24. Dezember 2016: Christmette

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Liebe Schwestern und Brüder,
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
es ist der Messias, der Herr.

Das ist großartig! Den Retter der Welt brauchen wir:
damit die Menschen nicht mehr allzu menschlich, sondern wirklich menschlich sind.
damit niemand mehr Angst haben muss vor Gewalt und Tod;
damit niemand mehr Hunger leiden muss und Durst.

Doch das – liebe Schwestern und Brüder – wird ein Traum bleiben, fürchte ich, solange wir Menschen auf dieser Welt leben.

Nicht einmal der große und allmächtige Gott schafft das, dass alle Menschen friedliebend und gewaltlos sind. Er schafft es ja nicht mal bei mir. Denn ich bin nicht immer friedlich und auch wenn ich niemanden schlage nicht immer gewaltlos.
Selbst wenn ich gar niemand Böses will, passiert es, dass ich anderen zur Last falle und in ihnen Gefühle der Angst, Frustration und Enttäuschung hervorrufe.

Ja, es ist so: sogar Gott kann uns Menschen nicht den Frieden bringen.

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren,
es ist der Messias der Herr!

Woran erkennt man den Retter der Welt?
Ein Kind in Windeln gewickelt liegt in einer Krippe!

So wird der Viehstall zur Oase des Friedens:
denn ein kleines Kind, nackt und bloß, hilflos und klein,
findet in das Herz jedes Menschen hinein.

Das neugeborene Kind, jedes neugeborene Kind zeigt mir:
Mit uns Menschen geht es weiter.
Wir sind nicht am Ende, sondern hier ist ein neuer Anfang!

Wir sind gerettet: die Menschheit wird nicht verschwinden;
wir sind gerettet: die Menschlichkeit wird nicht untergehen,
denn das neugeborene Kind weckt in uns die Menschlichkeit.

Jesus hat in den Menschen, die auf ihn hörten, die Menschlichkeit geweckt und erneuert. –

Vor allem in denen am Rand,
in denen, die schon dem Tod gehörten,
die sich selbst schon aufgegeben hatten
die sich für schlecht und verdorben hielten;
die sich nichts zutrauten, die meinten nichts Besonderes zu sein.

Auch denen, die sich bemühen, gute Menschen zu sein, wirklich menschlich zu sein, hat Jesus einen neuen und helleren Weg gezeigt:
Den Weg der Barmherzigkeit: der Nachsicht, der Versöhnung, der Großzügigkeit, des Vertrauens.

Schwestern und Brüder,
„Euch ist der Messias, der Herr, der Retter geboren“, sagen die Engel zu den Hirten und zu uns: ob er uns rettet, liegt daran, dass wir ihn annehmen als unseren Herrn.

Er verurteilt uns nicht für unsere bösen Worte und Taten und Gedanken – so wenig wie die Ehebrecherin – er bringt uns Frieden.

Er bringt uns Rettung, weil wir durch ihn an das Leben glauben, das uns erwartet, wenn wir ihm nachfolgen und in das Licht Gottes eintreten und selbst zu einem Lichtstrahl des göttlichen Lichts werden.

Wir sind wie die Hirten: wir hören die Botschaft, wir kommen, um das Kind zu sehen, wir erzählen, was uns von diesem Kind gesagt wurde.

Wir kehren zurück in unsere Häuser und preisen Gott,
weil wir den Retter gefunden haben:
ihn der uns rettet, dass wir Menschen bleiben voller Hoffnung
erlöst – befreit –  von der Angst vor dem Untergang
und erfüllt von der Freude, dass Gott mit uns ist.

Amen.

18. Dezember 2016: 4. Adventsonntag

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  1. Lesung: Jes 7,1 – 25 (Zusammenfassung)

In Juda war Ahas König. Damals zogen Rezin, der König von Syrien, und Pekach, der König von Israel, gegen Jerusalem heran. Sie griffen die Stadt an, konnten sie aber nicht einnehmen.

Im Königspalast wurde gemeldet, die syrischen Truppen stünden schon im Gebiet von Efraïm. Der König zitterte und mit ihm das ganze Volk, wie Bäume, die vom Sturm geschüttelt werden.

Da gab der HERR dem Propheten Jesaja den Auftrag: „Geh zu König Ahas hinaus und sag zu Ahas: ‚Bleib ruhig, hab keine Angst! Werde nicht weich vor dem Zorn Rezins und Pekachs; sie sind nur qualmende Brennholzstummel.

