10. Januar 2016: Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Gott sieht nicht auf die Person, nicht auf das Antlitz, das Äußere eines Menschen, sondern ihm ist jeder willkommen, der auf ihn hört und tut, was in den Augen Gottes gut ist! – ruft Petrus aus. Der Heilige Paulus könnte das fast genauso geschrieben haben.

Das müssen wir uns zu Herzen nehmen:
Gott sieht nicht darauf, ob jemand in Deutschland geboren und getauft worden ist, oder in Japan und Shintoist geworden ist.
Gott will einzig, dass die Menschen ihn fürchten und tun, was in seinen Augen recht ist!

Was in Gottes Augen recht ist – hat Jesus uns vorgelebt – ganz so wie es schon der Prophet Jesaja von dem Menschen sagte, der als Gottes Knecht gelten kann: also als einer, der Gottes Wesen und Willen in der Welt ausdrückt:

Allen Gutes tun, heilen, Gefangene befreien, blinde Augen öffnen, die im Dunkeln sitzen, aus ihrer Haft befreien.

Das ist das, was die Bibel „barmherzig“ nennt: sich im Herzen berühren lassen, vom Mitmenschen und seiner Not; und dann das tun, was das Herz gebietet: Heilen, wo und wie es möglich ist.

Heilen bedeutet: wer krank ist, wird gesund. Eine Wunde schließt sich, eine Entzündung wird überwunden.

Wir sollten „heilen“ nicht nur auf Medizin beschränken:
Es gibt viele kranke Zustände, die nach Heilung verlangen:

Die ausgebeuteten Menschen, die im Elend gehalten werden;
die Kinder und Jugendlichen, die Analphabeten bleiben, weil es keine Schule gibt;
die Menschen mit Depressionen, die das Leben kaum ertragen;
die Menschen mit Essstörungen;
die Menschen, die mutlos geworden sind, die Angst haben, die sich selbst verurteilen, denen Gewalt angetan wird …
die Kinder, die kaum noch Zeit zum Spielen und mit ihren Eltern haben,

Jesus hat es uns vorgemacht: er hatte das Herz und die Augen offen:
er hat die Not gesehen – die kleine und die große Not und sich berühren lassen und geheilt: Er hat anderen gut getan.

Der Geist Gottes hat ihm dazu die Kraft gegeben;
der Geist Gottes hat ihn dazu angetrieben.

Schwestern und Brüder,
in der Taufe und in der Firmung haben wir den Geist Gottes empfangen.
Den Geist der Barmherzigkeit, damit er uns antreibt, Gutes zu tun und wie Jesus alle zu heilen, die in der Gewalt des Teufels sind:
Die also den Glauben an das Gute aufgegeben hatten,
die nicht mehr sehen konnten, dass Gott Sehnsucht hat nach ihnen,
dass er ihnen sein Heil schenken will.

Wir stehen in einem außerordentlichen Heiligen Jahr, dem der Papst das Motto gab: „Barmherzig, wie der Vater!“

Nehmen wir uns also Jesus zum Vorbild,
Er hat allen Gutes getan und alle geheilt;
Er hat jedem gezeigt, dass Gott Sehnsucht hat nach ihm,
dass Gottes Liebe nie zu Ende ist,
dass jeder Augenblick der rechte Augenblick ist, um das zu tun, was in den Augen Gottes gut ist.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig mit uns ist, die wir oft kalt sind und uns nicht berühren lassen, die wir vorbeigehen an der Not und Urteile über andere fällen.

Vertrauen wir, dass Gott barmherzig ist und uns annimmt
und lassen wir unser Herz berühren, dass wir sehen, wie wir dem anderen Gutes tun können und es mit Freude tun.

24. Januar 2016: 3. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern! Liebe Brüder!
„Der Herr hat mich gesandt, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!“

Schon im Buch Exodus steht die Regel, ein sogenanntes Jubeljahr zu halten. Ein Jahr, in dem die Schulden erlassen werden, die Felder ruhen.

