30.06.24: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wir dürfen hier miteinander die Messe feiern – beim Sommerfest des KGV.
Es ist jedenfalls ein Ausrufezeichen des KGV, dass er die Messfeier als festen Bestandteil des Sommerfestes ansieht.
Eucharistie – Danksagung
Dank für diese Anlage, dank für die Gemeinschaft,
dank für die erholsamen Stunden, für die Ruhe,
dank für den Ertrag der schweißtreibenden Arbeit.

Dank – vor allem für Jesus, den Wanderprediger aus Nazareth,
für sein Leben und für seine Zuwendung zu den Menschen.

Grüßen wir Jesus Christus, der uns seine Liebe schenkt:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
was macht man, wenn einer bei einem gemeinsamen Biergartenbesuch feststellt, dass er seine Börse vergessen hat? Genau: Man leiht ihm das Geld für die Rechnung oder man lädt ihn sogar ein!

Schulkinder werden angehalten, das Pausenbrot zu teilen, wenn ein anderes Kind nichts dabei und Hunger hat.

Teilen – empfinden wir ganz besonders als christliche Übung!

Ums Teilen geht es auch in den Zeilen des Paulus, die er an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat: Er ruft die Christen in der reichen Hafenstadt Korinth auf, für die armen Christen in Jerusalem zu sammeln.

Zunächst macht er der Gemeinde Komplimente: Sie sind reich an Glauben, sie können hervorragende Reden halten und Erkennen die Gnade Gottes im Wirken Jesu klar und eindeutig und sie sind in der Liebe eifrig.

Paulus begründet die Bitte um Spenden für mit der Armut kämpfenden Jerusalemer Christen mit einem Hinweis auf Jesus:

Jesus hat es so gemacht sagt er: Er war reich: an Weisheit, an Erkenntnis Gottes, an Liebe zu den Menschen und begeisterte viele Menschen.

Ein Beispiel für seinen Reichtum erzählt das Evangelium von der Heilung der seit 12 Jahre unter Blutungen leidenden Frau und des 12jährigen Mädchens, das scheinbar verstorben war.

Blutet nicht auch unsere Gesellschaft aus?
Die Herren über das Geld ziehen einen immer größeren Teil des Ertrags der Arbeit auf ihre Seite?
Der Respekt vor den anderen wird immer geringer: immer mehr Menschen neigen sogar zu körperlicher Gewalt.
Man holt sich, was man bekommen kann.
Die Leistungsbereitschaft wird immer weniger, weil man kaum vom Ertrag der Leistung leben kann.
Die Friedensgesinnung schwindet zugunsten der Kriegsbegeisterung.

In dieser Frau, die seit 12 Jahren blutet, erkenne ich unsere Gesellschaft wieder.

Diese Frau dachte sich: Wenn ich nur den Saum des Gewandes Jesu berühre, werde ich heil.

Bemerkenswert ist: sie konnte sich immer noch vorstellen, heil zu werden. Sie hatte Hoffnung!

Auch ich kann mir vorstellen, dass unsere Gesellschaft wieder heiler wird: dass die Suche nach Gemeinsamkeiten wieder zunimmt,
dass das Wohlwollen unter den Menschen stärker wird;
dass Umsicht und Rücksicht und Vorsicht das Miteinander prägen,
dass der Respekt wieder größer wird und man Beschimpfungen des anderen meidet.

Heilung suchte die Frau nach vielen Fehlversuchen bei Jesus:
Vielleicht, hofft sie, hat er die Kraft, sie zu heilen.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich glaube, dass Jesus die Kraft hat, unsere Gesellschaft von ihren Leiden zu befreien: besonders vom Grundleiden, das wie ein allgegenwärtiger Virus uns alle befallen möchte:

Die Selbstbezogenheit, die Verengung des Blicks auf unsere Bedürfnisse, die daraus erwachsende Selbstsucht, die Angst vor Verlusten, der Neid und die Missgunst.

