29.10.23: 30. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Zu Beginn der Tauffeier werden die Eltern angesprochen: „Sie haben für Ihr Kind um die Taufe gebeten. Es soll lernen, Gott und den Nächsten zu lieben, wie Jesus es vorgelebt hat. Sind Sie sich dieser Aufgabe bewusst?“
Das ist die knappste Zusammenfassung, die es für das Christ sein gibt!
Jesus selbst hat so erklärt, was seiner Meinung nach, das Wichtigste sei.

Ich möchte – in der gebotenen Kürze – über zwei Fragen nachdenken:
Was heißt es eigentlich, Gott zu lieben? Und:
Wie geht Nächstenliebe in unserer Zeit?

Mit dem ganzen Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Herzen sollen wir Gott lieben! Das ist viel verlangt. Denn wir können Gott nicht sehen, sie hat keine Gestalt, er singt weder in Tenor noch in Bass.

Zudem ist Gott vollkommen: er braucht keinen Trost, keine Zärtlichkeit.
Er ist die Fülle! Ich kann ihm nichts geben. ‑ Wie kann ich ihn lieben?

Die Liebe zu Gott ist weder die Kinderliebe noch die Elternliebe, weder die begehrende noch die hingebende Liebe. Trotzdem kann jeder dieser Arten der Liebe etwas andeuten, wie ich Gott lieben kann:

Wie ein Kind vertraue ich ihm und werfe mich ihm in die Arme. Ich möchte so sein wie er. Ich möchte können, was er kann. Ich schaue alles von ihm ab. Ich habe nicht die geringste Hemmung, meinen Schmerz, meinen Ärger und Zorn und meine Freude und mein Glück vor ich auszuleben.

Wenn Sie es abstrakter wollen und in sachlicher Sprache:
Gott ist der, dem ich für mein Leben danke!
Er ist der Größte und Wichtigste. Deshalb will ich nach seinem Willen handeln. Auf niemanden will ich mehr hören als auf ihn.

Gott ist meinen Augen und Ohren verborgen, ich kann ihn nicht tasten und riechen. Ich muss ihn mit dem suchen, worin ich ihm am ähnlich­sten bin: Mit meinem Willen, mit meiner Sehnsucht, mit meiner Seele, mit meinem Denken. Und zwar immer versehen mit dem Wörtchen „ganz“.
Da ich ohne Gott weder Vergangenheit noch Gegenwart noch Zukunft hätte, da ich ganz und gar an ihm hänge, liebe ich ihn mit ganzem Herzen, mit meinem ganzen Denken und mit meiner ganzen Seele.

Auf ihn ist alles ausgerichtet: das ganze tägliche Leben und Streben – vom Zähneputzen bis zur Mühe um die Liebe in der Partnerschaft.

Ich vergesse nicht Gebet und Mediation und Gottes­dienst. Da wenden wir uns Gott ausdrücklich zu, und hoffen, dass unsere Seele ihn hört und wir machen ihn zur Hauptsache unseres Lebens.

Und wie geht Nächstenliebe in unserer Zeit, in der geschossen und gebombt, gestochen und mit Bombendrohungen erschreckt wird?
Die 1. Lesung öffnet uns die Augen:

Israel wird schon während seines Auszugs aus Ägypten von Gott gemahnt:
Es hört sich martialisch an: „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen. Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.“

Es geht bei der Nächstenliebe nicht um unsere Liebsten, sondern um die Fernsten: Um die Fremden, um „Anderen“. Gerade all die Gewalt zeigt, wie verkehrt sie ist und wie notwendig und segensreich die Liebe ist:

Wenn die Hamas und das palästinensische Volk einmal anerkennen, dass Israel die Heimat ist für die Juden und wenn die Menschen im Staat Israel einmal anerkennen, dass Palästina die Heimat der Palästinenser ist und ihnen gehört; wenn alle anerkennen, dass der andere in Frieden und vom Ertrag seiner Arbeit leben soll, dann hat die Liebe gewonnen, dann werden die Frauen nicht mehr zu Witwen und die Kinder nicht mehr zu Waisen.

