28.04.24: 5. Ostersonntag

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Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder, damit wir uns gut fühlen brauchen wir mehr als essen und trinken – das wissen wir alle. Was brauchen wir?

Vieles und man kann nicht alles aufzählen und würdigen.
Aber ich will aus der Fülle herausgreifen:

Wir möchten uns reinigen:
Den Körper vom Schmutz und
die Seele von Wut und Traurigkeit.

Wir möchten und verlassen können,
damit wir nicht in die irre gehen. Wir suchen die Wahrheit.

Wir möchten mit anderen verbunden sein und bleiben.
Das gibt uns Halt und Sicherheit.

Wir grüßen Christus, der gesagt hat:
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Bildrede vom Weinstock ist die zweite der drei Abschiedsreden Jesu nach der Fußwaschung im Johannesevangelium.

Neben dem Wortfeld vom Winzer, dem Weinstock, den Reben und den Früchten ragen drei Wörter heraus:
Johannes redet vom „wahren“ Weinstock, vom „reinigen“ und vom „bleiben“.

Gibt es auch einen „falschen“ Weinstock?
Die Jünger Jesu hatten es nach seiner Hinrichtung nicht leicht: sie waren durch Tradition und Familie gebunden an ihre jüdischen Gemeinden und Angehörigen, die Jesus für einen Irrläufer hielten.
Die Situation ist fast unsere Zeit ähnlich: Wir sind verbunden und gebunden an Freunde und Verwandte, die sich vom Glauben abgewendet haben und ihn für unnötig halten.
Es drängt sich – damals wie heute ‑ die Frage auf: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sollten wir nicht wieder zurückkehren, uns den anderen anschließen?
Dem setzt das Evangelium entgegen:

Ich bin der wahre Weinstock. Bei niemand anderen werdet ihr diese Freude und diese Lebendigkeit finden. Ihr werdet wieder Gesetzen folgen und um euer Heil bangen.
Ihr gebt die Freiheit und Kraft der Liebe auf und Zwang und Angst werden eure Seelen verdorren lassen.

Durch Jesus kommt das Leben! Wahrhaftig.

Die Reben werden „gereinigt“: Das „rein-sein“ wurde in früherer Zeit zu einem Ideal erkoren und als „unrein“ wurden hauptsächlich sexuelle Wünsche, Gedanken und Handlungen bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn man sagen würde: Alles, was sich bewegt, ist ein Auto.
Das Vertrauen in Gott und die Liebe ‑ als die größte Macht dieser Erde ‑ muss immer wieder gereinigt werden; dass wir nicht der Selbstliebe anheimfallen und allen ihren Formen: In der Regel geht es dabei immer ums Haben, ums Leisten und Verdienen – statt um das Vertrauen und sich Beschenken lassen.

Es sei die Zwischenbemerkung erlaubt, dass die christlichen Konfessionen und Kirchen in der langen Geschichte vieles der Verkündigung Jesu beigemengt haben. Man wünscht sich manchmal, dass diese Beimengungen wieder herausgefiltert würden und die davon „gereinigte“ Botschaft Jesu verkündigt würde.

Damit die Reben Frucht bringen können, müssen sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. Also mit Christus!

„Bleibt in mir und ich in euch“ – wie kann ich mir das denken?

Dass ich Jesu Worte in mir trage, dass er in mir bleibt,
dass ich das Staunen und ehrfürchtig sein vor seiner Liebe in meiner Seele bewahre,
das kann ich mir gut denken: Er ist in mir!

Dass ich in ihm bin, ist mir auch vertraut:
Er trägt mich in seinem Herzen, er sorgt sich, dass ich das Leben finde,
dass ich vertrauen kann und hoffen und lieben.

Ich habe ihnen das Bild mitgebracht:

Es zeigt viele menschliche Gesichter, die so angeordnet sind,
dass sie insgesamt ein Gesicht erkennen lassen: das Gesicht Jesu unseres Heilandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir mit ihm und miteinander verbunden bleiben,
wird er durch uns sichtbar: seine leben spendende, heilende, vergebende glücklich- und selig machende Liebe. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott, himmlischer Vater, durch Jesus Christus den wahren Weinstock, haben wir Anteil an deinem Leben. Sein Geist ist in uns und lehrt uns, um was wir bitten:

  • Wir beten für dein ganzes Volk, für die Getauften, die zersplittert sind in hunderte von Kirchen und Gemeinschaften: dass wir gemeinsam von dir Zeugnis geben und dich verherrlichen.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die das Heil nicht von dir erwarten, sondern durch eigene Anstrengung schaffen wollen: dass sie nicht der Selbstsucht verfallen und von der Gier zerfressen werden.
  • Wir beten für die Kinder, die in unserer Pfarreiengemeinschaft heute zum ersten Mahl am heiligen Mahl teilnehmen dürfen: dass sie durch den Glauben an dich stark und froh werden.
  • Wir beten für die vielen Millionen Kinder, die keine so schönen Feste feiern können, weil ihnen alles fehlt und weil sie Angst haben müssen von Kugeln und Granaten getroffen zu werden: dass sie in Frieden und Sicherheit leben können.

