28.07.2019: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnern Sie sich noch? Vor 3 Wochen hörten wir, wie Jesus die Jünger aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden. Denen, die sie nicht aufnehmen, sollten sie sagen: „Sodom wird es erträglicher gehen als euch!“

Der Engel Gottes, die drei Männer, hatte Abraham die Geburt eines Sohnes angekündigt. Bei ihrem Abschied hatten sie ihn in die Pläne Gottes eingeweiht, die Stadt zu vernichten, da das Klagegeschrei über die Bosheit der Stadt so laut geworden ist. Abraham denkt an seinen Neffen Lot, der in Sodom lebt, und setzt sich für die Menschen ein. Er erzielt ein hervorragendes Verhandlungsergebnis: wenn es nur 10 gerechte Menschen dort gibt, wird die Stadt verschont bleiben.

Es kam anders: die Stadt wurde zerstört – allein Lot durfte vorher die Stadt verlassen.

Schwestern und Brüder, die Verhandlung Abrahams mit Gott ist rührend:
Abraham packte Gott sozusagen bei seiner Ehre: Es darf den Gerechten doch nicht das gleiche Schicksal treffen wie den Ruchlosen!

Doch genau so ist es: Krankheit und Unglück treffen Gerechte und Ungerechte. Gerechte und Ungerechte ernähren sich von den gleichen Früchten der Erde.

Wir können uns noch so sehr bemühen, gute Menschen zu sein –ein gutes Leben können wir uns dadurch nicht unbedingt erwarten.

Das Zutrauen Abrahams aber, dass er so mit Gott handelt, dass er sich einsetzt für die Menschen, für seinen Neffen Lot, das ist erstaunlich und rührend. Es ist wie eine Vorahnung auf das Vertrauen zum himmlischen Vater, wie es aus dem Gebet Jesu spricht.

Der Papa im Himmel lässt niemanden untergehen. Er denkt an seinen Sohn und erweckt ihn von den Toten. Dadurch ist die Bosheit der Menschen und das Unheil, das dadurch entsteht getilgt.

Gott weiß den Weg zum Leben und er führt uns ins Leben.

Wenn wir im Geist Jesu beten, wenn wir wie Jesus beten, geben wir Gott Raum in uns: Gottes Güte, seine Weisheit, seine Liebe, seine Kraft wirken in uns und durch uns.

Wenn wir zu Gott beten, bitten wir zuerst und vor allem darum,
dass er von den Menschen gesucht und erkannt wird.
Wir beten darum, dass die Menschen auf ihr Gewissen hören, in dem Gottes Stimme zu ihnen spricht.

Wir bitten um das tägliche Brot, das Gott uns gewährt und vertrauen uns ihm an, in dessen Schöpfung wir leben und sterben.

Zuletzt kommt die größte Bitte:
Dass Gott uns – trotz unserer Sünden – als seine Kinder liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
ganz besonders sind die Bildworte vom aufdringlichen Freund,
vom Bitten und Empfangen, vom Klopfen und Öffnen,
vom Suchen und Finden.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir beten, in unseren Nöten und Sorgen,
unausgesprochen geht es immer um eine Bitte:

Dass Gott uns seinen Heiligen Geist gibt,
seine Kraft, seine Einsicht, seine Hoffnung,

Dieses Gebet wird Gott immer hören:

Der wer Gott sucht, von dem lässt er sich finden.

Gott will uns nicht etwas geben – Gott will sich selbst uns geben in seinem Heiligen Geist.

21.07.2019: 16. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
warum ist in Gasthäusern die Küche vom Gastraum getrennt?

Ja genau: die Geräusche, die Geschäftigkeit der Küche stören die gastliche Atmosphäre. Die Gäste sollen einen Raum haben, um in Ruhe und ungestört zu essen und sich zu unterhalten.
Bis vor kurzem war es auch in Wohnungen üblich, Küche und Wohn­zimmer, manchmal sogar ein Speisezimmer voneinander zu trennen.

Das Lukasevangelium erzählt wunderschöne Geschichten, aber manche sind auch verstörend: Hat der Vater nicht allzu viel Nachsicht mit dem Sohn, der zurückkam, als er alles verprasst hatte?

Und auch diese Szene heute ist verstörend: Die fleißige, die sich um das leibliche Wohl kümmert, wird vor der untätigen gemaßregelt.

Jesus hatte kürzlich erst die Jünger ausgesandt und gesagt: Wenn ihr in ein Haus kommt und man euch aufnimmt, dann sagt als erstes: Friede diesem Haus! Esst und trinkt, was man euch vorsetzt!

Genau das tut diese Marta. Sie nimmt Jesus und seine Jünger auf. Dafür ist sie nur zu loben! Ganz sicher freute sie sich, dass Jesus zu ihr kam und sie wollte ihm und den Jüngern sicher ein gutes Mahl bereiten.

