Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
die Sportlerinnen, die den Wettbewerb über 400m bestreiten möchten, müssen beim Startschuss bereit sein – sonst können sie nicht teilnehmen!
Insofern ist, meiner Meinung nach, das Gleichnis nicht übertrieben hart, wenn die jungen Mädchen, die zu spät kommen, nicht mehr in den Hochzeitssaal gelassen werden.
Doch es steht mir gar nicht an, das Verhalten des Bräutigams zu beurteilen. Er steht – das ist unschwer auszudenken – für Jesus Christus, von dem wir bekennen: Ich glaube, dass er kommen wird, um zu richten die Lebenden und die Toten. Er ist es, der die Tür öffnet oder verschließt.
Das Gleichnis geht von der Vorstellung aus, dass Christus wiederkommt, wie ein Bräutigam, der zum Hochzeitsmahl lädt. Hineindürfen alle, die bereit sind, wenn er kommt. Deshalb ist es klug, bereit zu sein,
wachsam zu bleiben, für den Augenblick, in dem der Herr kommt.
Liebe Schwestern und Brüder, an dieser Stelle erwarten nun gut geschulte Kirchgänger, dass in der Predigt erläutert wird, was es denn heißt, für das Kommen Jesu Christi bereit zu sein: das überspringe ich jetzt – vor allem, weil sie das selbst können und wissen: gerecht sein, hilfsbereit, etc.
Ich möchte nämlich lieber in aller Kürze etwas dazu sagen, wie wir uns diese Wiederkunft Christi vorstellen können, wenn er Gericht halten wird und ich möchte mit einem – vielleicht überraschendem Gedanken zu den törichten Hochzeitsmädchen enden.
Was wird denn mit dieser Welt, mit dem Universum passieren?
Was wird mit uns Menschen geschehen und mit allen Lebewesen?
Ich wäre geneigt, diese Frage zuerst einem Physiker zu stellen – doch die naturwissenschaftliche Erkenntnis kann darüber keine sicheren Vorhersagen machen. (Zusammenfallen des Universums? Meteorit? Erkalten der Erde?)
Was wird denn mit der Welt, mit dem Universum passieren? Mit den Menschen und allen Lebewesen?
Diese Frage stelle ich mir als einer, der an Gottes schöpferische Liebe glaubt.
Da ich im 3. Jahrtausend lebe und nicht mehr in der Zeit des römischen Kaiserreiches wenige Jahrzehnte nach der Hinrichtung Jesu, habe ich andere Bildwelten als die Menschen damals. Es geht ja auch nicht um die Bilder, sondern um Gott und um die Erde und wie Gottes Gerechtigkeit und Liebe in dieser Welt und für uns Menschen endgültig zum Zug kommen.
Das Bild vom Hochzeitsmahl gefällt mir sehr: Gott lädt uns ein zu seinem Fest! Da gibt es kein oben und unten! Gottes Licht strahlt für jeden. Gottes Freude ist in jedem. Jeder genießt das Heil Gottes, der alle Schmerzen tilgt und alle Wunden heilt.
So stelle ich mir das gerne vor. Das Gleichnis im Mt-Ev. Beleuchtet aber einen anderen Aspekt: Es kommt darauf an, „Wachsam“ also „bereit“ zu sein, um – wie die klugen Hochzeitsmädchen) bei dem Fest dabei zu sein.
Am Ende entscheidet der Bräutigam, dass die „törichten“ Mädchen draußen bleiben: das zeigt mir, dass vor ihm unbestechlich offenbar wird, ob jemand, ob ich, „bereit“ bin. Ob er mich leuchtend findet – oder ob ich zu spät komme.
Dass der Bräutigam lange auf sich warten lässt, deutet an, dass die Erde und die Menschheit immer noch geplagt werden von Katastrophen, von Krankheiten und von der eigenen Ungerechtigkeit. Die Botschaft des Gleichnisses ist: Seid klug und vertraut darauf, dass Gottes Heil zu euch kommt. Bleibt auf dem Weg mit Christus, damit ihr bereit seid, wenn er kommt.
Soweit zu meinen Vorstellungen: Gott entscheidet über das Heil und ich soll dafür bereit sein und damit rechnen – jederzeit.
Was ist nun so töricht an den Mädchen, die draußen bleiben müssen?
Sie waren nicht „bereit“. Sie rechneten nicht damit, auf ihn warten zu müssen. Sie dachten nicht daran, dass ihre Fackeln leuchten sollen.
Was wäre aber gewesen, wenn sie ohne brennende Fackeln geblieben wären und um Verzeihung gebeten hätten? Wenn Sie Ihr Versäumnis eingestanden hätten? Wenn Sie auf die Großzügigkeit des Bräutigams vertraut hätten? Das wäre ihre Chance gewesen. Doch dazu waren sie auch nicht bereit.