All das kostet uns unser Vermögen.
Das Immer mehr macht uns immer ärmer.

Wenn wir begreifen, was Jesus reich gemacht hat, wenn wir begreifen, dass wir reicher werden, wenn wir teilen,
wenn wir von Jesus lernen, dass die Liebe lebendig macht –
dann geht seine Kraft auf uns über und wir werden von ihm geheilt.

Kommen wir zu Jesus und lassen wir uns von ihm berühren – heute, wenn wir in der Kommunion seine Liebe empfangen. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Jesus hat alles mit uns geteilt: seinen Reichtum an Liebe und unsere Armut und unsere Schmerzen. In seinem Namen beten wir zum himmlischen Vater:

  • Wir beten für die Menschen, denen das Geld nicht bis zum Monatsende reicht: dass sie Hilfe finden und einen Weg aus ihrer Misere finden. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die mehrere Jobs nebeneinander haben, um über die Runden zu kommen: dass sie einen fairen Lohn bekommen. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die Drogensüchtig geworden sind: dass sie von ihrer Sucht loskommen. Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die den Glauben an die Kraft der Liebe verloren haben: dass sie wieder Hoffnung fassen können.
    Himmlischer Vater –
  • Wir beten für die Menschen, die sich für größere Gerechtigkeit einsetzen: dass es ihnen gelingt, die Verhältnisse zu ändern.
    Himmlischer Vater –
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: für die Menschen in unserer Stadt und in unserer Region und in ganz Europa: dass wir Gemeinsamkeiten suchen und finden und den Frieden bewahren und mehren. Himmlischer Vater –

Lektorin: Himmlischer Vater, du bist eins mit Jesus, deinem Sohn und mit dem Heiligen Geist, der in uns ist. Wir danken dir für alle deine Gaben und preisen dich heute und in Ewigkeit. Amen.

16.06.24: 11. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Begrüßung: Liebe Schwestern und Brüder
Wir haben die Feier unseres Patrozinium mit der Jubiläumsfeier dreier Priester verknüpft, die eng mit der Pfarrei St. Anton verbunden sind:

StR Christian Kronthaler wurde vor 20 Jahren,
Prof. Dr. Hermann Riedl vor 40 Jahren und
ihr ehemaliger Pfarrer Dr. Anton Hierl vor 50 Jahren zum Priester geweiht.

Ich finde, das war eine gute Entscheidung des Pfarrgemeinderates, denn alle drei üben das Priesteramt mit einem Schwerpunkt aus, der auch das Wirken des hl. Antonius prägte: Die Verkündigung der frohen Botschaft, des Evangeliums Jesu Christi.

Ich freue mich, dass StR Christian Kronthaler, Prof. Dr. Hermann Josef Riedl und vor allem Ihr langjähriger Pfarrer Dr. Anton Hierl heute mit uns feiern und begrüße Euch, liebe Brüder, ganz herzlich im Namen unserer Pfarrgemeinde St. Anton. Wir, Pfarrvikar Schedl und ich dürfen heute mit euch zusammen der Eucharistie vorstehen und Gott für all das Gute danken.

Ansprache: Wir feiern heute den Namenstag unserer Pfarrgemeinde und unserer Pfarrkirche St. Antonius von Padua.
Feiern! Mit Pauken und Geigenspiel, mit Gesang und Weihrauch.
Das ist schön. Wir finden es schön. Die Gemeinschaft, die Musik, das Gebet, den Duft.

Lieber Anton, in unseren freundschaftlichen Gesprächen merke ich, dass dir wichtig ist, die befreiende Frohbotschaft Jesu vom Reich Gottes zu verkünden.

Mit den Jahren musstest du leider immer deutlicher erkennen, dass
unser bischöfliches Lehramt mehr daran interessiert ist, verkrustete Machtstrukturen mit fragwürdigen Argumenten zu verteidigen.

