15.10.2017 Kirchweih (28. Sonntag im Jahreskreis)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Kirchweih – am 20. November werden es 87 Jahre sein, dass unsere Herz Jesu Kirche geweiht wurde. Inzwischen wurde sie ein paar Mal renoviert und auch umgestaltet. Zuletzt 1993 in der Verantwortung von meinem Vorgänger Pfarrer Josef Schönberger. Das ist schon wieder 24 Jahre her – und das sieht man mittlerweile auch. Es gibt so manchen Riss im Putz und wohl auch im Mauerwerk.

Vielleicht ist unserer Kirche gerade dadurch uns ein wenig ähnlich …
Uns ist nicht immer anzusehen, dass wir uns freuen, zum Volk Gottes zu gehören. Spüren wir, wenn wir uns versammeln, das Besondere, das eine Gemeinschaft anziehend und schön macht?
Die Freude einander zu sehen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, einander im Leben als Jünger zu bestärken.

Aber nun sind wir hier in unserer in der Kirche da: Sie ist klar strukturiert: alles ist ausgerichtet auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, dessen goldenes Herz strahlt – weil er nicht tot ist, sondern lebendig. Seinen Leib konnten sie töten – er aber lebt und ist verherrlicht bei seinem Vater und hier auf der Erde durch uns, die wir an ihn glauben!

Als Mittelpunkt aufgerichtet steht der Altartisch in unserer Mitte. (Nicht geometrisch – sondern von der Bedeutung her)
Er ist ein Symbol für Jesus Christus. Um ihn sind wir versammelt zum heiligen Mahl. Er, der König der Herrlichkeit, der Auferstandene, hat uns eingeladen. Mit dem Propheten Jesaja gesprochen ‑ erwarten wir von ihm, dass er uns das erlesenste und kostbarste gibt, was nur denkbar ist:
die Liebe Gottes und uns sein Licht umstrahlt. Dass keine Träne mehr fließt, dass das Leben uns erfüllt mit göttlicher Kraft.

Schwestern und Brüder, auch die Gleichnisgeschichte vom Hochzeitsmahl erzählt davon, wer wir sind:
wir sind die, die von der Straße geholt wurden zum Hochzeitsmahl des Sohnes. Wir sind dem Ruf gefolgt: Als wir getauft wurden, sind wir eingetreten in den Hochzeitssaal und haben Anteil an der Freude, am Überfluss des göttlichen Lebens.

Doch – wie denen, die zuerst eingeladen waren und nicht kommen wollten  – darf uns eines nicht passieren: dass wir uns nicht mitreißen lassen, dass wir uns nicht verändern lassen: wer eingetreten ist in den Festsaal des Glaubens, in dem der muss der Glaube wirken:

er sorgt sich um den anderen und sein Wohl;
er vertraut auf das Leben und seinen Schöpfer;
er befreit sich von der ängstlichen Sorge um sich selbst;
er richtet andere Menschen auf;
er schließt Frieden mit seinen Gegnern;
er sieht seine eigenen Fehler und versucht sie zu vermeiden.

Wer eingetreten ist, der steht im Dienst für Gottes Reich und kann nicht mehr für sich selbst leben:
Wir leben als lebendiges Glied in einem Organismus,
wir wissen darum, dass wir unsere Aufgabe erfüllen müssen,
denn der ganze Organismus ist nur gesund, wenn alle seine Glieder gesund sind und ihren Dienst tun.

Schwestern und Brüder, in dieser Kirche haben wir alle Platz – sie ist wirklich sehr groß: Wir sind gesandt unsere Schwestern und Brüder einzuladen, damit der Saal voll wird.

01.10.2017: Erntedank

Lesungen:
1. Lsg: Joel 2,18-24  – 2. Lesung kol 3,15 – 17 – Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Pfarrfest am letzten Sonntag war sehr gut gelungen und ich danke allen, die daran mitgewirkt haben –

Das danken gehört einfach dazu. Wenn ich danke, möchte ich die Mühe anerkennen, die sich alle freiwillig gemacht haben. Ich möchte sie stärken und sie loben und darin bestätigen.

