10.04.23: Ostermontag

Liebe Schwestern und Brüder,
der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi ist der Dreh und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Wäre Christus nicht gestorben, gäbe es keine Auferstehung. Wäre Jesus nicht auferstanden wäre sein Leben vergeblich gewesen.

Seine Auferstehung ist ein himmlisches Ereignis – kein irdisches.
Und er – der Auferstandene Jesus Christus ist kein irdischer Mensch mehr.
Das zeigen die Ostererzählungen dadurch, dass Jesus unversehens „erscheint“ und ebenso plötzlich nicht mehr zu sehen ist. So ging es auch den beiden Jüngern, die ihn beim abendlichen Mahl am Brot brechen erkannten.

Es hilft nicht weiter zu fragen: Was haben die genau erlebt? Was haben sie gesehen?

So verschieden die Ostererzählungen auch sind: sie stimmen in einem Aspekt überein: Sie beschreiben etwas, das den Jüngern widerfahren ist. Sie haben es sich nicht ausgedacht. Es ist nicht das Ergebnis ihrer Überlegungen, sondern es wurde ihnen geoffenbart.

Und was sie erlebten, war so stark, dass sie das Risiko eingingen, die Auferstehung Jesu zu verkünden und auch, dass Jesus der Messias ist, der Gott und Menschen miteinander versöhnt.

Es war ein Risiko, denn Jesus war ja gerade erst hingerichtet worden, weil er als Messias mit göttlicher Vollmacht aufgetreten war.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu Christi ist der Anfang von allen.
Schon wenige Tage nach Jesus Tod verkündeten die Jünger:
Jesus ist auferstanden und er wird auch uns auferwecken und alle die glauben.

Dieser Glaube ist die Wurzel für die Sorge um die Witwen und Waisen, für die Kranken und Armen. Dieser Glaube hilft uns, auch in den Schwierig­keiten und Problemen und Katastrophen aufrecht zu bleiben.
Denn wir haben versstanden: es kommt darauf an, dass wir Gottes Barmherzigkeit und Großzügigkeit unseren Mitmenschen zeigen.

07.04.23: Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben – wieder – gehört, wie Jesus festgenommen, angeklagt, verur­teilt, gefoltert und getötet wurde. Diese Leidensgeschi­chte ist nicht schön anzuhören. Aber wir tun es, weil das Leiden Jesu für uns Christen von größter Bedeutung ist. Warum eigentlich? Warum musste Jesus sterben?

Er starb, weil die jüdische Obrigkeit verurteilt Jesus nach ihrem Gesetz wegen Gotteslästerung zum Tod.
Sie hatten Angst, dass „alle an ihn glauben“. Dann würde vielleicht das Abkommen mit den Römern platzen und sie würden ihre Stellung und den Tempel und damit ihr gutes Auskommen verlieren.

Pilatus, der Vertreter der römischen Staatsgewalt, verurteilte ihn als „König der Juden“ also als einen Aufwiegler, einen, der die Staatsmacht nicht anerkennt, der die Macht an sich reißen will.

Warum starb Jesus? Mit diesen Erklärungen findet diese Frage für mich noch nicht eine richtige Antwort. Und außerdem: Es ist auch schwer und vielleicht gar nicht ganz möglich, diese Frage zu beantworten.

Jesus wäre für uns nicht der, der er ist, wenn er eines Tages an einer Krankheit oder an Altersschwäche gestorben wäre. Dieser Tod, diese Verurteilung gehört zu seinem Leben und war ihm – so erkennen wir im Nachhinein – von Anfang an vorbestimmt. Alle vier Evangelien stimmen darin überein, dass Jesus einen solchen Tod sterben musste. Sein ganzes Leben führte – trotz aller Begeisterung in Galiläa – auf dieses Ziel hin.

Aber warum musste Jesus sterben?

Wir können und dürfen und wollen die Augen nicht davor verschließen: Jesus starb, weil wir Menschen Sünder sind: Wir beschuldigen zu Unrecht. Wir erzählen falsche Gerüchte, Wir verraten. Wir sind bereit, um des eigenen Vorteils willen jemandem zu schaden, wir üben Gewalt, wir folgen unserer Angst, wir lassen uns aufhetzen und manipulieren.