Die einfache und klare Botschaft Jesu wird mit heute nicht mehr hilf­reichen Gesetzen und dogmati­schen Entscheidungen vermischt. Und diese stehen der Verkündigung heute mehr im Weg, als sie zu fördern.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich lasse diese Kritik am Lehramt in unserer Kirche einfließen, weil sie wesentlich zu ihrem früheren Pfarrer Dr. Anton Hierl gehört und wir öfter die Entwicklungen in der Kirche während der letzten Jahrzehnte bedauern:

Die von Johannes XXIII angestoßene Verheutigung des Glaubens wurde nach Paul VI. abgebrochen und statt dessen findet – nach dem Wort des Theologen Tomáš Halik –eine Exkulturation des Glaubens an Christus statt.

Das tägliche Leben der Menschen und der Glaube werden einander immer fremder – was sich in der anhaltenden Flut der Kirchenaustritte zeigt.

Diese Entwicklung wird weiterhin verstärkt, weil die Leitung der Kirche nicht bereit ist, heutige Erkenntnisse und Einsichten der menschli­chen Zivilisation zur Kenntnis zu nehmen und mit unserem Glauben an das Evangelium Jesu zu verbinden. Stattdessen hält man fest an historisch bedingten Standpunkten und Gesetzen, die vor Jahrhunderten definiert wurden und vergisst, dass die Kirche auch heute die Vollmacht hat, sich und ihre Lehren zu ändern.

Man vergisst, was der ureigenste Auftrag der Kirche ist: den Menschen heute Hoffnung und Freiheit zu bringen und ihre Liebe mehren.

Ich möchte nicht bei dieser Klage stehen bleiben, denn die frohe Botschaft Jesu gibt mir so große innerer Freude und Freiheit, dass ich davon sprechen muss – und auch dankbar bin, dass meine Kirche mir dazu die Gelegenheit gibt.

„Meine Kirche“, das sind vor allem Sie, liebe Schwestern und Brüder,
denn sie ermöglichen den Dienst – nicht zuletzt durch ihren finanziellen Beitrag zum kirchlichen Leben. Vor allem aber, weil sie – so wie wir zum Dienst Bestellten – zu Jesus kommen, um ihn zu hören. Genauso war es, als Jesus am See von Galiläa das Reich Gottes verkündete:

Das Reich Gottes gleicht der Saat, die von selbst wächst und Frucht bringt, bis die Zeit der Ernte da ist.
Das Reich Gottes gleicht einem Senfkorn, das zu einem großen Baum wird,
obwohl es das kleinste unter allen Samenkörnern ist, die in die Erde gesät werden.

Diese beiden Vergleiche sind voller Optimismus.
Das kleinste wird groß – es muss nur gesät werden!
Was gesät ist wächst und bringt Frucht – es muss nur gesät werden.

Der Anfang, den Jesus gemacht hat, war auch klein: einfache Leute, keine Charismatiker, keine Theologen, sondern Fischer, Handwerker, Mütter, Kinder, Bettler, Menschen mit diversen Behinderungen waren bei Jesus!

Es gab kaum Mittel, nur eine Kasse, um Armen Geld zu geben und um sich selbst zu ernähren.

Der Same, das war seine Botschaft: Gottes Reich ist für euch da!
Es gehört Euch.
Der, den ihr ehrfürchtig als Herr und Gott ansprecht, er ist euer Vater.
Er schenkt es euch!
Er vererbt euch das Reich Gottes, wie ein Vater sein Eigentum an seine Kinder vererbt.
Gott will euch haben!

Lasst euch von niemanden einreden, ihr wäret zu gering für Gott, ihr würdet zu wenig beten, oder ihr hättet zu sehr gegen seine Gebote verstoßen!

Hört auf damit, euch die Gunst Gottes verdienen zu wollen!
Bekehrt euch und glaubt daran, dass Gott euch haben will – für immer und ewig!