Ja, wir helfen zusammen, wir haben die Kenntnisse und die Fähigkeiten, uns ist das gemeinsame Werk gelungen. Wem sollen wir unsere Dankbarkeit zeigen, da wir uns über den Erfolg freuen können?

„Guter Gott, danke, dass alles so gut gelungen ist.“ – drängt es mich zu beten. „Danke für die Menschen, die gekommen sind, danke für das Engagement der Aktiven, danke, dass sich niemand wehgetan hat.“

Wir danken, liebe Schwestern und Brüder, weil wir einsehen und zugeben, dass unserem Tun, unserer Leistung etwas vorausliegt, aus dem wir schöpfen können: das Leben der Schöpfung, unser Leben in der Schöpfung, unser Miteinander als Menschen.

Wofür kann ich dankbar sein?
Was ist alles gut in meinem Leben?
Soviel Gutes durfte ich schon erleben und genießen!

Wir möchten uns gerne einreden, das alles sei unsere Leistung und unser Verdienst? Doch: wenn wir die Hände in den Schoß legen würden, wenn wir zu bequem wären, uns Mühe zu geben beim Arbeiten, beim Lernen, …

In Wahrheit würden wir uns dadurch dem Leben, das uns geschenkt ist, verweigern. Wir würden Gottes Gaben ausschlagen!

Wir würden uns dem Auftrag verweigern, diese Erde zu bebauen und zu behüten.

Schwestern und Brüder, das ist eine wohltuende Spannung, auf die wir bei diesen Gedanken stoßen: Die Spannung zwischen Gabe und Aufgabe:
Jedes Geschenk, die Schöpfung, unser Leben, unser Körper und seine Kräfte, unser Verstand und seine Fähigkeit die Schöpfung zu verstehen – alles das ist uns gegeben und es ist uns aufgegeben, damit dem Leben, also Gott zu dienen.

Wenn etwas Gutes entstanden ist, dürfen wir uns freuen und es drängt uns zugleich dafür zu danken.

Die Früchte der Erde, die seit Wochen geerntet werden, die Beeren und das Obst, das Getreide und das Gemüse machen es uns besonders leicht –  egal, ob es mehr oder weniger ist als in den letzten Jahren.
Wir danken für das, was wir ernten konnten – es ist den Dank wert.

Davon können wir unseren Hunger stillen und mehr – wir können genießen und schlemmen, denn wir haben im Überfluss.

Wohin mit all diesen guten Gaben?
Was tun mit dem, was unseren Hunger übersteigt?
Wohin auch mit dem Geld, das mehr ist als wir brauchen, um das tägliche Leben zu bestreiten?

Ja, natürlich: Wem viel gegeben ist, dem ist auch viel aufgegeben:

Das ist das Fundament der Bundesrepublik, die 1949 gegründet wurde.
Es gehört zu unserem Leben, dass manche mehr Glück und Erfolg haben, als andere. Sie dürfen mehr haben und besitzen. Doch es gehört dazu, dass sie die Augen nicht vor denen, die nicht so viel Glück und Erfolg haben.
Starke Schultern haben eine größere Verantwortung für das Gemeinwohl.
Dieses Bewusstsein droht zu verschwinden. Viele empfinden fast Ekel vor dem Wort Steuern. Die Menschen aller Einkommensschichten streben heute danach, möglichst viel für sich selbst herauszuholen und sind in Gefahr ihre Verantwortung für das Gemeinwohl zu übersehen.

Es ist uns aufgegeben, den Überfluss zu teilen, mit denen die Mangel leiden. Es gibt Hungersnöte in Afrika. In manchen Gegenden hat es seit Jahren nicht mehr geregnet.

Es gibt die Menschen, deren Ernte durch Unwetter zerstört ist. Sogar deren Felder sind zerstört, so dass sie auch im kommenden Jahr nichts werden ernten können.

Es gibt die Menschen in unserem Land, die kaum das Nötigste zum Leben haben.

Wir sollen es anders machen, als das schlechte Beispiel in der Gleichnisgeschichte: Da wir nichts mitnehmen können in das Leben, das uns nach dem Tod erwartet, sollten wir gerne und mit Freude unseren Wohlstand teilen.