23.09.2018: Pfarrfest – Suche den Frieden

Einführung: Pfarrfest – Begegnung, Zusammengehörigkeit, Entspannung,
Die Auferstehung Jesu, unsere Befreiung und Erlösung feiern wir in jeder Eucharistie – besonders am Sonntag, dem Tag, den wir Gott weihen und den Gott uns schenkt für Erholung und um uns in ihm zu verankern.

 

Tagesgebet
Herr, du Gott des Friedens,
in dir ist der vollkommene Friede.
Wer Lust am Streiten hat,
kann dich nicht verstehen.
Lass alle, die in Einigkeit leben,
den Frieden bewahren.
Wecke in denen, die im Unfrieden sind,
die Bereitschaft, sich zu versöhnen.

Lesung aus dem Buch Jesaja (32,15-18)

15     Wenn der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,
dann wird die Wüste zum Garten
und der Garten wird zu einem Wald.

16        In der Wüste wohnt das Recht,
die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.

17        Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,
der Ertrag der Gerechtigkeit
sind Ruhe und Sicherheit für immer.

18        Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,
in sicheren Wohnungen,
an stillen und ruhigen Plätzen.

Lesung aus dem Brief an die Kolosser

12  Schwestern und Brüder,
ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder,
die zu ihm gehören.
Deshlab sollt ihr euch untereinander
als neue Menschen bewähren.
Zeigt echtes Mitgefühl,
seid entgegenkommend und anspruchslos.
Übt euch in Nachsicht und habt Geduld miteinander.

13  Ertragt einander,
und seid bereit, einander zu vergeben,
selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein.
Denn auch Chri­s­tus hat euch vergeben.

14  Wichtiger als alles andere ist die Liebe.
Sie ist das Band, das alles zusammenhält,
und sie führt euch zu vollendeter Einheit.

15  Und der Friede, den Christus schenkt,
erfülle euer Herz.
Gott hat euch dazu berufen,
als Gemeinde Jesu in diesem Frieden ein Leib zu sein.
Dankt Gott dafür!

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus (5,38-48)

38     „Es heißt auch: ,Auge um Auge, Zahn um Zahn!’

39     Ich aber sage: Wenn man euch Böses antut,
dann vergeltet nicht Gleiches mit Gleichem!
Ertragt es lieber

Wenn man dir eine Ohrfeige gibt,
dann halte die andere Wange auch noch hin!

40     Wenn einer mit dir einen Prozess um dein Hemd führen will,
so gib ihm auch noch den Mantel!

41     Und wenn ein Soldat von dir verlangt,
eine Meile weit sein Gepäck zu tragen,
dann geh zwei Meilen mit ihm!

42     Gib dem, der dich um etwas bittet,
und auch dem, der etwas von dir leihen will.

43     Es heißt bei euch:
,Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde!’
44     Ich aber sage: Liebt eure Feinde und betet für alle,
die euch verfolgen!
45     So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.

46     Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden,
wenn ihr nur die Men­schen liebt, die euch auch lieben?
Das tun sogar die, die sich nicht um Gott kümmern!

47     Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet,
ist das etwas Besonderes?
Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.
48     Ihr aber sollt zu allen Menschen gut sein
wie euer Vater im Himmel zu allen gut ist!“

Frieden

Ansprache:
Suche den Frieden und jage ihm nach! – so steht es im Ps 34,15.
Was ist aber eigentlich Frieden und wie kommt er zustande?

Ich möchte mir darüber mit ihnen ein paar Gedanken machen.
Und zwar mit Hilfe der Buchstaben, aus denen das Wort „Frieden“ zusammengesetzt ist.

Mit „F“ beginnt auch das Wort FREIHEIT.
Ist es richtig zu sagen: ohne Freiheit kein Friede?
Jedenfalls nicht auf Dauer. Denn Menschen wollen Freiheit.
Beispiele? Die Weltgeschichte ist voll davon!
Wir wollen niemanden zu etwas zwingen – gegen seinen Willen.
Eröffne ich Freiheit? Lasse ich Freiheit? Oder enge ich ein?

