06.01.18: Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder,
die Propheten in Israel, Elija, Elischa, Amos, Micha, Jeremia …
waren alle überaus politisch.
Sie geißelten mit Worten und skandalösen Symbolhandlungen das Fehlverhalten der Mächtigen, der Reichen und der Regierenden – und auch des ganzen Volkes.

Sollte ein christlicher Prediger nicht auch politisch sein und die Fehltritte und Verirrungen benennen und anprangern?

Ich stelle diese Frage, weil wir gerade in der Lesung gehört haben: Jerusalem, über dir geht leuchtend der Herr auf, Völker wandern zu dir und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

Das ist eine politische Vision für Jerusalem, dass es die Stadt des Friedens werde. Dass Jerusalem heute – wie seit Jahrzehnten – ein Zankapfel ist, nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, sondern für die ganze Region und sogar Amerika und Russland, das wissen wir.

Wenn wir heute diese Vision des Jesaja lesen, am Fest Erscheinung des Herrn, dann, weil wir in die Welt hinaus rufen: Diese Vision wurde erfüllt durch Jesus von Nazaret. Anders zwar – denn er richtete kein Superreich in Jerusalem auf – aber offensichtlich: Denn auf der ganzen Welt erschallt das Bekenntnis: ich glaube an Jesus Christus, den Heiland der Welt.

Überall auf der Welt bringen die Menschen ihre Gaben, so wie es das Mt.Ev. von den Magoi, den Sterndeutern erzählt: Kinder schon überlegen:
Wie kann ich heute andere Menschen lieben, wie Jesus es tat.
Frauen versuchen ihren Kindern das Beten zu lehren,
Männer legen den Grund für das Gottvertrauen in ihre Töchter und Söhne.
Christen wie die Gemeinschaft San Egidio setzen sich aktiv und erfolg­reich für den Frieden ein. Die katholische Friedensbewegung kämpft in der Kirche und in unserer Gesellschaft für eine Politik des Friedens, für Abrüstung und zivile oder zivilisierte Konfliktbewältigung.

Zu dieser großen weltweiten Gemeinschaft, die zu Jesus pilgert, mit all den Reichtümern der Gedanken und des Willens und des Vermögens gehören auch wir, heute in der Herz Jesu Kirche und bringen unsere Gaben.

Ein Beispiel haben uns in den vergangenen Tagen die Jugendlichen gegeben, die als Sternsinger durch unsere Straßen gezogen sind. Sie haben die Botschaft vom Friedenskönig gesungen und die Menschen unter seinen Segen gestellt und sie haben bei Wind und Nässe gesammelt und um Spenden gebeten für Kinder in der ganzen Welt, die unter erbärmlichen Umständen leben, die Müll sammeln und verkaufen, die Teppiche knüpfen, die nicht zur Schule gehen können. Wenn man hört, wie diese Kinder leben müssen, kann einem schier das Herz zerspringen.

Sie haben drei Tage dem Herrn, Jesus geschenkt, um diesen Kindern zu helfen. Und wir alle, die wir gespendet haben, bringen so dem Herrn, an den wir glauben, Jesus Christus unsere Gaben dar.

Schwestern und Brüder,
so sind wir Christen politisch – ganz selbstverständlich: Wir wirken daran mit, dass überall auf der Welt Menschen gut leben können,
dass weniger Menschen Hunger und Durst leiden,
dass mehr Kinder Bildung erhalten,
dass weniger Kinder arbeiten müssen, ..

Es liegt auf der gleichen Linie, wenn wir Christen manchmal die Stimme erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen, dass unter uns geschieht, dass wir billigen, von dem wir profitieren.

Das werden wir und müssen wir immer wieder tun – auch auf die Gefahr hin, dass es anderen nicht gefällt, dass es Ärger verursacht, dass wir manchmal in unserer Meinung irren.

Auf jede Weise treten wir für unsere Vision ein: dass auf dieser Erde Friede ist, dass Waffen schweigen, dass der Hunger überwunden wird, dass Ungerechtigkeit überwunden wird und dass wir unsere schöne Erde behüten