Die Syrer und die Efraïmiten planen zwar Böses gegen dich. Sie sagen: Wir wollen nach Juda hinaufziehen, den Leuten dort Angst einjagen, das Land an uns bringen und dort einen neuen König einsetzen!

Aber der HERR, der mächtige Gott, sagt: „Das wird ihnen nicht gelingen! Vertraut auf den HERRN! Wenn ihr nicht bei ihm bleibt, dann bleibt ihr nicht!“

Weiter ließ der HERR dem König sagen:
„Fordere doch als Bestätigung ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, ganz gleich, ob aus der Totenwelt oder aus dem Himmel!“

Ahas antwortete: „Ich verlange kein Zeichen, ich will den HERRN nicht auf die Probe stellen.“

Da sagte Jesaja: „Hört, ihr vom Königshaus! Es reicht euch wohl nicht, dass ihr den Menschen zur Last werdet! Müsst ihr auch noch die Geduld meines Gottes auf die Probe stellen?
Deshalb wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuël  nennen. Er wird Butter und Honig essen müssen, bis er Gutes und Böses unterscheiden kann.

Noch bevor er alt genug ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wird das Land der beiden Könige verwüstet sein, vor denen du jetzt Angst hast.
Aber der HERR wird auch für dich, dein Volk und deine Familie eine Unglückszeit kommen lassen, wie man sie seit der Trennung Israels von Juda nicht erlebt hat. Das wird durch den König von Assyrien geschehen.“

Der Tag kommt, an dem der HERR die Feinde herbeiholen wird. Und sie werden kommen und sich im ganzen Land breit machen.

Wenn es so weit ist, wird der König von Assyrien von jenseits des Jordan kommen und euch völlig entehren.
Wenn diese Zeit kommt, wird jeder nur noch eine Kuh und zwei Ziegen haben. Wer dann noch im Land übrig geblieben ist, muss sich allein von Butter und Honig ernähren.
Wenn diese Zeit kommt, wird man die Weinberge ungepflegt lassen müssen, sogar solche, die tausend Weinstöcke tragen, jeder ein Silberstück wert. Sie werden von Dornen und Disteln überwuchert.

Das ganze Land wird voller Dornen und Disteln sein, man wird höchstens noch mit Pfeil und Bogen dorthin gehen, um zu jagen.
Auch die Hügel, die jetzt noch mit der Hacke bestellt werden, wird niemand mehr betreten aus Angst vor den Dornen und Disteln. Rinder wird man dort weiden lassen und Schafe werden den Boden zertreten.

 

Ansprache:  Liebe Schwestern und Brüder,
„Die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären. Sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“

Das Mt. Ev. zitiert diesen Satz aus dem Buch des Jesaja ganz selbstverständlich, als ob da eine alte Verheißung erfüllt würde – doch ehrlich gesagt: Es ist ein wenig anders:

Als Jesaja dies sagt, schließt er daran die Unheilsankündigung:  Bevor das Kind sechs Jahre alt ist, wird sowohl Israel, als auch Syrien und dann auch Juda vernichtet sein.

Jesaja sagt: Ihr wiegt euch in Sicherheit, eure jungen Frauen bringen Kinder zur Welt und  – ihr denkt: Gott ist mit uns – doch ihr täuscht euch:
Weil ihr nicht auf Gott vertraut, sondern fremden Mächten und euch vor ihren Göttern niederwerft, werden diese euch aus dem Land vertreiben und euch alles wegnehmen.
Ihr denkt, Gott ist mit uns – doch habt ihr euch von Gott abgewandt. Ihr unterwerft euch dem König von Assur und stellt seine Götterbilder in eurem Tempel auf. Ihr werdet merken, dass euch das Schaden bringt:
Der König von Assur wird euch unterwerfen und euch alle Ehre nehmen!

Liebe Schwestern und Brüder, die das Mt. Ev. geschrieben haben, kennen natürlich den ganzen Jesaja Text – nicht nur den einen Satz vom Kind, das von seiner Mutter „Immanuel“ genannt wird Es löst aber diesen einen Satz aus seinem Zusammenhang heraus und bezieht ihn auf Maria und ihr Kind. Das Evangelium verkündet:
Jetzt ist es anders als zur Zeit des König Ahas: Das Kind, das Maria unter ihrem Herzen trug, das Kind, das von Josef den Namen Jesus erhalten hat, Dieser Jesus ist wirklich und tatsächlich der Immanuel: In ihm ist Gott mit uns.

