31.03.2018: Auferstehungsfeier

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Heurige Auswahl der Lesungen: Genesis (Kurzfassung) – Rettung am Schilfmeer – Jes 55 – Röm – Mk

Als der junge Mann im Grab den Frauen auftrug, sie sollen es den Jüngern sagen, „verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“

Das ist der Schluss des Markusevangeliums: „Sie fürchteten sich.“

Wer würde sich da nicht fürchten! Wenn Gottes Wirken, wenn Gottes Lebensmacht so offenbar wird. Schrecken, Entsetzen, Furcht. Das verstehe ich. Die Frauen erleben konkret, was in der Gottesrede des Jesaja gesagt wird:

„So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“

Offenbar haben die Frauen ihren Auftrag doch noch erfüllt, sonst gäbe es das Evangelium nicht.  – Der ursprüngliche Schluss des Markusevangeli­ums erzählt das aber nicht mehr. Es hat ein offener Schluss.

Dadurch können wir als Hörer und Leser des Evangeliums unseren Platz in der Geschichte suchen. Wir können die Geschichte des Evangeliums selber weiterschreieben. Wir können zum Beispiel die Stelle der Frauen einnehmen und zu Boten werden, die verkünden. „Jesus ist auferstan­den.“ Dann erfüllen wir den Auftrag heute, denn diese frohe Botschaft muss zu allen Zeiten verkündet werden.

Wir können uns auch vorstellen, mit den Jüngern nach Galiläa zu gehen – dort werden wir ihn sehen. Galiläa – dort hat Jesus seinen Weg begonnen:
Dort hat er die ersten Kranken geheilt. Da war der Andrang der Menschen groß und alle wollten ihn hören.

Von dort ging er nach Jerusalem – wo er seinen Weg vollendete.

Nach Galiläa gehen, das heißt: Jesu Wer weiterführen: Das Reich Gottes verkünden in Wort und Tat: Deutlich machen, dass Gott an der Seite der Kranken und Elenden ist, dass er auch die Sünder ruft und ihnen vergibt.
Nach Galiläa gehen heißt: Bereit sein, den Weg Jesu zu gehen – auch den Weg nach Jerusalem, den Weg ans Kreuz.

So oder so: Wir sind zugleich Empfänger der frohen Botschaft und wir sind ausgesandt, die Auferstehung Jesu zu verkünden, die Botschaft von der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, der seinen Sohn auferweckt.

Die Auferstehung Jesu vom Tod – dieser Glaube ist das Umwerfendste, was die Welt je gehört hat.

Für alle, die Jesus geliebt haben und lieben, ist es die größte Freude, die Erlösung: er lebt. Er ist da. Er ist wirklich von Gott gekommen. In ihm hat Gott zu uns gesprochen. Was für ein Glück, dass er lebt.

Alle, die glauben, sehen das Leben und die ganze Welt im Licht der Auferstehung: die von Krankheit gequälten; die, denen es nicht gegeben ist, Gottes Gebote zu halten; die Gefolterten und Gemarterten,
sie alle werden gerechtfertigt werden. Es wird sich zeigen, dass nicht Gott ihnen das Leben verstellt, sondern er wird ihnen Recht verschaffen vor allen anderen – gerade vor denen, die auf der Sonnenseite des Lebens standen.

An Ostern glauben, das heißt, eine neue Welt sehen und daran glauben, dass sie kommen wird und dafür leben, dass sie kommen kann:
eine Welt, deren Werte aus dem Osterglauben kommen:

Diese Werte sind zuallererst die Liebe: die Liebe Gottes, die bekannt werden muss.
Liebe die mehr ist, als ein bisschen Freundlichkeit und Harmonie;
Liebe, die zuvorderst den Armen gilt.
Liebe, die keinen ausgrenzt von den Gütern des Lebens, vom Leben selbst,
weil auch Gott keinen ausgrenzt, den er ins Leben rief.

Und die Kirche – also wir – Schwestern und Brüder – wir sind die Propheten, die Boten, die Vorreiter dieser neuen Welt.

In einem Musikspiel von Peter Jansens singt die Hauptperson – Elisabeth von Thüringen von dieser Kirche und von dieser neuen österlichen Welt:

Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh die Gemeinde, die mit den Armen lebt, einen Priester, der den Hungrigen zu essen gibt.

Ich seh die Gesellschaft, die alle Güter teilt, einen Menschen, der die Wunden der Kranken heilt. Ich seh‘ einen Staatsmann, der endlich Frieden wagt, einen Fürsten, der die Waffen zum Teufel jagt.

Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh neue Dörfer, die keine Gräben zieh’n, neue Menschen, die den Nachbarn entgegengeh’n.