So leicht es ist, dies hier zu sagen – so wahr ist es auch!
Und es lässt sich so ähnlich sagen – wahrscheinlich für jeden Ort, wo man mit Gewalt versucht, den anderen aus dem Weg zu räumen.

Den Nächsten lieben heißt: seine Not wenden und mit ihm teilen, damit es ihm wohl ergeht.

Davon sagt Jesus ganz am Ende seines Weges nach Jerusalem:
Gott wird sagen: Was du dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Gott lieben heißt am Ende: Daran glauben, dass die uneigennützige Liebe, die zuvorkommende Liebe, die helfende Liebe, die teilende Liebe das größte und wichtigste ist.

22.10.2023: Weltmissionssonntag – 29. So im Jkr

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
bei einem ist es früher, bei einem anderen später:
ab einem gewissen Alter drängt sich der Gedanke auf:
Mein Leben neigt sich dem Ende entgegen. Die Zeit, die vor mir liegt, kann jeden Tag zu Ende sein.

Das ist eine heilsame Erkenntnis. Die richtige Folgerung daraus ist: Also ist jeder Tag kostbar und ich möchte so leben, dass ich mir nicht denken muss:
Warum hab ich da nicht angerufen?
Warum hab ich das auf später verschoben?

Es gilt jeden Tag zu nützen, dass es ein Tag ist,
der erfüllt und sinnvoll war:
vor allem auch, durch das Gute, das wir anderen erweisen.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Drei Freunde bekommen Lego Steine.
Der eine erkennt sofort, was man damit alles bauen kann und hat seine helle Freude daran, ein tolles Kreuzfahrtschiff zusammenzubauen.
Ebenso der andere, er baut eine Ritterburg – fast wie Burg Eltz, wo er kürzlich mit seinen Eltern war.
Der Dritte – was glauben Sie, wie ich jetzt fortfahren werde – so ähnlich wie im Gleichnis von den Talenten! Ja genau. Am Ende fordert man ihn auf, seine Legos den anderen beiden zu schenken, weil sie bei ihm immer noch originalverpackt herumliegen. Irgendwie macht es ihn dann doch traurig.

Liebe Schwestern und Brüder,
zum Glück ist der dritte nur das schlechte Beispiel, wie man es nicht machen soll. Sein Beispiel sollen wir nicht nachahmen, damit es uns nicht so geht.

Gibt es solche Looser, solche Verlierer? Kennen sie welche?
Kennen Sie Gewinner, wie die ersten beiden, die ihre Talente verdoppelt haben?

Wie könnten wir Christen wieder zu solchen Gewinnern werden?
Genau darum geht es nämlich in dem Gleichnis:

Das viele Geld, die lange Abwesenheit des Mannes, der auf Reisen ging, das alles ist ein Beispiel! So sollen wir es machen, bzw. nicht machen.

Wenn wir es richtig machen, wenn wir Gottes Herrschaft stark machen, dann wird uns die Freude des Reiches Gottes vervielfacht – sagen wir „verhimmelfacht“ werden.

Der Ausgangspunkt, liebe Schwestern und Brüder ist, die Freude über die Legosteine – Entschuldigung: die Freude über das Reich Gottes, für das Jesus uns die Augen geöffnet hat:

Wir haben einen wunderbaren und riesigen Schatz empfangen:
die Erkenntnis, dass es in der Welt, im Leben nur um eines geht:

Wie wird die Liebe mehr! Wie wird der Riesenschatz an Liebe und Vorschussvertrauen, den Gott uns gibt, mehr?

Wem können wir diese Liebe schenken? Wer braucht sie am dringendsten? Wie können wir das tun?

Wie wird das Leben um mich herum mit Liebe angereichert?

Liebe Schwestern und Brüder!
ich will mich eigentlich mit nichts anderem aufhalten.
Meine Aufgabe ist nicht zu überlegen, wie der Bischof besser sein könnte, oder die Stadtverwaltung, oder die bayerische Staatsregierung.
Mein Auftrag ist nicht das zu tun, was andere tun müssen.

