26. Juni 2016: 13. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder
Zweimal ließ Elija Feuer auf einen Hauptmann und seine 50 Leute fallen, so dass es sie verzehrte – das jedenfalls wird im 2 Kön erzählt.
Überhaupt war Elija ein furchteinflößender Mann, der auch nicht zögerte, Baalspriester niedermetzeln zu lassen.

Dennoch ist Elija ein Vorbild für jeden Propheten in Israel – auch für Johannes den Täufer und ebenso für Jesus, den Nazaräer.
Er ist ein Vorbild, weil er seine Stimme erhebt, gegen die Verehrung der Götzen; weil er die Treue Jahwes verkündet und weil er selbst Jahwe treu bleibt – bedingungslos.

Die Könige Israels aber beugten ihre Knie vor den Götzenbildern der Nachbarvölker und dienten ihnen. Sie unterwarfen sich ihnen und deren Gesetzen – und zugleich wandten sie sich so von Jahwe ab – von ihrem Gott, der sie aus Ägypten befreit hatte. Sie brachen den Bund, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, damit sie ein freies Volk seien.

Deshalb, Schwestern und Brüder, ist Elija auch zur Zeit Jesu aktuell und er ist es auch heute. Auch heute beugen wir uns vor allen möglichen und scheinbaren Zwängen und opfern ihnen unsere Freiheit.

Die Freiheit behalten wir, wenn wir Gott und sein Reich, wenn wir Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit an die erste Stelle setzen als das Ziel unseres Handelns.

Auch Paulus erinnert die Galater: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Paulus spricht vom „Begehren des Fleisches“, das die Freiheit der Kinder Gottes zunichtemacht.
Diese Ausdrucksweise lässt uns an Essen und Trinken denken, an Alkohol und Drogen, an Pornograpie und Ehebruch.

Paulus geht es aber um etwas anderes: Er spricht von der Freiheit der Kinder Gottes, die sich nicht durch die Erfüllung von Gesetzen Gottes Liebe verdienen, sondern die als erstes – so wie Jesus – aus dem Glauben leben, dass sie von Gott geliebt sind – so wie jeder Mensch, der auf dieser Erde lebt.

Liebe Schwestern und Brüder, und dies fordert ein radikales Umdenken.
Nicht Leistung ist entscheidend, dass wir Gott gefallen,
nicht das Geldvermögen gibt Sicherheit,
nicht die Erlebnisse in der Freizeit bringen Erfüllung,
nicht die Karriere verschafft das Ansehen,
nicht der Genuss von diesem oder jenem macht zufrieden.

Nicht das, was wir uns erarbeiten und leisten können ist entscheidend,
sondern, dass Gott uns liebt, dass Gottes Geist in uns ist,
das macht uns wertvoll und bedeutend – darin liegt unsere Zukunft.

Das bedeutet nicht, das alles abzuwerten, was wir in der Welt an schönem und gutem und an wertvollem finden. Doch wir Menschen sollen uns nicht darum streiten wie Kinder, sondern wir sollen es unter uns teilen, es soll unser Bestreben sein, dass jeder Mensch dies alles genießen kann – heute und in Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder, es ist ein Umdenken bis an die Wurzeln unseres Seins.
Denn wir sind ja gewohnt zu denken, wer besser angepasst ist an seine Umgebung ist im Vorteil und überlebt.
Wir sind ja gewohnt zu denken, dass der Stärkere Recht hat.

Wer mit Jesus gehen will, muss deshalb völlig umdenken:
Er muss tatsächlich sich von allem lösen, was ihn hindert Gottes Reich aufzubauen.
Er muss das Streben nach Besitz und Macht und Geltung hinter sich lassen.
Stattdessen muss er das Reich Gottes suchen: den Frieden miteinander, die Gerechtigkeit für den anderen und die Barmherzigkeit mit dem anderen.

Schwestern und Brüder, der Rückfall ins alte Deken lauert jeden Augenblick: Sollen wir Feuer vom Himmel fallen lassen? Sollen wir die Menschen bestrafen, die dich und uns ablehnen? Jesus sagt: NEIN.
Er geht weiter in ein anderes Dorf.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus ist unser Elias und wir sind Elischa.
Er hat uns in das Reich Gottes berufen. Wer will mit ihm gehen?

