Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
es ist der Messias, der Herr.
Das ist großartig! Den Retter der Welt brauchen wir:
damit die Menschen nicht mehr allzu menschlich, sondern wirklich menschlich sind.
damit niemand mehr Angst haben muss vor Gewalt und Tod;
damit niemand mehr Hunger leiden muss und Durst.
Doch das – liebe Schwestern und Brüder – wird ein Traum bleiben, fürchte ich, solange wir Menschen auf dieser Welt leben.
Nicht einmal der große und allmächtige Gott schafft das, dass alle Menschen friedliebend und gewaltlos sind. Er schafft es ja nicht mal bei mir. Denn ich bin nicht immer friedlich und auch wenn ich niemanden schlage nicht immer gewaltlos.
Selbst wenn ich gar niemand Böses will, passiert es, dass ich anderen zur Last falle und in ihnen Gefühle der Angst, Frustration und Enttäuschung hervorrufe.
Ja, es ist so: sogar Gott kann uns Menschen nicht den Frieden bringen.
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren,
es ist der Messias der Herr!
Woran erkennt man den Retter der Welt?
Ein Kind in Windeln gewickelt liegt in einer Krippe!
So wird der Viehstall zur Oase des Friedens:
denn ein kleines Kind, nackt und bloß, hilflos und klein,
findet in das Herz jedes Menschen hinein.
Das neugeborene Kind, jedes neugeborene Kind zeigt mir:
Mit uns Menschen geht es weiter.
Wir sind nicht am Ende, sondern hier ist ein neuer Anfang!
Wir sind gerettet: die Menschheit wird nicht verschwinden;
wir sind gerettet: die Menschlichkeit wird nicht untergehen,
denn das neugeborene Kind weckt in uns die Menschlichkeit.
Jesus hat in den Menschen, die auf ihn hörten, die Menschlichkeit geweckt und erneuert. –
Vor allem in denen am Rand,
in denen, die schon dem Tod gehörten,
die sich selbst schon aufgegeben hatten
die sich für schlecht und verdorben hielten;
die sich nichts zutrauten, die meinten nichts Besonderes zu sein.
Auch denen, die sich bemühen, gute Menschen zu sein, wirklich menschlich zu sein, hat Jesus einen neuen und helleren Weg gezeigt:
Den Weg der Barmherzigkeit: der Nachsicht, der Versöhnung, der Großzügigkeit, des Vertrauens.
Schwestern und Brüder,
„Euch ist der Messias, der Herr, der Retter geboren“, sagen die Engel zu den Hirten und zu uns: ob er uns rettet, liegt daran, dass wir ihn annehmen als unseren Herrn.
Er verurteilt uns nicht für unsere bösen Worte und Taten und Gedanken – so wenig wie die Ehebrecherin – er bringt uns Frieden.
Er bringt uns Rettung, weil wir durch ihn an das Leben glauben, das uns erwartet, wenn wir ihm nachfolgen und in das Licht Gottes eintreten und selbst zu einem Lichtstrahl des göttlichen Lichts werden.
Wir sind wie die Hirten: wir hören die Botschaft, wir kommen, um das Kind zu sehen, wir erzählen, was uns von diesem Kind gesagt wurde.
Wir kehren zurück in unsere Häuser und preisen Gott,
weil wir den Retter gefunden haben:
ihn der uns rettet, dass wir Menschen bleiben voller Hoffnung
erlöst – befreit – von der Angst vor dem Untergang
und erfüllt von der Freude, dass Gott mit uns ist.
Amen.