Mein Auftrag ist, da wo ich lebe,
den Menschen, die mir dabei begegnen,
und mit denen zusammen ich etwas unternehme,
mit Liebe zu begegnen, und aus Liebe zu sprechen und zu handeln:
Nicht aus Sorge um mich selbst, sondern aus Liebe zum anderen.

Wenn ich die Liebe in der Welt mehren kann,
wenn ich den Willen zur Liebe stärken kann,
wenn ich die Liebe sehen und bewundern  kann, die andere üben,
dann vermehrt sich die Freude über den riesigen Schatz,
der uns anvertraut ist.

Gott bewahre mich davor aus Angst, ich könnte versehentlich etwas Falsches tun, und es wäre es alles umsonst, nichts zu tun.
Ach wie traurig wäre das. Nein, ich will wuchern mit dem Talent, das uns allen gegeben ist,
mit der Freude über die Erkenntnis:
Die Liebe ist das wichtigste im Leben der Menschen.
Und wo die Liebe ist, da ist Gott!

Fürbitten

Lektor/in: Guter Gott und Vater, du hast uns die Erde anvertraut, dass wir sie zu einem Ort deiner Herrschaft machen. Dazu brauchen wir deinen Geist, der uns Mut und Vertrauen gibt. Darum bitten wir dich:

Himmlischer Vater:    (A) Schenke Mut und Zuversicht

  • Bewahre uns vor Resignation, wenn wir längere Zeit Schwierigkeiten aushalten müssen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Krankheitsdiagnosen künden manchmal das Ende eines unbeschwerten Lebens an. Schenke allen Betroffenen den Blick für das, was möglich geblieben ist und den Glauben an deine Nähe.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die ihrem Leben keinen tieferen Sinn geben: Dass sie aus der Gleichgültigkeit herausfinden und erkennen, wie viel Freude sie anderen schenken können.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die Verluste erlitten haben, über die sie nicht hinwegkommen. Dass sie Menschen haben, die bei ihnen bleiben und ihnen so Mut und Zuversicht geben.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für die Menschen, die alles negativ sehen: dass sie zur Freude des Glaubens gelangen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

Lektorin: Barmherziger Gott, dein Wort: „Ich bin bei euch“ wird niemals vergehen. Wir danken dir für dein Versprechen und hören nicht auf dir Gott zu danken heute und in Ewigkeit.

Gebet am Volkstrauertag:

Die Namen vieler Männer, die im Krieg ihr Leben lassen mussten stehen hier aufgeschrieben. Sie waren Teil eines grausamen Geschehens, in dem Männer einander und Frauen und Kinder töteten. Frauen wurden vergewaltigt, Häuser angezündet, menschliche Seelen verletzt und in lebenslange Bitterkeit und Trauer gestürzt. Noch heute leiden nicht wenige unter diesem Erbe.

Krieg bringt Zerstörung und Tod. Er entmenschlicht die Menschen – auf jeder Seite der Front.

Besonders traurig macht, dass diese Männer von einem Diktator, einem Menschenfeind, einem Judenhasser in den Tod getrieben wurden, der viele in unserem Land in seinen mörderischen Bann gezogen hat.

Denken wir an die vielen Kriege, die derzeit auf unserer Erde geführt werden und wünschen uns, dass dieser Gräuel endlich zu Ende geht.

Lasst uns Beten:
Hab Erbarmen, Gott unser Vater, mit uns Menschen.
Immer wieder verlassen wir den Weg des Friedens.
Wir bestreiten das Recht der anderen
und denken nur an unsere Ansprüche.
Wir leben in Feindschaften und sind manchmal bereit,
dafür Unrecht zu verüben.

Sie auf unsere Not:
immer noch führen die Nationen und Stämme Kriege,
Frauen und Männer töten einander, statt für das Leben zu sorgen.

Wecke Propheten, die für den Frieden werben,
Lass sie Gehör finden. Lass uns Menschen Wege finden,
wie wir den Krieg für immer verbannen können.

