26.02.2020: Aschermittwoch

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Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ergibt sich in diesem Jahr sehr schön: Das Evangelium vom Aschermittwoch gehört zur Bergpredigt im Mt. Ev und schließt nahtlos an den Abschnitt vom letzten Sonntag an:

Im Herzen klingt noch der Satz Jesu:
Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Das Evangelium führt die mit der Erklärung über Almosen, Beten und Fasten weiter: Jesus sagt: macht es nicht wie die Heuchler – denn die Heuchler spenden, beten und fasten nicht um ihres Gottes Willen, sondern um, ihrer selbst willen.

Sie legen Wert darauf, von den Menschen gesehen zu werden und ihr Ansehen zu steigern.

Liebe Schwestern und Brüder,
Heuchelei – kommt nicht gut an. Aber sie ist gar nicht so selten.
Und ich wage die Behauptung: Sie ist aus dem Leben, besonders aus dem politischen Leben, bei uns gar nicht wegzudenken – und auch nicht aus dem privaten, beruflichen Leben.

Bestimmte Handlungen, Meinungen, Gedanken darf man nicht laut sagen – man behält sie lieber für sich oder sagt vielleicht sogar das Gegenteil – eben das, was erwartet wird und allgemein anerkannt ist.

Leider führt das zu den floskelhaften Reden. Man hält sich an vorgegebene Sprachregelungen und einen gewissen Meinungskodex, damit man kein Missfallen erregt.

Wenn doch einmal herauskommt, dass jemand – womöglich – anders gehandelt hat oder etwas anderes gesagt hat – dann hat man den Skandal.

Je ekliger, desto stärker ist der Unmut, der Zorn, die Häme und desto länger hält er an.

Diese immer wieder kehrenden Erfahrungen erzeugen Misstrauen und Angst. Man weiß nicht, wem man trauen kann und man hat Angst, selbst überführt zu werden.

Deshalb sagt und tut man doch wieder, was man sagen muss oder soll.
Man pflegt weiter die üblichen Floskeln und bestätigt die eingeübten Meinungen.

Wo ist der Ausweg, liebe Schwestern und Brüder?

Wie können wir wahrhaftig sein und werden?
Was können wir dazu beitragen, dass die Menschen ehrlicher sein können und weniger Angst haben müssen?

Wir sollten bei uns selbst beginnen – aber das wissen sie ja sowieso:
Dass wir aus innerer Überzeugung handeln und reden – und zwar das, was wir als gut erkennen:
Machen wir uns nicht davon abhängig, was andere davon halten.
Tun wir das Gute einfach deshalb, weil wir es gut finden.

Meinen wir außerdem nicht, alle müssten die gleichen Überzeugungen haben und zum gleichen Ergebnis kommen wie wir selbst. Es gibt viele Fragen und Herausforderungen, auf die man verschiedene Antworten geben kann – mit jeweils sehr guten Gründen.
Ds ist normal.

Lassen wir uns drittens nicht zu sehr beeinflussen, wenn manche als Helden und andere als Versager hingestellt werden. Kann ich wissen, wie es wirklich ist? Stütze ich mich auf eigene Beobachtungen? Oder plappere ich nur nach, was mir vorgesagt wird und empöre und begeistere mich – ohne es zu merken – auf Kommando?

Liebe Schwestern und Brüder;
wäre das ein Ansatz für diese 40 Tage bis Ostern?

Ich prüfe mich selbst, wo ich heuchlerisch bin?
Ich prüfe mich selbst: Was tue und sage ich nur, um nicht anzuecken und gut dazustehen.
Ich prüfe mich selbst und überlege, was ich aus Überzeugung, aus dem Glauben an Gottes Liebe tun sollte.
Ich prüfe mich selbst: Wie sehr lasse ich mich in meinen Urteilen beeinflussen und sollte zurückhaltender werden, eh ich mit der Menge schreie.

Das Ziel ist, heuchlerisches Tun und Reden zu vermindern, so dass wir an Ostern aus ehrlicher Überzeugung oder auch unsicher stammelnd sagen können:

Ich glaube an Gott, der uns aus Liebe erschaffen hat.
Ich glaube an Jesus, der aus Liebe zu uns gelebt hat.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der uns mit Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt.

Das ist das Ziel, dass wir unser Taufbekenntnis erneuern und bekräftigen.

