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Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ergibt sich in diesem Jahr sehr schön: Das Evangelium vom Aschermittwoch gehört zur Bergpredigt im Mt. Ev und schließt nahtlos an den Abschnitt vom letzten Sonntag an:
Im Herzen klingt noch der Satz Jesu:
Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Das Evangelium führt die mit der Erklärung über Almosen, Beten und Fasten weiter: Jesus sagt: macht es nicht wie die Heuchler – denn die Heuchler spenden, beten und fasten nicht um ihres Gottes Willen, sondern um, ihrer selbst willen.
Sie legen Wert darauf, von den Menschen gesehen zu werden und ihr Ansehen zu steigern.
Liebe Schwestern und Brüder,
Heuchelei – kommt nicht gut an. Aber sie ist gar nicht so selten.
Und ich wage die Behauptung: Sie ist aus dem Leben, besonders aus dem politischen Leben, bei uns gar nicht wegzudenken – und auch nicht aus dem privaten, beruflichen Leben.
Bestimmte Handlungen, Meinungen, Gedanken darf man nicht laut sagen – man behält sie lieber für sich oder sagt vielleicht sogar das Gegenteil – eben das, was erwartet wird und allgemein anerkannt ist.
Leider führt das zu den floskelhaften Reden. Man hält sich an vorgegebene Sprachregelungen und einen gewissen Meinungskodex, damit man kein Missfallen erregt.
Wenn doch einmal herauskommt, dass jemand – womöglich – anders gehandelt hat oder etwas anderes gesagt hat – dann hat man den Skandal.
Je ekliger, desto stärker ist der Unmut, der Zorn, die Häme und desto länger hält er an.
Diese immer wieder kehrenden Erfahrungen erzeugen Misstrauen und Angst. Man weiß nicht, wem man trauen kann und man hat Angst, selbst überführt zu werden.
Deshalb sagt und tut man doch wieder, was man sagen muss oder soll.
Man pflegt weiter die üblichen Floskeln und bestätigt die eingeübten Meinungen.
Wo ist der Ausweg, liebe Schwestern und Brüder?
Wie können wir wahrhaftig sein und werden?
Was können wir dazu beitragen, dass die Menschen ehrlicher sein können und weniger Angst haben müssen?
Wir sollten bei uns selbst beginnen – aber das wissen sie ja sowieso:
Dass wir aus innerer Überzeugung handeln und reden – und zwar das, was wir als gut erkennen:
Machen wir uns nicht davon abhängig, was andere davon halten.
Tun wir das Gute einfach deshalb, weil wir es gut finden.
Meinen wir außerdem nicht, alle müssten die gleichen Überzeugungen haben und zum gleichen Ergebnis kommen wie wir selbst. Es gibt viele Fragen und Herausforderungen, auf die man verschiedene Antworten geben kann – mit jeweils sehr guten Gründen.
Ds ist normal.
Lassen wir uns drittens nicht zu sehr beeinflussen, wenn manche als Helden und andere als Versager hingestellt werden. Kann ich wissen, wie es wirklich ist? Stütze ich mich auf eigene Beobachtungen? Oder plappere ich nur nach, was mir vorgesagt wird und empöre und begeistere mich – ohne es zu merken – auf Kommando?
Liebe Schwestern und Brüder;
wäre das ein Ansatz für diese 40 Tage bis Ostern?
Ich prüfe mich selbst, wo ich heuchlerisch bin?
Ich prüfe mich selbst: Was tue und sage ich nur, um nicht anzuecken und gut dazustehen.
Ich prüfe mich selbst und überlege, was ich aus Überzeugung, aus dem Glauben an Gottes Liebe tun sollte.
Ich prüfe mich selbst: Wie sehr lasse ich mich in meinen Urteilen beeinflussen und sollte zurückhaltender werden, eh ich mit der Menge schreie.
Das Ziel ist, heuchlerisches Tun und Reden zu vermindern, so dass wir an Ostern aus ehrlicher Überzeugung oder auch unsicher stammelnd sagen können:
Ich glaube an Gott, der uns aus Liebe erschaffen hat.
Ich glaube an Jesus, der aus Liebe zu uns gelebt hat.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der uns mit Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt.
Das ist das Ziel, dass wir unser Taufbekenntnis erneuern und bekräftigen.
