Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder
Die Geschichte Jesu ist glasklar: Wer Vergebung erwartet, der muss selbst bereit sein, zu vergeben.
Schön finde ich, dass es auch einen Text im AT gibt, der den Juden dasselbe erklärt –mit abstrakten Überlegungen zwar, aber in der gleichen Logik. Jesus Sirach schrieb diese Gedanken um das Jahr 200 vor Christus nieder. Seine Schrift will erklären, wie ein Jude zu leben habe.
Wer Vergebung von Gott erwartet, muss selbst bereit sein, zu vergeben!
Haben sie das Gefühl, die Vergebung Gottes zu brauchen?
Gibt es etwas, das sie als Sünde vor Gott begreifen?
Sind wir nicht über all diese Moralvorschriften hinausgewachsen?
Wir haben doch für alles gute Gründe und in mancher Situation geht es halt nicht anders: da muss man halt mal …..
Lügen; da muss man jemand die Grenzen aufzeigen;
„Die Geschichte damals, tut mir zwar schon irgendwie leid, aber es war halt so und so und deshalb …“
Schwestern und Brüder, so sehr Jesus die vergebende und barmherzige Liebe Gottes verkörpert und verkündet hat: In seiner Botschaft ist immer enthalten, dass wir Menschen die Vergebung Gottes nötig haben.
Wir glauben an Gott, wir glauben an das Gute, an das vollkommene Gute; wir glauben daran, dass es das gibt und dass Gott der Gute ist.
Daraus erwächst für uns die Aufgabe, selbst gut zu sein.
Jesus sagt: „Seid vollkommen, wie auch heuer himmlischer Vater vollkommen ist. Er lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse.“
Hinter diesem Anspruch können wir nur zurückbleiben.
Aber wir können uns bemühen, dass unser Handeln immer besser wird,
dass wir gut sind zu unseren Mitmenschen.
Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass wir ehrlich zu uns sind und uns eingestehen, wenn wir nicht gut sind, sondern egoistisch:
es gibt sie: jene Handlungen, in denen wir unser eigenes Wohl über das der anderen Stellen – obwohl beides völlig gleich berechtigt wäre.
Es ist wahr, dass wir selbst Vergebung nötig haben – und deshalb ist es nur recht, dass wir auch bereit sind, denen zu vergeben, die uns Unrecht getan haben.
Aber fangen wir zuerst einmal an uns klar zu werden, was Gott uns alles zu vergeben hat, wenn wir vor ihm stehen und offenbar wird,
was wir Gutes getan und nicht getan haben – und was wir vielleicht sogar Böses getan haben.
Diese Einsicht wird die Nachsicht in uns wachsen lassen.