30.07.2017: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wer war Salomo? Salomo entstammte dem Ehebruch, den sein Vater David mit Batseba begangen hatte. Er wurde ca. 990 v. Chr. geboren und regierte von 970 an als König von Israel und Juda bis zu seinem Tod im Jahr 930 v. Chr.

Damit wissen wir nicht viel von ihm. Das 1. Buch der Könige beschreibt ihn als den König und Vorausbild des Messiaskönigs, der kommen wird, um das Volk zu befreien und der über die ganze Erde herrschen wird.

Deshalb rühmt es die Weisheit des Königs: Kaum mehr als 20 Jahre alt, ist Salomo nun König. Was für ein Herrscher will er werden? Was soll seine Herrschaft auszeichnen? Das sind natürliche Fragen!

Er will mit einem hörenden Herzen das Volk regieren und Böse und Gut unterscheiden können!

Liebe Schwestern und Brüder, der Wunsch ist vielleicht gar nicht so ungewöhnlich. Es ist doch naheliegend für seine Aufgabe Ideale zu verfolgen, Werte, wie wir es heute nennen?

Werte bestimmen das Handeln, sie bestimmen die Entscheidungen, sie gestalten die Welt. Welche Werte sollen unser Leben bestimmen?

Vor einer Bundestagswahl ist dies eine wichtige Frage. Als Bürger mit ein­er freien Stimme, muss ich wissen, welche Werte mir wichtig sind – damit ich beurteilen kann, welche Kandidatinnen sie am ehesten vertreten.

Vergewissern wir uns selbst: was wünschen wir uns? wie soll es in unserer Gesellschaft, in unserem Land zugehen?

Das erste ist der Vorrang der einzelnen menschlichen Person. Die gesellschaftliche Ordnung muss so angelegt sein, dass der einzelne Mensch in Würde leben und über sich selbst bestimmen kann.

Das zweite ist das Gemeinwohl: Das staatliche Handeln muss darauf ausgerichtet sein, für eine größtmögliche Zahl an Personen das größtmögliche Wohl zu erreichen. Die Ordnung des Staates muss also eine gewisse Objektivität haben und darf nicht die Einzelinteressen bestimmter Gruppen oder Personen bevorzugen.

Das dritte Prinzip (Subsidiaritätsprinzip) ist eine echte Herausforderung für jede Regierung:
Denn es besagt, dass sich der Staat soweit wie möglich zurücknehmen soll.
Die Menschen sollen in der Familie, in ihren Gemeinschaften, Vereinen und Verbänden und in ihren Religionsgemeinschaften soweit wie möglich die Probleme des täglichen Lebens selbst lösen können.
Konkret: Es soll lieber ein Seniorenheim der Caritas oder der Arbeiter­wohlfahrt geben als eines in staatlicher Hand. Kindergärten sollen besser von der Diakonie oder von einer Kirchengemeinde oder von freien Vereinen betrieben werden als von der politischen Gemeinde. Sehr wohl aber hat die öffentliche Hand den freien Trägern die entsprechenden Mittel für diese Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Und viertens gehört es zu einem gesunden Staat und einer menschlichen Gesellschaft, dass die Menschen mit größeren Möglichkeiten ihre Verantwortung für die Personen mit den geringeren Möglichkeiten erkennen und erfüllen. Die vermögenden sollen solidarisch sein mit den weniger vermögenden Personen in einer Gesellschaft. Wenn der Abstand zwischen den Reichen und Armen, den Gebildeten und Ungebildeten immer größer wird, wenn die Solidarität der Starken mit den Schwachen missachtet wird, kommt der Staat und die Gesellschaft in Unordnung.

Liebe Schwestern und Brüder,
die Ideale und Werte müssen umgesetzt werden – dafür muss man alle seine Kräfte einsetzen. Man darf nicht davor zurück schrecken, wenn das Aufwand kostet an Geld, an Zeit und an Mühe.
So wie der Mann sein ganzes Vermögen einsetzte, um den Acker mit dem Schatz zu erwerben.

