14.01.2018: 2. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Geschichten von Samuel führen uns über 3000 Jahre in die Vergangenheit. In Israel gab es noch keinen König. Die Geburt von Samuel wird ähnlich wunderbar erzählt, wie die Geburt von Isaak oder auch von Johannes, dem Täufer.

Seine Mutter, Hanna, war schon sehr alt und schien kinderlos zu bleiben – eine große Schande in der damaligen Zeit. Einmal betete sie überaus intensiv, dass Gott ihr doch noch ein Kind schenkt. Der Priester Eli in Schilo sagte zu ihr: „Gott wird dir deine Bitte erfüllen.“ So kam es und Hanna erfüllte ihr Gelübde und gab ihren Sohn als dreijähriges Kind dem Priester Eli in Schilo in Obhut. Samuel sollte dem Herrn, JAHWE gehören und ihm in seinem Heiligtum dienen.

Als sie Samuel zu Eli bringt, spricht sie ein Dankgebet. Das Lukasevan­gelium nützte dieses Gebet als Vorbild für das Dankgebet, das Maria, bei ihrem Besuch bei Elisabet gesprochen hat.

Samuel ist also ein Junge, ein kleiner Junge in der Obhut und Erziehung des Priesters Eli am Jahweheiligtum in Schilo.
Dieser Junge – er mag vielleicht 7 oder 9 Jahre alt gewesen sein – hört auf einmal seinen Namen rufen. Erst beim dritten Mal erkannte sein Lehrer Eli, dass es der Herr ist, der Samuel ruft und erklärt ihm, wie er sich verhalten soll. Er antwortet: „Rede Herr, denn dein Diener hört!“

Schwestern und Brüder, es ist ja nicht verwunderlich, dass ein Junge in diesem Alter, der jeden Tag damit beschäftigt ist, dem Priester bei den Opfern für Jahwe zu unterstützen und der täglich darin unterwiesen wird, wie Gott an seinem Volk handelt und wie Gott seinem Volk geholfen hat,
dass dieser Junge Samuel sensibel wird für Gottes Stimme und sich von ihm im wahrsten Sinne gerufen fühlt und mit Herz und Verstand eintaucht in das Jahwe Denken, so dass er anfängt zu verstehen und zu erkennen, was Gottes Wille ist und wie sein Wille unter den Menschen geschehen wird.

Darin besteht eine Lehre für uns: wenn wir uns damit beschäftigen, wer Gott ist und was Gottes Wille ist, wenn wir uns in das vertiefen, was Jesus getan und gesagt hat,
wenn wir dem Gebet Raum geben,
dann werden wir immer mehr dafür bereit und fähig zu erkennen,
was Gottes Wille ist und wie wir Gottes Willen tun können.

Die Szene zwischen Johannes, seinen Jüngern und Jesus läuft ganz ähnlich ab: Johannes weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin. Sie gehen ihm nach, sie wollen etwas von ihm erfahren. Jesus nimmt sie wahr, er lädt sie ein und sie merken an diesem Tag:

Aus diesem Mann spricht Gottes Geist; er ist ganz erfüllt von der Liebe zu Gott. Darauf haben wir gewartet, als wir bei Johannes waren und ihm zuhörten.

Es ist so typisch, wie es dann weiter geht: Andreas sagt es seinem Bruder Simon. Auch Simon wird sofort erfasst von der Persönlichkeit Jesu und erhält von ihm einen neuen Namen.

Liebe Schwestern und Brüder, diese schönen Berufungserzählungen enthalten ein paar kurze Sätze, die ich uns allen als Lebenshaltung empfehlen möchte:

Gegenüber Gott: „Rede Herr, denn dein Diener hört.“
Von Gott gefragt: „Was wollt ihr? Was sucht ihr?“
Und die Einladung Jesu: „Kommt uns seht.“

Wir sollten der Frage nicht ausweichen, sondern sie uns immer wieder stellen:
„Was will ich eigentlich? Wonach sehne ich mich? Wofür arbeite ich?“

Das Reich Gottes, das Leben in der Welt zu behüten und zu fördern,
den Armen beizustehen, damit sie satt werden,
Einsamkeit überwinden, Angst zu nehmen, Sorgen zu teilen,
eine gute Ehe zu führen, …

Dafür lohnt es sich, zu leben.

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