Jesus ist der Immanuel, Weil Maria sagte: „Ich  bin die Magd des Herr, mir geschehe nach deinem Wort!“ und weil Josef die Mutter und das Kind zu sich nahm und als sein Vater gilt, im Vertrauen auf Gott, der ihm diesen Auftrag ins Herz legte.

Schwestern und Brüder, „Gott ist mit uns!“
zwar trägt Jesus nicht diesen Namen, aber ER ist dieser „Gott mit uns“.
Ich möchte bei diesem Namen, bei dieser Aussage verweilen:

Trauen wir Christen in Regensburg, in Herz Jesu uns zu sagen:
„Gott ist mit uns?“ Glauben wir das wirklich? Sind wir uns sicher?

Viele Menschen, mit denen wir täglich zusammenkommen, die mit uns im Supermarkt an der Kasse stehen, viele unserer Freunde und Bekannten, selbst in unseren Familien, interessieren sich kaum für den christlichen Glauben – und wissen nicht viel davon. „

Es muss etwas geben. Gott hat uns lieb. Jesus hatte die Menschen lieb.“
Sehr viel mehr wissen viele Menschen nicht vom Christentum.
Was Gottes Wille ist, darüber denken sie wenig nach.

Ich könnte vieles aufzählen, was nicht gerade darauf hindeutet, dass Gott mit uns ist.

Sind Beifall und am Zuspruch die Anzeichen dafür, ob Gott mit uns ist?
Jesus wurde schließlich verfolgt und getötet, ebenso viele Christen bis auf den heutigen Tag.

„Gott ist mit uns“ das haben wir durch und an Jesus Christus erkannt.
Denn in ihm hat Gott unser Leben mit uns geteilt:
Jesus hat an Gottes Liebe geglaubt und seinen himmlischen Vater und die Menschen geliebt – bis in den Tod.

So hat er uns die Tür geöffnet für den neuen Weg,
dass wir das Heil davon erwarten, dass Gottes Wille geschieht:

Durch uns, die wir auf ihn hören und an die Macht der Liebe glauben,
da Gott die Liebe ist. Dass Gott mit uns ist, merken wir, wenn wir Gottes Werke tun, wenn wir Not und Elend lindern und die Menschen um uns so annehmen, wie Gott uns annimmt.

Gott ist mit uns, er hat Jesus zu uns gesandt,
Durch ihn haben wir erkannt, dass Gott wir Gottes geliebte Kinder sind,
dass Gott mit uns ist. Amen.

Bußgottesdienst im Advent 2016: O komm, o komm Immanuel

o-komm
Portal der Kirche in Melle, Poitou-Charentes

Lied                 O Heiland reiß die Himmel auf                                    GL 231

Eröffnung:

Gut, dass wir heute Abend zusammenkommen.
Wir wollen uns wieder ausrichten auf Gott hin,
oder in biblischer Ausdrucksweise: Wir wollen Buße tun.

Christliche Buße hat ja nichts mit Strafe und Selbstbestrafung zu tun,
sondern Buße ist das ständige Bemühen, auf dem Weg zu bleiben,
auf dem engen Weg, wie Jesus gesagt hat, um schließlich das Ziel zu erreichen.

Wir wollen uns neu ausrichten, wir schauen mutig auf das, was uns bedrückt, was uns beugt: So manche Verletzung und Enttäuschung;
so manches, was uns leid tut und was wir lieber zurück nehmen würden.

Er, vor dem wir nun da sind, vor dem wir Rechenschaft ablegen,
er wird uns aufrichten, denn er will nicht den Tod des Menschen, sondern er will uns Anteil geben an seinem Licht und seinem Leben.

GEBET
Gott, du bist uns nahe, noch bevor wir zu dir kommen.
Schau auf unsere Sehnsucht nach Glück, unseren Willen zum Guten.
Wir verbergen nicht unser Versagen.
Habe Erbarmen mit unserer Armut.
Fülle du unser Herz mit deiner Freude, mit deiner Liebe, mit deinem Licht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Verkündigung

Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 63,15 – 64,11)

15 Blick vom Himmel herab und sieh her!
Wo ist dein leidenschaftlicher Eifer und deine Macht,
dein großes Mitleid und dein Erbarmen? /
Halte dich nicht von uns fern!

16 Du Herr, bist unser Vater, / „Unser Erlöser von jeher“ wirst du genannt.

17 Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren /
und machst unser Herz hart, / sodass wir dich nicht mehr fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte willen, / die dein Eigentum sind.