Wer wird es sein, der dem Wohl des einzelnen, dem Gemeinwohl, der Gestaltungsmöglichkeit der freien bürgerlichen Verbände und der solidarischen Verpflichtung der Starken für die Schwachen am meisten verpflichtet ist?

Das dürfen wir prüfen und unser Urteil darüber sollen wir bilden, bevor wir in der Bundestagswahl unsere Stimme abgeben.

16.07.2017: 15. Sonntag im Lesejahr C

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Liebe Schwestern und Brüder!
Ich bitte sie, sich zu erinnern:
Gibt oder Gab es etwas, wofür sie sich begeistert haben:
Ein Hobby vielleicht? die Gärtnerei? Fotografieren?
Musik, ein Instrument? Ein Wissensgebiet?
Ein Geschicklichkeitsspielt?
Ein Ideal? Das tägliche Gebet? Ein Tagebuch zu schreiben?
Gibt es etwas, das ihre Begeisterung geweckt hat?

Für die Umsetzung gibt es einige Gefahren, die dazu führen können, dass wir unsere Vorhaben nicht verwirklichen:

Eine Gefahr sind die Menschen, die es uns nicht gönnen: Sie nehmen uns die Freude und Begeisterung weg: das kannst du nicht. Das ist doch nichts.
Das ist eine Schnapsidee!

Eine zweite Gefahr steckt in uns selbst: Die ersten Versuche zeigen bald Erfolg. Aber dann gibt es Gegenwind: Manche nervt die neue Begeisterung. Der Erfolg stellt sich nicht so ein, wie erhofft. Die Begeisterung verfliegt und das, was schon geschafft war, verkümmerst wieder.

Die dritte Gefahr besteht in der Gewohnheit:
Wir würden schon wollen und auch können: Aber es gibt so viel, was unbedingt getan werden muss. So vieles andere ist wichtiger und bringt auch mehr. Zwischen all dem unausweichlichen – kann nichts neues aufleben und sich entwickeln.

Diese Gefahren bedrohen auch unseren Glauben und das Leben in der Nachfolge Jesu: Das ist doch überholtes Zeug – Unwissenschaftlich – Daran kann doch keiner mehr glauben in der heutigen Zeit.

Es ist mühsam, immer wieder zu fragen: Was ist Gottes Wille für mich?
Wie kann ich im Geist Jesu handeln? Immer wieder sich rechtfertigen müssen für den Glauben. Das kann uns müde machen und unseren Glauben vertrocknen lassen.

Und diese Welt bietet so viel: Man kann so viel erreichen, man muss doch mithalten, man muss sich doch anpassen; man kann nicht immer außen vor stehen und immer den anderen nachschauen. ….

Verfolgung, Bequemlichkeit und Egoismus und Mutlosigkeit bedrohen die Botschaft Jesu – seit es Jünger Jesu gibt und auch in der heutigen Zeit.

Nicht wenige werden mutlos, resigniert und verzagt. „Das hat doch eh alles keinen Sinn!“ Die Welt wird immer schlechter. Die Gewalttätigen werden immer brutaler und immer mächtiger.

Schwestern und Brüder, das ist ein Generalzweifel an Gott!

Denn wenn ich sage: das Gute, der Friede, die Verständigung, die Gewaltlosigkeit, der Umweltschutz – das alles hat keine Chance –
dann sage ich:

Die Gewalt wird die Welt beherrschen! Die Zerstörung unserer Erde lässt sich nicht aufhalten. Es wird nie Frieden geben. Der Egoismus ist die bestimmende Kraft: Betrug und Raub, Lüge und Mord – das Böse hat das Sagen in der Welt.

Wenn ich so denke, habe ich aufgehört, Gott etwas zuzutrauen. Dann glaube ich nicht mehr an Gott, dann vertraue ich ihm nicht mehr.

Gegen diese Gefahr für unseren Glauben an das Gute, an Gott und seine Macht, gibt es ein Gegenmittel: Wir müssen den Blick weiten, dann werden wir erkennen:

Neben all dem Bösen in der Welt, neben all den schlimmen Ereignissen und neben den todbringenden Mächten wächst das Leben:
Menschen helfen einander. Es gibt Frieden. Sehr viel sogar.
Es gibt wirksame Bemühungen im Umweltschutz. Es gibt friedfertige Menschen – die meisten sogar.

