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Heurige Auswahl der Lesungen: Genesis (Kurzfassung) – Rettung am Schilfmeer – Jes 55 – Röm – Mk
Als der junge Mann im Grab den Frauen auftrug, sie sollen es den Jüngern sagen, „verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“
Das ist der Schluss des Markusevangeliums: „Sie fürchteten sich.“
Wer würde sich da nicht fürchten! Wenn Gottes Wirken, wenn Gottes Lebensmacht so offenbar wird. Schrecken, Entsetzen, Furcht. Das verstehe ich. Die Frauen erleben konkret, was in der Gottesrede des Jesaja gesagt wird:
„So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“
Offenbar haben die Frauen ihren Auftrag doch noch erfüllt, sonst gäbe es das Evangelium nicht. – Der ursprüngliche Schluss des Markusevangeliums erzählt das aber nicht mehr. Es hat ein offener Schluss.
Dadurch können wir als Hörer und Leser des Evangeliums unseren Platz in der Geschichte suchen. Wir können die Geschichte des Evangeliums selber weiterschreieben. Wir können zum Beispiel die Stelle der Frauen einnehmen und zu Boten werden, die verkünden. „Jesus ist auferstanden.“ Dann erfüllen wir den Auftrag heute, denn diese frohe Botschaft muss zu allen Zeiten verkündet werden.
Wir können uns auch vorstellen, mit den Jüngern nach Galiläa zu gehen – dort werden wir ihn sehen. Galiläa – dort hat Jesus seinen Weg begonnen:
Dort hat er die ersten Kranken geheilt. Da war der Andrang der Menschen groß und alle wollten ihn hören.
Von dort ging er nach Jerusalem – wo er seinen Weg vollendete.
Nach Galiläa gehen, das heißt: Jesu Wer weiterführen: Das Reich Gottes verkünden in Wort und Tat: Deutlich machen, dass Gott an der Seite der Kranken und Elenden ist, dass er auch die Sünder ruft und ihnen vergibt.
Nach Galiläa gehen heißt: Bereit sein, den Weg Jesu zu gehen – auch den Weg nach Jerusalem, den Weg ans Kreuz.
So oder so: Wir sind zugleich Empfänger der frohen Botschaft und wir sind ausgesandt, die Auferstehung Jesu zu verkünden, die Botschaft von der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, der seinen Sohn auferweckt.
Die Auferstehung Jesu vom Tod – dieser Glaube ist das Umwerfendste, was die Welt je gehört hat.
Für alle, die Jesus geliebt haben und lieben, ist es die größte Freude, die Erlösung: er lebt. Er ist da. Er ist wirklich von Gott gekommen. In ihm hat Gott zu uns gesprochen. Was für ein Glück, dass er lebt.
Alle, die glauben, sehen das Leben und die ganze Welt im Licht der Auferstehung: die von Krankheit gequälten; die, denen es nicht gegeben ist, Gottes Gebote zu halten; die Gefolterten und Gemarterten,
sie alle werden gerechtfertigt werden. Es wird sich zeigen, dass nicht Gott ihnen das Leben verstellt, sondern er wird ihnen Recht verschaffen vor allen anderen – gerade vor denen, die auf der Sonnenseite des Lebens standen.
An Ostern glauben, das heißt, eine neue Welt sehen und daran glauben, dass sie kommen wird und dafür leben, dass sie kommen kann:
eine Welt, deren Werte aus dem Osterglauben kommen:
Diese Werte sind zuallererst die Liebe: die Liebe Gottes, die bekannt werden muss.
Liebe die mehr ist, als ein bisschen Freundlichkeit und Harmonie;
Liebe, die zuvorderst den Armen gilt.
Liebe, die keinen ausgrenzt von den Gütern des Lebens, vom Leben selbst,
weil auch Gott keinen ausgrenzt, den er ins Leben rief.
Und die Kirche – also wir – Schwestern und Brüder – wir sind die Propheten, die Boten, die Vorreiter dieser neuen Welt.
In einem Musikspiel von Peter Jansens singt die Hauptperson – Elisabeth von Thüringen von dieser Kirche und von dieser neuen österlichen Welt:
Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh die Gemeinde, die mit den Armen lebt, einen Priester, der den Hungrigen zu essen gibt.
Ich seh die Gesellschaft, die alle Güter teilt, einen Menschen, der die Wunden der Kranken heilt. Ich seh‘ einen Staatsmann, der endlich Frieden wagt, einen Fürsten, der die Waffen zum Teufel jagt.
Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh neue Dörfer, die keine Gräben zieh’n, neue Menschen, die den Nachbarn entgegengeh’n.
Wir Christen sind Propheten einer neuen Welt, die kommen wird: Eine Welt, von der wir nicht nur träumen, sondern für die wir uns anstrengen.