Der Frieden setzt Wahrheit oder Wahrhaftigkeit voraus. Lüge und Betrug vergiften das Miteinander der Menschen. Sie wecken Wut und Zorn und Eifersucht und Neid.

Ebenso ist es mit der Gerechtigkeit: Ungerechtigkeit schafft Zwietracht.
Deshalb setzen sich die Hilfswerke besonders für gerechtere Verhältnisse ein. Es müssen nicht alle gleich sein und das gleiche haben.
Doch wenn sich wenige auf Kosten der vielen bereichern, wird es kritisch. Dann ist der Friede in Gefahr: Dann haben Leute leichtes Spiel, die vielen anzustacheln und in Wut zu bringen und für ihre Zwecke auszunützen.
Unsere Gesellschaft ist zurzeit der Schauplatz solcher Entwicklungen.

Das „R“ ist in Versöhnung enthalten.
Wo Menschen zusammenleben, gibt es immer wieder Streit.
Einer tut dem anderen weh – vielleicht sogar ohne Absicht.
Konflikte, Ärger – gehören zum Leben in Gemeinschaft.
Es geht nicht ohne Versöhnung und ohne Bereitschaft zur Versöhnung.
Manchmal gelingt das nicht – jedenfalls nicht gegenseitig?
Mit wem würde ich mir Versöhnung wünschen?
Verweigere ich mich dem Wunsch nach Versöhnung?

Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir Geduld miteinander haben.
Es ist wie bei einer Wanderung. Die schnelleren müssen auf die langsameren warten. Die stärkeren nehmen Rücksicht auf die Schwächeren. Die Schwächeren dürfen aber auch nicht dadurch alle Macht an sich reißen. Sie müssen den Stärkeren zugestehen, dass sie mehr schaffen und können.
Jeder macht Fehler, jeder hat seine Eigenheiten – wir brauchen also wirklich Geduld miteinander.

Wo Frieden ist, entsteht etwas, das jedem wirklich so gut tut:
Das ist Sicherheit. Ich brauche keine Angst haben: vor dem anderen, vor Gewalt, vor Hunger und Elend. Frieden bringt Sicherheit und braucht Sicherheit: Denn Unsicherheit macht Angst. Angst macht eng. Angst macht aggressiv.

Als letztes habe ich mir etwas aufgehoben, das die Wurzel des Friedens anspricht: Wenn wir Anerkennung erfahren, wenn anerkannt wird, was wir leisten, was wir erdulden dann können wir Frieden finden.
Wer Unrecht erfahren hat, Wem Schaden zugefügt wurde,
wünscht sich am allermeisten, dass das anerkannt wird, dass es gesehen wird. Das ist wichtiger als die Strafe für den anderen und der Ersatz.
Das ist auch das Geheimnis des Friedens, den wir von Christus empfangen und den wir uns in jeder Messe zusprechen:
Gott erkennt uns an: Alles Gute, das wir versuchen, die Last unseres Lebens, das Unglück des Sterbens und die Angst davor.
Gott weiß um uns und er erkennt uns an, dass wir seine Kinder sind,
dass sein Leben in uns ist, dass wir aber nicht selber göttlich und unsterblich und vollkommen sind.

Deshalb ist die Botschaft Jesu:
Gott ist euch nahe. Er ist euer Vater. Er vergisst keinen, sondern hat auf jeden Acht, damit ihm keiner verloren geht, sondern jeder zu ihm kommt und Anteil hat an seinem Licht, seiner Fülle, seiner Freude.

 

 

Fürbitten

Pr. Jesus Christus ist der Friedensfürst. Er hat Versöhnung gebracht durch seine Botschaft. Gott hat ihn auferweckt. So bitten wir durch ihn den Vater.