19 Uns geht es, als wärest du nie unser Herrscher gewesen,
als wären wir nicht nach deinem Namen benannt.
Reiß doch den Himmel auf und komm herab, /
so dass die Berge zittern vor dir.

643 Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, /
kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen,
dass es einen Gott gibt außer dir, /
der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.

4 Ach, kämst du doch denen entgegen, /
die tun, was recht ist, / und nachdenken über deine Wege.
Ja, du warst zornig; / denn wir haben gegen dich gesündigt.

5 Wie Menschen, die sich im Schmutz baden,
die Freude haben an Bosheit und Grausmkeit, sind wir alle geworden, /
unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid.
Wie Laub sind wir alle verwelkt, /
unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.

6 Niemand ruft deinen Namen an, /
keiner rafft sich dazu auf, fest zu halten an dir.
Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen /
und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen.

7 Und doch bist du, Herr, unser Vater. /
Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, /
wir alle sind das Werk deiner Hände.

8 Herr, zürne uns doch nicht allzu sehr, /
denk nicht für immer an unsere Schuld! /
Sieh doch her: Wir sind dein Volk.

9 Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden. /
Zion ist eine Wüste, Jerusalem eine Öde.

10 Unser heiliger, herrlicher Tempel, / wo unsere Väter dich priesen,
ist ein Raub der Flammen geworden; /
alles, was uns lieb war, liegt nun in Trümmern.

11 Kannst du dich bei all dem zurückhalten, Herr, /
kannst du schweigen und uns so sehr erniedrigen?

Lied:                O Herr nimm unsre Schuld                                    GL 273,1-4

Evangelium     Joh 1,19-34

19 Priester und Leviten kamen aus Jerusalem zu Johannes
und fragten ihn: Wer bist du?

20 Da bekannte er: Ich bin nicht der Messias.

22 Sie fragten weiter: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?

23 Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft:
Ebnet den Weg für den Herrn! wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

28 Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan,
wo Johannes taufte.

29 Am Tag darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sagte:
Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
30 Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war.

31 Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekanntzumachen.

32 Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb.
34 Das habe ich gesehen und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Ansprache:

Die Israeliten waren tief verzweifelt, mutlos und ohne jede Hoffnung, als sie verschleppt in ein fremdes Land einem fremden König dienen mussten, der sie und ihren Glauben an JAHWE verachtete.
Voller Verzweiflung kommt es über die Lippen:

19 Uns geht es, als wärest du nie unser Gott gewesen, / als wären wir nicht nach deinem Namen benannt. Reiß doch den Himmel auf
und komm herab, / sodass die Berge zittern vor dir.

Liebe Schwestern und Brüder, Wenn wir das auf uns Christen in unserem Vaterland anwenden müssten, würde es heißen:

Jesus Christus, es ist, als wärest du nie da gewesen, als würden wir den Namen Christen nicht tragen. Zeige dich doch und zeig deine Macht,
dann werden alle wieder auf dich hören und dir glauben.

Zum Teil ist es so: die Gewissheit des Glaubens ist verloren gegangen;
viele können das Wirken Gottes in der Welt nicht erkennen;
wenige nur noch nehmen das Evangelium
wirklich als Richtschnur für ihr Leben.

Zugleich sehen wir, wie viele Menschen jede Hemmung verlieren:
Brutale Gewalt bis zum Erschlagen, Häuser anzünden,  die Wahrheit verachten, Lügen ist hoffähig geworden und wird manchmal sogar belohnt. Wie ist es aber mit uns selbst?

Wir wollen Jünger Jesu sein. Verlassen wir nicht trotzdem immer wieder den Weg, den er uns gezeigt und den er uns voraus gegangen ist?

Entlang dem Lied „O komm, o komm Immanuel, denken wir heute über uns nach, erforschen unser Gewissen, ob es uns anklagt, dass wir das Licht des Lebens verdunkelt haben, statt es zum Leuchten zu bringen.

Es geht in der Besinnung nicht nur um Sünden, die wir getan haben,
es geht auch um Verletzungen und die Spuren,
die sie in unsrer Seele hinterlassen haben.

Wir dürfen vertrauen, dass Gott uns aufrichtet, dass er und das Vertrauen in seine Güte und wieder ganz und heil werden lassen.

Gewissenserforschung

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,1

  1. Strophe:
    O komm Immanuel, In Angst und Elend liegen wir,
    mach frei dein Armes Israel, flehn wir voll Sehnsucht auf zu dir.