Liebe Schwestern und Brüder, nun gibt es aber diese Störung, weil Marta sich an ihrer Schwester Maria stört: sie sitzt Jesus zu Füßen und hört ihm zu und tut nichts.

Vielleicht hatte sie schon mehrmals und erfolglos Maria zugewinkt und ihr angedeutet: Hilf mir doch! Das scheint nicht wichtig zu sein. Wichtig scheint nur das Gespräch zwischen Jesus und Marta in dem Jesus das Anliegen Martas zurückweist und Maria in Schutz nimmt, weil sie das gute gewählt hat, das eine notwendige.

Was ist dieses eine, notwendige? Was macht Marta falsch?
Gibt es darauf überhaupt eine Antwort?
Können  wir für uns selbst etwas daraus lernen?

 

 

Schwestern und Brüder, da Jesus gerne isst und trinkt, kann das Zubereiten von Essen nicht falsch sein!
Da Jesus – gerade im Lukasevangelium – zur Nächstenliebe aufruft, zur tätigen Nächstenliebe, kann der Eifer Martas nicht getadelt werden.

Was macht Maria besser als Marta? ‑ Ich habe dazu diese Idee:

Sie hört Jesus zu, weil sie merkt: Jesus gibt mir Nahrung für die Seele.
Das ist mehr, als wir ihm jemals als Nahrung geben können.
Wenn Jesus redet, gibt es nichts wichtigeres, als ihm zuzuhören.

Seine Worte sind das eine notwendige!

Das Evangelium, liebe Schwestern und Brüder, lobt nicht die Faulheit, es lobt nicht, einem anderen die Arbeit zu lassen, ohne zu helfen –

Aber es sagt:
Für das Wort des Herrn lohnt es sich, alles liegen und stehen zu lassen.
Denn dieses Wort gibt Leben und nährt und stärkt mehr als irgendein Essen uns stärken kann.

Was können wir selbst daraus lernen?
Tun wir das, was Marta getan hat: Nehmen wir Jesus in unser Haus auf.
Und tun wir das, was Maria getan hat: Hören wir auf ihn.

Es ist gut, wenn wir unsere vielen wichtigen Tätigkeiten und Sorgen ruhen lassen, um ganz Ohr zu sein für Jesus und seine Botschaft.

Es ist gut, sich bewusst zu bleiben, dass Essen und Trinken, Ausschlafen und ein gutes Frühstück weniger notwendig sind, als auf den Herrn zu hören.

Es wird genug Zeit bleiben für Kochen und Putzen und Waschen, für Ruhe und Familie und Freunde. Jesus stärkt uns mit seiner Botschaft, so dass wir das Leben bestehen, so dass wir am Leben bleiben.

Gott liebt uns und nimmt uns an. Wir sind seine geliebten Kinder.
Das können und brauchen und müssen wir uns nicht verdienen.
Aber wir müssen es uns immer wieder sagen lassen,
damit seine Liebe in uns wirken kann. Amen.

14.07.2019: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Was ist ihre größte Sorge? Etwas einfacher:
Was sind ihre wichtigen Sorgen?

Dass sie und ihre Lieben gesund bleiben oder werden?
Dass ihre Enkel und Neffen einen guten Lebensweg gehen?
Dass es keinen Krieg gibt?

So bedeutend dies alles für unser Leben ist –
Der Gesetzeslehrer hatte erfasst:
Jesus spricht von etwas, das unser Sein auf der Erde übersteigt:
Das was, Jesus sagt, ist nicht weniger als die Zusage des Himmels,
für seine Jünger: Den Vater erkennen die, denen Jesus den Blick dafür öffnet.

Deshalb fragt er Jesus nach dem, was seine größte Sorge ist:
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus verweist den Mann zurück auf sein eigenes Wissen:
Gott lieben und den Nächsten lieben. Die Nachfrage: Wer ist mein Nächster, lässt Jesus dieses wunderschöne Gleichnis erzählen von dem Beispiel des barmherzigen Samariters.

Der Witz daran ist: Die Samariter nahmen Jesus nicht in ihrem Dorf auf, weil er nach Jerusalem in die jüdische Metropole gehen wollte.
Und nun erfindet Jesus ausgerechnet einen Samariter, der einem Juden zu Hilfe eilt, als Vorbild der Liebe zum Nächsten.

Hilf deinem Todfeind, der in Not ist –
vergiss alle Schranken, die dich daran hindern –  Hilf!
Selbst, wenn Du meinst, es wäre das Übelste, ausgerechnet diesem Menschen zu Hilfe zu eilen.

Dabei ist es oft genug sogar schwierig, diese helfende Liebe seinen Liebsten zu schenken:
Ich hab jetzt gerade keine Lust. Die kann doch wirklich selbst.
Ich sitz gerade so gut. Die Sendung, die Musik, das Buch ist gerade so interessant.
Der ist letztes Mal auch nicht aufgestanden.