  • Um Freiheit für die Menschen und Völker, die in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten werden.
  • Um gerechte Verteilung der Gaben der Schöpfung – in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt.
  • Um Versöhnung für die Menschen, die zerstritten sind und um das Ende der Feindseligkeiten zwischen den Regierungen Europas.
  • Um Geduld der Menschen miteinander: Geduld für die Schwächen und Stärken und Eigenheiten und Fehler der anderen und mit sich selbst.
  • Um Sicherheit im Zusammenleben, weil die Menschen ihre Bedürfnisse gegenseitig achten und dem anderen nichts Böses tun.
  • Um Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen jedes Menschen und für das Unglück und Leid, das jedem Menschen widerfährt.

Pr: Himmlischer Vater, du weckst in uns die Liebe zum Frieden und die Bereitschaft mit den Mitteln des Friedens gegen Gewalt und Unrecht zu kämpfen. Segne uns, damit du gelobt wirst bei allen Völkern. Amen.

16.09.2018: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Der Menschensohn muss vieles erleiden! Kinder der Menschen müssen vieles erleiden!

Schwestern und Brüder, viele Kinder mussten schreckliches erleiden – sexuelle Handlungen wurden an ihnen verübt: durch Priester, kirchliche Mitarbeiter – und von Verwandten und Familienangehörigen.

Und: Es wurde vertuscht, weil man sofort denkt:
Wie stehen wir da? Das darf nicht bekannt werden.

Ich bin mir sicher: so funktioniert das auch heute noch.
Denn sexuellen Missbrauch an Kindern gab es und wird es immer geben.

Und es ist falsch. Es ist verwerflich. Es ist grausam. Egal von wem und in welchem Zusammenhang.

Die kath. Bischöfe haben im März 2014 ein Forschungskonsortium mit der Erstellung der Studie beauftragt, die das Ausmaß von Kindesmissbrauch durch kath. Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige erforschen sollte.

Nun ist das Ergebnis – ein wenig vorzeitig – teilweise bekannt geworden: mindestens 3677 Opfer gab es in den vergangenen 70 Jahren durch diesen Personenkreis. 1670 Personen haben solches Unrecht begangen.
Jeder – und das finde ich erschreckend –  23. Priester, Diakon, Ordensmann hat Kinder sexuell missbraucht.

Das heißt: Höchstwahrscheinlich bin ich schon Tätern begegnet, ohne es zu ahnen. Bei jeder Person könnte es sein ….

Schwestern und Brüder, ich kann nicht anders, als dieses Thema anzusprechen, weil es ja fast jede Woche – oft mehrmals – in Nachrichten und Meldungen zur Sprache kommt. Mich bewegen verschiedene Fragen:

Ich frage mich: bin ich als „Informierter“ genügend in der Lage, abzuschätzen, was das für die Opfer bedeutet?
Es ist nicht viel dabei, „Empörung“ zu zeigen und Abscheu.
Aber was bedeutet das für die missbrauchten Menschen wirklich?

Ich verlange von meiner Kirche, dass die Menschen, die in kirchlichen Einrichtungen missbraucht wurden, nun Recht bekommen:
Anerkennung des Unrechts, Entschädigung, Schmerzensgeld, die Unterstützung, die sie sich wünschen.

Am meisten aber beschäftigt mich:
Ich bin davon überzeugt, dass Christ sein in der Kirche ein großer Schatz ist, ein geistiger und geistlicher Reichtum für die Glaubenden.
Es soll in Zukunft – besser als in der Vergangenheit – möglich sein, dass Kinder daran Anteil erhalten – ohne dass jemand Angst um sein Kind haben muss. Die Kinder sollen hier Jesus, den Messias kennen lernen, aber durch Menschen, die wie Jesus selbst, niemandem Schaden zufügen.

Deshalb halte ich es wichtig und dringend, dass wir die Aufgabe annehmen, die uns vom Bistum und der ganzen Bischofskonferenz gestellt wurde: dass wir in der Pfarrei vor Ort Vorkehrungen treffen, die Kinder schützen und durch die schnell auffallen würde, wenn es Anzeichen gibt, dass einem Kind Schaden zugefügt wird – ob nun hier im kirchlichen Rahmen oder anderswo.