Lektorin: Du Gott rufst uns, dass wir in Frieden zusammenleben und einer den anderen mehr achtet als sich selbst. In deiner Kraft können wir den Frieden schaffen, damit die Menschen dich loben und preisen in Ewigkeit. Amen.

13.04.24: 3. Ostersonntag

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Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus von Nazaret verehren wir als Sohn Gottes und bekennen, dass er zur Rechten Gottes des Vaters sitzt und dass er kommen wird, um Gericht zu halten über die Lebenden und die Toten.
Er gehört für uns zum himmlischen Bereich.
Wir nennen ihn Herr und Erlöser und denken dabei fast nur an seinen Tod und seine Auferstehung.

Welche Rolle spielt sein Leben für uns?
Manche sind sich gar nicht mehr sicher, ob er gelebt hat.
Das ist eine ernste Frage für alle, die ihm nicht selbst in die Augen schauen konnten, die nicht selbst seine Stimme hörten, die nicht an der Straße stehen konnten, um ihn zu sehen.

Jesus wurde zum Erlöser durch sein Leben. Der Glaube an Gottes Liebe zu ihm war die Quelle für alles, was er getan hat.
Für ihn und mit ihm preisen wir Gott unseren Vater.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Lukas erzählt eine sehr eigenartige Geschichte:
Zunächst ist der auferstandene Herr plötzlich bei den Jüngern – wie ein Geist oder Gespenst. Um genau das Gegenteil zu beweisen, ist dann die Rede davon, Jeus habe einen Fisch gegessen.

Meine wichtigste Frage ist: Was will das Evangelium eigentlich damit verkünden? Auf jeden Fall die Auferstehung Jesu, des Herrn.

Den Glauben an die Auferstehung hatte Jesus immer verkündet. Wer ihm glaubt, glaubt auch an die Auferstehung der Toten und folglich auch an die Auferstehung Jesu.
Das Grab ist nicht der letzte Platz – sondern Gottes Herrlichkeit ist das Ziel des Lebens. Die Bestattung ist wichtig für die Lebenden, die darin ihre Achtung und Liebe zum Verstorbenen ausdrücken.

Ich versuche mich in die Situation der Jünger Jesu nach Jesu Tod hinein zu versetzen. Anfänglich waren sie voll Trauer und Schmerz, mutlos und verwirrt, maßlos enttäuscht.

Allmählich erinnerten sie sich: Jesus hat von seinem Tod gesprochen. Von seinem Tod für seine Jünger. Von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Leben beim Vater. Von der Vergebung der Sünden.
Immer mehr wuchs die Sicherheit: Wir glauben auch jetzt an Jesus und seine Botschaft von der Vergebung und vom ewigen Leben.

Dieser Glaube hatte ein einziges Fundament: Das Zusammensein mit Jesus, seine immer spürbare Liebe zu jedem Menschen und sein Ruf: Kehrt um und glaubt daran, dass Gott euch liebt – weil ihr seine Kinder seid.

In den Jüngern wuchs die Überzeugung, dass sie auch jetzt, nach dem Jesus getötet war, diesen Glauben verkünden müssen. Sie verstanden immer besser, dass dies voll und ganz mit ihrem gelernten jüdischen Glauben übereinstimmt. Sie erinnerten sich auch daran, dass Jesus ihnen den Auftrag gegeben hatte, diese Botschaft zu verkünden.

Sie traten vor die Leute, auch vor solche, die Jesus nicht gekannt hatten und verkündeten (Apg): „Gott hat Jesus verherrlicht und auferweckt!“

Muss da nicht der Einwand kommen: „Sprecht ihr von einem Geist?“ Von einem Hirngespinst. Gibt es diesen Jesus überhaupt, von dem ihr redet?

