31.12.2021: Jahresschluss

Gott, der jeden Tag bei uns ist und uns mit seinem Geist erfüllt,
seit mit euch

Einführung:
In Unterfranken wünscht man sich in den Tagen vor dem 31. Dezember einen „guten Beschluss“. Ich finde, das ist eine schöne regionale Eigenheit: Es ist ja wichtig, das Jahr gut zu beschließen. Das hilft auch, um das neue Jahr gut anzufangen.

Dieses Jahr war kein leichtes. Wir kämpfen uns mühsam durch die Zeit der Pandemie. Aber wir leben: Es gab hoffentlich viele Anlässe, sich zu freuen.
Es gab hoffentlich viele schöne und gute Begegnungen.
Es gab- hoffentlich nur wenige Enttäuschungen, nur wenig Misserfolg, nur wenig Streit.

Herr Jesus Christus, du bist das Licht in unserem Leben.
Herr Jesus Christus, du zeigst uns den Weg zum Leben.
Herr Jesus Christus, du bist das Ziel unsres Lebens.

Vergebungsbitte
Der Blick zurück zeigt uns Gutes und Böses, Freude und Trauer und so bitten wir: Gott unser Vater schenke uns sein erbarmen. Er vergebe uns und führe uns zur ewigen Freude!

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
an Silvester würde ich gerne eine Ansprache halten an die Regierenden Frauen und Männer, an die Bischöfinnen und Bischöfe in den christlichen Kirchen und nicht zuletzt selbstverständlich an die Bevölkerung – sowohl in der Kirche als auch außerhalb – aber: selbst wenn ich alle Weisheit dieser Welt besäße und der Heilige Geist direkt aus mir spräche:
ich steh hier in unserer Gemeinde und leite diesen Gottesdienst und –
ja, was ist wirklich meine Aufgabe heute und jeden Tag?

Jesus sagt: Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben:
das Reich Gottes verkünden, heißt: Frieden stiften, so dass in die Herzen Frieden kommt;
es heißt aber auch: mahnen: so dass wir wachsam bleiben und nicht müde werden.
und es heißt auch: Unruhe stiften, den Finger in die Wunde legen,
auf Unrecht und Ungerechtigkeit hinweisen und zur Umkehr rufen.

Liebe Mitchristen; jede und jeder von uns kann sich die Frage stellen: Was habe ich falsch gemacht? Und ihm wird so manches einfallen – sehr oft ist es wahrscheinlich nur ein zu wenig oder zu viel.
Jeder kann sich fragen: Was ist in diesem Jahr gut gelaufen? Was schlecht?

Erlauben sie mir an dieser Stelle einen Blick auf 4 Wochen dieses Jahres. Von Palmsonntag bis 25. April – also genau über Ostern – gab es in der Herz Jesu Kirche keine Gottesdienste – als freiwillige Kontaktbeschränkung in der 3. Coronawelle.

Diese Entscheidung fanden viele richtig und viele falsch. Die stärkeren Wirkungen gab und gibt es natürlicherweise bei denen, die sie falsch fanden: Ihnen wurden die Osterfeiern in der vertrauten Gemeinde weggenommen. Die Argumente gegen die Absage der Gottesdienste zählten weniger. Die Verbindung zur Gemeinde hat dadurch Schaden genommen.

Das tut mir leid. Niemand wollte jemandem weh tun und Schmerz zufügen. Und ich bitte einfach darum: bleiben sie mit der Gemeinde Herz Jesu verbunden. Bleiben wir dennoch gemeinsam auf dem Weg – auch, wenn diese vier Wochen und besonders die Ostertage für sie eine große Enttäuschung waren und sie sich noch immer darüber ärgern.

Wir alle sollten versuchen, die Gründe der anderen zu verstehen.
Wir können uns gegenseitig zutrauen, dass wir den Glauben gerne leben und feiern und dass wir uns gegenseitig wichtig und wertvoll sind.

Deshalb bin ich denen dankbar die, die ihren Unmut, ihren Widerspruch geäußert haben, so wie auch denen, die ihre Zustimmung und Anerkennung ausgedrückt haben.

Ich danke allen, die weiterhin mitmachen in der Pfarrei, die zu den Gottesdiensten kommen und hoffe, dass wir im gemeinsamen Weitergehen diese Enttäuschung überwinden.

Liebe Gemeinde, wir brauchen den Zusammenhalt: die flapsigen Sprüche wie „Wir sind – mit Abstand – die Besten“ und ähnliche waren eine Hilfe, um uns an die Verhaltensänderungen zu gewöhnen. – Aber jetzt brauchen wir einen langen Atem, Beharrlichkeit und Geduld und Vertrauen.
Dazu können wir uns gegenseitig stützen, ermuntern, Mut machen.

Die Natur stellt die Menschheit durch diesen Virus vor eine große Herausforderung: und unsere Aufgabe ist, sie zu bestehen: möglichst wenige Menschen sollen Schaden leiden. Es wird uns nach der Pandemie helfen, wenn wir – jeder – das mögliche dafür getan haben.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr und in der Vorausschau auf das kommende können die beiden Schriftlesungen eine Hilfe sein:
„Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes – nichts im Leben und nicht einmal der Tod.“ Dieses Bewusstsein gibt uns Sicherheit und ist ein Rückhalt, der nicht zu überwinden ist.

