30.06.2019: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche müsste besser für sich werben, um wieder mehr Mitglieder und auch Mitarbeiterinnen zu gewinnen.

Jesus hatte das Problem nicht: Er zog die Menschen an,
sie strömten ihm zu: Was machte ihn so anziehend?
Er heilte (umsonst), er versprach den Himmel; er verurteilte niemanden;

Wir haben uns an ein sehr sanftes Bild von Jesus gewöhnt.

Die kleinen Episoden, die wir gerade gehört haben, zeichnen ein anderes Bild von Jesus: Wenn du mit mir gehst,

  • hast du nichts mehr – nicht mal einen Ort zum Schlafen – von Wegen Ruheplatz am Wasser;
  • Was dir bis jetzt wichtig erschien, deine Werte, deine Verpflichtungen – sie gelten nicht mehr;
  • Die dir bis jetzt Geborgenheit und Sicherheit schenkten, deine Familie und Freunde: ‑ du lässt sie zurück.

Werbewirksam ist das nicht – und doch lassen uns diese drei kleinen Begegnungen in das Herz Jesu schauen,
in sein Denken und Wollen, in sein Wesen –

dabei dürfen wir nicht die vielen anderen Facetten vergessen: Die Freude über das wiedergefundene Schaf, die spontane Zuwendung zu den Menschen; und dass Jesus Gastfreundschaft gerne angenommen hat; zum Beispiel von Maria und Marta und ihrem Bruder Lazarus.

So schroff Jesus in diesen Episoden auch wirkt – auch darin äußert sich seine einmalige und heilvolle Persönlichkeit – er war ja schließlich selbst bereit, bis zum äußersten zu gehen.
Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wird uns kein Rosengarten versprochen:

  • Jesus nachfolgen – das heißt Pilger sein in dieser Welt:
    Wir leben immer im Bewusstsein, dass das, was wir haben, benützen und genießen vorübergehend ist: Diese Erde ist nicht unsere endgültige Heimat. Jesus nachfolgen heißt: immer bereit sein für einen neuen Aufbruch.
  • Jesus nachfolgen – das heißt, sich ganz auf Jesus fokussieren:
    Jesus drückt es drastisch aus: lass die Toten die Toten begraben.
    Wer Jesus nachfolgt hat ein einziges Ideal, auf das alle anderen Werte ausgerichtet sind: das Reich Gottes: Gerechtigkeit im Teilen, Freiheit von allen Dingen, Barmherzigkeit mit den Armen, Mitleid mit denen, die Not leiden.
  • Jesus nachfolgen ‑ das heißt sich klar entscheiden – ohne nachzugrübeln, ob es anders doch besser wäre. Man kann nicht ein bisschen an Jesus glauben, sondern nur mit dem ganzen Herzen.

Schwestern und Brüder, so war Jesus selbst:

  • er war unterwegs nach Jerusalem und sammelte keine Reichtümer und
    Verdienste.
  • Er tat alles nur für ein Ziel: die Versöhnung der Menschen mit Gott.
  • Dafür hatte er sich entschieden und dieser Entscheidung blieb er treu –
    bis zum letzten Atemzug.

Wir alle, Schwestern und Brüder, jeder in seiner Weise:
Verheiratet, verwitwet oder ledig – arm oder reich – gesund oder krank – alt oder jung
Wir alle werden von Jesus gerufen: keine Reichtümer auf Erden zu sammeln, das Reich Gottes als einziges Ideal zu wählen und dieser Entscheidung treu zu bleiben. Gehen wir noch hinter Jesus her?

Darauf kommt es alleine an – nicht darauf, ob viele oder wenig mit uns gehen;
nicht darauf, ob die Kirche ein gutes oder schlechtes Image hat.

Es kommt darauf an, dass wir Jesus nachfolgen und das Reich Gottes verkünden.

16.06.2019: Hochfest der Dreifaltigkeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wohin ich auch schaue: überall sind Konflikte – überall drohen die Konflikte zu eskalieren.

  • Storchenfreunde hegen fast ungehemmte Aggression gegen die Storchenfeinde.
  • Verteidiger der abendländischen Kultur betrachten Fremde als Feinde und wollen sie so schnell wie möglich wieder los werden.
  • Weltmächte sind voll Argwohn gegeneinander und streben nach der Welthoheit.

Überall gibt es Spaltungen. Die Menschen betonen die Gegensätze,
was sie trennt, die Unterschiede.