19. Juni 2016: 12. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir haben gerade die Lesung aus dem Buch Sacharja (früher Zacharias) gehört. Sacharja ist ein Teil des sogenannten 12-Prophetenbuches am Ende des Alten Testaments. Auch die Juden haben bekanntlich eine Heilige Schrift, die Bibel. Bei den Juden bildet das 12- Pro-phetenbuch den Abschluss ihrer Hl. Schrift, die sie Tenach nennen. Nach der Niederlage im Krieg gegen die Römer im Jahr 135 n. Chr. wurde dieser Bestand festgelegt und seither nicht mehr verändert.

Aus welcher Zeit stammen die paar Sätze, die wir in der 1. Lesung hörten?
In welcher Situation verkündet Sacharja Gottes Botschaft?

Israel war etwa 475 v. Chr. aus der Gefangenschaft nach Israel, nach Judäa zurückgekehrt. Das Sagen hatten damals die Ptolemäer, die Herrscher in Ägypten waren. Immerzu sind Israel und die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel auf dem Zionsberg bedroht von den kriegerischen Angriffen der großen Völker. Und Israel ist selbst immer und dauernd in Gefahr, sich vom Glauben an Jahwe, den einzigen und wahren Gott, abzuwenden und sich anderen Göttern zuzuwenden.

Den so angefochtenen Juden werden diese Sätze gesagt:
„Ich werde über die Bewohner Jerusalems den Geist des Mitleids und des Gebetes ausgießen.“

Den Juden wird also Mut gemacht: Der Herr hat noch etwas im Petto. Er hat Mittel und Wege, damit die Verheißungen wahr werden, die Israel seit Abrahams Tagen und seit Mose gegeben sind:

Der Geist des Mitleids und der Geist des Gebetes:
Das ist die Fähigkeit, die Not des anderen zu sehen und sie zu lindern oder zu wenden. Und der Geist des Gebetes, das ist das Vertrauen in den einzigen Gott, den Schöpfer des Universums. Der Geist des Gebetes, das ist auch die Bereitschaft, auf Gott zu hören und das zu tun, was in seinen Augen recht ist.

Dieser Geist des Mitleids und Gebetes bewirkt, dass die Einwohner Jerusalems auf den schauen, den sie durchbohrt haben und sie werden um ihn weinen wie um den Erstgeborenen.

Wen der Verfasser damit meint? Dieses Rätsel ist nicht mehr aufzulösen.

Entscheidend ist jedoch, dass der Geist das Herz der Menschen bewegt, so dass sie das Unrecht bedauern und auf Gott hören,

Die Totenklage um diesen Durchbohrten ist nicht das Ende.
Vielmehr wird es eine Quelle geben, eine Quelle zur Reinigung von aller Sünde und allen bösen Absichten und Gedanken.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir Christen kennen den einen, der durchbohrt wurde von den Nägeln mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde.
Wir entdecken diese Worte und staunen, wie gut sie auf Jesus Christus passen:

Wir glauben daran, dass Gott uns seinen Heiligen Geist geschenkt hat:
den Geist, der uns voll Dankbarkeit und Trauer auf Christus schauen lässt, der auch für uns gestorben ist:
Denn Untreue, Verrat, Spott, Ausgrenzung und Gewalt vergiften  immer noch unser Miteinander – sogar unter Christen.

Diese wenigen Zeilen aus Sacharja wecken in uns Christen also das Mitleid mit Jesus, der auch wegen unserer Bosheit durchbohrt wurde.
Es ist auch für uns nicht hinfällig um ihn zu klagen, denn immer, wenn Menschen ausgegrenzt und abgelehnt werden, immer wenn jemand den anderen verrät und verspottet, wird in ihm Christus durchbohrt.
Es ist zum Weinen.

Am Ende der Sätze wird aber etwas neues zugesagt: Eine Quelle zur Reinigung von Sünde und Unreinheit:

Schwestern und Brüder, im Glauben tauchen wir in diese Quelle ein, wie es in der Taufe symbolisch vollzogen wird. Der Glaube an Christus reinigt uns immer wieder von dem, was an uns unmenschlich und unbarmherzig ist. In der Messfeier dürfen wir immer wieder aus dieser Quelle trinken, die uns reinigt, so dass wir erfüllt werden vom Geist Jesu, vom Glauben daran, dass jeder von uns Gottes geliebtes Kind ist.

