Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Für die Kinder und Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein Jahr eine unglaublich lange Zeit:
Monate ohne Schul- und Kindergarten und Unibesuch;
die Berufsausbildung in der Lehre ist erschwert;
und der jugendliche Schwung, die eigenen Kräfte auszuprobieren, die Welt zu entdecken und zu erobern und mit Gleichaltrigen die Zeit zu verbringen ist auf üble Weise blockiert.
Sport, abendliches Ausgehen und zwanglose Treffen, Disco, Urlaubsreisen fallen aus. Das ganze Leben der jungen Generation ist seit über einem Jahr ein Jahr großer Entbehrungen.
Auch die Erwachsenen ab 30 Jahren haben eine schwere Zeit: Die Arbeit ging weiter – oft mit zusätzlichen Belastungen.
Oder aber es gibt Kurzarbeit oder sogar den Verlust des Einkommens.
Es ist bereits 1 ganzes Jahr Fastenzeit – auch wenn es keine Einschränkungen bei der Ernährung gab.
Alle sehnen sich danach, dass diese Seuchenzeit zu Ende geht. Aber obwohl wir aus Erfahrung wissen, dass alles einmal zu Ende geht – können wir im Moment nicht sehen, wann das sein wird.
Es ist auch nicht verwunderlich, dass alltäglich diskutiert und gestritten wird: wer muss welche Einschränkungen wie lange noch hinnehmen?
Welche Entscheidungen sind zu rigide oder zu lax?
Welche Versäumnisse gab es bei den Verantwortlichen?
Es ist eine lange Fastenzeit. Wie reagieren die Menschen darauf?
Es gab und gibt die Leugner der Krankheit – zum Glück sind es nicht so viele.
Denn das Leugnen verhindert, dass man sich nicht an die Bedrohung durch die Seuche anpasst. Dadurch wird alles nur noch schlimmer.
Es gab und gibt Menschen, die mit großem Aufwand versuchen so gut wie möglich jede Infektionsgefahr zu bannen.
Es gab und gibt die Menschen, die es hinnehmen, dass sich das ganze Leben verändert hat und eingeschränkt ist.
Es macht ihnen nicht so viel aus.
Manche überwachen das Verhalten der anderen, manche halten es irgendwann nicht mehr aus und machen doch eine Party, manche wissen alles besser und würden es ganz anders machen.
Wir alle reagieren so oder anders – so verschieden, wie wir Menschen eben sind.
Alle aber sind herausgefordert, diese unfreiwillige durch die Seuche aufgenötigte Fastenzeit zu bestehen und den Versuchungen, die sie mit sich bringt, zu widerstehen.
Jesus hat die Wüste selbst gewählt und gefastet und so die Versuchungen bewusst hervorgerufen. Danach war er klar. Er wusste, was er wollte. Er hatte sich entschieden und seinen Weg gefunden. Er nahm seinen Auftrag an und verkündete überall, was er am Grunde seiner Seele entdeckt hatte:
Das Reich Gottes ist nahe: jetzt und an diesem Ort.
Diese Welt ist Gottes Welt und er ist in ihr.
Jahr für Jahr begehen wir die 40 Tage vor Ostern und nennen sie Fasten-zeit – und nicht wenige fasten tatsächlich auf die eine oder andere Weise, um die inneren Versucher zu bezähmen: die Angst, die Wut, die Gier, den Neid und all die anderen wilden Drachen in unserer Seelenlandschaft.
Versuchen wir das auch wieder in dieser österlichen Bußzeit.
Denn am Ende dieser 40 Tage und hoffentlich auch am Ende dieser Seuchenzeit bekräftigen wir:
Ich glaube an Gott, der mich als sein Kind liebt.
Ich glaube an Jesus, der mir mit dieser Botschaft Versöhnung gebracht hat.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der in mir ist, damit ich Gott und euch und alle Mitmenschen liebe, als Gottes Ebenbild.