Die Menschen suchen nicht das, was sie untereinander verbindet,
sie denken nicht daran, dass alle dieselbe Luft atmen und dasselbe Wasser trinken und die Früchte der gleichen Erde essen.

Die Menschen – die vielen, die ihre Regierungen wählen und die, die gewählt werden – streben nicht danach, dass wir uns als eine Menschheitsfamilie entwickeln.
Die Menschen streben stärker als früher wieder nach Spaltung statt nach Einheit; sie meinen, sich zu trennen wäre besser als sich zu verbinden.

Die Einstellung ist: Wir zuerst – dann die anderen.
Das meiste für uns – der Rest für die anderen.

Welch ein Kontrast zu den Worten des Evangeliums, wo Jesus sagt:

Der Geist der Wahrheit wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles was der Vater hat, ist mein. Der Vater hat es mir gegeben.

Gott, der Vater und der Sohn teilen alles
und durch den Geist teilen sie es mit den Menschen.

Das ist das genaue Gegenteil zum Kurs der Spaltung.

So entsteht Einheit und Verbindung – so entsteht Frieden und Gemeinschaft. So entsteht Verantwortung füreinander statt Verachtung des anderen und seines Lebens.

Der Glaube an den dreieinigen Gott, an Vater, Sohn und Geist,
das ist der Glaube an die Liebe, die alles miteinander teilt.

Diese Einheit entsteht durch die Unterschiede, durch die Verschiedenheit, der einzelnen. Sie entsteht nicht durch Gleichmacherei.
Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Heilige Geist
und der Geist ist nicht der Vater.

In verschiedenen Weltgegenden gibt es notwendiger Weise verschiedene Lebensgewohnheiten.

Doch wir sind alle Menschen, fähig zum Lieben und zum Hassen;
fähig zum Streiten und zum Versöhnen, fähig zum Fürchten oder zum Vertrauen, geplagt von Ängsten und erfüllt von Hoffnungen.

Der Glaube an den Vater, der alles mit dem Sohn teilt
und an den Geist, der uns gibt, was dem Sohn gehört
– der Glaube an die Liebe als Urprinzip des Universums und des Lebens,
– dieser Glaube weckt die Sehnsucht nach Einheit unter den Menschen.

Dieser Glaube lehrt uns, das Verbindende zu suchen und die Unterschiede als Bereicherung statt als Bedrohung anzusehen.

Der Glaube an die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist,
soll uns antreiben, Einheit und Frieden anzustreben – als Einzelne, wie auch als Gemeinschaft.

Darum ist auch das Streben nach der Einheit des Volkes Gottes – aller Getauften – unverzichtbar und so wichtig:
Wenn wir Christen es nicht schaffen, Einheit zu schaffen und zu erhalten,
wie soll dann die Welt glauben, dass Einheit möglich ist?

02.06.2019: 7. Ostersonntag LJ C

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Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat sich von seinen Jüngern verabschiedet.
Als Testament hat er ihnen das neue Gebot gegeben:
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Nun betet er zu seinem Vater im Himmel:
Er bittet ihn für alle, die in der Weltzeit durch das Wort der Jünger an ihn glauben und er berichtet dem Vater, was er getan hat.

Zuerst betet Jesus um die Einheit der Glaubenden, damit die Welt erkennt, dass sie von Gott geliebt sind wie Jesus selbst.

Dann betet Jesus darum, dass die Glaubenden bei ihm sind und seine Herrlichkeit sehen.

Diese Bitte Jesu möchte ich ihnen nochmal vortragen:
Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.

Liebe Schwestern und Brüder,
verstehen sie, wie umwerfend, wie rührend und voll Liebe diese Bitte ist?

Es ist ja das Johannesevangelium mit seiner ganz besonderen Sprache und Denkweise:
Jesus ist der Sohn Gottes von Ewigkeit her. Gott hat ihn schon geliebt vor Grundlegung der Welt.

Die Welt hat Gott nicht erkannt: die Welt versteht nicht, wie Gott ist und was Gottes Vorstellung von der Welt ist. Sehr vergröbert gesagt:
Die Welt lässt sich von Hass und Zorn und Selbstsucht leiten,
statt von Liebe und Geduld und Bescheidenheit.

Gott sendet seinen ewigen Sohn in diese Welt, damit er die Welt zum Glauben führt. Die Welt soll durch ihn verstehen, wie Gott ist und was Gott will: Die Welt soll verstehen, dass er Jesus liebt – vollkommen und ohne jeden Abstrich und dass er die Menschen in der Welt ebenso liebt.