Alle Sieben Jahre hielten die Israeliten so ein Jubeljahr.

Franziskus hat dieses Kirchenjahr ebenfalls zu einem Jubeljahr, einem Heiligen Jahr bestimmt: „Barmherzig wie der Vater“ ist es überschrieben!

Franziskus hat dabei Anordnungen getroffen, die deutlich machen, dass es ihm wirklich darum geht, dass die Menschen in diesem Jahr in ganz besonderer Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren können:

Zum Beispiel hat er den Frauen, die ein Kind abgetrieben haben – oft auch unter dem Druck ihrer nächsten Umgebung – ein deutliches Signal gegeben, dass sie eingeladen sind, um in der Kirche Versöhnung zu finden und ihren Platz.

„Ein Gnadenjahr des Herrn“ hat Jesus ausgerufen:
Beschrieben ist es so: den Armen eine gute Nachricht bringen – das kann nur heißen, dass Ihre Armut gelindert oder beseitigt wird;
den Gefangenen wird Entlassung verkündet; die Blinden sollen wieder sehen  und die „Zerschlagenen“ sollen frei werden.

Dieses Gnadenjahr ist nie zu Ende gegangen –es dauert bis heute an:
Gottes Barmherzigkeit ist uns und verwandelt uns zu barmherzigen Menschen.

Wir sind doch „arm“ – ob wir nun viel oder wenig Geld haben:
wie flüchtig ist die Gesundheit, wie empfindlich unser Leben.

Wir sind doch gefangen und verfangen in den Unrechtsstrukturen dieser Erde: unseren Wohlstand bezahlen viele Menschen mit bitterer Armut:

Wie sind doch oft blind für das, was die Liebe gebietet,
für den Mitmenschen und dafür, wie wir ihm gut tun können.

Unser Vertrauen in das Gute und in den gütigen Gott ist doch angeschlagen und manchmal zerschlagen, weil sich das Böse, das Unheil so breit macht in der Welt.

Wir armen, gefangenen, blinden und zerschlagenen Menschen dürfen Gottes Barmherzigkeit erfahren: er nimmt uns an. Er teilt unser Leben und teilt sein Leben mit uns.

Immer wieder nimmt er uns an der Hand: Er gießt seinen Geist in unsere Herzen ein, er weckt den Glauben an Liebe und Güte, und bewegt uns dazu, dass wir uns einsetzen für die Menschen,

die jeden Tag ihre Armut bitter spüren,

die scheinbar in einer Spirale gefangen sind
und daraus keinen Ausweg finden;

die blind geworden sind für die Mitmenschen, weil sie nur noch sich sehen und ihre Krankheiten, Sehnsüchte, Erfahrungen, Leistungen und Erfolge;

Gott schenkt uns seinen Geist, seine Gnade, damit wir uns denen zuwenden, die aufgegeben haben, die den Mut verloren haben, die nur noch schwarz sehen und das schreckliche Ende kommen sehen und erwarten.

Liebe Schwestern und Brüder, wer skeptisch ist, ob denn ein solches Jahr etwas ändert, mag dafür gute Gründe anführen können.
Es gibt tatsächlich keinen Automatismus der Gnaden.
Der Papst hat keine Gnaden zu verteilen hat, die auf die Menschen herabströmen und ihr Leben besser machen.

Doch: wir können das auch mit anderen Augen sehen:
Es ist doch ein bereits ein Geschenk, dass dieses Jahr der Botschaft gewidmet ist: Gott ist barmherzig! Er hat Sehnsucht nach uns Menschen.
Der Friede wird kommen. Die Menschen werden den Weg in die Zukunft finden, Gerechtigkeit und Frieden werden die Menschen erfreuen.

Es liegt an uns, dass wir uns der Botschaft der Barmherzigkeit öffnen, dass wir weitergehen, um immer mehr barmherzige Menschen zu werden: Menschen, die dafür leben, dass es dem anderen gut geht.