Angst und Elend sind keine Sünde,
die Sehnsucht nach Gott ist ein Zeichen der Liebe zu ihm und des Wartens.

  • Sehe ich das Elend der Menschen in dieser Zeit?
    Wer fällt mir dazu ein? –
  • Wovor habe ich Angst?
  • Wonach sehne ich mich?

2 Minuten meditative Musik

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,2

2. StropheO komm du wahres Licht der Welt, das unsre Finsternis erhellt.
Wir irren hier in Trug und Wahn, o führ uns auf des Lichtes Bahn.

Kenne ich diese Erfahrungen auch im übertragenen Sinn – auf mich und mein Leben bezogen?
Herumirren, falschen Zielen nachjagen, nicht wissen, wie es weitergeht, den Weg verloren haben.

  • Was ist mir wichtig? Wofür strenge ich mich an?
  • Welche Fragen treiben mich um? Welche Unsicherheiten?
  • Halte ich für wichtig, was gar nicht wichtig ist? Übersehe, was wirklich wichtig ist?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,3

3. Strophe
O komm du holdes Himmelskind, so hehr und groß, so mild gesinnt.
Wir seufzen tief in Sündenschuld; o bring uns deines Vaters Huld.

Wir Seufzen über die eigene Sündenschuld – aber wir flehen dabei,
dass Jesus uns Gottes Huld bringt: dass Gott uns also nicht verurteilt, sondern uns das Leben schenkt.

  • Was sind meine Sünden? Was habe ich Böses getan?
  • Wem habe ich Unrecht getan?
  • Habe ich Gott vergessen? Sein Gebot missachtet?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,4

4. Strohe
O komm, Erlöser, Gottes Sohn, und bring uns Gnad‘ von Gottes Thron.
Die Seele fühlt hier Hungersnot; o gib uns dich, lebendig Brot,

Die Seele fühlt hier Hungersnot. Sie sehnt sich nach etwas, was diese Welt nicht geben kann. Jesus hat gesagt: Ich gebe euch einen Frieden, den die Welt nicht geben kann.

  • Wende ich mich Gott zu, dass er meinen Hunger stillt?
  • Was bedeutet mir die Kommunion in der hl. Messe?
    Ist sie für mich Begegnung mit dem,
    der meinen Hunger stillen kann?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,5

5. Strophe
O komm, o komm, Gott Sabaoth, du unser Hort in aller Not!
Mit Jesses neuem Herrscherstab treib weit von uns die Feinde ab.

Jesses neuer Herrscherstab – damit ist Jesus gemeint, der die Menschen von den Dämonen befreit hat: dass sie dunkle Gedanken haben,
davon dass sie das Böse mehr lieben als das Gute, dass sie sich verschließen und taub und stumm und blind werden.

  • Welche dunklen Gedanken sind in mir: böse Wünsche, Rachegedanken, Verfluchungen, Zweifel,
  • Habe ich mich verschlossen? Warum?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

Lied                 O komm, o komm Immanuel                                         759,6

6. Strophe
O Gott mit uns, wir harren dein, komm, tritt in unsre Mitte ein.
Die Sünde schloss die Himmelstür, du öffnest sie, wir jubeln dir.

Wenn ich auf Gott harre, dann rechne ich mit seinem Kommen. Das  Warten hat eine große Dringlichkeit. Es ist wichtig, dass du BALD kommst.
Denn wenn Gott in unsrer Mitte ist, wird dies alles ändern.
Erfüllung, Glück, Freude, Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit.

  • Was sind meine Erfahrungen der Nähe Gottes?
    Wann merke ich, dass er in unsrer Mitte ist?
  • Wann durfte ich spontane Freude erfahren durch den Glauben, in der Gemeinschaft des Glaubens? Das Glück und den Jubel darüber, dass Gott da ist?

 Versöhnung

Schuldbekenntnis
Wir haben über uns nachgedacht.
Wir haben unser Gewissen geprüft, ob es uns anklagt.
Wir haben es gewagt, unsere Verletzungen anzuschauen.
Wir haben unsere Sehnsucht nach Frieden, nach Gott wahrgenommen und gestärkt.

