Liebe Schwestern und Brüder,
Wir beschließen das Jahr 2022!
In diesem Jahr ist viel passiert: Kinder wurden geboren, Menschen haben geheiratet, viele haben erfreuliches erlebt und Erfolge errungen, es gab viel Hilfe für andere Menschen, neue Anfänge wurden gemacht.
Aber es wurden auch Menschen zu Schaden gebracht bei Verkehrsunfällen und Verbrechen, Freunde und Ehepaare haben sich zerstritten, Junge und Alte sind schwer krank geworden oder gar verstorben …
Jeder mag sich fragen: was ist bei mir passiert?
Auch in der weltweiten Menschheitsfamilie und in unserer Kirche ist viel passiert. Im Gedächtnis stehen die schlimmen, skandalösen, fürchterlichen Ereignisse im Vordergrund: Naturkatastrophen wie auf den Philippinen, Krieg, Inflation, Seuche, Gutachten über sexuellen Missbrauch in mehreren Diözesen, die Kirchenaustritte und der Kampf für oder gegen Reformen in der Kirche.
Das sind nur wenige Schlaglichter. Dieses Jahr 2022 beschließen wir.
Was heißt das eigentlich, ein Jahr beschließen?
Eigentlich passiert es ja einfach: Eine Sekunde folgt der anderen bis die Uhr auf 12 umschlägt – dann ist es vorbei das Kalenderjahr 2022.
Und außerdem: Der 1. Januar und die darauf folgenden Tage und Wochen setzen das fort, was in den Monaten vorher geschehen ist. Der Anfang eines neuen Kalenderjahres unterbricht nicht die Zusammenhänge und Wirkungen der Ereignisse und menschlichen Handlungen.
Wir Menschen geben solchen Jahrestagen eine besondere Bedeutung:
Für uns ist es wichtig, dass uns bewusst wird: Vergangen ist vergangen.
Nichts können wir ungeschehen machen. Versäumtes bleibt versäumt.
Das ist jeden Tag im Jahr so – an Silvester machen wir es uns bewusst und ebenso, dass jeder Tag ein Geschenk ist, mit so vielen Gelegenheiten, das Leben und das Miteinander zu gestalten.
Wie können wir also das vergangene Jahr, wie jeden Tag beschließen?
Das erste ist der Dank – trotz allem, was wir bedauern, bejammern und betrauern. Dank für das Leben. Dank für die Menschen, die mit uns leben. Dank für die Schöpfung, die uns trägt und nährt. Dank an den, der uns und allen Lebewesen den Lebensatem einhaucht. Dank für die schöne Musik, das schöne Bild, den guten Geschmack und für vieles, das nur jeder für sich selber weiß.
Das zweite ist das Annehmen: Was immer auch mit uns geschah, es ist unser Leben. Wenn es uns gar zu schwerfällt, können wir vielleicht wenigstens darum beten, dass wir es annehmen können: auch wenn es schlimm oder traurig ist. Wenn wir annehmen können, können wir auch verwandeln und verarbeiten und verändern.
Das dritte ist loslassen: Wir haben dies und das erlebt und vollbracht – Gutes und weniger Gutes und vielleicht auch Schlechtes. Was gestern war ist vergangen. Es soll uns nicht daran hindern, weiter zu gehen und uns dem neuen Jahr und jedem neuen Tag zuzuwenden.
Die Erinnerung wird uns ermutigen oder mahnen, in der Gegenwart gut und im Geist Gottes zu handeln.
Aus den Gedanken über das Beschließen des vergangenen Jahres wird ein Gebet:
Danke Gott und den Menschen für alles Gute, das ich in diesem Jahr erleben durfte,
Gib mir Mut und Vertrauen, anzunehmen und zu tragen, was mir Gutes und Schlechtes widerfahren ist. Hilf mir, es zu verwandeln, dass daraus Gutes wächst und entsteht.
Und, himmlischer Vater, verzeih mir, meine Lieblosigkeiten, meine Unzulänglichkeiten, meine Gleichgültigkeit, Schau auf meine guten Taten, auf die Liebe, die ich geschenkt habe und hilf mir, im neuen Jahr das Leben mit Liebe zu füllen.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn es uns gelingt, das alte Jahr gut zu beschließen, breitet sich Frieden in uns aus. Ein versöhnter Friede, der uns das neue Jahr zu beginnen: zuversichtlich, dass wir wieder jeden Tag das Licht Gottes in dieser Welt zum Leuchten bringen können.
Fürbitten
Lektor/in: Himmlischer Vater, am letzten Abend in diesem Jahr beten wir voll Vertrauen zu dir:
- Für die Kinder und Erwachsenen, die in diesem Jahr getauft wurden:
Dass deine Geistkraft in ihnen wirkt. Gott, du Quelle des Geistes. - Für alle, die das Sakrament der Eucharistie feiern: dass sie Freude daran haben, in der Gemeinschaft der Glaubenden dir zu danken.
Gott, du Quelle der Freude. - Für alle Gefirmten: dass sie das Leben anderer Menschen hell machen.
Gott du Quelle des Lichts. - Für alle Eheleute: dass sie in der gegenseitigen Liebe deine Liebe erfahren. Gott, du Quelle der Liebe.
- Für alle, die mit dem Öl für die Kranken gesalbt wurden: dass sie von Angst verschont bleiben, dass sie auf Heilung hoffen und sich dir anvertrauen. Gott, du Quelle der Hoffnung
- Für alle, die als Diakone, Priester und Bischöfe und in den kirchlichen Berufen in den Dienst des Volkes Gottes gestellt sind: dass sie die frohe Botschaft voll Freude verkünden und die Sakramente mit den Glaubenden voll innerer Hingabe feiern. Gott, du Quelle des Lebens.
- Für alle Verstorbenen, besonders für den verstorbenen Papst Benedikt: dass sie im Licht Gottes vollkommene Freude finden.
Priester: Du, gütiger Vater, bist immer bei uns, alles Tage unseres Lebens, wir dich einst schauen in deiner Herrlichkeit. Amen.