Liebe Schwestern und Brüder, diese einfache Botschaft hat seit den Tagen Jesu und seiner Jünger so viel Frucht gebracht. Auch heute!
Sie sind ja davon beseelt, dass Gott sie liebt.
Sie sind davon beseelt, diese Liebe weiter zu schenken.
Und mit ihnen unzählige Menschen in allen Ländern der Erde!

Die Botschaft von Gottes Reich bringt Frucht bei den Menschen,
die mit der gleichen Liebe leben, wie Jesus selbst.

Lieber Hermann – Josef, lieber Christian, lieber Anton, lieber Gerhard,
danke, dass ihr die Frohe Botschaft verkündet, wie man Samen in die Erde sät. Gott segne euch und euer Bemühen in der Vergangenheit und in der Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder,
am Ende des Gottesdienstes werden wir klatschen, weil uns Gesang und Musik so gut gefallen haben.
Jetzt bitte ich sie zu klatschen und H. Riedl und H. Hierl und H. Kronthaler für ihren Dienst zu danken und ihnen Beifall zu spenden.

Fürbitten

Pfarrer Hierl: Gott, himmlischer Vater, Jesus hat uns das Reich Gottes verkündet und uns Hoffnung und Freiheit und Freude geschenkt. Wir beten zu dir:

Lektor/in: Himmlischer Vater   L/A Erhöre unser Gebet

  • Wir beten, dass die frohe Botschaft immer mehr Menschen mit Freude erfüllt und ihre Hoffnung stärkt.
  • Wir beten für alle, die die frohe Botschaft verkünden: dass ihre Begeisterung immer größer wird und dass die Botschaft viele Früchte bringt.
  • Wir beten für die Bischöfe, die die Kirche leiten: dass sie die Stimme des Geistes in den Glaubenden hören und achten.
  • Wir beten für die ganze Menschheit: dass die Kriege weniger werden und sich der Friede ausbreitet.
  • Wir beten für Dr. Anton Hierl, für Prof. Hermann Josef Riedl und für Christian Kronthaler, dass ihr Vertrauen wächst, ihre Hoffnung stark bleibt und die Liebe zu dir und den Menschen immer heller leuchtet.
  • Wir beten für unsere Verstorbenen: dass sie Anteil haben an
    deiner himmlischen Freude.

Pfarrer Hierl: Himmlischer Vater, mit Lob und Dank sagen wir Dir unsere Bitten. Erhöre unser Gebet durch Christus, unseren Herrn.

09.06.24: 10 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung
Die Geschichte von Adam und Eva im Paradies und ihr Herausfallen aus dem Paradies sind ein biblisches Vermächtnis an die Menschen aller Zeiten.

Leider wurde diese Geschichte in der Vergangenheit engherzig ausgelegt.
Die Sünde wurde mit Sexualität und Begehrlichkeit erklärt.

Dabei ist der Kern der Geschichte ein ganz anderer:
Das nicht einlösbare Versprechen: „Ihr werdet sein wie Gott!“

Der Mensch hadert Hadern mit den eigenen Mängeln,
er leidet an seiner Unzulänglichkeit.

Er braucht Erlösung, Befreiung, damit er mit sich und seinem Leben versöhnt sein kann.

Jesus hat dem Klagen über die eigene Bedürftigkeit eine befreiende Botschaft entgegengesetzt:

Du bist nicht von Gott bestraft, sondern geliebt und gewollt!
Gott schenkt dir Anteil an seiner Vollkommenheit.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Adam versteckte sich, weil er sich nackt fühlte.

Damit beschreiben die „Jahwist“ genannten Redakteure dieser Geschichte die Scham des Menschen, sich nackt vor anderen zu zeigen.

Dabei geht es nicht ursächlich und eigentlich um die körperliche Nacktheit: Es geht vielmehr um den Zusammenhang mit der Versuchung, der Mensch in der mythologischen Urgeschichte erlegen ist:
„Gut und Böse erkennen und sein wie Gott.“

Der Mensch weiß, dass er nicht wie Gott ist. Er fühlt sich darum klein, machtlos und „nackt“ – also schutzlos und ausgeliefert.

