Eröffnung
Lied: O Herr, aus tiefer Klage 271,1-3
Einführung
Man könnte die Botschaft Jesu auch als Botschaft der Versöhnung bezeichnen. Denn Jesu Leben und Jesu Gleichnisse, sein ganzes Handeln ist auf Versöhnung ausgerichtet:
Dass Gott sich mit uns versöhnt. Dass er sich uns zuwendet.
Dass er nicht herrschen und richten und verurteilen will, sondern dass er befreit – von Schuld und schlechtem Gewissen, von Krankheit und Schmerz – von Angst und Verzweiflung.
Gebet
Unser Vater im Himmel,
durch deine Gnade dürfen wir leben.
Du hast uns in der Taufe
als Deine Kinder angenommen.
Doch unser Vertrauen ist gering
und unsere Liebe oft schwach.
Unser Gewissen klagt uns an.
Rede uns nun zu Herzen,
Tröste, ermahne und ermutige uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus
Verkündigung
Lesung aus dem Römerbrief 14,7-13
7 Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber:
8 Leben wir, so leben wir dem Herrn,
sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.
9 Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
Lied Jesus, dir leb ich GL 367
Evangelium Mt 6,19-21.25.33
Jesus sagte zu den Leuten, die gekommen waren, um ihn zu hören:
19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören, 20 sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
25 Ich sage euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
33 Euch muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wer ist Jesus Christus?
Das ist leicht aufgezählt, weil es hundertmal gelehrt und erklärt wurde: Sohn von Maria und Josef (um der Zugehörigkeit zu Davids Stamm willen); Der verheißene junge Trieb aus Isai; der Messias, der Erlöser, der Heiland, Sohn Gottes, Herr, König des Himmels und der Erde, der Richter, der kommen wird, …
Wichtiger und entscheidender ist aber die Frage:
Wer ist Jesus Christus für mich?
Hoffentlich denken wir alle immer wieder darüber nach.
Ich möchte versuchen, ganz persönlich und doch auch für uns alle darüber nachzudenken:
- Er beruft uns zu sich, dass wir ihm nachfolgen. Jedem, der ihn hört, gilt der Ruf: „Komm und folge mir nach!“
Wann hat es angefangen, dass Jesus und seine Botschaft und sein Leben und sein Tod und Auferstehung mir selbst wichtig wurden. Dass er etwas in mir bewegt hat?
Wann fing ich an, bewusst Jesus nachzufolgen?
- Jesus hat das Reich Gottes verkündet:
Seine ersten Worte im Mk sind: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! (Mk 1,15)
In vielen Gleichnissen hat er versucht, das Reich Gottes aufzuschließen: Senfkorn – Schatz im Acker/wertvolle Perle – das Gleichnis vom Sämann.
Das Reich Gottes, das uns offen steht, ist die zentrale Botschaft Jesu:
Wenn das Reich Gottes für alle offenbar sein wird, gibt es keinen Mangel mehr, keine Feindschaft und keinen Tod.
Das Reich Gottes ist durch Jesus bereits Gegenwart:
In seinem Leben und in seiner Auferstehung.
Es wird Gegenwart durch alle, die ihm nachfolgen
und tun, was er getan hat: die heilen, vergeben, aus Angst und Not befreien.
- Er zeigt mir einen Weg für mein Leben, einen Lebensinhalt:
Jesus sagt: „Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit!“
Unser Leben hat für uns als Glaubende den Sinn, Gottes Reich in dieser Welt aufzubauen: durch Werke der Liebe, die Jesus Christus uns vorgemacht hat.
- Er bietet mir seine Freundschaft an
Im Johannesevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern; Ich habe euch Freunde genannt, weil ich euch alles offenbart habe, was ich von meinem Vater empfangen habe, (Joh 15,15)
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh 15,5)
Die „Freundschaft mit Jesus“ ist anders, weil Jesus unserer sinnlichen Erfahrung nicht mehr zugänglich ist. – Doch es kann eine echte Freundschaft sein. Seine Zuneigung zu mir wird mir zugänglich in seiner Botschaft, in seinem Handeln, das uns die Evangelien überliefern.
