Hier geht es zu den liturgischen Texten: ![]()
Liebe Schwestern und Brüder,
Wer war Salomo? Salomo entstammte dem Ehebruch, den sein Vater David mit Batseba begangen hatte. Er wurde ca. 990 v. Chr. geboren und regierte von 970 an als König von Israel und Juda bis zu seinem Tod im Jahr 930 v. Chr.
Damit wissen wir nicht viel von ihm. Das 1. Buch der Könige beschreibt ihn als den König und Vorausbild des Messiaskönigs, der kommen wird, um das Volk zu befreien und der über die ganze Erde herrschen wird.
Deshalb rühmt es die Weisheit des Königs: Kaum mehr als 20 Jahre alt, ist Salomo nun König. Was für ein Herrscher will er werden? Was soll seine Herrschaft auszeichnen? Das sind natürliche Fragen!
Er will mit einem hörenden Herzen das Volk regieren und Böse und Gut unterscheiden können!
Liebe Schwestern und Brüder, der Wunsch ist vielleicht gar nicht so ungewöhnlich. Es ist doch naheliegend für seine Aufgabe Ideale zu verfolgen, Werte, wie wir es heute nennen?
Werte bestimmen das Handeln, sie bestimmen die Entscheidungen, sie gestalten die Welt. Welche Werte sollen unser Leben bestimmen?
Vor einer Bundestagswahl ist dies eine wichtige Frage. Als Bürger mit einer freien Stimme, muss ich wissen, welche Werte mir wichtig sind – damit ich beurteilen kann, welche Kandidatinnen sie am ehesten vertreten.
Vergewissern wir uns selbst: was wünschen wir uns? wie soll es in unserer Gesellschaft, in unserem Land zugehen?
Das erste ist der Vorrang der einzelnen menschlichen Person. Die gesellschaftliche Ordnung muss so angelegt sein, dass der einzelne Mensch in Würde leben und über sich selbst bestimmen kann.
Das zweite ist das Gemeinwohl: Das staatliche Handeln muss darauf ausgerichtet sein, für eine größtmögliche Zahl an Personen das größtmögliche Wohl zu erreichen. Die Ordnung des Staates muss also eine gewisse Objektivität haben und darf nicht die Einzelinteressen bestimmter Gruppen oder Personen bevorzugen.
Das dritte Prinzip (Subsidiaritätsprinzip) ist eine echte Herausforderung für jede Regierung:
Denn es besagt, dass sich der Staat soweit wie möglich zurücknehmen soll.
Die Menschen sollen in der Familie, in ihren Gemeinschaften, Vereinen und Verbänden und in ihren Religionsgemeinschaften soweit wie möglich die Probleme des täglichen Lebens selbst lösen können.
Konkret: Es soll lieber ein Seniorenheim der Caritas oder der Arbeiterwohlfahrt geben als eines in staatlicher Hand. Kindergärten sollen besser von der Diakonie oder von einer Kirchengemeinde oder von freien Vereinen betrieben werden als von der politischen Gemeinde. Sehr wohl aber hat die öffentliche Hand den freien Trägern die entsprechenden Mittel für diese Aufgaben zur Verfügung zu stellen.
Und viertens gehört es zu einem gesunden Staat und einer menschlichen Gesellschaft, dass die Menschen mit größeren Möglichkeiten ihre Verantwortung für die Personen mit den geringeren Möglichkeiten erkennen und erfüllen. Die vermögenden sollen solidarisch sein mit den weniger vermögenden Personen in einer Gesellschaft. Wenn der Abstand zwischen den Reichen und Armen, den Gebildeten und Ungebildeten immer größer wird, wenn die Solidarität der Starken mit den Schwachen missachtet wird, kommt der Staat und die Gesellschaft in Unordnung.
Liebe Schwestern und Brüder,
die Ideale und Werte müssen umgesetzt werden – dafür muss man alle seine Kräfte einsetzen. Man darf nicht davor zurück schrecken, wenn das Aufwand kostet an Geld, an Zeit und an Mühe.
So wie der Mann sein ganzes Vermögen einsetzte, um den Acker mit dem Schatz zu erwerben.
Wer wird es sein, der dem Wohl des einzelnen, dem Gemeinwohl, der Gestaltungsmöglichkeit der freien bürgerlichen Verbände und der solidarischen Verpflichtung der Starken für die Schwachen am meisten verpflichtet ist?
Das dürfen wir prüfen und unser Urteil darüber sollen wir bilden, bevor wir in der Bundestagswahl unsere Stimme abgeben.