Was unterscheidet den Menschen von Gott?

Er lebt nicht aus sich selbst, sondern er hat das Leben empfangen.

Er kann das Leben nicht festhalten, sondern stirbt.

Er kann die Welt nicht erklären. Sie gibt ihm Rätsel auf und jedes gelöste Rätsel stellt ihn sogleich vor mehrere anderen. Und:

Der Mensch möchte gut und kann gut sein – aber er ist es nicht immer.

Diese Versteckgeschichte von Adam und Gott hat ist voller Anspielungen und Mehrdeutigkeiten. Darunter finde ich wichtig diese:

Adam werden die Worte in den Mund gelegt: Die Frau, die Du Gott mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben!

So wird eigentlich sogar Gott verantwortlich gemacht: Hättest Du mich allein gelassen, …

Liebe Schwestern und Brüder,
Unsere menschliche Bedürftigkeit in dieser Geschichte wunderbar eindrucksvoll und plastisch erzählt – und jeder kann es verstehen – auch wenn es nicht alle gleich verstehen.

Der Fluchspruch über die Schlange ist zugleich eine Überlebenszusage an den Menschen und auch an die Schlange:

Denn die Nachkommen der Schlange werden überleben.
Die Nachkommen des Menschen ebenso.

Der Mensch findet sich seit es Mensch ist in dem Zwiespalt, den die Geschichte beschreibt: Er möchte vollkommen sein und leidet unter seiner Unvollkommenheit.

Für uns Christen bedeuten aber Jesus und sein Leben eine Zäsur in dieser langen Geschichte:
Jesus hat in seiner Person dem Bösen keinem Raum gelassen.
Er hat den Menschen das Leben gerettet. Er hat sie geheilt und mit sich versöhnt. Die gesagt haben: es hat keinen Sinn, gegen das Böse zu kämpfen, die bösen Geister hat er ausgetrieben.

Jesus hat den Kampf gegen das Böse gewonnen. Er hat es besiegt, indem er immer das Gute getan hat. Er ließ sich nicht täuschen von denen, die sagen: der Zweck heiligt die Mittel.
Er wusste, dass Gutes nur bewirkt, wer Gutes tut. Denn:

Der Krieg bringt keinen Frieden.
Gewalt gebiert kein Leben.
Lüge bringt keine Gerechtigkeit.
Feindschaft führt nicht zur Versöhnung.

Wer den Frieden will, muss auf Angriff verzichten.
Wer das Leben will, darf keine Gewalt anwenden.
Wer Gerechtigkeit will, kann nicht auf Lügen bauen.
Wer Versöhnung will, hört auf, den anderen als Feind zu sehen.

Jesus legt es in unsere Hand, ob wir zu seiner Familie gehören:
Wer den Willen seines Vaters tut, der ist ihm Bruder und Schwester und Mutter. Der Ursprung des Lebens, unser Vater, will, dass wir für das Leben eintreten und dabei auf die Kraft des Guten vertrauen. So wie Jesus unser Bruder. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Herr, unser Gott, die Welt, wir selbst, sind gezeichnet vom Zwiespalt zwischen Gut und Böse. In unserer Zerrissenheit rufen wir zu dir.

  • Wir beten für alle, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit, Zwängen und Entfremdung leiden – dass sie befreit werden und selbstbestimmt leben können. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die Macht über andere Menschen haben: dass sie geleitet werden von der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die meinen, dass sie nur ohne Gott, frei sein können: dass sie von der Sehnsucht getrieben bleiben, gute Menschen zu sein.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die sich in der Kirche engagieren: dass sie immer wieder im Vertrauen auf Gott und in der Liebe bestärkt werden.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen stärker wird. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die Kinder, die bald gefirmt werden: dass sie von der Freude und Freiheit des Heiligen Geistes erfasst werden.
    Du Gott des Lebens.