An diesen Sünden ist Jesus gestorben. So wie jeden Tag Menschen an diesen Sünden sterben. Und wenn jemand es auf den Punkt bringt und sagt: „Diese Wirtschaft, diese Politik, tötet“ – wird er dafür ausgebuht – auch in unseren Tagen.

Warum musste Jesus sterben?

Das Evangelien erklärt immer wieder: Jesus musste sterben, damit wir an ihn glauben und durch den Glauben an ihn gerettet werden. Einer seiner letzten öffentlich im Tempel gesprochen Sätze ist: „Ich bin nicht in die Welt gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten.“

Nach diesen Worten ist Jesu Tod tatsächlich ein Tod für uns. Denn mit der Hingabe seines Lebens besiegelt Jesus seine Sendung, die er so beschreibt: „Der Auftrag meines Vaters ist ewiges Leben“.

Niemals würden wir diese Worte heute noch zitieren, wenn Jesus nicht bereit gewesen wäre, dafür sein Leben zu geben. Dadurch aber haben sie Kraft: sie überzeugen und sie wirken in den Menschen und bewegen die Glaubenden dazu, das Werk Jesu weiterzuführen und Menschen zu heilen und zu versöhnen.

Deshalb sagt Jesus zu Recht wiederholt: Der Menschensohn muss all das erleiden, „damit durch mich der Vater verherrlicht wird und damit ich im Vater verherrlicht bin“. Das bedeutet nichts anderes als:
Durch mein Leiden bin ich meinem Vater und seinem Auftrag treu. Er hat mich gesandt, den Menschen ewiges Leben zu verkünden.
Dass Jesus verherrlicht wird, bedeutet auch: „Alle Welt wird erkennen, dass meine Botschaft wahr ist: Gott schenkt Vergebung und ewiges Leben.
Das erste und wichtigste dabei ist: Gott über alles lieben und den Nächsten lieben, wie sich selbst.“

Jesus wird dadurch verherrlicht, dass wir Christen – gleich welcher Kirche – sein Werk weiterführen.
Es darf im Volk Gottes keinen höheren Wert geben als diesen:
Nichts darf uns daran hindern, diese Sendung zu erfüllen:
Nicht die Angst vor den Menschen und ihrem Urteil.
Nicht das Festhalten an der Spaltung des Volkes Gottes,
nicht die von der Kirche selbst festgesetzten Gesetze.

Jesus hat seinen Jüngern dafür die Vollmacht gegeben: Alles, was ihr bindet, wird auch im Himmel gebunden sein und alles was ihr löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

06.04.23: Feier vom letzten Abendmahl

Liebe Schwestern und Brüder,
in Syrien und in der Türkei wankte buchstäblich der Boden unter den Füßen – Häuser stürzten ein. 10.000ende Menschen starben.
Innerhalb weniger Minuten geriet das Leben von Millionen von Menschen aus dem Gleichgewicht.

Was da buchstäblich geschah, passiert jeden Tag ungezählten Menschen:
eine Krankheit verändert das ganze Leben, ein Unfall stellt alles auf den Kopf, ein Partner trennt sich vom anderen, die Arbeitsstelle geht verloren, der Arbeitsplatz wird gekündigt, …

Ganz Europa – ja fast die halbe Welt – ist unsicher geworden durch den Krieg, den Putins Russland vom Zaun gebrochen hat. Der Weltfriede wankt. Unser Verhältnis zu China ist fragwürdig und unsicher. Die Demokratie ist in vielen Ländern brüchig geworden.

Die Erwärmung der Atmosphäre verändert die Lebensmöglichkeiten in vielen Ländern der Erde: Ernten, Tierhaltung, Trockenheiten und Überschwemmungen, Erdrutsche und, und, und.

Vermessen wäre es, zu sagen: „Keine Angst! Das wird sich alles wieder lösen. So schlimm wird es schon nicht“. Es kann tatsächlich sehr schlimm werden. Schlimmer, als wir es uns vorstellen möchten.