Wir müssen es so organisieren, dass Kinder wissen, an wen sie sich wenden können.

Ich möchte, dass ich und dass wir alle unser Verhalten überdenken und verändern, damit wir den Kindern mit Respekt begegnen und ihren Willen achten. Das widerspricht selbstverständlich nicht der Erziehungsaufgabe, die erfordert, Kindern Regeln zu geben und Grenzen zu zeigen. Doch wir Erwachsenen müssen zuerst die Grenzen der Kinder achten und uns an die Regeln halten.

Ich sehe es als unsere Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass Kinder bei uns sicher sind und sich sicher fühlen und dass die Eltern ihre Kinder beruhigt zu Veranstaltungen in der Pfarrei schicken können.

Schwestern und Brüder, reden wir nicht darüber, ob sexueller Missbrauch von Kindern in der Kirche häufiger oder seltener ist als in anderen Lebensräumen.

Arbeiten wir daran, dass die Kinder in der Pfarrei besser geschützt sind als woanders. Das ist unsere Aufgabe, damit wir uns miteinander am Kirche Sein freuen können.

Am 16. Oktober beginnt deshalb eine Arbeitsgruppe ein solches Konzept zu erarbeiten. Sie werden darüber informiert werden!

09.09.2018: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

„Du verstehst mich nicht!“ – das ist ein trauriger Satz und zugleich ein Hilferuf.
zum Beispiel, wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr verstehen,
wenn ein Freund das Gefühl hat, sein Freund versteht nicht, was er ihm sagen will,
dann verzweifelt er und fühlt sich getrennt.
Ich kann mich dem anderen nicht verständlich machen.

In unserem Vaterland Deutschland und in Europa kann man zurzeit beobachten, dass es bedrohlich ist, wenn Partner sich nicht mehr verstehen: Keiner kann mehr die Anliegen des anderen hören und verstehen. Keiner kann sich so ausdrücken, dass der andere versteht, dass er etwas Gutes will und sucht.

Der Mann, dessen Herkunft und Name nicht genannt wird, ist taub. Er hört nichts und versteht nichts. Und er kann – als Folge davon ‑ nicht mehr verständlich sprechen.

Ohne Zweifel möchte das Markusevangelium eine tatsächliche Heilungsgeschichte erzählen: der Mann konnte durch Gottes Kraft in Jesus wieder Hören und verständlich reden. – Aber auch Markus hat diese mit dieser Heilungsgeschichte schon einen Sinn verbunden, der die körperliche Heilung übersteigt:

Die Leute nämlich, die den Tauben und lallenden Menschen zu Jesus gebracht hatten, verbreiteten nicht nur die Sensation – die Heilung – sondern sie „verkündeten“. Verkünden ist im Mkev die ganz spezielle Ausdruck für die Verkündigung des Evangeliums.

Die Zeugen des Wunders verkünden: „Jesus hat alles gut gemacht, die Tauben hören und die Stummen sprechen!“ das ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja: Der Prophet verheißt dem Volk das Heil, das endgültige Heil:
nachhaltig, wie wir heute sagen: also nicht nur momentan, sondern dauernd.

Zu diesem Heil gehört, dass es keine Blinden, keine Tauben, keine Stummen und keine Lahmen mehr gibt.

„Jesus hat alles gut gemacht!“ so wie Gott es von seiner Schöpfung sagt: Siehe, es war sehr gut!“

Schwestern und Brüder,
verstehen wir die Botschaft Gottes?
verstehen wir, die Sprache der Schöpfung:
Verstehen wir, dass das Leben von Gott kommt und deswegen ewig ist.
Verstehen wir, dass nichts Lebendiges untergehen kann, weil das Leben in ihm göttlich ist?

Verstehen wir die Botschaft Jesu, dass Gottes Liebe voll Erbarmen und Verzeihung ist;
Dass sie niemanden ausschließt und jeden einlädt?

Wir dürfen verkünden: Gott hat alles gut gemacht.
Wir dürfen es jeden Tag verkünden.