Genau darauf müssen die Jünger antworten: Sie antworten mit ihrer höchst persönlichen Erinnerung an die gemeinsamen Mähler und daran, wie Jesus keinen Menschen zurückgestoßen hat: nicht die Aussätzigen und nicht die Sünder, nicht die Armen und nicht einmal die Toten.
Sie alle hat er als Kinder des himmlischen Vaters geliebt und sie diese Liebe spüren lassen: in Gesten und Worten.

Nicht ein göttlicher Geist, sondern der Jesus, der mit den Jüngern gegessen hat, den sie umarmen konnten, der am Kreuz hing –
ER leibhaftig und real – hat die einzig wahre Botschaft verkündet – so wie alle heiligen Schriften angefangen bei Moses, nämlich:

Was immer du auch tust und getan hast. Was immer dir auch geschehen ist: Kehre um und glaube daran, dass Gott dich liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
wer dies annehmen kann, hat Frieden in sich!
Den Frieden, den nur Gott geben kann.
Den Frieden, der größer ist, als alles, was einem auf dieser Erde zustoßen kann.
Dieser Friede heilt Wunden, stärkt und befreit.

Wir sind gesandt, diesen Frieden den Menschen zu bezeugen, die uns tagtäglich begegnen – wer immer sie auch sind.

Fürbitten

Lektorin: Zu Gott, der Jesus auferweckt und verherrlicht hat, wie er auch uns auferwecken wird, beten wir:

Gott unseres Lebens                   Alle: Erhöre unser Rufen

  • Für unsere Pfarreiengemeinschaft, dass der österliche Glaube in uns lebt und Früchte bringt.
  • Für die Menschen, denen der Glaube an Christus fremd geworden ist, dass sie auf der Suche nach dem Frieden bleiben, der von Gott kommt.
  • Für unsere Erstkommunionkinder: dass sie in unserer Gemeinde Heimat für ihren Glauben finden.
  • Für die hungernden Menschen in Palästina: dass ihre Not gelindert wird.
  • Für die von Wut und Trauer geplagten Menschen in Israel und Palästina, dass sie Frieden suchen und finden.
  • Für die Länder Europas, dass sie in Freundschaft verbunden bleiben und in Frieden mit ihren Nachbarn leben können.
  • Für das ganze Volk Gottes, das sich in vielen unterschiedlichen Kirchen versammelt: dass die trennenden Gräben überbrückt werden.

Lektorin: Herr Jesus Christus, du hast unter uns Menschen gelebt und hast den Menschen deine Zuneigung und Liebe geschenkt. Du befreist uns zum Leben in Gottes Gegenwart. Wir loben und preisen dich in Ewigkeit.

Alle: Amen.

07.04.2024: 2. Ostersonntag

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Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Wie schaffen sie es, in dieser Welt, die so sehr auf Genießen und Besitzen ausgerichtet ist, den Glauben zu leben.
Nächstenliebe, Gott, Glaube und erst recht Kirche stehen bei vielen unserer Mitmenschen nicht auf der Tagesordnung.

Zweifeln sie manchmal daran, ob der christliche Glaube noch eine Chance hat? Die hat er, wenn wir an Christus glauben und wenn wir gemäß diesem Glauben unsere Mitmenschen achten, für Not Leidende spenden, einander beistehen und Gott preisen und ehren.

In dieser Stunde dürfen wir uns gegenseitig im Glauben bestärken, wenn wir das Brot brechen und uns auf Gott und seinen Willen konzentrieren.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Als Lesung hörten wir einen Abschnitt aus dem 5. Kapitel des 1. Johannes­briefs und darin den Satz: „Was von Gott abstammt, besiegt die Welt. Unser Glaube hat die Welt besiegt. Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist.“

Kurz gesagt: Der Glaube, dass der gekreuzigte Jesus Christus der Sohn Gottes ist, besiegt die Welt.

So ein Satz hat es in sich: Abgesehen von dem uns vertrauten Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, ist darin die Rede von der Welt – was ist damit gemeint? – und mit dem Sieg über die Welt.

Das Johannesevangelium und die drei Johannesbriefe haben eine ganz eigene Ausdrucksweise. Das beginnt schon im Prolog, wo es heißt: „Das wahre Licht kam in die Welt“. Welt bezeichnet da nicht einfach die Welt als die Welt, in der wir leben, sondern die Welt der Menschen. Und zwar der Menschen, die den Gesetzen der Welt gehorchen:
Der stärkere hat Recht. Geld regiert die Welt. Gibst du mir, geb‘ ich dir.
Nichts gibt es umsonst. Hast du was, dann bist du was. Usw.