Vergib denen, die im Krieg töten und getötet wurden.
Schau auf ihre Sehnsucht nach Leben und Überleben
und schenke ihnen den Frieden,
den sie in ihrem Leben nicht genießen konnten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wie kann ein Mensch so schlagfertig sein, wie Jesus? Die Frage, die man ihm stellte, was hinterhältig: „Darf man dem Kaiser Steuern zahlen oder nicht?“ Sowohl Zustimmung als auch Verneinung führen in die Katastrophe: Als Jude muss Jesus mit „Nein“ antworten – und muss mit der Verhaftung durch die Römer rechnen. Wenn er aber mit „Ja“ antwortet, ist er als Verräter offenbar, der den eigenen Glauben an den einen und wahren Herrn und Schöpfer der Welt verrät.

Die Entgegnung Jesu ist genial: Statt sich dem „entweder oder“ zu unterwerfen, findet Jesus zum „Sowohl als auch“! Der Kaiser darf fordern, was ihm zusteht – aber Gott sollen wir geben, was Gott gehört!

Waren sie jemals in einer ähnlichen Situation? Sie sollen sich entscheiden, aber jede Entscheidung ist falsch? – Die Coronaimpfung war für manche eine solche Situation: Lass ich mich impfen – viele befürchteten schlimme gesundheitliche Folgen für sich selbst. Lasse ich mich nicht impfen – dann kann eine Infektion mich niederstrecken.
Was ist richtig? Was ist falsch?

Was kann der Staat von mir verlangen?
Auf jeden Fall im Grundsatz Gesetzestreue: Verkehrsregeln, Baurecht, steuerliche Abgaben, Datenschutz, Gewaltverbot, …

Wo sind die Grenzen des Staates? Was kann er nicht von mir erwarten?

Was Gott gehört: Das ist meine Seele! Und was bedeutet das genau?
Am liebsten würde ich jetzt wirklich mit Ihnen reden, denn mich interessiert, wie sie das für sich denken und leben.
Es ist die Frage, was mir in meinem Leben wirklich wichtig ist – wofür ich sozusagen mein Leben geben würde:

  • Lieber würde ich arm werden, als durch eine Lüge reich.
  • Lieber ließe ich mich beschämen, als durch Gewalt meinen Stolz zu wahren.
  • Lieber ließe ich mir Gewalt antun, als dass meinen Lieben etwas geschieht.
  • Lieber sterbe ich, als jemand anders.
  • Lieber bleibe ich meiner Liebe treu, als Ehebruch zu begehen.

Gebt Gott, was Gott gehört – was bedeutet das?
es gibt dafür Worte, die aus der Bibel stammen, die aber heute fremd klingen und jungen Leuten kaum noch verständlich sind:

Ehrfurcht, Gehorsam und Liebe

Gott schulde ich Ehrfurcht: die Ehrfurcht vor dem Leben und der ganzen Schöpfung, die durch seine Kraft besteht und immer weiter geht.
Niemand sonst will ich höher schätzen. Niemand darf sich zwischen Gott und Menschen stellen. Gott ist der Einzige, dem die Ehre gehört.

Gott schulde ich Gehorsam, mehr als jedem anderen. Niemand kann von mir verlangen, einem anderen Unrecht zu tun. Vielmehr schulde ich Gott für Gerechtigkeit einzutreten.

Gott schulde ich Liebe, denn durch Gottes Liebe lebe ich. Sein Ebenbild soll ich sein. Die Liebe zum Mitmenschen, die Liebe zum Du, das kann Gott von mir erwarten. Liebe heißt: Du sollst leben.

Liebe Schwestern und Brüder,
dem Staat schulden wir viel. Wir sind ein Teil der großen Gemeinschaft und wir haben viele Pflichten, damit wir dazu beitragen, dass das Miteinander in der Gesellschaft friedlich und geordnet ist.

Gott aber schulden wir uns selbst – denn wir leben durch ihn und aus seiner Kraft.

01.10.23: Erntedank

Lesungen: Joel 2,21-24.26-27 – 1 Tim 6,6-11,17-19 – Lk 12, 15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Einen Bauer habe ich im Fernsehen sagen hören: „Eine solche Getreide­ernte hätte früher eine Hungersnot bedeutet. Heute kaufen wir das Getreide eben aus anderen Ländern ein!“ – Zum Glück ist das möglich.
Vielen anderen leider nicht!