Das Gute, ist bedroht. Der Glaube an Gott, den Guten ist bedroht durch das Böse, dass es gibt. Doch: das Gute zieht seine Kreise. Gottes Wort bewirkt, zu was er es gesprochen hat: Es bewegt die Menschen, dass sie so lebensfreundlich sind, so voll Liebe, wie Gott selbst.

Das Wort Gottes fällt nicht nur auf Felsen und Weg und unter Dornen:
Es fällt auf fruchtbaren Boden und bringt Frucht.
Das sollten wir sehen und dafür dankbar sein. Öffnet den Blick für das Gute, das täglich geschieht.

09.07.2017: 14. Sonntag im Jahreskreis

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Kommt alle zu mir, liebe Schwestern und Brüder, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt!

Fühlen Sie sich angesprochen? Womit und wofür plagen sie sich?

Welches Joch hat ihnen das Leben auferlegt?
Welches Joch legen andere auf ihre Schultern?
Welches Joch legen sie selbst auf ihre Schultern?

Die Lasten, die wir zu tragen haben sind vielfältig.
Manche sind unvermeidlich – aber nicht alle!

Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!
Denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

Mit diesen Sätzen erinnert das Mt. EV an die Messiasverheißung des Propheten Sacharja:
Zion, Jerusalem jauchze, denn dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft – er ist demütig und reitet auf einem Esel!

Sacharja geht noch weiter:
Ich vernichte alle Kriegswaffen und verkünden den Völkern Frieden!

Wenn diese Verheißung endlich in Erfüllung ginge!

Sicher: Jesus ist gekommen. Er hat gezeigt, dass es auch anders geht.
Er hat sich unter kein fremdes Joch gebeugt.
Er hat einzig und allein den Willen des himmlischen Vaters getan.
Er hat geheilt und Hoffnung geweckt und befreit!

Doch hat er dem Krieg auf der Erde kein Ende gesetzt.

Die zu ihm kommen und auf ihn hören, hat er befreit:
Er hat einen neuen Weg gezeigt: das Leben ist nicht dazu da, Reichtum zu erringen und Macht anzuhäufen und Bewunderung zu erregen.
Das Leben ist da, um es zu teilen und um das zu teilen, was zum Leben nötig ist.

Doch: Friede ist nicht auf der Erde!
Die Mächte der Erde hüten ihre Waffenarsenale.
Sie drohen einander mit ihren Waffen und sie setzen sie ein. Unzählige Menschen fallen ihnen zum Opfer.

Jede neue Technologie: ob in der Elektronik, in der Mechanik, in der Chemie und Biochemie wird benützt, um Waffen zu erfinden,
um andere zu bekriegen.

Wann endlich werden die Menschen ihre Waffen niederlegen?
Wann werden statt Kleinkaliberwaffen Werkzeuge gehandelt.
Wann werden Schulen und Krankenhäuser gebaut, statt Kasernen und Waffenfabriken?

Man könnte es sich leicht machen und als Realist feststellen:
Solange es Menschen gibt, wird es Kriege geben. Zynische Lehrsätze legen dies nahe wie der: Der Krieg ist die Mutter des Fortschritts.

Doch wehe ich mich dagegen: dieser Realismus beschreibt die Vergangen­heit. Die Zukunft aber wird von Visionen und Utopien gestaltet.

Wir müssen vom Frieden träumen und davon, dass alle Menschen die Güter der Welt miteinander teilen.
Wir müssen daran glauben, dass der Mensch dazu fähig ist, das Wohl der anderen genauso ernst zu nehmen wie das eigene.
Wir müssen daran festhalten, dass der Mensch sich entwickeln und
in Frieden leben kann.

Jesus hat dies Vertrauen in die Menschen gehabt – und unzählige wurden dadurch ihm gleich: Haben Frieden gestiftet und Menschen geheilt und die Not vieler gelindert oder beseitigt.