23.02.2020: 7.. Sonntag im Jahreskreis

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Ansprache:
Die Liste der Ungerechtigkeiten und der Gewalt ist lang:
Nach dem rassistischen Verbrechen in Hanau wurden wir an die Gewalttaten in den letzten Monaten bei uns in Deutschland erinnert.

Wir dürfen nicht die Fenster und Türen schließen und froh sein, nicht betroffen zu sein.
Es liegt an uns, im Verhalten und Reden dafür einzustehen, dass Beleidungen, Abwertungen, abfällige Gesten und schon gar Gewalt keine Mittel sind, um Ärger auszudrücken und um Konflikte zu lösen.

Es liegt an jedem einzelnen, durch das eigene Verhalten und Reden mitzuhelfen, dass die Unverletzlichkeit der Person nicht nur im Grundgesetz steht, sondern das Ideal unseres Miteinanders sein muss.

Wir erinnern uns an den 11. Sept. 2001 in New York.

Wir erinnern uns an den Terror der RAF.
Wir erinnern uns an die Schrecken des Dritten Reichs und der Judenverfolgung, der eine sehr große Zahl unter der deutschen Bevölkerung billigend und jubelnd zusah.

Die kleinen Feindseligkeiten in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis – sind im Vergleich dazu geradezu lächerlich: Und doch sagen wir auch da: Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben. Und: Der wird ich es schon zeigen.

Selbst wenn wir unsere Rachegedanken für uns behalten und auf Vergeltung verzichten: unseren Feind lieben – das liegt uns fern.

Selbst wenn wir „lieben“ nicht romantisch verstehen, sondern wie es hier zu verstehen ist: dem anderen Gutes wollen und Gutes tun:
Ich werde doch nicht ausgerechnet jemand, der sich so schlecht zu mir verhält auch noch Gutes tun.

Soweit die erste Reaktion auf Jesu Ansprüche in der Bergpredigt.

Ich möchte dazwischenrufen:

Halt: So klar ist es nun wieder nicht:
Der Arzt, der Feuerwehrmann, der Stadtrat und Bürgermeister und viele andere werden immer wieder in der Situation stehen, dass sie auch für Menschen da sind und sich engagieren, die sie als ihre Feinde betrachten müssen.

Dennoch schotten wir uns meistens von denen ab, die uns feindselig begegnen.

Liebt eure Feinde! – Das ist zu viel verlangt.

Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte nicht ausweichen – denn Jesus, unser Erlöser, der uns ewiges Leben schenkt – er hat es gesagt und sicher ernst gemeint.

Manche deuten es so: Das ist Entfeindungsliebe. So werden Feinde zu Freunden gemacht. Doch stimmt das wirklich? Lädt das nicht mindestens genauso oft dazu ein, die Bosheit noch zu steigern?

Andere sagen: Das ist für den, der ungerecht behandelt wird der einzige Weg, um seine Unabhängigkeit zu zeigen. Eine seltsame Unabhängigkeit.

Ich muss zugeben: Wenn Gott das von mir verlangt, dass ich die Feinde liebe und die andere Wange hinhalte, dann steht es nicht gut um mich und meine Zukunft im Himmelreich.

Doch bevor ich die Hoffnung für mich und viele andere aufgebe, höre ich nochmal genau hin: Bevor Jesus diese Anforderungen stellt, heißt es: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer. Heute am Schluss dieser Übersteigerungen sagt Jesus den Grund: Wenn ihr in das Himmelreich kommen wollt, durch eure Anstrengung – dann seid vollkommen – so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist: Denn die Sonne scheint für Gute und Böse! Der Regen fällt für alle und der Weizen nährt alle.

Liebe Schwestern und Brüder: auch heute macht Jesus klar: Aus eigener Gerechtigkeit ist für uns das Himmelreich nicht zu gewinnen. Wir brauchen die vergebende Barmherzigkeit Gottes – und er ist dazu bereit.

Dass aber die Anforderungen Jesu in der Bergpredigt durchaus ihren Ernst haben, das sehen wir: an Jesus, der in der Todesstunde für seine Henker gebetet hat. Wir sehen es an den Geschwistern Scholl, an Pater Delp, an den Überlebenden des Holocaust, die den Hass nicht erwidert haben.

Der Anspruch gilt: Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel.
Betet für eure Verfolger und tut euren Feinden Gutes. Dann seid ihr reif für das Himmelreich.