Lektorin: Herr, unser Gott, in unendlicher Geduld suchst du uns, deine gefährdeten Geschöpfe. Darum danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.

02.06.24: 9. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Wozu sind Gesetze da?
Warum halten wir uns an die Gesetze?
Welche Gesetze stören mehr, als sie helfen?
Welche Gesetze sind überflüssig oder falsch?

Die Antworten, die wir uns auf diese Fragen geben, sind wichtig – sowohl für unsere Gesellschaft in Stadt und Land als auch für uns als Kirche Jesu Christi.

Denn Gesetze sollen Einigkeit schaffen und Gerechtigkeit.
Sie sollen dem Zusammenleben in der Gesellschaft dienen – nicht einzelnen oder kleinen besonders mächtigen Gruppen.

Die Gesetzte Gottes sind nicht viele.
Eigentlich nur eines. Wenn unser Herz und unser Wille und unser Verstand darauf ausgerichtet sind, Gott und den Mitmenschen zu lieben, dann brauchen wir keine anderen Gesetze.

Preisen wir Jesus Christus, der unser Augenmerk auf das Wesentliche lenkt, auf die Liebe, die Gott uns schenkt.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Darf man am Sonntag arbeiten? Juden schon! Denn für sie ist der Sabbat – in unserer Sprache der Samstag – der Ruhetag. Die orthodoxen Juden halten sich streng an die Sabbatruhe und vermeiden es sogar, elektrische Geräte einzuschalten.
Wir Christen halten die gebotene Arbeitsruhe hingegen am Sonntag, am Tag nach dem Sabbat, weil Jesus am Tag nach dem Sabbat von den Toten auferstanden ist.

Wie weit aber soll die Sabbatruhe gehen?

Im Buch Deuteronomium wird der Sabbat als Tag der Freiheit eingerichtet.
Als die Israeliten Sklaven waren, hatten sie keinen Ruhetag. Nun aber in Freiheit ist der Sabbat ein Tag der Freiheit für Menschen, Fremde und Einheimische, und sogar für die Sklaven und die Arbeitstiere.

Jesus stellt das Sabbatgebot in keiner Weise in Frage. Aber er stellt es in den richtigen Zusammenhang: Der Sabbat soll Freiheit bringen – aber er soll die Menschen nicht daran hindern, den Hunger zu stillen oder einem anderen Gutes zu tun.

Ich erspare es ihnen aufzuzählen, wer alles um Gottes willen am Sonntag seinen Dienst zum Wohl anderer Menschen leistet und leisten darf.
Aber ich stelle auch die Frage, ob unsere Gesellschaft den Sonntag inzwischen nicht doch dem Gelderwerb geopfert hat und sich so zum Sklaven des schnöden Mammons macht.

Die Vergnügung suchenden Menschen beschäftigen ein Heer von Bedienungen, Fahrgeschäftbetreibern, ‑

Durch die Hintertür verliert der Sonntag seinen Sinn als Tag der Freiheit, an dem die Menschen – und zwar alle – nicht dem Zwang der Arbeit unterliegen.

Nun ich weiß, wenn ich hier darüber spreche, trage ich Eulen nach Athen – für Sie ist der Sonntag ein Tag der Ruhe. Wir danken im Gottesdienst unserem Gott für das Leben in seiner wunderbaren Schöpfung.

Wir erinnern uns und bekräftigen uns gegenseitig darin, was der Sinn des Lebens ist: für andere da zu sein und anderen Gutes zu tun, damit Gottes Güte in dieser Welt spürbar und wirksam wird.

Eines ist mir in der Heilungsgeschichte aufgefallen:
Jesus hatte offenbar mit heftigen Gefühlen zu kämpfen: Da steht:
Er war voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz!

Was ist ein verstocktes Herz? Worin zeigt es sich?

