Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
vieles tun wir so, wie wir es tun, weil der Geist Gottes in uns wirksam ist.
Er ist nicht nur in uns wirksam – aber wir sehen, was der Geist in uns und in anderen Menschen bewirkt.
Wenn wir uns so verhalten, wie es der Geist Gottes in uns wirkt, dann deshalb, dass andere es sehen und sich ebenfalls dem Vater im Himmel anschließen und auf ihn hören.
Das Verhalten, das der Geist bewirkt, beschreibt Jesus weiter in seiner Auslegung der Thora. Es gibt eine auffällige Spannung in der Verkündigung Jesu:
Hier ist er sehr streng: Was er sagt, fordert den Menschen noch mehr als das Freiheitsgesetz des Mose. Und die Strafe, von der Jesus spricht, ist das Gericht Gottes über den Menschen.
Dieser Strenge steht aber Jesu Botschaft der Vergebung und Versöhnung gegenüber: Er spricht den Menschen Vergebung zu und befreit sie von den üblen Geistern, mit denen sie andere und sich selbst plagen.
Jesus spricht davon, wie es im Reich Gottes zugeht:
Im Reich Gottes wird nicht gezürnt und niemand wird als gottloser Narr ausgeschlossen.
Im Reich Gottes wird die Liebe nicht gebrochen und kein Mensch begehrt einen anderen.
Im Reich Gottes wird niemand einen unehrlichen Gedanken haben, mit dem er anderen etwas vormachen will.
Im Reich Gottes darf jeder sein, die Liebe wird nicht gebrochen und die Wahrheit wird geachtet.
Diese Gerechtigkeit ist noch größer als die Gesetze, die Mose in der Tora den Israeliten gegeben hat.
Jesus sagt: Wenn wir diese Gerechtigkeit nicht halten, kommen wir nicht in das Himmelreich. Es stellen sich mir zwei Fragen:
- Ist das Verhalten möglich?
Ist es möglich, jeden anderen Menschen als Kind Gottes gelten zu lassen?
Ist es möglich als Mann und Frau zu leben, ohne eine Menschen zu begehren, der zu einem anderen gehört?
Ist es möglich, ehrlich zu sein – kann man ganz ohne Lügen auskommen?
Und 2. frage ich mich:
Will Jesus alle, die mit einer dieser Regeln in Konflikt kommen, aus dem Himmelreich ausschließen? Sagt er dann: Du bist Gott los – du kommst nicht in das Himmelreich?
Ist es nicht vielmehr so, dass ich Jesus nicht verstehe, wenn ich diese Sätze auf Logik und Widerspruchsfreiheit prüfe?
Schwestern und Brüder,
auch wenn selbst die Regeln des Himmelreiches nicht so unerreichbar sind – wir wissen, dass wir sie nicht immer einhalten. Jesus führt uns das klar vor Augen. Und genau deshalb gibt es nur einen Weg, wie wir in das Himmelreich kommen: Die Versöhnung von Gott her, die Vergebung.
Es gibt keine Welt ohne Sünde. Es gibt keinen Menschen, an dem ich noch nicht schuldig geworden wäre. Es gibt keinen Menschen, der mir nicht Liebe schuldig geblieben ist.
Deshalb geht es nur mit Vergebung und Versöhnung, mit Barmherzigkeit und Nachsicht. Unter uns Menschen und von Gott her.