Können wir dankbar sein? Haben wir Grund dazu?

Die Antwort fällt sicher verschieden aus: manche werden sich einge­stehen: Letztlich kann ich zufrieden sein – mit dem wie ich lebe und wie mein Leben verlaufen ist.

Manche werden vielleicht sagen: „Viel Glück hatte ich nicht im Leben und auch jetzt geht es mir nicht besonders gut.“

Für sie alle bedeutet „Erntedank“ jeweils etwas anderes.

Dennoch: ich will Gott danken – für diese heurige Ernte, die andere für mich eingebracht haben – und überhaupt: Ich will Gott danken!

Für das Rot der Tomaten und ihren Geschmack.
Für das Getreide und das tägliche Brot. Für Gemüse und Obst.

Dies alles ist lebendig und hält uns und alle Lebewesen – die essen, um den Hunger zu stillen am Leben!

Immer stärker wird mir bewusst, dass unsere Erde genügend Nahrung wachsen lässt für Mensch und Tier – wenn wir Menschen nicht der Habsucht verfallen und uns bewusst bleiben, dass die Erde und was auf ihr wächst, letztlich allen gehört:

Der erste Grund dankbar zu sein ist schon, dass ich bin! Ich müsste ja nicht sein. Auch ohne mich ist diese Welt schön und vollkommen. Aber es wurde mir geschenkt, da zu sein und Anteil zu haben: am Leben, am Schönen. Viele Menschen sind gut – gut zu mir.

Danke, dass ich lebe und danke für das Weltall, in dem diese Erde gehalten ist von den außerirdischen Kräften, die sie um die Sonne kreisen lassen. Diese Kräfte halten uns auf der Erde, sie lassen Gebirge wachsen und erhalten um die Erde die Hülle aus Luft, die wir atmen und die Strahlen der Sonne schenken uns Licht und wärmen uns.

Wir sind ein Teil dieser Erde – wir sind buchstäblich von der Erde genommen.

Deshalb sind wir verbunden mit allen Geschöpfen dieser Erde: Was wären wir ohne das Wasser in unseren Zellen und im Körpergewebe? Was wären wir ohne Calcium und Eisen in unserem Blut.

Liebe Schwestern und Brüder, ich will hier keine allgemeine Naturroman­tik pflegen. Es ist ein Wesenszug von uns Menschen, dass wir verbunden sind – mit allem was ist. Wenn wir dies vergessen und uns herauslösen wollen, wenn wir über Pflanzen und Tiere herrschen wollen, wenn wir die Erde ausbeuten, leugnen wir unsere Verbundenheit und unsere Abhängigkeit. Wir sägen an dem Ast, der uns trägt und hält.

Und wir würden durch unser Handeln leugnen, dass alles auf der Erde und im Weltall einen gemeinsamen Ursprung hat, dass eine Kraft in allem wirkt und wirksam ist: die Kraft zu Leben und zu sein.

Dies war der Fehler des reichen Kornbauern, dem eine so große Ernte geschenkt war. Er tat so, als sei sie sein Eigentum und vergaß, dass er verbunden ist mit allen Geschöpfen. Er vergaß, zu teilen.

Das Gleichnis lehrt uns: Wer vergisst, dass er Teil eines Ganzen ist,
dass er durch andere lebt, wer leugnet, dass er empfängt, damit er teilt,
wer sich loslöst und abschneidet von der großen Gemeinschaft des Lebens – der schneidet sich auch ab von der Quelle des Lebens, von dem, den wir Gott nennen und den wir mit dem Wort Gott meinen.

Liebe Schwestern und Brüder,
dankbar sein heißt sich verbunden und beschenkt fühlen und weckt von selbst die Bewegung zu anderen hin: Mit ihnen zu teilen und sich gemeinsam am Geschenk des Lebens zu freuen. Deshalb soll es und dürfte es unter der Gemeinschaft der Christen keine Armen geben. Unsere Dankbarkeit stiftet uns an, es dem Ursprung des Lebens, unserem Gott, gleich zu tun und miteinander zu teilen, damit wir gemeinsam Gott danken und ihn lobpreisen, der sein Leben mit uns teilt.