Schwestern und Brüder, der Frieden, die Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie sind uns aufgegeben.
Vertrauen wir darauf, dass Frieden möglich ist auf der Erde.
Handeln wir gerecht und fair und helfen wir so wie wir können, dass Menschen aus Armut und Unterdrückung befreit werden.

Die Zukunft der Welt kann nur der Friede sein.

02.07.2017: 13. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
wie leicht oder schwer fällt es uns, Fremde zu beherbergen?
Da kommt jemand – unbekannt – ohne Empfehlung – soll ich ihm Herberge geben? – Ihn in meinem Haus schlafen lassen?

Dem Propheten Elischa wurde dieses Gastrecht gewährt.
Eine vornehme Frau errichtete ihm sogar ein Obergemach auf dem Dach ihres Hauses. Elischa wiederum versprach ihr die Geburt eines Sohnes – obwohl ihr Mann schon alt war.

Darauf bezieht sich das Evangelium und sagt: Wer einen von Euch, einen Propheten oder einen Gläubigen um meines Namens willen aufnimmt – der nimmt mich auf und er wird nicht um seinen Lohn kommen.

Jüngern Jesu aufnehmen und ihnen Wasser zu trinken geben –
klingt in unserer Region zwar ein wenig unwirklich. Aber immerhin freundlich. Jedenfalls bei weitem freundlicher als die Sätze:

Wer Kinder, Eltern, mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig!

Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Merken sie es:
Jesus fordert nicht dazu auf, Familienangehörige im Stich zu lassen,
er fordert nicht dazu auf, sich selbst das Leben schwer zu machen und sich selbst Leid zuzufügen.

Entscheidend ist bei allen diesen Sätzen das: „um meinetwillen“

Jesus ist der Erlöser, der Sohn Gottes – er setzt die Gebote nicht außer Kraft. Ehre deinen Vater und deine Mutter! Das gilt – ganz sicher für Jünger Jesu. Normalerweise besteht da kein Gegensatz – im Gegenteil:
Jesus tadelt ein scheinheiliges Hintertürchen durch das sich die Nachkommen der Pflicht entledigen, für ihre Eltern zu sorgen.

Doch kann sich die Frage stellen:
Werde ich – gegen meine Neigung – um meiner Eltern willen,
den Glauben verweigern: weil die Eltern es nicht wollen?

Werde ich – obwohl ich die Verpflichtung spüre – nicht für einen guten Zweck spenden – weil meine Kinder dagegen sind?

Werde ich um eines Ausflugs willen die Sonntagsmesse versäumen?
Werde ich um meiner Karriere Willen, meines Verdienstes wegen, die Familie aufs Spiel setzen?
Werde ich um meines guten Rufes willen verschweigen, dass ich an Christus glaube und zur Kirche gehöre?

Werde ich Frauen und Männer der Kirche unterstützen, die die Botschaft Jesu verkünden? Jene, die sich für Menschen in Not einsetzen und für mehr Gerechtigkeit in der Welt?

Schwestern und Brüder:
Was tue ich um Jesu Willen? Damit sein Werk weitergeht?
Wieviel ist er mir wert? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?

Jesus hat uns gerufen. Wir wollen seine Jünger sein.
Ohne unser Tun, ohne unsere Hilfe, ohne uns –
kann sein Werk der Versöhnung nicht weitergehen.

Was tue ich, und was tue ich so, wie ich es tue,
genau deshalb, weil ich an Christus glaube?

Wann habe ich mir zuletzt Gedanken gemacht, ob ich mich meinem Glauben entsprechend verhalte?

Was trage ich zum Leben der Kirche bei?
Was kann ich für das Reich Gottes tun?
Worin besteht das Kreuz, das ich um Jesu willen trage?

Der Lohn, der uns in Aussicht gestellt ist?
In dieser Welt: die Freundschaft vieler Menschen, die mit uns in der Jüngerschaft leben.
In dieser Welt, die Freude daran, das Reich Gottes wachsen zu sehen und Gutes zu tun.

In der kommenden Welt werden wir Anteil haben an der Herrlichkeit Gottes und werden in seinem Licht sein.