20. November 2016: 34. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
David ist der große König Israels. Von 1000 vor Christus an regierte er 40 Jahre lang als König. Über Ihn und seinen Vorgänger berichten das 1. und 2. Buch Samuel, das etwa 200 bis 400 Jahre später entstand.

Vom Hirtenjungen, der den Goliath besiegte, entwickelte sich David zum Liebling Sauls, der ihn dann aber hasste und töten wollte. David gelang es bei den Philistern, den Feinden Israels Zuflucht zu finden, bis ihm nach dem Tod Sauls die Königswürde übertragen wurde.

Einerseits wird David zum Vorbild stilisiert: Seine Regierungszeit ist die glanzvollste Zeit Israels. Nie mehr wird Israel diese Stärke erreichen. Von David wird aber auch berichtet, wie er schuldig wird, einen seiner Generäle in den Tod schickt, um dessen Frau nehmen zu können.

Wenn die biblischen Verfasser von Kriegen und Erfolgen, von der Politik des Königs berichten, verfassen sie nicht nur eine Chronik.
Sie wollen kundtun, wie Gott in der Geschichte Israels wirkt.
David ist von Gott erwählt. Gottes Kraft ist in ihm – solange er auf Gott hört, geht er mit seinem Volk einen guten Weg.

Die Geschichte ist die Geschichte Gottes mit den Menschen. Wenn auch die Menschen immer Unheil anrichten und das tun, was Gott nicht gefällt:
Gott bleibt uns Menschen treu. Er überlässt uns nicht dem Untergang, sondern sein Geist bewegt immer wieder Menschen dazu, den Frieden zu suchen.

David ist so ein von Gott Erwählter: Der Herr hat zu dir gesagt: „Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein.“

Liebe Schwestern und Brüder, wie können wir diese unsere Jahre deuten?
Können wir erkennen, dass es Gottes Geschichte mit den Menschen ist?

Menschen reißen die Macht an sich, die nicht den Frieden suchen: weder für ihr eigenes noch für die anderen Völker: Sie überziehen die Erde mit Gewalt und Krieg. Das Leben eines Menschen bedeutet ihnen nicht viel. Sie verführen die Menschen mit Versprechungen ihnen zu folgen: Sie versprechen Macht und Stärke für das eigene Land, größeren Reichtum und die Herrschaft über die anderen Völker.

Von ihren Gefolgsleuten fordern sie Opfer: Verzicht auf die Freiheit; sie müssen hinnehmen, dass ihre Städte zerstört werden.
Doch diese Gewalt ist nicht Gottes Wille.

Gottes Wille ist der Frieden der Völker, die Gerechtigkeit, die niemanden ausschließt von den Gütern des Lebens. Doch dagegen haben wir schon zu lange verstoßen.

Das Volk Gottes, die an Christus glauben, haben eine Sendung: dass sie die Stimme erheben und für den Frieden eintreten und für Gerechtigkeit.

Jesus Christus hat den Weg des Friedens gewählt:
Er hat den Kranken Heilung gebracht; den Ausgeschlossen gab er Achtung und Ansehen: den Kleinen, den Armen, den Witwen und denen, die als „Sünder“ gebrandmarkt waren.
Sie erkannten ihn als den Gesalbten des Herrn, den neuen David, den Hirten, den Gott gesendet hat, damit Friede wird.

Selbst am Schandpfahl, am Kreuz, an das man ihn geschlagen hatte, in seiner letzten Stunde, gibt er dem Verbrecher neben ihm Frieden und Hoffnung: Du wirst heute noch mit mir im Paradies sein.

Deshalb rühmen wir ihn: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes!
Er ist der Ursprung allen Lebens, der erste, der von den Toten zu neuem Leben auferstand, denn Gott wollte durch ihn alles versöhnen.
Als Christus am Kreuz sein Blut vergoss, hat er Frieden gestiftet
für alle im Himmel und auf Erden.

Liebe Schwestern und Brüder, wir glauben an Christus;
wir glauben, dass Gott seine Schöpfung nicht dem Untergang überlässt.
Die Gewalt säen und die Güter der Welt für sich alleine haben wollen, werden nicht immer das Sagen haben.