Bekennen wir nun miteinander und voreinander, dass wir gesündigt haben und bitten wir Gott, dass er uns seine Barmherzigkeit schenkt:
dass er uns annimmt, dass er unsere Verletzungen heilt, uns von dunklen Gedanken befreit und unseren Hunger stillt:

Wir beten den Psalm 130 im                                                        GL 639,3+4

Vergebungsbitte
Gott ist barmherzig. Er verzeiht uns unsere Sünden. Er sieht voll Liebe auf uns als seine geliebten Kinder. Er stärkt uns im Entschluss, gleich ihm barmherzig zu sein. So führt er uns durch das Leben, bis er uns aufnehmen wird in seiner Herrlichkeit und sein ewiges Licht.
Amen.

Abschluss

Friedensgruß
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch

Lied                 Nun danket alle Gott                                             GL 405,1+2

Vater Unser

Segen

Lied                 Tauet Himmel den Gerechten                                    764,1-3

04. Dezember 2016: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Was macht die Katze mit der Maus?
Was macht der Löwe mit der Gazelle?
Was macht das Krokodil?
Was macht der Mensch?

Es ist ein Fressen und Gefressen werden in dieser Welt?
War das immer so? Muss das immer so bleiben?

Die Bibel – das Alte und das Neue Testament – spannen einen weiten Bogen: Am Anfang sei ein Paradies gewesen. Da hätten Adam und Eva ungeschützt – nackt – wohnen können und vor nichts und niemand Angst haben müssen.

Dass Lebewesen einander fressen, das kann nicht Gottes ursprüngliche Schöpfung sein. Die Ordnung der Schöpfung ist verdorben worden – durch die Arglist, durch den Neid, durch das Aufbegehren gegen die Geschöpflichkeit. Dieser Gedanke steht hinter der biblischen Dichtung.

Da kein Mensch Gott in die Karten schauen kann, erfahren wir in der Geschichte vor allem etwas über den, der so denkt:
Er sehnt sich nach Frieden. Keine Gefahr, keine Angst.

Bis heute fragen wir: Warum fressen Lebewesen einander in dieser Welt?

Die Bibel spannt den Bogen bis ans andere Ende der Weltgeschichte und sagt: Es wird so sein, dass Friede ist zwischen allen Lebewesen: Kuh und Bärin werden Freunde und ihre Jungen liegen beieinander. Niemand tut Böses, es gibt kein Verbrechen.

Die Sehnsucht ist Frieden. Ein Leben ohne Gefahr, ohne Angst.

Das liegt für den Menschen in weiter Ferne: das ist klar. Das ist bis heute so. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist lebendig im Menschen.

Durch wen wird dieser Friede eines Tages kommen?

Ein junger Trieb aus dem abgehauenen Baum Isais wird Frucht bringen.
sagt Jesaja. Er wird für Gerechtigkeit sorgen – und benötigt dazu keine Waffen – sein Wort genügt.

Johannes hat auf ihn hingewiesen – auf den, der nach ihm kommt – auf Jesus von Nazaret.

Jesus sprach vom Reich Gottes, vom Frieden – aber seine Gedanken sind anders als die des Propheten Jesaja und auch als in der Paradies-geschichte: Er sagt:

Auf der Erde unterjochen die Könige ihre Untertanen.
Es gibt Kriege und es wird immer Arme geben –
Erdbeben und Überschwemmungen, Sturm und Blitz.

Jesus hat das nicht geändert. er konnte es nicht ändern und deshalb wollte er es auch nicht.

Dennoch war seine Botschaft eine Friedensbotschaft, denn sie verändert jede und jeden, der auf ihn hört:
Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein. Tut denen Gutes, die euch hassen.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch:
Glaubt nicht, dass es ohne euch kommt. Es kommt durch mich und durch euch.

Ihr seht es doch: Sünden werden vergeben, Kranke werden gesund,
das Reich Gottes ist da – wenn wir es durch friedvolles Tun errichten.

Das Reich Gottes, das Riech des Friedens, kann kommen – jederzeit – durch uns.

Das hört sich fast an, als ob Gott dafür gar nicht nötig wäre:
Doch Jesus glaubt bis in die tiefste Fasen an seinen himmlischen Vater:

Diese Schöpfung hat ihren Ursprung in ihm. Das Leben des Menschen führt ihn zu Gott und Gott schenkt dem Menschen Anteil an seiner Herrlichkeit. Kein Haar bleibt ungesehen, das vom Kopf fällt.
Doch dieser Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, ist der Friede der kommenden Welt.

In dieser Welt ist uns der Friede aufgetragen – in der Nachfolge unseres Herrn, der gerade deshalb für uns die Frucht aus dem jungen Trieb ist.
Er ist das Zeichen für die Nationen: das Zeichen des Friedens.