30.08.2020: 22. Sontag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Jesus sagt: Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Wer zuz mir gehören will, nehme sein Kreuz auf sich.

Das klingt nicht besonders einladend. Beim Nachdenken, was das bedeuten könnte, beginne ich mit einem wirklichen Beispiel. Es ist nicht so gemeint, dass man es so machen muss. Es ist nur ein Beispiel:

Eine Frau, gelernte Grundschullehrerin, übernahm nach langer Erziehungspause, als alle vier Kinder über 15 Jahre alt waren, Krankheitsvertretungen in der Grundschule. Obwohl sie über 20 Jahre lang nicht mehr unterrichtet hatte, machte es ihr viel Freude – dazu kam auch noch der Verdienst für diese Tätigkeit.

Einige Jahre ging das so dahin – dann wurde ihr Schwiegervater pflegebedürftig. Die Frau beendete ihren beruflichen Wiedereinstieg und übernahm die Pflege. Das war sehr anstrengend und brachte viel weniger Selbstbestätigung als die Aushilfen in der Schule.

Viele Menschen bringen solche und noch größere Opfer!
Vermutlich hat jeder von uns schon solche Entscheidungen getroffen.

Wir entscheiden uns für einen Weg, der anstrengend ist, weniger Freude macht und keinen Gewinn bringt – Warum?

Es ist genau die Grundhaltung, die Erkenntnis, die das Matthäusevangelium beschreibt:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ ich deute es so: wenn er dabei sich selbst verliert.

Wer will ich sein?

Möglichst großer Wohlstand? Möglichst viel Einfluss?
Möglichst viel Anerkennung? Möglichst große Bequemlichkeit?

Oder will ich ein Liebender sein? Einer, der anderen beisteht?
Einer der zu seinen Überzeugungen steht?

Das wichtigste, um wirklich zu leben, ist die Liebe zum Ursprung des Lebens, an dem wir Anteil haben – zu Gott – und die Liebe zum Mitmenschen, der am gleichen Leben Anteil hat.

Wir ahnen dieses Geheimnis und handeln auch danach – wenn auch nicht immer konsequent. Doch wir wissen, dass Rücksicht wichtiger ist als sich durchsetzen, dass Hilfsbereitschaft wichtiger ist als Selbstbestimmung.

Ich meine, davon spricht das Evangelium und Jesus hat danach gelebt.

Das ist der Weg des Lebens.
Und er ist besser als der Weg, der viele Opfer bringt:

Opfer der Rücksichtslosigkeit, Opfer der Rechthaberei, Opfer der Gewalt, Kriegsopfer, Verkehrsopfer ….

Wir wollen keine solchen Opfer – lieber wollen wir mithelfen, dass diese Opfer weniger werden.

Vielmehr erzählen Frauen und Männer, die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Aufmerksamkeit und Liebe für andere opfern davon, dass sie mehr zurückbekommen als sie geben können.

Das erleben wir in der Nachfolge Jesu.

02.08.2020: 18 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich die Brotvermehrungsgeschichte mit den Erstkommunionkindern bespreche, fragen manche: Wie hat Jesus das gemacht.
Meine Aufgabe ist es, den Kindern zu helfen, die Geschichte nicht als Sensationsbericht zu verstehen, sondern als Glaubenszeugnis über Jesus.

Der Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die Grundsehnsucht der Menschheit: Hunger und Durst stillen zu können.
Davon spricht das Jesaja Buch und verheißt eine wunderbare Zukunft:
Ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser. Kauft Getreide und esst. Kauft ohne Geld.

Nur ein paar Abschnitte vorher, sie erinnern sich noch, erzählt das Evangelium die Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn. Mutmachgleichnisse –das Gute wird sich ausbreiten und alles durchdringen.

Geht es hier vielleicht um die gleiche Botschaft in anderem Gewand?

Die Jünger sagen: Jesus schick die Menschen weg, dass sie sich etwas zu essen kaufen.
Die Antwort Jesu ist auf einer anderen Ebene:
Gebt ihr ihnen zu essen.
Fünf Brote und zwei Fische haben die Jünger dabei.

Brot – genauer Brot Teilen – ist das Ursymbol für Jesus, der unseren Tod und seine Auferstehung mit uns teilt.

Fisch – ist ebenfalls ein Symbol für Jesus Christus. Das griechische Wort für Fisch „Ichthys“ ist eine Abkürzung für die Glaubensformel: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und Erlöser der Menschen.

Jesus spricht den Lobpreis, gibt Brot und Fisch den Jüngern und die geben es den Leuten und alle werden satt.

Das Austeilen und satt werden ist wieder das Bild für eine andere Ebene, um die es dem Evangelisten geht:

Die Jünger empfangen von Jesus
Anteil an seiner Liebe zum Vater und an seinem Vertrauen zum Vater.
Jesus gibt Ihnen Anteil an seiner Hoffnung.
Die Jünger sollen das, was sie von Jesus empfangen weitergeben.

Es wird dadurch nicht weniger sondern mehr. Und gut möglich, dass manche von den Leuten, die ursprünglich von den Jüngern „genährt“ wurden, die Jünger an Glaube, Hoffnung und Liebe sogar übertreffen und selber zu Austeilern werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Geist, der gute Geist, der göttliche Geist, der in Jesus war,
in seinen Worten,
reicht für alle, er wird immer mehr, je öfter wir ihn mit anderen teilen.

Doch die, die Jesus als Gesandte berufen hat,
die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe und ihre Mitarbeiter, die Priester müssen Jesu Auftrag befolgen.
Gebt Ihr ihnen zu essen. Teilt meinen Geist mit ihnen.

Es geht nicht um Dogmen, es geht nicht um Katechismen,
es geht nicht mal um moralische Regeln und Vorschriften.

Es geht darum, dass wir diesen Geist Gottes, den Geist, der Leben schafft in uns haben, und auf ihn hören und ihn mit anderen teilen.

Damit das Reich Gottes sich ausbreite auf dieser Erde –
denn nach dieser Lebenszeit wird sich ohnehin zeigen, dass die vergängliche Welt ein Teil des Reiches Gottes ist.