Und daraus ziehen wir die Konsequenz: Um glücklich zu sein, also im Einklang mit sich selbst, ist nur eines wichtig: Sorgen wir uns zuerst um Gottes Reich: darum, dass wir unterstützen, helfen, heilen, teilen, trösten, stützen – dann werden wir alles erhalten, was wir brauchen, um diesen Weg zu gehen. Amen.

25.12.2021: Weihnachten

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
warum lasse ich mir, warum lassen sie sich
den Glauben an Jesus Christus nicht ausreden?

Es gibt zahlreiche Argumente, die uns entgegengehalten werden:

Die Erzählungen des Lukas- und des Matthäusevangeliums sind völlig verschieden und lassen sich auch nicht harmonisch zusammenfügen.

Die Jahresangaben in den Evangelien sind zu ungenau. Man kann nicht sagen, wann Jesus geboren wurde.

Die Geburtsgeschichten enthalten viele Elemente, die sich auch in außerchristlichen und zum Teil älteren Geburtsgeschichten bedeutender Menschen finden lassen.

„Was stimmt eigentlich noch? Kann ich das alles noch glauben?“

Muss ich auch gar nicht. Denn es ist eigentlich glasklar: Die Geburtsge­schichten sind Geschichten, die den Glauben an Jesus verkünden.
Sie sind keine Reportage, sie entspringen keinen Tagebucheinträgen.

Lukas und Matthäus verwenden Anspielungen auf Verheißungen in der hebräischen Bibel, sie greifen sogar außerchristliche Motive auf und bringen sie mit Jesus in Verbindung. Sie verkünden jeder auf seine Weise:
Jesus ist der Heiland, der Sohn Gottes, der Retter.

Zusätzlich wird uns entgegengehalten: Jesus hat die Welt nicht gerettet!
Seuchen, Kriege, Feindschaften, Naturkatastrophen, Boshaftigkeit usw. sind nicht weniger geworden.

Auch das stimmt selbstverständlich. Und es ist ‑ bemerkenswert(!), dass Jesus sich gar nicht wie der Retter der Welt verhalten hat: Er hat keine Soldaten rekrutiert, er hat nicht demonstriert, er hat nicht behauptet, alles Leid dieser Welt abzuschaffen.

Im Gegenteil: Er hat darauf hingewiesen, dass es immer Arme geben wird, dass Naturkatstrophen die Menschen erschrecken werden, dass die Menschen weiter Krieg führen werden.
Allerdings hat Jesus auch gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Und er hat sich nicht unterkriegen lassen: Er hat seinem himmlischen Vater vertraut, mehr als ihm der Tod Angst gemacht hat.

Da haben wir es wieder: Sein himmlischer Vater. Er ist der Sohn! Der Sohn Gottes!

Es geht nicht darum, wie er gezeugt wurde.
Es geht nicht darum, wer sein biologischer Vater gewesen ist –
auch nicht darum, wer seine biologische Mutter war.

Gottes Sohn ist Jesus aus einem viel tieferen Grund:
Seine Gedanken und Worte und seine Handlungen haben eine Wurzel:

Das Vertrauen in den himmlischen Vater und seine schöpferische Liebe.

In den Evangelien ist überliefert und auf jeder Seite verständlich:
Die Liebe Jesu zum Leben und zu seinem Ursprung.

Jesus geht es ums Leben. Er hat den Menschen das Leben zurückgegeben:
davon erzählen die Heilungsgeschichten.

In seinen Lehren, seinen Weisungen und seinen Reich Gottes Gleichnissen hat Jesus den Weg gezeigt und erklärt. Wer sein Denken studiert und lernt so zu denken wie er, der kann – so wie Jesus selbst und vielleicht sogar noch mehr – dem Leben dienen, dem Leben aufhelfen,
die Menschen trösten und versöhnen und Frieden finden.

Deshalb verkündet das Johannesevangelium in seinem Vorwort:

Allen, die an ihn glauben, gab er Macht Kinder Gottes zu werden.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus heilt meine Seele – immer wieder – so dass sie nicht zerrissen wird von Angst und Aggression;
Jesus versöhnt mich mit meinem Leben und meiner Geschichte,
Jesus hilft mir, Frieden zu finden,
er zeigt mir den Weg des Lebens.

Und deshalb lasse ich mir den Glauben nicht ausreden, sondern feiere die Geburt meines Retters und Lehrers, der mich lehrt, ein Kind Gottes zu sein.

Fürbitten

Pr.: Gott, himmlischer Vater, du bist da, in uns und wir sind in dir.
Es ist eine unlösbare Einheit zwischen dir und uns. Deshalb beten wir für die Menschen, dass sie heil werden:

Herr, erhöre unsere Bitten.

  • Wir beten für die Mutlosen, um Mut.
  • Wir beten für die Menschen, die sich selbst Vorwürfe machen:
    um Versöhnung.
  • Wir beten für die Menschen in Armut und Not: um ein menschenwürdiges Leben.
  • Wir beten für die Glaubenden: dass sie immer besser lernen, deine Kinder zu sein.
  • Wir beten für die werdenden Mütter und Väter, um Freude und Zuversicht.
  • Wir beten für die Menschen in Russland und Belarus: dass sie vom Krieg verschont bleiben.
  • Wir beten für unsere Lieben: um Gesundheit und Wohlergehen.

Pr.: Gott, wir danken dir für das Leben, wir preisen dich für deine wunderschöne Schöpfung und wir ehren dich durch unsere Liebe zu deinen Geschöpfen. Amen.