Vielmehr wird Gott Menschen mit seinem Geist erfüllen, mit dem Geist Christi, damit sein Friede in diese Welt kommt, der Friede, der niemanden ausschließt. Diesen Geist haben wir im Glauben an Christus angenommen. Wir sind gesandt, Frieden zu bringen durch Christus,

06. November 2016: 32. Sonntag im Jahreskreis

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  • Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten;
  • Der König der Welt wird uns zu neuem, ewigen Leben auferwecken;
  • Vom Himmel habe ich die Zunge erhalten, von ihm hoffe ich, sie wiederzuerlangen;
  • Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt.

Eindrucksvolle Sätze der Brüder, die gefoltert und getötet wurden, weil sie sich nicht zwingen ließen, vom Gott Israels abzufallen.

In diesen Zeilen begegnen uns die ersten Anfänge des  Auferstehungs-glaubens in der Bibel – dabei sind wir um das Jahr 130 vor Christus.

Noch zur Zeit Jesu war es unter den Juden strittig, ob es eine Auferstehung der Toten gibt, ein ewiges Leben – oder ob die Toten in einem Schattenreich sind, das die Juden Scheol nannten – die Gruppe der Sadduzäer lehnte den Glauben an Auferstehung und ewiges Leben ab – Jesus hingegen predigte und verkündete die Auferstehung der Toten – das ist einer der Hauptinhalte seines Evangeliums.

Und wir: Glauben wir? an die Auferstehung der Toten und das Leben in der zukünftigen Welt? Manche verneinen diesen Glauben – sie lehnen Vorstellungen ab, die allzu anschaulich und einfach sind, wenn sie sagen: So viele Menschen haben ja gar nicht Platz im Himmel. –

Wir können uns nicht vorstellen, wie es sein wird in diesem ewigen Leben – wir können es uns genauso wenig vorstellen, wie wir uns Gott vorstellen können. Doch der Glaube an einen ewigen Gott, an Jahwe, der da ist,
und der Glaube an das ewige Leben passen gut zusammen.

Der gütige und Leben spendende Gott behütet das Leben und gibt ihm Anteil an seiner Ewigkeit. Weil wir das Leben von ihm haben und ein Teil von ihm sind, weil er in uns ist, deshalb ist ewiges Leben in uns.

Es ist naheliegend, dass in diesem ewigen Leben geheilt wird, was verletzt und krank ist. So wie der eine der Brüder hofft, dass er im ewigen Leben seine Zunge wieder erlangen wird.
Es ist schlüssig, dass das Leben der Auferstehung ewiges Leben ist, dass es also dann keinen Tod mehr gibt.

Das Lukasevangelium drückt den Zusammenhang mit diesen Worten aus:
Gott ist ein Gott von Lebenden, denn für ihn sind alle lebendig.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben ist jedenfalls eine Quelle der Hoffnung und Zuversicht – vor allem für die Menschen in der Bedrängnis: sie werden gerechtfertigt werden. Sie werden entschädigt werden. Sie werden emporgehoben und stehen im Licht Gottes.

Zugleich ist der Glaube an die Auferstehung eine große Kraftquelle:
Da es ein ewiges Leben gibt, in dem es Gerechtigkeit gibt,
umso mehr werde ich im Glauben daran Gerechtigkeit üben;
umso mehr werde ich widerstehen, wenn von mir etwas verlangt wird, das meiner Hoffnung und meinem Glauben widerspricht;
umso mehr werde ich mein Herz öffnen für die Kranken, die Obdachlosen, die Ausgebeuteten;
da ich daran glaube, dass Gott diesen Menschen Gerechtigkeit schenkt, möchte auch ich ihnen Gerechtigkeit geben und Erbarmen zeigen.

Der Glaube an die Auferstehung betäubt nicht und dämmt den inneren den Antrieb nicht ein,
sondern er ist die Kraft, die uns antreibt, Gottes Erbarmen und Gerechtigkeit in dieser Zeit und Welt sichtbar zu machen.

