27.09.2020: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Offiziell gelten bei uns strenge Bestimmungen für den Export von militärischen Produkten. Deutschland sagt, wir wollen keine Waffen in Krisengebiete liefern. Wir wollen nicht an kriegerischer Gewalt Geld verdienen.

Und doch finden sich Waffen aus deutscher Produktion in fast allen Kriegsgebieten. Die Rüstungskonzerne haben Wege gefunden, wie sie die Verbote umgehen – und die Regierung weiß das.

Solches Verhalten nennt man scheinheilig!

Scheinheiligkeit ist heuchlerisch und erweckt nur nach außen hin den Eindruck von Rechtschaffenheit – in Wahrheit ist hinter der Fassade Selbstsucht und Gleichgültigkeit.

Es ließen sich aus den Regierungen der Welt viele weitere Beispiele finden. Es finden sich – leider, das ist wirklich schlimm -für alle Epochen der Kirchengeschichte solche Beispiele.

Und wie ist es bei uns selbst? Bei jedem einzelnen?

Stimmt bei uns das wirkliche Verhalten mit dem Überein, was wir andere über uns denken lassen?

Das ist es, was wir an dem einen der beiden Söhne kritisieren: Er tut schön brav – aber nur zum Schein!

Schauen wir noch einmal hin: Das Gleichnis hält ja den Ältesten und den Hohenpriestern des Volkes den Spiegel vor: Sie hätten erkennen müssen, dass Johannes der Täufer Gottes Wort verkündet. Jeder, der das Gesetz des Moses und die Propheten kennt, musste merken, dass Johannes Gottes Bote ist.

Die offensichtlichen und bekannten Sünderinnen und Sünder haben es jedenfalls gemerkt:
Sie haben Johannes ihre Sünden bekannt und sich von ihm Taufen lassen und kehrten um von ihren Sündern.

Sie haben den Ruf in das Reich Gottes vernommen und sind ihm gefolgt.

Nicht aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten. Sie haben ihm nicht geglaubt – sondern sich gefreut, als man ihn umgebracht hat.

Sie haben sich der Einladung, der Stimme des Rufers in der Wüste,
sie haben sich Gott verweigert.

Liebe Schwestern und Brüder, es wäre ja so einfach, wenn ich mich nur einmal richtig entscheiden müsste – und dann ist alles gut.

Doch das Leben ist komplizierter:
Jeden Tag gibt es die Herausforderung, Gottes Stimme zu hören und zu erkennen und der Einladung in das Reich Gottes zu folgen.

Jeden Tag entscheidet sich aufs Neue, ob ich heuchle und nur so tue,
oder ob ich wirklich den Willen meines himmlischen Vaters erfülle.

Es ist eine tägliche Übung und Entscheidung!

Hilf Herr meines Lebens, das ich nicht vergebens, hier auf Erden bin.
Hilf Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.
Hilf Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.
Hilf Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.

Hilf Herr meines Herzens, dass ich auf dich höre auf dem Weg zur dir.

13.09.2020: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Sie erinnern sich sicher noch an letzten Sonntag: Jesus sagt zu seinen Jüngern, sie sollen vergeben – wenn sie es tun wird es sicher auch der himmlische Vater tun, denn sie bitten um das, was Gottes Liebe in ihnen wirkt.

Petrus hat es offenbar verstanden: Wenn er fragt: Muss ich meinem Bruder siebenmal vergeben? Zeigt er durch diese Zahl sieben. dass er verstanden hat: Man muss dem Bruder uneingeschränkt immer wieder vergeben.

Jesus könnte nun einfach bestätigen: Ja so ist es! Statt dessen erzählt er eine Geschichte und treibt den Impuls zur Vergebung ins unermessliche. Zugleich erklärt er nochmal, warum wir einander immer wieder vergeben sollen:

Der König steht ja für Gott und wir alle brauchen die Vergebung von Gott her: In viel größerem Maß, als andere unsere Vergebung nötig haben.

Damit ist eigentlich alles gesagt!

Doch:
Haben wir das Bewusstsein dafür, dass wir Gottes Vergebung brauchen?
Spüren wir, dass wir ihm viel schuldig bleiben?
Oder sehen wir nur, wie andere an uns schuldig werden, weil sie rücksichtslos sind, boshaft, herablassend, egoistisch usw.?

Natürlich gibt es Beispiele von größter Grausamkeit, die Menschen anderen antun, die selbst nie solche Grausamkeit verüben.
Natürlich müssen wir uns – nach dem Vorbild Jesu – auf die Seite der Unterdrückten stellen, und denen helfen, die Unrecht erleiden.

Im Alltag aber: einer Familie, im Berufsleben, wenn wir uns im öffentlichen Raum bewegen, geht es zum Glück meistens um viel weniger.
Eben nur um 100 Denare – nicht um 10.000 Talente.

Liebe Schwestern und Brüder, versuchen wir es: versuchen wir es doch, einander nichts nachzutragen. Bestehen wir nicht darauf, dass jemand seine Schuld begleichen muss – wie immer er das auch tun sollte.

Vergeben wir in dem Bewusstsein, dass auch wir Vergebung nötig haben.

Binden wir den anderen nicht an ihr schlechtes Verhalten.
Lassen wir ihm die Freiheit, es besser zu machen.

Es ist doch besser vor dem Herrn zu stehen und zu sagen:
Vergib mir meine Schuld, wie ich auch denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind.

Das ist mehr Frieden. Das ist mehr Ruhe und größerer Trost.

Wie wir es mit den ganz schlimmen Übeltaten machen, die auf dieser Erde geschehen?

Schwestern und Brüder, wir werden nie vollkommen sein und auf Gottes Erbarmen angewiesen – auch wenn wir nicht vergeben können.

Ein Theologe hat gesagt:
Wenn du nicht vergeben kannst, dann kannst du wenigstens beten, dass Gott ihm vergibt.

Das könnten wir vielleicht schaffen.