Ich kann echte Zuneigung zu Jesus fassen. ihn wirklich als Freund lieben.
So sind wir fähig, aus Freundschaft mit Jesus zu handeln.
- Er ist uns Vorbild durch seine Zuwendung zu den Menschen
Ein Ideal der christlichen Spiritualität heißt, sich zu bemühen „Ein anderer Christus zu werden“ also Christus nachzuahmen.
Natürlich wollen wir ihn nicht oberflächlich kopieren,– es geht um die Verwandlung unseres Wesens,
dass wir ihm ähnlich werden im Gehorsam gegen den Vater,
in der Liebe, in der Opferbereitschaft, das Leben hinzugeben
in der Treue zu den Menschen
- Er bringt Versöhnung und Vergebung
Das ist der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte:
Sein erstes Wort an die Jünger nach seiner Auferstehung ist:
„Der Friede sei mit euch!“
Friede mit den Jüngern, die davon gelaufen waren, die geleugnet hatten, ihn zu kennen, die sich von ihm losgesagt hatten.
Jesus sagt zu ihnen: Friede sei mit euch!
Ich bin euch nicht gram und ihr braucht auch euch selbst nicht gram zu sein. Es gibt viele Beispiele, wie Jesus Menschen Verzeihung und Frieden gebracht hat:
Zachäus – barmherziger Vater – guter Hirt – die Ehebrecherin –
der Gelähmte – …
Seine Botschaft für sie alle und für uns ist:
„Deine Sünden sind dir vergeben!“
Deine Verfehlungen werden dir nicht angerechnet.
Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen.
Es ist gut. Du gehörst dazu.
Besinnung
In seiner Enzyklika „Pacem in Terris“ hat Johannes XXIII von Werten gesprochen, die nötig sind für eine Ordnung des Lebens, die dem Reich Gottes entspricht:
Frieden – Gerechtigkeit ‑ Freiheit ‑ Wahrheit – Liebe
Diese Werte sollen nun unsere Besinnung leiten
Frieden
Wir sehnen uns nach Frieden. Frieden ist, wenn sich Menschen vertragen, wenn sie sich gegenseitig achten, wenn sie an den guten Willen des anderen glauben.
- Was raubt mir den Frieden?
- Mit wem lebe ich in Frieden? Mit wem habe ich Streit?
Was ist meine Schuld daran?
- Wer hat etwas gegen mich?
- Kann ich etwas tun, damit Frieden wird? Wenigstens für den anderen beten, dass es ihm gut geht?
2 Minuten Orgelspiel
Lied: Bekehre uns GL 266,1+2
Gerechtigkeit
ist ein hohes Gut. Es bedeutet, dass jeder gleich behandelt wird. Dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird.
Jedem wollen wir achtsam so begegnen, wie es zu ihm passt, damit der Friede erhalten bleibt oder wieder hergestellt wird.
Gerechtigkeit heißt auch, dass ich meine Verantwortung erkenne und sie erfülle: im Beruf, in der Familie, unter Freunden, in Vereinen
- Nehme ich Ungerechtigkeiten wahr?
Trete ich für Gerechtigkeit ein?
- Fühlt sich jemand von mir ungerecht behandelt? Wodurch?
- Was sind meine Pflichten? Kann ich unterschieden, welche Verpflichtungen wichtiger sind als andere?
Komme ich meinen Pflichten nach gegenüber Familie,
Kolleginnen, Arbeitgeber, Mitarbeitern,
2 Minuten Orgelspiel
Lied: Bekehre uns GL 266,3
Freiheit
Freiheit heißt für uns heute zunächst Selbstbestimmung.
Ich tu, was ich will und ich kann tun, was ich will!
Uns ist die Freiheit gegeben, damit wir die gestalten.
