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Liebe Schwestern und Brüder!
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ So beginnt die Bibel. Schon im ersten Satz der Bibel ist vom Geist Gottes die Rede – hebräisch: RUAH JAHWE – und übrigens: weiblich. – Das nur nebenbei!
Der Geist eines Menschen, das ist nicht irgendetwas von ihm.
Der Geist ist das Zentrum der Persönlichkeit, sein Wesen:
Ob jemand freundlich ist, wohlwollend, zuvorkommend, klug, mutig, schüchtern, interessiert oder gleichgültig – dies alles und mehr bildet zusammen den Geist eines Menschen.
Beim Geist Gottes ist es nicht anders! Der Geist Gottes, das ist nicht irgendein mehr oder weniger wichtiges Teil, sondern das ist das Wesen Gottes: Gottes Geist, Gott war über allem und er ist über allem und in allem.
Weil Gottes Geist der Anfang von allem ist, deshalb kann die Schöpfung ihn erkennen. Gottes Geist führt uns zur Erkenntnis, dass Gott der Ursprung von allem ist, die Quelle des Lebens.
Dieses Erkennen Gottes ist ein Vorgang der Verinnerlichung: Wir erkennen nicht einen Sachverhalt, sondern ein Du, das Du Gottes.
Diese Erkenntnis unterscheidet sich grundlegend vom Erkennen der Dinge und Naturgesetze. Da bleiben wir auf Distanz zum erkannten Gegenstand. Der immer etwas anderes bleibt als wir selbst und von uns getrennt.
Wenn wir einen Menschen, eine Persönlichkeit, wenn wir Gott erkennen, schwindet die Distanz; es entsteht immer größere Nähe, so dass wir sagen können: Du bist in mir und ich bin in dir.
Diese Art des Erkennen heißt Glauben: Wenn wir an Gott glauben, an einen Menschen glauben, geht es um vielmehr als um: „Vielleicht“ und „es könnte sein“, „vermutlich“.
Wenn wir einander erkennen, lernen wir einander zu verstehen, wir lernen Gott zu verstehen und wir werden ihm dabei immer ähnlicher.
Je mehr wir Gott erkennen, desto stärker wirkt Gottes Geist in uns.
Der Geist, der Leben in die Schöpfung bringt.
Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ein sehr wichtiger Aspekt des Pfingstfestes:
Wir feiern dankbar, dass wir Gottes Geist empfangen haben.
Er hat in uns den Glauben erweckt;
Er verbindet uns miteinander und lässt uns zu einer Einheit aus vielen Verschiedenen werden, die alle diese Einheit bereichern.
Der Geist Gottes, den wir empfangen haben, drängt uns,
Gottes Liebe bekannt zu machen,
Jesus Christus zu verkünden und seine Auferstehung, durch die wir gerettet sind;
Dieser Geist drängt uns, Versöhnung zu wirken, die alle Sünden der Menschen überbietet und alle Verletzungen heilt, die wir Menschen einander antun.
Der Geist Gottes weckt in den Menschen immer wieder den Glauben,
das Vertrauen in Gottes Liebe und in die größere Kraft der Liebe gegenüber Neid, Missgunst und Hass.
Den Geist Gottes haben wir empfangen, damit wir Gottes Heil in uns haben und zu den Menschen bringen.