Wer diese Botschaft hört und versteht,
wird auch offen für die Menschen um ihn herum:
Der wird anfangen, die anderen Menschen zu verstehen,
ihre Sorgen und Ängste, ihre Nöte und Bedenken.

Verständnis für den anderen lässt Beziehung entstehen,
Verbundenheit.

Ich hoffe, dass wir, denen Demokratie und die Achtung vor dem anderen Menschen wichtig ist, in der Lage sind, die Menschen zu verstehen,
die Angst um ihre Existenz haben, deren Angst in Aggression umgeschlagen ist und die sich deshalb gegen die wenden,
die scheinbar schuld daran sind.

Fangen wir an: Bemühen wir uns um Verständnis, damit Verbundenheit entsteht statt Trennung.

Gott hat uns die Herzen geöffnet für seine Botschaft und für die Menschen. Amen.

02.09.2018: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Jahre hat Mose auf dem Weg in das Heilige Land angeführt.
Er sah das gelobte, das versprochene Land vor sich. Er wusste, dass er selbst es nicht betreten würde und hielt vor dem Volk eine letzte lange Rede: Er erinnerte an die Befreiung, an den Bund der 10 Gebote, den Dekalog und verpflichtete das Volk erneut auf dieses Gesetz Gottes, durch das Israel ein freies Volk wurde. Ein Volk, das nicht nach Willkür beherrscht wird, sondern das Recht und Gesetz hat.

Israeliten, hört und ihr werdet leben! Ruft Mose dem Volk zu.
Es geht ums Leben! Die Gesetze und Rechtsvorschriften Gottes sind der Weg zum Leben. Sie verbinden das Volk mit Gott, von dem das Leben ausgeht.

Wenn die Israeliten die Gebote halten, bleiben sie rein und untadelig vor Gott. Wenn sie dagegen verstoßen, machen sie sich unrein und trennen sich von Gott.

Bis heute soll man „rein“ sein und „Reinheit“ anstreben:
Reines Wasser ist nicht verunreinigt, die reine Lehre ist unverfälscht,
eine Gesellschaft meint, sich reinigen zu müssen, von Mitgliedern, die die Regeln nicht befolgen.

Rein ist eine hoch moralische Qualität und Kategorie –
bis auf den heutigen Tag.

Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wird das Wort „rein“ missbraucht, um Menschen herabzuwürdigen: „Die und die verunreinigen die Gesellschaft“ hört man sagen, ja sogar, diese oder jene wären „Schmutz“.

So wie die Jünger Jesu, die mit unreinen Fingern essen. Man wirft ihnen vor, sie würden dadurch die Gebote Gottes, das Freiheitsgesetz Gottes in den Schmutz ziehen und verachten.

Jesus lässt diesen Vorwurf nicht im Raum stehen. Er setzt sich damit auseinander und – wie es seine Art ist – hält er in seiner Antwort den Anklägern den Spiegel vor:

Ihr habt euch eigene Gesetze und Satzungen gemacht und gebt sie nun als von Gott gegeben aus. Ihr sagt, nur wer Waschungen vollzieht, wer bestimmte Speisen nicht isst, wäre mit Gott verbunden.
In Wirklichkeit aber ist euer Herz weit weg von Gott.
Ihr habt in diesen Äußerlichkeiten euch selbst an Gottes Stelle gesetzt.

Man trennt sich von Gott, wenn im eigenen Herzen böse Gedanken sind:
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.“

Schwestern und Brüder,
Jetzt bin ich, jetzt ist jede und jeder gefragt und angesprochen:
Habe ich böse Gedanken und Absichten in meinem Herzen?

Weiche ich ab von dem, was in anderen und in mir selbst das Leben stärkt?

Denn diese bösen Gedanken und Werke würden mich von Gott trennen – mag ich auch nach außen hin noch so ehrbar und anständig erscheinen.

Gott, bewahre uns davor zu heucheln und nur zum Schein Christen zu sein.
Er helfe uns, dass wir tun, was wir mit dem Mund bekennen.