nicht kalt lassen:

Wir glauben doch, dass es nur einen Gott gibt und dass alles, was wir in dieser Schöpfung finden, in ihm seinen Ursprung hat. Wir glauben doch, dass er alle Menschen gleich liebt und ebenso alle seine Geschöpfe;
wir glauben doch an das Gebot Jesu: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr damit besonders? Ihr sollt aber sogar eure Feinde lieben, denn auch Gott lässt seine Sonne aufgehen über Guten und Bösen.

Liebe Schwestern und Brüder,
schnell sind wir dabei uns zu entschuldigen. Leicht sagen wir: ich bin doch nur ein kleines Licht. Ich kann da nichts ausrichten.
Viele kennen aber die Weisheit, die eine große Zuversicht ausstrahlt:
Wenn viele kleine Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie das Antlitz der Erde.

Was morgen sein wird, beginnt heute in unseren Herzen;
was wir erstreben und ersehnen, das wird die Zukunft sein.
Die Barmherzigkeit, die Liebe zum Frieden, die Sorge für das Leben, das Streben nach Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit haben mehr Kraft, sich auszubreiten, als die zerstörerischen Kräfte der Menschheit.

Für uns ist das sehr konkret: Denn es bedeutet, dass wir uns immer besser bewusst werden: den Menschen in der Nachbarschaft, der Kollegin, dem Angehörigen, den Flüchtlingen bei uns soll es gut gehen. Ich will dazu beitragen.

Die anderen Menschen sind nicht unsere Konkurrenten sondern sie sind uns von Gottes Güte gesandt, damit wir mit ihnen das Leben teilen.

Liebe Schwestern und Brüder, diese Gedanken bewegen mich heute zur Jahreswende. Wir haben uns immer schon bemüht, als Christen zu leben und anderen Gutes zu tun. Wir haben gewiss schon unzählige Male Frieden und Versöhnung hergestellt; wir haben schon viel für andere getan, um Not zu lindern, damit keine Verzweiflung aufkommt; um Trost zu spenden.

Gewiss aber können wir darin immer noch besser werden. Wir können immer noch besser lernen, dass jeder Mensch Gottes geliebtes Kind ist und deshalb unser Wohlwollen und Wohltun verdient.

Beim Einkauf werden wir gefragt: „Was kann ich für Sie tun?“ oder: Kann ich Ihnen helfen?“ Diese Fragen gehören da natürlich zum Service und zur geschäftlichen Klugheit.

Aber sollten wir als Kinder des einen Gottes nicht auch hier das Gute lernen und bei jeder Begegnung uns fragen: „Was kann ich für Dich tun?“

03. Januar 2016: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Sie kennen sicher die 7 Gaben des Heiligen Geistes:
Weisheit ‑ Einsicht ‑ Rat ‑ Stärke ‑ Gottesfurcht ‑ Erkenntnis – Frömmigkeit.

Das sind die Gaben des Heiligen Geistes – sie kommen also von Gottes Geist – es sind also die Gaben Gottes.
Wir gehen wohl nicht in die Irre, wenn wir sagen: Gott verfügt selbst über diese Gaben, Eigenschaften und Fähigkeiten in vollkommener Weise – mehr als ein Mensch darüber verfügen kann.

Die Weisheit redet heute in der ersten Lesung: Aber nicht die Weisheit eines Menschen, sondern Gottes Weisheit spricht:

„Vor der Zeit hat er mich erschaffen und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht!“

Die Weisheit Gottes ist ewig, wie Gott selbst. ‑ Das ist nicht überraschend: wie sollte es anders sein. Aber was die Weisheit noch über sich sagt – DAS ist überraschend: Die Weisheit soll in Jakob wohnen, also in den Nachkommen des Jakobs, der seinem Bruder das Erstgeburtsrecht stahl und der dennoch zu einem Gottesmann heranreifte, der schließlich der Verheißung und dem Segen Gottes mehr traute als seinen durchaus respektablen menschlichen Fähigkeiten.

Die Weisheit Gottes fasste Wurzel heißt es, im Volk Israel – also in dem Volk, das Gott in besonderer Weise erwählt hat, um zum Segen für die Völker der Erde zu werden.

Da stocken meine Gedanken: Israel ist wahrlich nicht einfach zum Segen der Völker geworden: die Heilige Schrift erzählt ausführlich und häufig von den Kriegen und Schlachten, in denen Israel den Gegner niedermetzelte, ausrottete – Menschen und Tiere – und das auf Gottes Geheiß hin – jedenfalls in den Worten der Menschen, die die Heilige Schrift verfasst haben – obwohl sie die Weisheit Gottes nur unvollkommen erfassen konnten – wie durch fast undurchdringlichen Nebel.

Auch heute kann man die Politik des Staates Israel zu recht in Frage stellen und kritisieren: selbst Bürger des Staates prangern an, dass die Menschenrechte dort nicht allen Bewohnern des Landes gewährt werden.

Ist es nicht eher töricht, wenn Gott seine Weisheit in die Menschen einwurzeln lässt und sich so an die Menschen bindet, da die Menschen seine Weisheit verfälschen, verwässern, nicht erfassen, nicht aufnehmen, ja sogar verachten?

Doch allen diesen Verfehlungen zum Trotz:  dieses Volk, das Volk Jakobs, bewahrt die Weisheit Gottes: dass Gott der eine Schöpfer ist und dass alle Menschen in ihm ihren Ursprung haben. Dass niemand lebt und leben kann, außer durch Gottes Kraft und Geist.

In Jakob und dem ganzem gläubigen Volk Israel lebt die Weisheit, dass Gott Liebe ist und dass er alle seine Geschöpfe liebt, dass alle Völker seinen Segen erlangen sollen. Die Weisheit, dass der Mensch von Gott gerufen ist, seine Menschenfreundlichkeit zu lernen.

Schließlich und endlich erkennen wir in einem Sohn des Volkes Israel die menschgewordene Weisheit Gottes: Ein Nachkomme Jakobs wurde zum Retter und Erlöser aller Menschen. Wir, die auf ihn hören, die ihm seine Botschaft glauben, wir sind durch ihn zum Volk Gottes geworden:

Das Volk Israel wird immer das Volk bleiben, in dem Gottes Weisheit wurzelt. Jesus, der diesem von Gott erwählten und gesegneten Volkentstammt, hat uns Gottes Liebe und Barmherzigkeit offenbart und geschenkt.

So bleibt Gott sich und seiner Verheißung treu:

Seine Weisheit, die er wohnen lässt in den Nachkommen Jakobs, ist in Christus Mensch geworden. So können Menschen aus jedem Volk dieser Erde die Weisheit Gottes empfangen und aufnehmen – alle können Kinder Gottes werden und seine Herrlichkeit empfangen.

Gottes Weisheit ist größer als wir Menschen denken können. Was in unseren Augen töricht ist, ist in den Augen Gottes weise: Er erreicht gerade dadurch das Ziel, in dem er seine Weisheit den Menschen anvertraut: durch alle Verfehlungen hindurch verwandelt die Weisheit Gottes den Menschen, so dass er ein Kind Gottes wird und Gottes Menschenfreundlichkeit in Menschen Fleisch werden kann.