19. Juni 2016: 12. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir haben gerade die Lesung aus dem Buch Sacharja (früher Zacharias) gehört. Sacharja ist ein Teil des sogenannten 12-Prophetenbuches am Ende des Alten Testaments. Auch die Juden haben bekanntlich eine Heilige Schrift, die Bibel. Bei den Juden bildet das 12- Pro-phetenbuch den Abschluss ihrer Hl. Schrift, die sie Tenach nennen. Nach der Niederlage im Krieg gegen die Römer im Jahr 135 n. Chr. wurde dieser Bestand festgelegt und seither nicht mehr verändert.

Aus welcher Zeit stammen die paar Sätze, die wir in der 1. Lesung hörten?
In welcher Situation verkündet Sacharja Gottes Botschaft?

Israel war etwa 475 v. Chr. aus der Gefangenschaft nach Israel, nach Judäa zurückgekehrt. Das Sagen hatten damals die Ptolemäer, die Herrscher in Ägypten waren. Immerzu sind Israel und die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel auf dem Zionsberg bedroht von den kriegerischen Angriffen der großen Völker. Und Israel ist selbst immer und dauernd in Gefahr, sich vom Glauben an Jahwe, den einzigen und wahren Gott, abzuwenden und sich anderen Göttern zuzuwenden.

Den so angefochtenen Juden werden diese Sätze gesagt:
„Ich werde über die Bewohner Jerusalems den Geist des Mitleids und des Gebetes ausgießen.“

Den Juden wird also Mut gemacht: Der Herr hat noch etwas im Petto. Er hat Mittel und Wege, damit die Verheißungen wahr werden, die Israel seit Abrahams Tagen und seit Mose gegeben sind:

Der Geist des Mitleids und der Geist des Gebetes:
Das ist die Fähigkeit, die Not des anderen zu sehen und sie zu lindern oder zu wenden. Und der Geist des Gebetes, das ist das Vertrauen in den einzigen Gott, den Schöpfer des Universums. Der Geist des Gebetes, das ist auch die Bereitschaft, auf Gott zu hören und das zu tun, was in seinen Augen recht ist.

Dieser Geist des Mitleids und Gebetes bewirkt, dass die Einwohner Jerusalems auf den schauen, den sie durchbohrt haben und sie werden um ihn weinen wie um den Erstgeborenen.

Wen der Verfasser damit meint? Dieses Rätsel ist nicht mehr aufzulösen.

Entscheidend ist jedoch, dass der Geist das Herz der Menschen bewegt, so dass sie das Unrecht bedauern und auf Gott hören,

Die Totenklage um diesen Durchbohrten ist nicht das Ende.
Vielmehr wird es eine Quelle geben, eine Quelle zur Reinigung von aller Sünde und allen bösen Absichten und Gedanken.

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir Christen kennen den einen, der durchbohrt wurde von den Nägeln mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde.
Wir entdecken diese Worte und staunen, wie gut sie auf Jesus Christus passen:

Wir glauben daran, dass Gott uns seinen Heiligen Geist geschenkt hat:
den Geist, der uns voll Dankbarkeit und Trauer auf Christus schauen lässt, der auch für uns gestorben ist:
Denn Untreue, Verrat, Spott, Ausgrenzung und Gewalt vergiften  immer noch unser Miteinander – sogar unter Christen.

Diese wenigen Zeilen aus Sacharja wecken in uns Christen also das Mitleid mit Jesus, der auch wegen unserer Bosheit durchbohrt wurde.
Es ist auch für uns nicht hinfällig um ihn zu klagen, denn immer, wenn Menschen ausgegrenzt und abgelehnt werden, immer wenn jemand den anderen verrät und verspottet, wird in ihm Christus durchbohrt.
Es ist zum Weinen.

Am Ende der Sätze wird aber etwas neues zugesagt: Eine Quelle zur Reinigung von Sünde und Unreinheit:

Schwestern und Brüder, im Glauben tauchen wir in diese Quelle ein, wie es in der Taufe symbolisch vollzogen wird. Der Glaube an Christus reinigt uns immer wieder von dem, was an uns unmenschlich und unbarmherzig ist. In der Messfeier dürfen wir immer wieder aus dieser Quelle trinken, die uns reinigt, so dass wir erfüllt werden vom Geist Jesu, vom Glauben daran, dass jeder von uns Gottes geliebtes Kind ist.

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