Es zeigt sich im sturen Beharren auf starren Regeln, ohne zu überlegen, ob dadurch Schaden entsteht oder Gutes verhindert wird:
Es wird dann gesagt: „Wo kämen wir denn dahin.“
Oder „Das ist nun mal so.“

Verstockt sind Menschen, die keinerlei Beweggründe gelten lassen, um vom Gewohnten abzuweichen und die jede Veränderung ablehnen mit dem einzigen und wenig gewichtigem Grund: „Das war bei uns schon immer so.“ und: „Das haben wir noch nie so gemacht“

Der eigentliche Wert, den ein Gesetz hochhält, wird so mit dem Wortlaut der Vorschrift verwechselt.
Verbunden damit ist oft das Beharren auf der eigenen Macht:
man möchte sich nicht dreinreden lassen.
Die etwas verändern wollen, werden als Querulanten beschimpft.

Hüten wir uns davor, in dieser oder ähnlicher Weise, im Guten zu verhärten. Vermeiden wir es, ein „verstocktes Herz“ zu haben.

Vielmehr möchte ich darüber nachsinnen, was Menschen heilt, wie Gottes Geist wirken möchte, wohin er mich bewegen möchte.

Regeln sind nicht unveränderlich. Unveränderlich ist nur der Zweck der Regeln: sie sollen helfen, dass das Leben gut gelingt.

Dem dient auch die Sonntagsruhe: Dass es einen Tag gibt, um sich zu erholen und sich darauf zu konzentrieren, wofür man sich während der anderen Tage anstrengt und was im Leben wesentlich ist. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott des Lebens. Wir beten zu dir:

L/A: Schenke Heil und Leben

  • Wir beten, dass die Kriege führenden Staaten Wege zum Frieden suchen und den Mut haben, sie zu gehen.
  • Wir beten für die Regierungen: dass sie immer danach streben, wie das größtmögliche Wohl für möglichst viele Menschen erreicht werden kann.
  • Wir beten für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und unseres Landes: dass sie Gewalt verabscheuen und niemandem Gewalt antun.
  • Wir beten für die Menschen, denen auch in der Kirche Unrecht geschah, dass ihnen geholfen wird, den Schaden zu überwinden.
  • Wir beten für alle christlichen Kirchen, dass sie die Saat des Friedens ausstreuen und verfeindete Menschen ins Gespräch bringen.

Lektorin: Du Gott hast uns Frieden gebracht durch deinen Sohn, einen Frieden, der höher ist als alle Vernunft und den die Welt uns nicht nehmen kann. Wir danken dir und verherrlichen Deinen Namen, jetzt und immer. Amen.

30.05.24: Fronleichnam

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Die Messfeier ist der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. In der Messe wiederum ist die Wandlung das Wichtigste. Demnach ist das Wichtig­ste in der Kirche die Wandlung? – Viele meinen in der Kirche sollte immer alles gleichbleiben.

Das Fest, das der Eucharistiefeier selbst gilt, verdanken wir der Augustinerin Juliane von Lüttich und ihrer Eingebung.

Feiern wir freudig miteinander Eucharistie: vieles hat sich an dieser Feier schon gewandelt und wird sich noch wandeln müssen, so dass wir tatsächlich wieder gerne Messe feiern und uns darauf freuen.

Kyrie         Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters
                   Herr Jesus Christus, Bruder der Menschen
                   Herr Jesus Christus, Haupt deiner Kirche

Ansprache Liebe Schwestern und Brüder,
was ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam?

Am Gründonnerstag steht das letzte Abendmahl im Vordergrund, bei dem Jesus dieses Zeichen gestiftet hat mit dem Auftrag: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“

Der Gründonnerstag steht emotional unter dem Vorzeichen des Abschieds und des bevorstehenden Foltertodes Jesu. Es ist eine gedrückte Stimmung.