5. Juni 2016: 10. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder
Elija war für die Könige Israels ein Schrecken. Er prangerte ihre Freveltaten an, wenn sie Götzen anbeteten und Jahwe untreu wurden. Vor fast 3000 Jahren wirkte Elija im Namen Jahwes in Israel.

Es war eine lange Trockenheit und eine große Hungersnot in der ganzen Gegend. Elija verließ Israel und ging zu einer Witwe im heidnischen Sarepta. Wie durch ein Wunder wurde der Mehltopf nicht leer und der Ölkrug nicht trocken, solange Elija bei ihr war.
In der Lesung hörten wir, wie ihr Sohn erkrankte und starb und wie durch Elijas Gebet das Leben wieder in ihn zurückkehrte.

Entscheidend ist die Reaktion der Frau: „Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist und dass du das Wort Gottes sprichst“.

Dies stellt die Verbindung her zu jener Episode im Lukasevangelium, die wir danach gehört haben: Die Erweckung des Jüngling von Naim.

„Man trug einen Toten heraus, den einzigen Sohn einer Witwe.“

Liebe Schwestern und Brüder, abgesehen von der Trauer um den Sohn –
diese Frau war auf dem sozialen Abstellgleis: Sie würde betteln müssen; vielleicht als Dirne arbeiten, wenn sie dazu nicht zu alt ist.

Lukas sagt: „Jesus hatte Mitleid mit ihr!“
Halten wir uns nicht damit auf, ob Mitleid haben gut oder schlecht ist.
Jesus hielt sich jedenfalls nicht damit auf die Frau zu bejammern und zu sagen, dass sie ihm wegen ihres Schicksals Leid tut.
Jesus ergriff Initiative. Er hielt den Trauerzug an und gab den „jungen Mann“ lebendig seiner Mutter zurück.

Natürlich liegt uns die Frage auf der Zunge: Ist das wirklich so geschehen?
Hat Jesus wirklich Tote auferweckt: Lazarus, das Töchterlein des Jairus und hier den Sohn einer Witwe, der übrigens wie seine Mutter ohne Namen bleibt.

Oder wird hier im Stil orientalischer Geschichten der Glaube an den Herrn verkündet, an Jesus Christus, in dem Gott sich seines Volkes annimmt.

Heute, am Namenstagsfest unserer Pfarrkirche und unserer Pfarrei, möchte ich das Mitleid Jesu in den Vordergrund stellen. – es sagt viel darüber aus, wie Jesus war und ist: ein mitleidvoller Mensch: Ein Mensch, der aus Mitleid handelte, um Leid zu lindern oder zu beenden.

Jeder, der seine Hände rührt, damit es einem anderen besser geht, hat diesen gleichen Impuls und handelt aus Mitleid.

Überlegen wir: Wen kennen wir, dem es schlecht geht?
Welche Menschen sehen wir leiden?

Was können wir für sie tun?
Wir können sie nicht zum Leben erwecken – aber wir können vieles tun:

Die kleinen Handgriffe im Alltag, die wir füreinander tun.

Das verlässliche Kümmern um einen Menschen,
der alleine nicht zurecht­kommt.

Das Aushalten bei jemand, der gerade nicht zu trösten ist.

Die Spende für Menschen, die in materielle Not geraten sind –
und für Hilfswerke, die dafür arbeiten, dass hilfsbedürftige Menschen sich aus ihrer Abhängigkeit befreien können.

Es ermutigt, wenn nach Katastrophen, wie jetzt, berichtet werden kann, wie viele Menschen freiwillig kommen und helfen.

Unter uns sind so viele Menschen, die ein mitleidvolles Herz haben, die anpacken, ihre Pläne zurückstellen, nur um zu helfen.

Lassen wir uns berühren vom Leid anderer, um es zu lindern oder zu heilen,
dann werden wir Christus ähnlich, der gekommen ist, um uns zu versöhnen und zu befreien. Amen.