1. November 2016: Allerheiligen

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Liebe Schwestern und Brüder, müssen wir Angst haben vor dem, was kommt, oder können wir zuversichtlich sein?

Jesus preist Menschen selig – das heißt, dass sie Anteil an Gottes Leben haben: die Armen, die Trauernden, die um ihres Glaubens oder um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, die Frieden stiften, die Barmherzigen.

Ihr seid Gottes Kinder, die Gott ähnlich sein werden und die ihn sehen werden, wie er ist – lesen wir im Johannesbrief. –
Gott sehen, wie er ist! Also Gott erkennen, auf Augenhöhe – also ihn gleich und ähnlich. Wir haben Anteil am Leben Gottes und an seiner Fülle.

Am eindrucksvollsten sind die Bilder der Offenbarung des Johannes, die von der Zuversicht der Glaubenden sprechen:

Das ganze Volk Israel, alle 12 Stämme und 12000 aus jedem Stamm (also der ganze Stamm) ist versehen mit dem Siegel, einem Schutzzeichen, damit sie verschont werden und nicht im Tod untergehen.

Dazu kommt eine unzählbar große Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen in weißen Gewändern.

Das ist die Zuversicht des Sehers von Patmos: Israel, das Volk des Bundes und alle, die an Jesus glauben, stehen um den himmlischen Thron und singen so wie in den Gottesdiensten der ersten Christen gesungen wurde: Die Rettung kommt von unserem Gott und von dem Lamm.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen in dieser Zuversicht leben: die Rettung kommt von Gott und von Christus, dem Lamm Gottes:

Viele andere gebärden sich als Retter des Volkes und der Nation:
Pegida und die Alternative für Deutschland.

Die Lenker der großen Konzerne versprechen durch die Globalisierung der Märkte das Heil der Welt. Der Markt, befreit von Regeln und Zöllen, soll Wohlstand bringen und Not verringern.

Es wird öffentlich behauptet und viele glauben es: die Welt sei ohne Gott und ohne Religion besser und friedlicher.

Mit der Offenbarung des Johannes aber rufen wir: die Rettung kommt von Gott und von dem Lamm.

Die Welt ohne Gott, die uns als die bessere Welt versprochen wird, zeigt schon ihr wahres Angesicht:

  • Man schaut weg, wenn ein Mensch Hilfe braucht;
  • Sanitätsdienst und Feuerwehr werden bei der Arbeit behindert und angepöbelt;
  • In Diskussionen geht es nicht um Tatsachen, um wahres Verstehen, sondern darum, für sich und seine Position Stimmung zu erzeugen – wenn es hilft, dann auch mit Hilfe von Lügen.
  • Die Gesetze schützen das Leben nicht ohne Wenn und Aber, sondern nennen Möglichkeiten, in denen es erlaubt ist ungeborenes Leben oder krankes Leben zu töten.

Die Gesellschaft ohne Gott, die vor unseren Augen entsteht, verspricht ein gutes Leben ‑ verschweigt aber, dass nur die stärkeren, die kräftigeren, die sich durchsetzen – egal wie – ein besseres Leben haben werden.

Die Rettung – so glaube ich – kommt aber von unserem Gott:

Denn in einer Gesellschaft, in der die Menschen Gott anerkennen, gibt es Leben für die Starken und die Schwachen, da gibt es Erbarmen mit den Fehlern und Schwächen, da zählt der Friede mehr als Macht und Erfolg, da bleibt das Leben der oberste Wert, den niemand antastet.

Schwestern und Brüder, die Offenbarung des Johannes überliefert den Lobpreis der urchristlichen Gemeinde:

Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.

Das ist der Lobgesang der Frauen und Männer, die sich nicht der Diktatur der Herrschenden gebeugt haben. Sie haben ihren Glauben bezeugt, den Glauben an Gott, von dem die Rettung kommt – nicht von den Kaisern dieser Welt. Dafür wurden sie verfolgt und mussten Drangsale erleiden bis hin zum Tod. Sie haben Anteil am Fest Aller Heiligen.
Das gibt uns Zuversicht, dass wir dabei sein dürfen, jetzt und immer.