06.09.2020: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Jetzt während das Corona Virus die ganze Welt heimsucht, klingen die Sätze Jesu fast provokativ:

„Was auch immer zwei oder drei in meinem Namen erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten!“ –so viele Gemeinden, Familien, Ordensleute haben schon weiß Gott wie oft gebetet, dass diese Krankheit besiegt wird.

Wir haben schon so oft um Frieden gebetet, um Befreiung von Ausbeutung – wie oft haben wir erhalten oder nicht erhalten, worum wir gebetet haben?

Wie soll ich Jesus das glauben? Kann ich es glauben?

Bevor ich mich in Verbitterung und Auflehnung hineinrede, gehe ich noch einmal einen Schritt zurück und überlege:

Ganz sicher hat auch Jesus gewusst, dass längst nicht alle Gebete erhört werden. Dennoch hat er das gesagt.

Wie hat er sich das vorgestellt?

Ich schaue nochmal auf den Zusammenhang:
Was ihr hier löst, gilt auch im Himmel als gelöst. Was ihr bindet, gilt auch im Himmel als gebunden! Das ist auf den Umgang mit Menschen bezogen, die sich versündigen. Die Entscheidung der Gemeinde gilt bei Gott.
Im Vordergrund steht sicher der Impuls zur Vergebung, zur Versöhnung.

Sollte die Gemeinschaft der Glaubenden davon nicht viel öfter Gebrauch machen und Menschen aus dem lösen, befreien, was sie bindet und daran hindert, wirklich frei zu sein – auch wenn es nicht sein kann, dass dadurch den Opfern von Unrecht und Verbrechen Schutz und Hilfe und die Solidarität der Gemeinschaft entzogen wird.

Denken wir nur an die Opfer von Raub und Körperverletzung, von Entführung und Missbrauch: Es kann nicht sein, dass sie ansehen müssen, wie ihre Peiniger gelöst sind und sie dadurch an das erlittene Unrecht gebunden bleiben.

Zu diesem Geschehen von Binden und Lösen, von Zurechtweisung und Umkehr und Versöhnung gehört dieses Wort von der Bitte der Glaubenden.

Wenn wir gemeinsam Bitten, dass Gott vergibt, wie auch wir vergeben, dann wird unsere Bitte erfüllt, weil in diesem Gebet Jesus mitten unter uns ist und wir so beten, wie er es uns gelehrt hat.

Liebe Schwestern und Brüder,
nur auf Anhieb erscheinen diese beiden Sätze als uneinlösbares Versprechen, dass unsere Bitten um Gesundheit und Frieden von Gott erfüllt würden.

Bei genauerem Hinsehen sind sie eine viel tiefer und bedeutender:
Jesus ist mit uns, wenn wir in seinem Namen versammelt sind.
Wir beten, als seine Schwestern und Brüder, als Kinder Gottes, wie er es uns lehrt:
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.


Ich versuche es mit eigenen Worten auszudrücken:
Gott verschenkt sich an uns, so dass wir bitten, was seine Liebe wirkt.
Vater vergib ihnen!

Zum Abschluss noch drei Anmerkungen zum Gebet Jesu:
Nach dem Matthäusevangelium betet Jesus im Ölberg:
Dein Wille geschehe.
Im Augenblick des Todes hört er zu bitten auf und klagt:
Warum hast du mich verlassen?

Der Auferstandene sagt zu den Jüngern – und das erinnert an die Zusagen „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Dies sind verschiedene Momente des gleichen Geheimnisses Jeus:
Was immer wir auch bitten, wir bitten – weil Jesus in unserer Mitte ist -, was Gottes Liebe wirkt.