So haben wir unsere kleinen Rechnungen offen und begrenzen unsere liebende Hilfsbereitschaft selbst in der Familie und unter Freunden.

Liebe Schwestern und Brüder,
natürlich müssen wir manchmal (ausnahmsweise) Grenzen setzen – schon um des anderen willen und um der Beziehung willen.
Widerstand leisten kann manchmal die größere Liebe sein,
als still zu sein und nachzugeben.

Doch welches Handeln uns auch immer menschlich gerade als das liebevollere erscheint: Die größte Sorge dahinter ist:

Hilft es mir dabei, das ewige Leben bei Gott zu erlangen, zu erben?
Oder noch besser: Hilft es dem anderen und mir,
das Leben im Reich Gottes zu finden.

Liebe Schwestern,
im Schlusssegen bei der kirchlichen Hochzeit heißt es:
Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe und der Segen der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus.

Diese Segensbitte ist mehr ein Auftrag als ein Segenswunsch –
ganz sicher nicht nur für Neuvermählte, sondern für jeden, der sich entscheidet, ein Leben mit Christus und in seiner Nachfolge zu führen.

Am besten über wie das Trösten und Helfen im kleinen vertrauten Kreis der Familie und der Freunde.

Dann wird es uns selbstverständlich sein, wenn wir herausgefordert werden, einem Fremden, einem ungebetenen Gast, einem unbeliebten Zeitgenossen zu Hilfe zu eilen, wenn wir ihm helfen können.

 

Wer in Not ist, finde bei uns Trost und Hilfe.

07.07.2019:; 14 Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe! Wer glaubt denn daran? Ist es nicht vielmehr so:

Es herrscht das Reich der multinationalen Konzerne, die dafür sorgen, dass man in China europäische Autos fährt, in Europa amerikanischen Mais füttert und in Südafrika koreanische Handys benützt.

Ist nicht das Reich der künstlichen Intelligenz bereits im Anmarsch?
wo Computerprogramme zu selbstlernenden Systemen werden und der Mensch sich mit ihrer Hilfe selbst optimieren wird: besser sehen, ein größeres Gedächtnis, längere Lebenszeit.

Ist diese Welt nicht nach wie vor das Reich der Bomben, der Macht, der Gewalt, der Manipulationen und der selbsterfundenen Scheinwahrheiten?

Welches Reich wird kommen?
Das Reich Gottes oder das Reich der stärksten und besten?

Diese Frage ist heute nicht aktueller als zu der Zeit, in der das Lukasevan­gelium entstand, in einer Zeit in der die Römer die Welt beherrschten und man nicht glauben konnte, dass ein anderes Reich kommen könnte.

Wie ist es: Glauben wir, dass das Reich Gottes nahe ist?

Füllen wir das Reich Gottes mit Inhalten, beschreiben wir es;

Im Reich Gottes erhebt der Mensch sich nicht selbst zum höchsten Zweck, sondern er hört auf eine Stimme, die über allen ist: die Stimme Gottes, hörbar im Gewissen eines jeden Menschen. Es ruft uns dazu gerecht zu sein und den Frieden zu erstreben und die Wahrheit zu achten und für die Schwächeren zu sorgen.

Das Reich Gottes ist nahe! Das ist die Zukunft der Menschen.

Wer sich dem verweigert, dem ergeht es wie Sodom – Feuer und Schwefel verbrannten die Stadt – so sagt es das Lukasevangelium:

Das Liebe Schwestern hört sich wie die Androhung von brutalen Strafmaßnahmen an – vor allem weil mit dem Tag des Gerichts – Gottes ‑ gedroht wird – also des endgültigen Gerichts, dem sich keiner entziehen kann.

Doch überlegen wir ganz sachlich:

Die Reiche, in denen die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird,
Die Reiche, die Gerechtigkeit nur für die Reichen kennen;
die Reiche, in denen das Recht des Stärkeren regiert,

alle diese Reiche sind irgendwann groß geworden,
sie habe erstaunliche Macht errungen und erstaunliches erfunden.
Sie haben die Welt oft mit Krieg und Tod überzogen –
doch alles diese Reiche sind für den Untergang bestimmt:

Einmal wird ein stärkeres Reich kommen,
einmal wird die Kraft verbraucht sein,
einmal wird der Siegeswille erschlaffen und der Hunger nach Erfolg ‑
dann ist dieses Reich dem Untergang geweiht:
Ob nun durch Pech und Schwefel oder Giftgas und Napalm.

Das Reich Gottes ist immer nahe und ihm gehört die Zukunft:
Wenn Menschen teilen,
wenn Starke die Schwachen schützen,
wenn Ehrlichkeit selbstverständlich ist,
wenn das Wohl des anderen so wichtig ist, wie das eigene.

So – und nur so ‑ haben die Menschen Zukunft,
das ist die Zukunft, die uns Menschen erwartet.

Das Reich Gottes ist uns nahe – wir brauchen nur damit anzufangen.