23. Oktober 2016: 30 Sonntag im Jahreskreis (Weltmission)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Hilft denn gar niemand? Wo ist denn Gerechtigkeit?
können sich die jungen Männer in überfüllten Gefängnissen auf den Philippinen Fragen, die wegen kleinen Delikten inhaftiert sind und monatelang im Gefängnis warten, bis sie endlich ein Verfahren bekommen. Dabei teilen sich bis zu 50 junge Männer 20qm und eine im Raum stehende Toilette. Der Gestank ist schier unerträglich.

Mancher hat Glück: z. Roy wird von einer Frau der Hilfsorganisation „Preda“ aus dem Gefängnis geholt und in ein Heim gebracht, wo er Sicherheit erfährt und Zuwendung. Endlich erhält er eine Chance, um sein Leben ohne Kriminalität in den Griff zu bekommen.

Für ihn gibt es doch noch Gerechtigkeit!

Der Herr ist der Gott des Rechts! Er ist nicht parteiisch gegen die Armen! Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis Gott eingreift als gerechter Richter!

Dieses Bekenntnis aus Jesus Sirach könnte missverstanden werden: so als ob Gott dafür zuständig wäre, dass hier auf der Erde Gerechtigkeit herrscht. – So einfach ist es aber nicht:

Diese Welt ist uns Menschen anvertraut, damit wir Gerechtigkeit üben – wie ein Klavierspieler Klavier spielen übt.
Diese Welt fordert uns heraus, unseren Sinn für Gerechtigkeit zu folgen: denn manche werden durch ein Unglück zu Waisen, mancher wird von Wirbelstürmen getroffen und verliert Hab und Gut, mancher wird in jungen Jahren krank und kann sein Leben nicht so gestalten, wie er und seine Familie es sich wünschen würden.

Auch wenn niemand dafür Schuld trägt – das sind Ungerechtigkeiten, die das Leben einfach mit sich bringt.

Gott hört das Flehen des Bedrängten – hofft Jesus Sirach.

Dahinter steckt das Vertrauen, dass jeder Mensch – auch die Leidenden – von Gott angenommen sind, ja dass Gott in und mit ihnen leidet.

Wer leidet, muss oft erfahren, dass sich die gesunden, die erfolgreichen abwenden, weil ihnen der Anblick des Leids zu grausam ist.
Sie stoßen den Armen und Verzweifelten in den Dreck – heißt es in der Bibel.
Doch in den Kranken und in den Leidenden, in denen, die niedergedrückt werden, in den Schwächeren ist genauso Gottes Lebenskraft wie in denen, die vom Leben verwöhnt sind.

Gott hört ihr Schreien. Es dringt zu ihm durch. Wenn sie zurückkehren zu ihm, aus dem alles lebt, werden sie das größte Glück erleben: sie werden befreit sein von allem Elend und es wird deutlich werden, dass Gott sie an seine Seite erhebt – während die, die achtlos an ihnen vorüber gingen ihr Unrecht erkennen müssen.

Liebe Schwestern und Brüder, Gott steht auf der Seite der Armen. In den Armen ruft Gott uns an, Gerechtigkeit zu üben – wir wollen auf seinen Ruf hören.

Heute am Weltmissionssonntag praktiziert die weltweite Gemeinschaft der Glaubenden, diese Gerechtigkeit. Unter uns Christen darf es keine Armen geben, das ist eigentlich der Auftrag Gottes an uns. Deshalb durchziehen die Sammlungen für Hilfswerke wie ein roter Faden das ganze Jahr: CARITAS – MISEREOR – ADVENIAT – DIASPORA – MISSIO das sind nur die wichtigsten davon. Wo immer ein Unglück in dieser Welt Menschen ihres Hab und Gutes beraubt, wollen wir Christen bei den ersten sein, die Hilfe bringen. Wo immer Ungerechtigkeit die Menschen in Armut drückt, ist es unsere Aufgabe, an der Seite der Bedrückten für Gerechtigkeit einzutreten.

Wenn wir das Elend lindern, die Gerechtigkeit vergrößern, so erfahren darin die Armen, dass Gott ihr Schreien erhört und es für sie Gerechtigkeit gibt.

8. Oktober 2016: 28. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Alte Testament beginnt mit der sogenannten Thora, mit dem Gesetz: sie umfassen den Zeitraum bis Israel das verheißene Land Kanaan in Besitz nimmt. Dann kommen die 16 Bücher der Geschichte des Volkes Gottes.

Nach der Zeit der Richter wird Israel zum Königreich: Saul, David und Salomo sind die erste drei Könige. Deren Nachfolger taten was dem Herrn missfiel – so heißt es immer wieder. Sie wandten sich fremden Göttern zu, passten sich den Unsitten ihrer Nachbarvölker an: Inzucht und Festgelage, Betrug und Ausbeutung herrschten vor:
Davon erzählen das erste und das zweite Buch der Könige. In dieser Zeit spielen die Propheten eine große Rolle, die immer wieder mahnen, dass das Volk die Gebote Gottes achten soll, damit sein Weg nicht ins Unheil führt. Einer dieser Propheten ist Elischa, der Schüler und Nachfolger des Elija. Zu dieser Zeit kam also der Syrer Naaman, der Vizekönig Syriens zum König von Israel mit der Bitte um Heilung von seinem Aussatz:
Fast hätte Joram der König von Israel dies als Provokation ausgelegt und es wäre wieder einmal zu einem Feldzug gegen Syrien gekommen:
Doch Elischa hörte davon und griff ein. Er ließ ihm sagen, er solle siebenmal im Jordan untertauchen und sich waschen. Zunächst wollte Naaman dies nicht tun – in seinen Ohren Klang dies wie eine Veräppelung:

Schließlich tat er es und wurde rein. – Von da an verehrte er Jahwe, den Gott der Israeliten. Darauf zielt die Geschichte ab: Selbst die Feinde Israels werden geheilt, wenn sie dem Wort der Propheten glauben. Jahwe ist der Gott aller Völker und er schenkt allen Heil, die an ihn glauben.

Die Berührungspunkte mit der Heilung der 10 Aussätzigen im Lukasevangelium sind leicht zu sehen: Ausgerechnet ein Samariter, ein Ausländer kommt zu Jesus zurück, um ihm für die Heilung zu danken.

Ich bleibe bei dem Satz hängen, mit dem Jesus ihn ansprach: Steh auf und geh!

Geh! Das heißt nicht: Geh weg von mir!
„Geh“ heißt: du bist gesund, dein Glaube hat dir geholfen und nun: geh! Bleib nicht stehen, sondern ziehe die Konsequenzen aus deiner Heilung.

Geh – zu denen, die krank sind wie du es warst und heile sie.
Geh – zu denen, die ausgeschlossen sind und schenke ihnen Gemeinschaft und Ansehen;
Geh dahin, wo der Geist Gottes dich führt!

Schwestern und Brüder! Dieses Wort ist eine Berufung und wir können es ganz leicht auf uns selbst beziehen:

Jesus gibt uns mit seiner Botschaft immer wieder Mut.

Er gibt uns den Glauben, dass wir gut sein können, so oft wir auch in der Liebe versagt haben.

Er gibt uns Zuversicht, dass unser Leben ein Ziel hat, dass es zu Gott hinführt, dass wir bei ihm leben werden.

Jesus richtet uns immer wieder auf. Und sagt: Nun geh!
Höre auf Gottes Geist in dir und folge ihm.

Steh auf und geh!