Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Bei der Predigtvorbereitung stieß ich auf eine Auslegung, die das Geschehen um die Geburt Jesu ungefähr so rekonstruiert:
Erst erschien der Engel Gabriel der Maria und verkündete ihr, dass sie schwanger werden würde. Als es schließlich offenbar war, überlegte Josef, der Verlobte Marias, wie er mit möglichst wenig Schaden für alle, die Sache lösen könne. Aber da kam im Traum ein Engel zu ihm und weihte ihn ein – damit das Kind in den Augen der Welt einen Vater hat.
Ich bin zwar kein wissenschaftlicher Exeget – aber in einem bin ich mir sicher: So deutet man weder das Lukas noch das Mt. Evangelium richtig.
Mt. Erzählt eine ganz andere Geschichte über die Geburt Jesu als Lk.
Und beide sind wahr – nicht als Chronik, sondern als Verkündigung.
Im Lk. Ev. kommt Josef kaum vor. Im Mt. Ev. ist Josef der entscheidende:
ZU ihm kommt der Engel vor der Geburt und nach der Geburt, und rät ihm nach Ägypten zu fliehen und teilt ihm später mit, dass er nun wieder zurückkehren kann.
Die Geburt des Herrn erwähnt Mt. nur vorausschauend – wie hier und rückblickend in der Erzählung von den Sterndeutern. Als Jesus in Betlehem geboren worden war ….
Mt. setzt ganz andere Akzente als Lk., um zu verkünden, dass Jesus der verheißene Messias ist, dass Gott in ihm Mensch geworden ist und die Schriften erfüllt.
Auch in der Geschichte des Mt. geht es nicht darum, was Josef für ein Mensch war – Er verschwindet als Jesus 12 Jahre alt ist sang und klanglos.
Und Lk geht es nicht darum, was Maria für eine besondere Frau war, weil sie sagte: „Ich bin die Magd des Herrn“.
Beiden geht es allein und ausschließlich darum zu verkünden, wer Jesus war und ist. Und das verkündet der Engel:
Jesus ist vom Heiligen Geist. Er soll Jesus heißen (Gott hilft) Er wird das Volk von seinen Sünden befreien.
Und Mt. und Lk. machen klar: Gott braucht die Menschen, um das Heil zu wirken.
Bleibt noch die Frage nach dem Namen „Immanuel“ (Gott ist mit uns).
Wird das Kind zwei Namen haben? Jesus Immanuel?
Diese Vorstellung ist natürlich daneben. Aber so wird deutlich, dass wir uns damit nicht aufhalten brauchen: Das Kind heißt Jesus und es ist der Immanuel, weil er uns mit seinem ganzen Leben eines zeigt:
Gott ist mit uns. So endet auch das Mt. Evangelium:
„Ich bin bei euch, alle Tage, bis zum Ende der Welt“.
Liebe Schwestern und Brüder,
Heute können wir verschiedene Impulse auf uns selbst beziehen:
Auf der menschlichen Ebene:
Wenn Du meinst, dich hätte jemand hinters Licht geführt –
selbst wenn es vielleicht so ist, höre nicht nur auf die Stimme der Vernunft und der verlorenen Ehre: Höre auch auf die andere Stimme in dir:
Diese Stimme sagt dir, wie das Leben weitergeht.
Doch wem dies zu glatt geht, wer spürt, dass diese Auslegung am Eigentlichen vorbeigeht, kann die Geschichte so auf sich beziehen:
Gott ist immer bei uns, um sein Heil zu wirken.
Doch dafür braucht er die Josefs und Marias, er braucht uns Menschen.
Gott will sein Heil wirken durch uns.
Wir sollen nicht den Ehrgeiz haben, wie Gott zu sein,
sondern wir sollen den Ehrgeiz haben, dass Gott in uns und durch uns handelt.
Es gibt keine Konkurrenz zwischen uns Menschen und Gott –
vielmehr ist es ein Ineinander: Wo der Mensch Gott groß sein lässt,
da geschieht sein Heil.