Wir Christen sind Propheten einer neuen Welt, die kommen wird: Eine Welt, von der wir nicht nur träumen, sondern für die wir uns anstrengen.

 

29.03.2018: Gründonnerstag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir warten, dass extreme Hitze, Kälte, Trockenheit, Niederschläge bald vorüber gehen.
Ich hoffe, dass die Zeit des wieder aufgeblühten Nationalismus bald vorübergeht!
Ich wünsche mir mit ihnen allen, dass die Zeit des Friedens in unserem Land niemals mehr vorübergeht.
Die Flüchtenden warten in der Deckung, bis der Wachposten vorübergeht.

Das Buch Exodus spricht vom Vorübergang des Herrn. An den Hütten der Israeliten geht er vorbei, deren Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestrichen sind. Während er bei den Ägyptern die Erstgeburt schlägt – bei Mensch und Tier. Wenn diese Schilderung wortwörtlich wahr ist, vollzog Gott ein Massaker an den Ägyptern. Für mich un – denk – bar.

Es würde jetzt nicht weiterführen, darzulegen, welche historischen Ereignisse in der Zeit vorstellbar sind. Denn es geht um etwas ganz anderes: Die Israeliten glauben und sind überzeugt: Gott hat uns gerettet.
An uns ist das Unheil vorübergegangen, wir konnten ihm entgehen.
Sie hatten kein Problem damit, Gott wie einen Kriegsherrn darzustellen.
Wichtig ist ihnen nur: „Wir blieben verschont und dafür danken wir Gott.
Deshalb essen wir am Feuer gebratenes Lamm und ungesäuertes Brot.“

Schwestern und Brüder, ich hole diese Überlegungen wieder in unser Leben herein: Haben wir das Herz, um Gott zu danken, wenn wir einer Gefahr entkommen sind, wenn etwas gut ausgegangen ist, eine Krankheit rechtzeitig und richtig behandelt wurde …?

Oder bremsen wir uns selber aus und denken: Dann hätte Gott so und so viele andere dem Tod überlassen?

Es ist schon etwas eigenartig, für das eigene Glück zu danken und um das Unglück der anderen zu wissen.

Als diese Geschichten Israels entstanden sind – mehrere hundert Jahre nach den erzählten Ereignissen – hatten die Israeliten damit kein Problem. Es ging in der babylonischen Gefangenschaft einfach darum die Hoffnung aufrecht zu erhalten auf Gott, der Israel damals aus Ägypten befreit und gerettet hat und es wieder retten wird.

Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern steht in einer engen Beziehung zum Paschamahl Israels.

Die drei synoptischen Evangelien schildern es als Paschamahl. Das Johannesevangelium schildert den Ablauf so, dass Jesus zu der Zeit am Kreuz starb, als die Tiere für das Pascha geschlachtet wurden.

Jedenfalls geht es um die Verknüpfung des Mahls mit dem Einnerungs­mahl an die Rettung der Israeliten. Gott rettet, Gott befreit – das glauben die Juden und das glauben wir.
Aber ändert sich etwas Grundlegendes. Jesus zeigt uns:
Gott rettet nicht so, dass andere dabei zu Schaden kommen. Gott rettet indem Jesus das Leiden annimmt, um das Werk der Versöhnung zu besiegeln. Es ist dem Leidenden nah – ebenso wie dem der Glück hatte.

Jesus zeigt, dass Gott an keinem vorübergeht: Jedem wäscht er die Füße – auch dem Judas Iskariot.
Jesu Wort: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
ist zu jedem gesagt, der es annimmt und für sich gelten lässt.

Es gibt niemand, der von dieser Hingabe übersprungen wird;
Es gibt niemanden, der ausgelassen wird. Jeder ist gemeint.

Schwestern und Brüder, wir dürfen es zulassen, wir brauchen uns nicht davor zu schützen und nicht dafür zu schämen: Jesus von Nazareth gab sein Leben, damit wir an ihn und an seinen Vater und seine Liebe glauben.

Wir wollen daran nicht vorbei gehen, wir dürfen das nicht übergehen.
Das ist unsere Rettung, unsere Befreiung.

Und es bleibt außerdem die Aufforderung, die Ermunterung: Gehen wir nicht vorüber an den Mitmenschen, als ob sie uns nichts angingen.
Gehen wir nicht vorüber an der Not der Kranken, der Verfolgten, der Geflüchteten, der Verängstigten, der Verunsicherten.

Wenden wir uns den Menschen zu, nicht allen, sondern den Paar, denen wir begegnen, tun wir etwas für sie. Waschen wir ihnen die Füße.