Wenn wir Eucharistie feiern, feiern wir nicht den Abschieds Jesu, sondern wir feiern den österlichen Sieg Jesu: Jesus ist auferstanden vom Tod, damit auch wir auferstehen und an die größere und lebenspendende Macht Gottes glauben.

Die sonntägliche Messfeier ist ein Fest, in dem sich die Freude der Jünger Jesu ausdrückt und in der diese Freude immer wieder erneuert wird – und zwar gerade weil wir auch den Ernst der Hingabe Jesu mit seinen Worten zur Sprache bringen: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!“

Um dann aber freudig zu bekennen: „Deinen Tod o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!“

Das ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam:
Fronleichnam ist das Gedenken an das letzte Abendmahl + die österliche Auferstehungsfreude, die wir gerade wieder 50 Tage lang gefeiert haben.

Deshalb lasse ich bei jeder sonntäglichen Messfeier in unseren beiden Pfarrkirchen die Osterkerze entzünden. Christus ist wie ein helles Licht, das uns leuchtet und uns Geborgenheit und Erkenntnis bringt.

In der hl. Messe rufen wir uns das Leben und die Verkündigung Jesu ins Gedächtnis und wir brechen und teilen das Hostienbrot miteinander.

Das ist das eigentliche Zeichen der Eucharistie – mehr als das Hostienbrot, das wir als „Leib Christi“ bezeichnen!

Wir bewahren das dem Gedächtnis Jesu geweihte Brot auf, weil es in dieser Feier einen neuen Sinn erhalten hat: Es weist hin auf Jesus Christus, der für uns gelebt hat und sein Blut vergossen hat und auferstanden ist.

Wir Katholiken pflegen sogar den Brauch, das Brot in der Monstranz durch die Straßen zu tragen. Wir tun das auch mit dem Kreuz oder mit Figuren Jesu und von Heiligen. Das Brot ist aber etwas anderes.

Es ist das Brot, das wir essen werden und das unsere Liebe und den Glauben an die Liebe stärkt.

Gerade, weil dieses Hostienbrot so unscheinbar ist und so dürftig, weist es uns umso mehr auf Christus hin und seine Bedeutung für uns.

Wenn wir dieses Brot empfangen und essen, tun wir es bitte voller innerer Betroffenheit – Andacht sagt man auch.

Wir lassen uns berühren von der unübertrefflichen Liebe Jesu Christi
und von dem Geschenk seines Lebens.

So geschieht die zweite und mindestens genauso wichtige Wandlung in der Messfeier. Wir die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden immer mehr zu dem, was wir seit der Taufe sind: Wir werden zum Leib Christi in unserer Zeit, durch den Gott seine Wohltaten auf der Erde vollbringt.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Himmlischer Vater, dankbar für deinen Sohn Jesus Christus beten wir zu dir:

Vater im Himmel        L/A: Wir bitten dich, erhöre uns

  • Für die vielen Christen, die nicht zu unseren Versammlungen kommen: Dass der Glaube in ihnen wächst und ihnen Kraft und Halt gibt.
  • Für die Leiterinnen und Leiter der christlichen Gottesdienste: dass sie Ideen und Phantasie entwickeln, damit unsere Feiern noch anziehender und ergreifender werden.
  • Für unsere römisch-katholische Kirche, dass die Bereitschaft zu Wandlung und Erneuerung zunimmt, damit wir das Evangelium den Menschen wieder nahebringen können.
  • Für alle christlichen Kirchen, dass sie damit aufhören einander auszuschließen und zu verurteilen, sondern sich gegenseitig schätzen und in christlicher Eintracht miteinander das Brot brechen.
  • Für die Christen, deren Leben sich dem Ende zuneigt: dass sie durch das eucharistische Brot gestärkt werden und in Frieden ihr irdisches Leben beschließen können.

Lektorin: Darum bitten wir dich unseren Vater durch Jesus Christus, unseren Herrn im Heiligen Geist. Amen.