09.07.2017: 14. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Kommt alle zu mir, liebe Schwestern und Brüder, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt!

Fühlen Sie sich angesprochen? Womit und wofür plagen sie sich?

Welches Joch hat ihnen das Leben auferlegt?
Welches Joch legen andere auf ihre Schultern?
Welches Joch legen sie selbst auf ihre Schultern?

Die Lasten, die wir zu tragen haben sind vielfältig.
Manche sind unvermeidlich – aber nicht alle!

Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!
Denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

Mit diesen Sätzen erinnert das Mt. EV an die Messiasverheißung des Propheten Sacharja:
Zion, Jerusalem jauchze, denn dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft – er ist demütig und reitet auf einem Esel!

Sacharja geht noch weiter:
Ich vernichte alle Kriegswaffen und verkünden den Völkern Frieden!

Wenn diese Verheißung endlich in Erfüllung ginge!

Sicher: Jesus ist gekommen. Er hat gezeigt, dass es auch anders geht.
Er hat sich unter kein fremdes Joch gebeugt.
Er hat einzig und allein den Willen des himmlischen Vaters getan.
Er hat geheilt und Hoffnung geweckt und befreit!

Doch hat er dem Krieg auf der Erde kein Ende gesetzt.

Die zu ihm kommen und auf ihn hören, hat er befreit:
Er hat einen neuen Weg gezeigt: das Leben ist nicht dazu da, Reichtum zu erringen und Macht anzuhäufen und Bewunderung zu erregen.
Das Leben ist da, um es zu teilen und um das zu teilen, was zum Leben nötig ist.

Doch: Friede ist nicht auf der Erde!
Die Mächte der Erde hüten ihre Waffenarsenale.
Sie drohen einander mit ihren Waffen und sie setzen sie ein. Unzählige Menschen fallen ihnen zum Opfer.

Jede neue Technologie: ob in der Elektronik, in der Mechanik, in der Chemie und Biochemie wird benützt, um Waffen zu erfinden,
um andere zu bekriegen.

Wann endlich werden die Menschen ihre Waffen niederlegen?
Wann werden statt Kleinkaliberwaffen Werkzeuge gehandelt.
Wann werden Schulen und Krankenhäuser gebaut, statt Kasernen und Waffenfabriken?

Man könnte es sich leicht machen und als Realist feststellen:
Solange es Menschen gibt, wird es Kriege geben. Zynische Lehrsätze legen dies nahe wie der: Der Krieg ist die Mutter des Fortschritts.

Doch wehe ich mich dagegen: dieser Realismus beschreibt die Vergangen­heit. Die Zukunft aber wird von Visionen und Utopien gestaltet.

Wir müssen vom Frieden träumen und davon, dass alle Menschen die Güter der Welt miteinander teilen.
Wir müssen daran glauben, dass der Mensch dazu fähig ist, das Wohl der anderen genauso ernst zu nehmen wie das eigene.
Wir müssen daran festhalten, dass der Mensch sich entwickeln und
in Frieden leben kann.

Jesus hat dies Vertrauen in die Menschen gehabt – und unzählige wurden dadurch ihm gleich: Haben Frieden gestiftet und Menschen geheilt und die Not vieler gelindert oder beseitigt.

Schwestern und Brüder, der Frieden, die Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie sind uns aufgegeben.
Vertrauen wir darauf, dass Frieden möglich ist auf der Erde.
Handeln wir gerecht und fair und helfen wir so wie wir können, dass Menschen aus Armut und Unterdrückung befreit werden.

Die Zukunft der Welt kann nur der Friede sein.

02.07.2017: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wie leicht oder schwer fällt es uns, Fremde zu beherbergen?
Da kommt jemand – unbekannt – ohne Empfehlung – soll ich ihm Herberge geben? – Ihn in meinem Haus schlafen lassen?

Dem Propheten Elischa wurde dieses Gastrecht gewährt.
Eine vornehme Frau errichtete ihm sogar ein Obergemach auf dem Dach ihres Hauses. Elischa wiederum versprach ihr die Geburt eines Sohnes – obwohl ihr Mann schon alt war.

Darauf bezieht sich das Evangelium und sagt: Wer einen von Euch, einen Propheten oder einen Gläubigen um meines Namens willen aufnimmt – der nimmt mich auf und er wird nicht um seinen Lohn kommen.

Jüngern Jesu aufnehmen und ihnen Wasser zu trinken geben –
klingt in unserer Region zwar ein wenig unwirklich. Aber immerhin freundlich. Jedenfalls bei weitem freundlicher als die Sätze:

Wer Kinder, Eltern, mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig!

Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Merken sie es:
Jesus fordert nicht dazu auf, Familienangehörige im Stich zu lassen,
er fordert nicht dazu auf, sich selbst das Leben schwer zu machen und sich selbst Leid zuzufügen.

Entscheidend ist bei allen diesen Sätzen das: „um meinetwillen“

Jesus ist der Erlöser, der Sohn Gottes – er setzt die Gebote nicht außer Kraft. Ehre deinen Vater und deine Mutter! Das gilt – ganz sicher für Jünger Jesu. Normalerweise besteht da kein Gegensatz – im Gegenteil:
Jesus tadelt ein scheinheiliges Hintertürchen durch das sich die Nachkommen der Pflicht entledigen, für ihre Eltern zu sorgen.

Doch kann sich die Frage stellen:
Werde ich – gegen meine Neigung – um meiner Eltern willen,
den Glauben verweigern: weil die Eltern es nicht wollen?

Werde ich – obwohl ich die Verpflichtung spüre – nicht für einen guten Zweck spenden – weil meine Kinder dagegen sind?

Werde ich um eines Ausflugs willen die Sonntagsmesse versäumen?
Werde ich um meiner Karriere Willen, meines Verdienstes wegen, die Familie aufs Spiel setzen?
Werde ich um meines guten Rufes willen verschweigen, dass ich an Christus glaube und zur Kirche gehöre?

Werde ich Frauen und Männer der Kirche unterstützen, die die Botschaft Jesu verkünden? Jene, die sich für Menschen in Not einsetzen und für mehr Gerechtigkeit in der Welt?

Schwestern und Brüder:
Was tue ich um Jesu Willen? Damit sein Werk weitergeht?
Wieviel ist er mir wert? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?

Jesus hat uns gerufen. Wir wollen seine Jünger sein.
Ohne unser Tun, ohne unsere Hilfe, ohne uns –
kann sein Werk der Versöhnung nicht weitergehen.

Was tue ich, und was tue ich so, wie ich es tue,
genau deshalb, weil ich an Christus glaube?

Wann habe ich mir zuletzt Gedanken gemacht, ob ich mich meinem Glauben entsprechend verhalte?

Was trage ich zum Leben der Kirche bei?
Was kann ich für das Reich Gottes tun?
Worin besteht das Kreuz, das ich um Jesu willen trage?

Der Lohn, der uns in Aussicht gestellt ist?
In dieser Welt: die Freundschaft vieler Menschen, die mit uns in der Jüngerschaft leben.
In dieser Welt, die Freude daran, das Reich Gottes wachsen zu sehen und Gutes zu tun.

In der kommenden Welt werden wir Anteil haben an der Herrlichkeit Gottes und werden in seinem Licht sein.