Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder,
eigenartig: gerade da, wo der Wohlstand am größten ist, werden die Menschen weniger, die Gott vertrauen und auf ihn ihre Hoffnung setzen.
Die Argumente sind: Wir sind zu Wohlstand gekommen, weil wir klug sind und hart arbeiten – nicht weil Gott uns etwas geschenkt hat.
Außerdem: wenn es einen guten Gott gäbe, könnte er nicht all das Elend in der Welt zulassen.
Es könnte auch anders sein:
Wir könnten das Loblied auf Gott anstimmen, der unser Tun gesegnet hat, der sich unser erbarmt hat und uns wieder in die Höhe kommen ließ, so dass wir jetzt 72 Jahre nach der totalen Niederlage besser da stehen, als die meisten Länder der Erde.
Es gibt viele Menschen, die in wesentlich schlechteren Bedingungen leben als wir: sie haben oft viel mehr Vertrauen zu Gott und mehr Hoffnung.
Sie haben Angst vor dem Hunger, vor dem Ertrinken, vor Bomben und Granaten und Heckenschützen.
Diese Menschen erlebend die Bedrohung der Natur durch Trockenheit oder Wirbelstürme oder Erdbeben und die Bedrohung durch die Gewalttätigkeit der Eroberer und Kriegsherren, die aus Habgier oder Hass oder Machtgier handeln.
Sie beten zu Gott, hilf uns, rette uns, befreie uns.
Schwestern und Brüder, vielleicht können wir unsere Gedanken und Glaubensempfindungen neu sortieren und uns dabei von der Heiligen Schrift leiten lassen.
Israel ist das Volk Gottes. Es wird auch Zion, die Braut Gottes, genannt, nach dem Hügel auf dem in Jerusalem der Tempel steht
Dieses kleine Volk erinnert sich, wie es aus der Sklaverei befreit wurde – durch Gottes machtvolle Hilfe. Es kommt zu Wohlstand.
Dann breiten sich Missstände aus: Benachteiligung der Armen durch die Reichen, Betrügereien, Versprechen gegenüber Freunden und in der Ehe wurden gebrochen, man wendete sich fremden Göttern zu, weil der Kult sinnenfreudiger war.
Die Propheten in Israel wurden nicht müde zu warnen. Sie haben immer wieder aufgezeigt, dass dieser Weg ins Chaos führen wird. Sie fanden aber keinen Glauben und kein Gehör, sondern wurden verspottet und verfolgt.
Schließlich wird Zion, die Braut Gottes von den Nachbarn angegriffen, geteilt, geschlagen, verschleppt.
Zion klagt nun: „Gott hat mich vergessen!“
Doch Jahwe, der Gott Israels sagt: „Ich vergesse dich nicht!“
Ich glaube dieser Zusage. Dazu gehört untrennbar, dass ich an die Zukunft nach meinem irdischen Tod glaube: dass Gott mir Anteil geben wird an seinem Leben in seinem Licht – in seiner Herrlichkeit. Da wird sich zeigen, dass Gott meiner nie vergisst.
Ich will dankbar sein, dass ich unter so hervorragenden Bedingungen leben darf. Ich weiß, dass das nicht allein mein Verdienst ist. Mir ist bewusst, dass dies für jeden einzelnen gilt. Deshalb will ich Gott dafür danken, dass in den vergangenen 7 Jahrzehnten friedliebende Menschen unser Land regierten, denen die soziale Gerechtigkeit ein wichtiges Anliegen war. Es waren Menschen, in denen Gottes Geist am Werk war.
Und ich hoffe, dass durch alle Anfechtungen hindurch immer wieder Menschen im Geist Gottes handeln und entscheiden. In den Regierungen und in den Familien und in den großen und kleinen Unternehmen.
Die Botschaft Jesu geht darüber hinaus:
Er sagt: Du musst keine Angst um dich selber haben. Lass nicht zu, dass dein Leben, dass du beherrschst wird von der Sorge um Besitz.
Sorge dich zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit.
Deine erste Sorge soll es sein, dass Du gerecht bist, dass du Armut linderst, dass du Kranke pflegst, dass du Anteilnahme zeigst, dass du für deine Familie sorgst, dass du in Frieden lebst, das du fair und ehrlich bist und das Vertrauen deiner Mitmenschen rechtfertigst, …
Dann – sagt Jesus – wird dir alles andere dazu gegeben. Dann wirst Du Nahrung haben und Kleidung und Wohnung – hier in der Welt und erst recht in der kommenden Welt, wenn DU bei Gott sein wirst.