20.05.2018 Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder,
„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?“
wunderten sich die Menschen in Jerusalem damals, Menschen, die aus verschiedensten Ländern zum jüdischen Wochenfest gekommen waren.

Dieses Fest – 50 Tage nach dem Pessach Fest erinnert daran, wie Moses auf dem Berg Sinai die 10 Gebote erhalten hat, das Freiheitsmanifest der Israeliten.

Diese Sprache, die Sprache des Heiligen Geistes, verstehen alle Menschen, unabhängig von ihrer Landessprache und ihrer Herkunft – warum?

Weil der Geist Gottes in jedem Geschöpf in diesem Universum wirksam ist. Es ist nichts in diesem Universum, in dem nicht Gottes Geist wäre.

Jeder Mensch hat daher in sich die Sehnsucht nach Leben, nach Gemeinschaft, nach Frieden, nach Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Geborgenheit.
Deshalb versteht jeder Mensch die Botschaft, die ihm den Weg dahin zeigt: zu einem Leben, das sich jeder Mensch im Innersten wünscht.

Deshalb verstehen Menschen aus allen Völkern dieser Erde das Evangelium.

Dabei dürfen wir ruhig zugeben, dass viele Menschen schon nach diesem Leben in Fülle streben und auf dem Weg dorthin nicht nur durch das Evangelium vorankommen können.

Für viele Menschen aber ist das Evangelium die Botschaft, nach der sie ohne es zu wissen, schon immer gesucht haben: Dass das Leben Gottes Gabe ist und die wichtigste Aufgabe des Menschen ist es, diese Gabe anzunehmen und ‑  verbunden mit allen lebendigen Wesen ‑
für das Leben zu sorgen und es zu fördern und weiterzugeben.

Die Botschaft der Liebe Gottes zu jedem Menschen, die mächtiger ist als der Tod;
die Botschaft Jesu dürfen wir deshalb nicht für uns behalten,
sondern wir müssen sie verbreiten und für sie werben
und die Menschen einladen mit uns zu glauben.

 

 

Leider, liebe Schwestern und Brüder, erfahren wir täglich, dass dieser Geist Gottes, diese Freundschaft und Liebe zum Leben nicht die einzige Kraft ist, die in uns und in unseren Mitmenschen wirkt.

Da gibt es die andere Kraft, die Paulus „Begehren des Fleisches“ nennt:
Es steht dem „Begehren des Geistes“ entgegen.
Das Wort Begehren ist heute nicht gut geeignet. Leider wurde es in der kirchlichen Predigt viel zu sehr auf das sexuelle Begehren eingegrenzt.

Paulus meint die Selbstsucht, die in jedem von uns steckt. Wenn wir selbstsüchtig handeln, stellen wir uns über andere. Unsere Wünsche, unsere Ziele halten wir für wichtiger als die der anderen. So kommt es zu Streit und Eifersucht und Feindschaft.
So kommt es zum Missbrauch der Sexualität, um damit die eigene Macht zu erleben. So kommt es dazu, dass Essen und Trinken zum Selbstzweck werden, sogar zur Sucht, statt Kraft zu spenden.

Die Selbstsucht ist nicht das Gleiche wie der Selbsterhaltungstrieb, der uns hilft, Gefahren abzuwehren und Hunger und Durst zu stillen.

Vielmehr vergisst oder verneint der Selbstsüchtige,
dass er ein Teil der Lebensgemeinschaft aller Geschöpfe ist
und dass die Güter der Erde allen gehören.

Er lebt nicht aus dem Glauben an Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod, sondern versucht in der kurzen Lebenszeit auf der Erde möglichst viel für sich zu gewinnen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute dass wir den Geist Gottes empfangen haben, den Geist der uns zu Kindern Gottes macht.

Der Geist Gottes bewirkt in uns, dass wir Gottes Werke tun:
Unwissende lehren, Verfolgten Schutz gewähren, mit Hungernden und Dürstenden teilen, denen, die uns Böses tun vergeben, unsere Toten begraben, und an der Seite der traurigen Menschen ausharren.

Danken wir Gott für die Gabe des Heiligen Geistes. Denn durch ihn wohnt er selbst in uns, der Freund des Lebens.

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