Dem, der wahrnimmt, wie unsicher der Grund ist, auf dem wir leben, stel­len sich diese und ähnliche Fragen: „Was zählt für mich? Was will ich? Wofür strenge ich mich an? Worüber kann ich mich freuen? Was gibt mir Kraft?“

Komprimiert: „Was hilft mir leben?“ und: „Wie geht das Leben weiter?“

Eigentlich sind uns die Antworten auf diese Fragen ins Herz geschrieben.
Uns: also jedem Mitglied der Menschheitsfamilie. Wer in sich hineinhört und erkennt, dass er ein Teil dieser Menschheitsfamilie ist, kann die Antwort in sich finden. Als Glaubender Mensch sage ich: Gott schreibt uns Menschen die Antwort ins Herz – Wir brauchen nur auf ihn hören.

Jesus von Nazareth, den wir unseren Erlöser und Herrn nennen,
hat in seinem Leben und Lehren die Antworten gegeben, die jeder in seinem Herzen finden kann:

Er hat geheilt – nicht nur in einem begrenzten Sinn als Wunderheiler.
Er hat den Menschen gezeigt, dass sie für ihn wertvoll und wichtig sind und liebenswert. Dieser Aufgabe hat er sich hingegeben, mit Haut und Haar und ganzer Kraft.

Gestritten hat er auch: mit Menschen die an der bestehenden Ordnung interessiert waren, weil sie in dieser Ordnung oben waren und also bessergestellt. Über manche Menschen urteilten sie, dass sie wertlos sind und nicht liebenswert, sondern zu verachten, wenn sie die Regeln nicht annehmen. Jesus wollte und konnte nicht hinnehmen, dass Menschen sich zwischen Gott und andere stellen.

In der Fußwaschungserzählung verdichtet das Johannesevangelium dieses heilende Leben Jesu: Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Ihr sollt es ebenso machen.

Das ist die eine Antwort: Wie sehr auch die Erde wankt: die Sendung bleibt gleich: Heilt Menschen; zeigt ihnen dass sie für euch und für Gott liebenswert sind.

Die zweite Antwort schließt diesen Aspekt mit ein:
Jesus sagt beim Mahl: Das ist mein Leib, mein Blut – für euch gebe ich es hin, damit ihr glaubt, damit ihr glaubt: mir und an mich.
UND: Er teilte das Brot an seine Jünger aus:
Das hilft uns zu leben: Dass wir miteinander teilen. Das Brot und noch mehr: unsere Hoffnung, unser Vertrauen, unsere Schwachheit, unser Versagen, unser Bedauern und unsere Begeisterung.

Jesus sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. So werdet ihr immer wieder stark. So helft ihr euch gegenseitig, auf die Stimme in euch zu hören, auf die Antwort, die Gott jedem ins Herz geschrieben habt und die ich euch vorgelebt und gelehrt habe.

Heilen und Teilen: die Hoffnungen und Ängste, die Leiden und Freuden. Das hilft uns zu leben und so geht das Leben weiter.

02.04.2023: Palmsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Auf ein kleines Detail lenke ich ihren Blick.

In der Verhandlung vor Kajaphas, dem Hohepriester,
als sich keine zwei Zeugen finden, die das gleiche gegen Jesus aussagen,
drohte der Prozess gegen Jesus schon zu scheitern.

Eine Verurteilung wäre – nach jüdischem Recht – nicht möglich.

Deshalb unterbricht Kajaphas – so wie es das Ev. darstellt –
und befragt Jesus direkt. Er beschwört ihn und fragt:

Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott:
„Bist Du der Christus, der Sohn Gottes?“

Jesus antwortet: Du hast es gesagt.

Und noch bevor der Hohepriester Jesus für diese „Gotteslästerung“ verurteilt, fügt aber Jesus hinzu:

„Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“

Das Evangelium verkündet so den Glauben:

Jesus ist der Weltenrichter – auch über Kajaphas und den Hohen Rat.

Der nun aber – das wissen wir aus dem ganzen Evangelium – ist kein Richter, der Freude daran hat, Höllenstrafen zu verkünden.

Sein Gericht ist ein anderes.

Sein Gericht ist der Zuspruch der Gnade, des Lebens, des Heils.

Durch sein Gericht wird offenbar, was „Recht“ ist:

Recht ist es, Hungernde zu speisen, und Gefangene zu befreien.

Unrecht hingegen ist, vom Elend der Menschen ungerührt zu bleiben und Hilfe zu verweigern.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus sitzt zur rechten der Macht, der König des Friedens. Wir wollen so leben, dass wir uns auf sein Gericht der Gnade freuen können, wenn offenbar wird, dass wir recht getan haben.