Nun, am Ende seines Weges in der Welt, bevor er zu seinem Vater zurückkehrt, bittet Jesus den Vater: „Ich will, dass sie alle bei mir sind, da wo ich jetzt sein werde.“
Jesus will nicht ohne diese Menschen, ohne uns, zu seinem Vater zurückkehren.

So innig ist die Freundschaft, die Liebe Jesu zu uns.
Ohne uns will er nicht in der Herrlichkeit des Vaters sein.

Der Vater aber hat Jesus eben deshalb in die Welt gesandt,
weil er uns ebenso sehr liebt wie Jesus, seinen ewigen Sohn
und damit wir ebenso sehr lieben können, wie Gott uns liebt.

Bleibt nur noch zu bedenken:
Worin besteht die Liebe Gottes zu seinem Sohn
und zu uns, seinen Töchtern und Söhnen?

Es ist jedenfalls nicht so,
dass Gott alles aus dem Weg räumt, was uns weh tut.

Es ist jedenfalls auch nicht so,
dass Gott uns alle Wünsche erfüllt.

Gott liebt dich, das heißt nicht mehr und nicht weniger als:

Es ist gut, dass du da bist, weil du Du bist.
Und das gilt für jeden anderen wie für Dich.

 

30.05.2019: Christi Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder,
Menschen über 75 Jahre entwickeln immer mehr den Wunsch, dass sie möglichst lange selbständig zuhause leben können, ohne jemand zur Last zu fallen;

Menschen über 60 Jahre wünschen sich, dass sie lange gesund bleiben und den bevorstehenden Ruhestand genießen können: was das für die einzelne Person bedeutet, ist höchst unterschiedlich.

Menschen über 40 Jahre hoffen, dass sie in Beruf und Familie standhalten können, dass sie erfolgreich sind, dass die Belastungen nicht zu viel werden und dass genügend Raum für Entspannung und Erholung bleibt.

Menschen über 20 wollen im Beruf vorwärts kommen, in einer Liebesbeziehung glücklich werden, vielleicht eine Familie gründen.

Kinder und Jugendliche wollen einfach groß und erwachsen werden und ihre Kräfte entwickeln und möglichst viel erleben.

Ganz sicher gibt es viele andere Beispiele und Ideen und Beschreibungen.

Mir geht es jetzt vor allem um die Frage:
Was will ich eigentlich? Worauf zielt mein Leben hin?
Das erwachsen werden, das lieben und arbeiten, das durchhalten und ausruhen, das genießen und das aushalten und abwarten?

Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben!
Ich glaube, dass ich in den Himmel komme, dass ich bei Gott sein werde.

Liebe Schwestern und Brüder, ob das Wunschdenken ist, wie viele Mitmenschen glauben?

Alle Evangelien verkünden in einer für die Antike typischen, bilderreichen Sprache, dass Jesus zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt ist.

Der Glaube an das ewige Leben bei und in Gott ist zentral für mich und in meinem Glauben an Christus: Christus hat dafür gelebt und ist dafür gestorben und auferstanden, damit alle, die glauben durch ihn das ewige Leben haben.

Und; dieser Glaube befreit zu einer Hoffnung und Zuversicht, zu einer Freude und Kraft, die ohne ihn nicht möglich wäre.

Das Leben in all seinen Phasen hat ein Ziel, das wir immer vor Augen haben, das uns immer im Bewusst sein bleibt:

Im Weinen und im Lachen, wenn wir kraftvoll wirken und wenn wir schwach und hilflos sind: das Ziel unseres Lebens ist Gott.

In den Tränen finden wir darin Trost, denn Gott wird die Tränen abwischen.

Lachen und Glück stärken die Zuversicht auf die vollkommene und unvergängliche Freude.

Wenn wir kraftvoll tätig sind, dann so, dass wir unserer Hoffnung Ausdruck geben.

Wenn wir Schwäche und Krankheit erleiden, dann geduldig in der Erwartung des ewigen Heils, das von Gott kommt.

Liebe Schwestern und Brüder,
die zerstörerischen Kräfte,
Wut und Zorn, Verschwendung der Güter der Schöpfung,
Geiz und Gier
kennen auch wir, die wir an Jesus und das ewige Leben glauben.

Doch das Ziel des ewigen Lebens vor Augen, werden wir nicht aufhören Liebe und Wohlwollen,
Bescheidenheit und Selbstbeherrschung,
Einfachheit und Demut

Zu üben, damit wir bereit werden für das Ziel, das Christus für uns bereitet hat.