07.02.2021: 5. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Wir Christen, sind wir nicht nur vernetzt, sondern verbunden mit der ganzen Kirche – genau genommen mit allen, die mit uns an Christus glauben.
Ab und zu einmal müssen wir deshalb auch im Gottesdienst – im Licht des Evangeliums – unseren Blick auf unsere Kirche richten. Der Zustand, das Wohl und Wehe, dieser Kirche geht uns an:
Es ist ja unsere Kirche, wir sind diese Kirche – und wenn ein Glied dieser Kirche leidet, leiden wir alle mit.

Rufen wir zu Christus um sein Erbarmen, dass wir in seinem Geist und in seiner Nachfolge die Wege finden und gehen, damit unsere Kirche ihre Sendung in der Welt erfüllen kann.

Herr Jesus Christus, du bist das Haupt der Kirche.
Herr Jesus Christus, du unser einziger guter Hirte.
Herr Jesus Christus, Licht unseres Lebens

Zum Evangelium:
die ganze Stadt kam zum Haus des Petrus, weil Jesus sich dort aufhielt.
Er verkündete das Evangelium, er heilte die Kranken und den Dämonen, von denen er die Menschen befreite, verbot Jesus zu sagen, dass sie wussten, wer er war.

Verkünden – Heilen – Menschen von dem Befreien, was sie von sich selbst entfremdet: So erregt Jesus Aufsehen. Und immer wieder verbietet er, zu sagen, wer er ist. Warum dieses Schweigegebot?

AUs der Sicht des Mk-Evangeliums kann Jesus solange lebt und wirkt, nicht als Messias und Sohn Gottes erkannt werden, der Sünde und Tod überwindet. Als Sohn Gottes wird er erst offenbar, als er von den Toten auferstanden ist. Dann wird auch im Rückblick auf sein Leben verständlich , warum er die Kranken heilte und die Dämonen austrieb.

Solange er aber lebt, ist wichtiger, dass er das Reich Gottes verkündet: Die Menschen sollen nicht Angst haben, sondern sich freuen und daran glauben, dass Gott ihnen nahe ist.

Liebe Schwestern und Brüder, gerade jetzt ist es wichtig, den Menschen Mut zu machen: Wir sind nicht von Gott verlassen. Sein Geist weist uns die Wege, wie wir diese Menschheitsgeißel überwinden.

Stattdessen gibt unsere römisch-katholische Kirche in unserem Lande leider gerade jetzt ein erbärmliches Bild ab:

die Zahl der Glaubenden wird immer weniger: aus verschiedenen Gründen:

  • viele glauben nicht mehr an Jesus Christus und an Gott und den Heiligen Geist und meinen, dies sei mit einem aufgeklärten und natur-wissenschaft­lichen und vernunftgeleiteten Weltbild unvereinbar;
  • viele lassen sich von den Anforderungen des Alltags, von der Hetze und auch von der Suche nach immer neuen beglückenden Erlebnissen so in Anspruch nehmen, dass für Gott kein Platz mehr bleibt.
  • viele sind beeindruckt von all dem Schlechten, das über die Kirche, genauer über die Päpste und Bischöfe und Priester gesagt wird; dass viel Unrecht von Priestern verübt wurde, dass dies vertuscht wurde und dass nun manchmal versucht wird, unter den Teppich zu kehren, dass vertuscht worden ist.

Schlimmer als all das ist: viele Bischöfe und Priester und MitarbeiterInnen in der Seelsorge, scheinen selbst nicht mehr zu glauben, dass wir uns nicht fürchten müssen, weil Gott uns und allen Menschen nahe ist. Dabei ist es doch ihr Auftrag, den Glauben zu stärken und zu wecken.

Sie handeln aus Angst:
Sie haben Angst davor, sich und die Regeln in der Kirche zu ändern,
Sie vertrauen nicht mehr darauf, dass sie die Vollmacht haben,
die Kirche zu gestalten;
das wichtigste sind ihnen die geltenden Strukturen – wichtiger sogar als dass die frohe Botschaft die Menschen erreicht. Wenn jemand sagt: Macht das doch endlich anders – es geht nicht mehr so weiter, erheben sie den Vorwurf, jemand wolle nur Strukturen ändern, statt Evangelisierung zu befördern. Tatsächlich behindert aber das ängstliche Festhalten an den Strukturen und ihre Verteidigung die Evangelisierung.

Die Kirche wird nicht daran zugrunde gehen, wenn es verheiratete Priester gibt;

die Kirche wird nicht zugrunde gehen, wenn das Priesteramt auch Frauen offen steht;

die Kirche wird nicht zugrunde gehen, wenn sie die jungen Menschen dabei begleitet, ihre Sexualität als beglückende Kraft und Sprache der Liebe zu entdecken, anstatt an Verboten festzuhalten und an der Warnung vor der Sünde, die von Gott trennt.

Ich bin froh, dass auch im Fernsehen Religionslehrer zitiert werden, die dies den Bischöfen sagen, um ihnen die Augen zu öffnen – in etwa mit den Worten: Wissen Sie eigentlich, dass sich die jungen Leute nicht mal darüber ärgern, was sie über Sexualität lehren?

Und ich wünsche mir, dass die Bischöfe und wir alle endlich verstehen:
Unsere Sendung ist nicht, den Menschen zu sagen, was alles Sünde ist.

Unsere Sendung ist, dass wir verkünden und sichtbar machen:
Gottes Reich ist uns nahe. Es ist mitten unter uns, denn Gott ist in uns.

Das ist das Evangelium und wir dürfen es nicht verfälschen durch selbstgemachte und für göttlich erklärte Gesetze.
Wenn wir, die Glaubenden, die Diakone, Priester und Bischöfe uns nicht bekehren, machen wir uns selbst überflüssig.