Liebe Schwestern und Brüder,
dass Frauen immer noch weniger Lohn als Männer bekommen für die gleiche Arbeit, empfinden wir als ungerecht.
Wir sollen und wollen gerecht handeln und sein.
Ist Gerechtigkeit eine Eigenschaft, die man erwirbt oder auch verlieren kann?
Der Apostel Paulus bringt einen ganz anderen Gedanken ins Spiel:
„Nicht meine Gerechtigkeit will ich erreichen, die aus dem Gesetz hervorgeht.“ sagt er.
wir dürfen das nicht falsch verstehen: Paulus ist der letzte, der dazu aufrufen würde, gegen das Gesetz zu handeln. Er macht aber darauf aufmerksam, dass es für Menschen unmöglich ist immer und absolut gerecht zu handeln. Daran scheitern wir – zwangsläufig.
Stattdessen strebt Paulus nach der Gerechtigkeit, die Gott schenkt.
Gott schenkt uns den Status eines Gerechten. Er übersieht nicht unsere Ungerechtigkeit – aber er verurteilt uns nicht dafür. Aus seiner Zuneigung zu uns heraus, gibt er uns die Belohnung eines Gerechten.
Das ist doch auch die Quintessenz in dieser Begebenheit mit der Ehebrecherin: Sie hat sich schuldig gemacht. Sie hat gegen das Gesetz verstoßen. Sie ist eine Sünderin. Ihr Handeln ist Unrecht, ungerecht.
Jesus stellt das nicht in Frage. Aber er stellt eine entscheidende Frage:
Ist jemand da, der von sich sagen könnte, er wäre anders?
Deshalb ist es wichtiger, dass ich daran glaube, dass Gott mich gerecht macht – trotz meiner Ungerechtigkeit. Dann werde ich nicht mehr urteilen und andere verurteilen. Ich werde an ihrer Seite stehen und daran glauben, dass Gott uns als gerecht gelten lässt. Den anderen und mich.
Das MISEREOR Motto „Es geht. Gerecht!“ ruft uns dazu auf, dass wir dieser zuvorkommenden Gerechtigkeit Gottes antworten.
Glauben wir daran, dass es auf der Welt gerecht geht.
Glauben wir daran, dass der Mensch gerecht sein kann wie Gott selbst.
Es geht, dass der Mensch daran denkt und überlegt:
Gerecht ist nicht, wenn ich meinen Vorteil gegenüber anderen nutze.
Gerecht ist, wenn ich darauf verzichte.
Gerecht ist, wenn wir in Deutschland weniger Treibhausgase produzieren, weil es allen Menschen hilft.
Es ist nicht gerecht, wenn wir darauf bestehen, was wir uns verdient haben. Gerecht ist, wenn wir Umstände herstellen, dass auch andere sich etwas verdienen können.
Bei all dem geht es aber wieder nicht darum, dass wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen: wir sind so gerecht. Denn wir sind es nie ganz.
Es geht nicht darum ein Gesetz zu befolgen. Es geht darum, dass wir Gott nachahmen und seine Gerechtigkeit, die zuteilt, ohne dass ein Verdienst vorliegt.
MISEREOR handelt aus diesem Glauben:
MISEREOR unterstützt deshalb so viele Initiativen, in denen Menschen ihre Lebenssituation analysieren und dann Projekt entwickeln, um ihre Situation zu verbessern
MISEREOR setzt sich auch sehr dafür ein, dass wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wir unser Handeln verändern können und etwas dazu beitragen, dass die Erde auch im Süden bewohnbar bleibt.
Liebe Schwestern und Brüder.
Jesus hat dieser Frau gezeigt: Es geht, dass du daran glaubst, dass Gott dich gerecht macht. Es geht gerecht. Auch du kannst daran glauben, dass gerecht sein für dich geht.
Diesen Glauben möchte ich in uns bestärken.
Nicht, dass wir immer und in allem gerecht wären.
Aber wir können jederzeit gerecht sein. Wir können die Ungerechtigkeit beenden – weil Gott uns die Möglichkeit dazu gibt und nie damit aufhört. Es ist wirklich eine Glaubensfrage: Glaube ich daran, dass gerecht geht;
dass Gottes Gerechtigkeit geht. Wenn ich daran glaube, werde ich auch selbst so handeln und merken: Gerecht. Das geht.