Wer über diese Welt siegt, richtet sich nach diesen Gesetzen, sondern nach den Geboten Gottes, nämlich: Dass wir Gott lieben und an Jesus glauben und den Mit-Menschen lieben, so wie uns selbst.

Deshalb ist es nur scheinbaren paradox zu sagen, dass Jesus die Welt dadurch besiegte, dass es sich an Kreuz schlagen lies und den Tod auf sich nahm. Im absolut ausschlaggebenden Moment hat er sich den Gesetzen der Welt nicht unterworfen und genau dadurch die Welt besiegt.

Wer an Christus glaubt, kann so wie er die Welt besiegen. Durch den Glauben haben wir die Kraft, nicht nach den Gesetzen der Welt zu leben, sondern Gott zu lieben und den Nächsten, wie uns selbst.

– Ich gebe zu, dieses Denken mit Johannes ist ein wenig fremd und ein wenig hoch – wegen der Ausdrucksweise, aber auch durch den Inhalt: Jesus hat die Welt besiegt, als er sich an Kreuz schlagen ließ und so können und wollen auch seine Jünger, wir Glaubenden, die Welt besiegen.

Von diesen Gedanken her, erschließt sich aber auch der Sinn der Geschichte von Thomas: Kurz gesagt:
Johannes erzählt es so, dass Johannes, so wie die anderen Jünger, Jesus an den Wunden erkannte, an den Wunden der Kreuzigung!

Jesus ist der Sieger über den Tod, weil er den Tod auf sich nahm!
Genau dadurch hat er sich als Sohn Gottes erwiesen, dem die Liebe zu Gott und den Menschen das wichtigste ist – wichtiger als das eigene Leben.

Die Apostelgeschichte folgt der gleichen Logik und erzählt von einer idealen Urgemeinde, in der alle alles gemeinsam hatten und in der deshalb niemand Not litt. Es galt nicht: „Hast du was, dann bist du was“ sondern „Geben ist seliger als nehmen.“ So haben die ersten Anhänger des neuen Lebens durch ihr Tun „die Welt besiegt“.

So sind auch wir, die wir Christen heißen und auch sein wollen,
aufgerufen, die Welt zu besiegen und uns ihren „Spielregeln“ nicht zu unterwerfen.

Ich möchte diese hohen Gedanken mit der Verkündigung Jesu selbst verbinden. Jesus war voll Anteilnahme und Barmherzigkeit mit uns Menschen. Er nahm unsere Bedürfnisse ernst und wusste, wie beschwerlich Armut und Krankheit und Verfolgung sind.

Deshalb lehrte er uns beten: Vor allem und zuerst, dass Gott geheiligt werde und sein Wille – durch uns – geschehe. Aber sogleich auch um das tägliche Brot, die Vergebung der Sünden und zuletzt: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse (befreie) uns von dem Bösen“.

Die Welt mit ihren Gesetzen stellt unseren Glauben an Gott und an Jesus, den Sohn Gottes, oft hart auf die Probe. Deshalb bitten wir:
Erlöse uns von all dem Bösen, damit wir nicht versucht werden, den Glauben an dich, den guten Gott, zu verlieren und daran, dass bei dir, Gott, alles gut sein wird. Gebe Gott, dass wir das Bekenntnis des Thomas mit all seinen Konsequenzen teilen können: „Mein Herr und mein Gott“.

Fürbitten

Lektor/in: Barmherziger Gott, Jesus hat die Angst vor dem Tod und den Tod überwunden. Wir sehen all die Not der Welt und beten zu dir.

  • Himmlischer Vater             (A) Erfülle sie mit deiner Kraft
  • Wir beten für die Kinder in unserer Stadt, die in armen Familien leben und es schwer haben, Anschluss zu finden und zu halten.
  • Wir beten für die Mütter und Väter, die nur geringen Lohn erhalten oder auf Sozialleistungen angewiesen sind.
  • Wir beten für die Menschen, die eine schlimme Krankheit haben.
  • Wir beten für die Menschen, die einsam sind.
  • Wir beten für die Menschen, die unter Dürre oder Überschwemmungen leiden.
  • Wir beten für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.

Lektor/in: Himmlischer Vater, du hast Jesus, deinen Sohn zu uns gesandt. Er hat unsere Nöte mit uns geteilt. Durch ihn schenkst du uns Anteil an deiner himmlischen Herrlichkeit. Wir loben dich in Ewigkeit. Amen.