Dabei erleben wir die Herausforderung, die im Buch Genesis so einfühlsam und vieldeutig beschrieben wird: „Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse dürft ihr nicht essen.“
Gut und Böse sind uns vorgegeben. Wir dürfen sie nicht willkürlich bestimmen.
- Wozu nutze ich meine Freiheit?
- Achte ich die Grenzen meiner Freiheit?
- Tue ich manchmal etwas, das anderen schadet?
2 Minuten Orgelspiel
Lied: Bekehre uns GL 266,4
Wahrheit
Gibt es EINE Wahrheit? Oder hat jeder Mensch seine eigene Wahrheit?
Das Wort „Wahrheit“ weist darauf hin, dass es Wirklichkeiten gibt, die der Mensch vorfindet und achten muss, damit Gemeinschaft möglich ist.
Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“
(Joh 14,6). Gott ist die Wahrheit – in ihm ist keine Lüge.
Unwahrheit und Unehrlichkeit unterwandern die Gemeinschaft
Sie gebären Unverständnis, Zorn, Feindschaft
- Bin ich ehrlich?
Wenn ich über meine Motive und Absichten rede?
- Verheimlichen kann eine subtile Form der Unehrlichkeit sein. Was verheimlich ich und warum?
- Bin ich ehrlich in finanziellen Angelegenheiten?
2 Minuten Orgelspiel
Lied: Bekehre uns GL 266,5
Liebe
Jesus legt uns die Liebe zu Gott und zum Nächsten ans Herz – sogar die Liebe zum Feind.
Seine Liebe gibt er uns zum Maßstab, wenn er sagt:
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.
Die Liebe steht im Zentrum der Verkündigung Jesu.
Es geht dabei vor allem um eine Liebe, die dem anderen Gutes tut – nicht um eine emotionale besondere Zuneigung wie sie zwischen Freunden oder Eheleuten oder Kindern und Eltern besteht.
- Liebe ich Gott von Herzen?
- Liebe ich Jesus wie einen Freund?
- Liebe ich den Mitmenschen, den Nächsten?
2 Minuten Orgelspiel
Lied: Bekehre uns GL 266,6+7
VERSÖHNUNG
Bitte um Vergebung
Wir haben über uns und unser Leben nachgedacht.
Manches, was wir getan oder nicht getan haben, bedauern wir oder bereuen wir sogar.
Manches wollen wir besser machen, in Ordnung bringen.
Manches können wir nicht anders machen, obwohl es nicht gut ist:
vielleicht haben wir nicht genügend Mut oder Kraft
oder es gibt zu große Hindernisse.
So beten wir:
Herr, wir bekennen vor dir unsere Schuld:
Wir haben manchmal so gelebt, als ob wir dich nicht lieben würden.
Wir haben den Mitmenschen nicht geliebt, wir waren ungerecht und auch unehrlich.
Wir haben Streit begonnen und waren oder sind nicht bereit,
um Verzeihung zu bitten oder Verzeihung zu gewähren.
Wir haben die Freiheit missbraucht, und Böses getan und gesagt.
Deshalb beten wir: Das Schuldbekenntnis: „Ich bekenne ….“
Vergebungsbitte
Gott, unser Vater, sei uns gnädig.
Er verzeihe uns unsere Sünden.
Er stärke uns im Guten. Er mehre unser Vertrauen.
Er erwecke in uns immer wieder die Liebe zueinander
und zu ihm, unserem Schöpfer und Retter. Amen
So singen und danken wir unserem Gott
Lied: Selig, wem Christus GL 275,1-4
Abschluss
Gott vergibt uns und nimmt uns, uns seine geliebten Kinder,
sein Volk, das er sich erworben hat durch die Hingabe seines Sohnes Jesus Christus.Er schenkt uns seinen Frieden,
der uns untereinander verbindet.
Lasst uns nun beten, wie der Herr es gelehrt hat.
Vater unser
Segensgebet
Der HERR,
erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;
ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;
ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;
ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt,
die verfolgt und rechtlos sind;
ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.
ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe
ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.
Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
(nach Heinz Pangels)
© Erarbeitet von Martin Müller, Regensburg