Hier geht es zu den Texten der Liturgie:
Einführung:
Liebe Schwestern und Brüder, damit wir uns gut fühlen brauchen wir mehr als essen und trinken – das wissen wir alle. Was brauchen wir?
Vieles und man kann nicht alles aufzählen und würdigen.
Aber ich will aus der Fülle herausgreifen:
Wir möchten uns reinigen:
Den Körper vom Schmutz und
die Seele von Wut und Traurigkeit.
Wir möchten und verlassen können,
damit wir nicht in die irre gehen. Wir suchen die Wahrheit.
Wir möchten mit anderen verbunden sein und bleiben.
Das gibt uns Halt und Sicherheit.
Wir grüßen Christus, der gesagt hat:
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.
Ansprache:
Liebe Schwestern und Brüder,
Die Bildrede vom Weinstock ist die zweite der drei Abschiedsreden Jesu nach der Fußwaschung im Johannesevangelium.
Neben dem Wortfeld vom Winzer, dem Weinstock, den Reben und den Früchten ragen drei Wörter heraus:
Johannes redet vom „wahren“ Weinstock, vom „reinigen“ und vom „bleiben“.
Gibt es auch einen „falschen“ Weinstock?
Die Jünger Jesu hatten es nach seiner Hinrichtung nicht leicht: sie waren durch Tradition und Familie gebunden an ihre jüdischen Gemeinden und Angehörigen, die Jesus für einen Irrläufer hielten.
Die Situation ist fast unsere Zeit ähnlich: Wir sind verbunden und gebunden an Freunde und Verwandte, die sich vom Glauben abgewendet haben und ihn für unnötig halten.
Es drängt sich – damals wie heute ‑ die Frage auf: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sollten wir nicht wieder zurückkehren, uns den anderen anschließen?
Dem setzt das Evangelium entgegen:
Ich bin der wahre Weinstock. Bei niemand anderen werdet ihr diese Freude und diese Lebendigkeit finden. Ihr werdet wieder Gesetzen folgen und um euer Heil bangen.
Ihr gebt die Freiheit und Kraft der Liebe auf und Zwang und Angst werden eure Seelen verdorren lassen.
Durch Jesus kommt das Leben! Wahrhaftig.
Die Reben werden „gereinigt“: Das „rein-sein“ wurde in früherer Zeit zu einem Ideal erkoren und als „unrein“ wurden hauptsächlich sexuelle Wünsche, Gedanken und Handlungen bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn man sagen würde: Alles, was sich bewegt, ist ein Auto.
Das Vertrauen in Gott und die Liebe ‑ als die größte Macht dieser Erde ‑ muss immer wieder gereinigt werden; dass wir nicht der Selbstliebe anheimfallen und allen ihren Formen: In der Regel geht es dabei immer ums Haben, ums Leisten und Verdienen – statt um das Vertrauen und sich Beschenken lassen.
Es sei die Zwischenbemerkung erlaubt, dass die christlichen Konfessionen und Kirchen in der langen Geschichte vieles der Verkündigung Jesu beigemengt haben. Man wünscht sich manchmal, dass diese Beimengungen wieder herausgefiltert würden und die davon „gereinigte“ Botschaft Jesu verkündigt würde.
Damit die Reben Frucht bringen können, müssen sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. Also mit Christus!
„Bleibt in mir und ich in euch“ – wie kann ich mir das denken?
Dass ich Jesu Worte in mir trage, dass er in mir bleibt,
dass ich das Staunen und ehrfürchtig sein vor seiner Liebe in meiner Seele bewahre,
das kann ich mir gut denken: Er ist in mir!
Dass ich in ihm bin, ist mir auch vertraut:
Er trägt mich in seinem Herzen, er sorgt sich, dass ich das Leben finde,
dass ich vertrauen kann und hoffen und lieben.
Ich habe ihnen das Bild mitgebracht:
Es zeigt viele menschliche Gesichter, die so angeordnet sind,
dass sie insgesamt ein Gesicht erkennen lassen: das Gesicht Jesu unseres Heilandes.
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir mit ihm und miteinander verbunden bleiben,
wird er durch uns sichtbar: seine leben spendende, heilende, vergebende glücklich- und selig machende Liebe. Amen.
Fürbitten
Lektorin: Gott, himmlischer Vater, durch Jesus Christus den wahren Weinstock, haben wir Anteil an deinem Leben. Sein Geist ist in uns und lehrt uns, um was wir bitten:
- Wir beten für dein ganzes Volk, für die Getauften, die zersplittert sind in hunderte von Kirchen und Gemeinschaften: dass wir gemeinsam von dir Zeugnis geben und dich verherrlichen.
- Wir beten für die vielen Menschen, die das Heil nicht von dir erwarten, sondern durch eigene Anstrengung schaffen wollen: dass sie nicht der Selbstsucht verfallen und von der Gier zerfressen werden.
- Wir beten für die Kinder, die in unserer Pfarreiengemeinschaft heute zum ersten Mahl am heiligen Mahl teilnehmen dürfen: dass sie durch den Glauben an dich stark und froh werden.
- Wir beten für die vielen Millionen Kinder, die keine so schönen Feste feiern können, weil ihnen alles fehlt und weil sie Angst haben müssen von Kugeln und Granaten getroffen zu werden: dass sie in Frieden und Sicherheit leben können.
Lektorin: Du Gott rufst uns, dass wir in Frieden zusammenleben und einer den anderen mehr achtet als sich selbst. In deiner Kraft können wir den Frieden schaffen, damit die Menschen dich loben und preisen in Ewigkeit. Amen.