Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Der Menschensohn muss vieles erleiden! Kinder der Menschen müssen vieles erleiden!
Schwestern und Brüder, viele Kinder mussten schreckliches erleiden – sexuelle Handlungen wurden an ihnen verübt: durch Priester, kirchliche Mitarbeiter – und von Verwandten und Familienangehörigen.
Und: Es wurde vertuscht, weil man sofort denkt:
Wie stehen wir da? Das darf nicht bekannt werden.
Ich bin mir sicher: so funktioniert das auch heute noch.
Denn sexuellen Missbrauch an Kindern gab es und wird es immer geben.
Und es ist falsch. Es ist verwerflich. Es ist grausam. Egal von wem und in welchem Zusammenhang.
Die kath. Bischöfe haben im März 2014 ein Forschungskonsortium mit der Erstellung der Studie beauftragt, die das Ausmaß von Kindesmissbrauch durch kath. Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige erforschen sollte.
Nun ist das Ergebnis – ein wenig vorzeitig – teilweise bekannt geworden: mindestens 3677 Opfer gab es in den vergangenen 70 Jahren durch diesen Personenkreis. 1670 Personen haben solches Unrecht begangen.
Jeder – und das finde ich erschreckend – 23. Priester, Diakon, Ordensmann hat Kinder sexuell missbraucht.
Das heißt: Höchstwahrscheinlich bin ich schon Tätern begegnet, ohne es zu ahnen. Bei jeder Person könnte es sein ….
Schwestern und Brüder, ich kann nicht anders, als dieses Thema anzusprechen, weil es ja fast jede Woche – oft mehrmals – in Nachrichten und Meldungen zur Sprache kommt. Mich bewegen verschiedene Fragen:
Ich frage mich: bin ich als „Informierter“ genügend in der Lage, abzuschätzen, was das für die Opfer bedeutet?
Es ist nicht viel dabei, „Empörung“ zu zeigen und Abscheu.
Aber was bedeutet das für die missbrauchten Menschen wirklich?
Ich verlange von meiner Kirche, dass die Menschen, die in kirchlichen Einrichtungen missbraucht wurden, nun Recht bekommen:
Anerkennung des Unrechts, Entschädigung, Schmerzensgeld, die Unterstützung, die sie sich wünschen.
Am meisten aber beschäftigt mich:
Ich bin davon überzeugt, dass Christ sein in der Kirche ein großer Schatz ist, ein geistiger und geistlicher Reichtum für die Glaubenden.
Es soll in Zukunft – besser als in der Vergangenheit – möglich sein, dass Kinder daran Anteil erhalten – ohne dass jemand Angst um sein Kind haben muss. Die Kinder sollen hier Jesus, den Messias kennen lernen, aber durch Menschen, die wie Jesus selbst, niemandem Schaden zufügen.
Deshalb halte ich es wichtig und dringend, dass wir die Aufgabe annehmen, die uns vom Bistum und der ganzen Bischofskonferenz gestellt wurde: dass wir in der Pfarrei vor Ort Vorkehrungen treffen, die Kinder schützen und durch die schnell auffallen würde, wenn es Anzeichen gibt, dass einem Kind Schaden zugefügt wird – ob nun hier im kirchlichen Rahmen oder anderswo.
Wir müssen es so organisieren, dass Kinder wissen, an wen sie sich wenden können.
Ich möchte, dass ich und dass wir alle unser Verhalten überdenken und verändern, damit wir den Kindern mit Respekt begegnen und ihren Willen achten. Das widerspricht selbstverständlich nicht der Erziehungsaufgabe, die erfordert, Kindern Regeln zu geben und Grenzen zu zeigen. Doch wir Erwachsenen müssen zuerst die Grenzen der Kinder achten und uns an die Regeln halten.
Ich sehe es als unsere Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass Kinder bei uns sicher sind und sich sicher fühlen und dass die Eltern ihre Kinder beruhigt zu Veranstaltungen in der Pfarrei schicken können.
Schwestern und Brüder, reden wir nicht darüber, ob sexueller Missbrauch von Kindern in der Kirche häufiger oder seltener ist als in anderen Lebensräumen.
Arbeiten wir daran, dass die Kinder in der Pfarrei besser geschützt sind als woanders. Das ist unsere Aufgabe, damit wir uns miteinander am Kirche Sein freuen können.
Am 16. Oktober beginnt deshalb eine Arbeitsgruppe ein solches Konzept zu erarbeiten. Sie werden darüber informiert werden!